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Maynard war eine Zeitlang ruhig geblieben, hatte eher selbstgerecht als gereizt reagiert, und diese Antworten waren gesendet worden. Am Ende zerfiel jedoch seine Höflichkeit, er wurde laut und drohte mit dem Zeigefinger.

»Ich tue nichts Illegales«, beschied er den Interviewer mit schwerer Stimme. »Ihre Anspielungen sind unerhört. Wenn ein Schuldner nicht zahlen kann, ist man berechtigt, sein Eigentum zu übernehmen. So macht es der Staat. Die Gerichte erzwingen es. Es ist das Gesetz. Ich will Ihnen ein Beispiel aus dem Rennsport geben: Wenn da jemand seine Trainingskosten nicht aufbringt, ist der Trainer berechtigt, das Pferd zu verkaufen, um zu seinem Geld zu kommen. Es ist das Gesetz, ja mehr noch, es ist ein Naturrecht.«

Der Interviewer erwähnte schurkische Hypothekengläubiger, die zwangsvollstreckten und ihre Mieter vertrieben. War es nicht so, fragte er, daß Maynard einem in Bedrängnis geratenen Familienbetrieb Geld geliehen hatte, der einen Wohnblock besaß, dessen Unterhaltungskosten die Mieteinkünfte überstiegen, so daß man sich die von den Behörden verlangten Reparaturen nicht leisten konnte? Und hatte Maynard nicht nach Abschluß der Reparaturarbeiten sein Geld zurückgefordert? Und hatte er, als die Familie nicht zahlen konnte, nicht gesagt, er würde statt dessen die Wohnungen nehmen, die für die Familie sowieso ein Verlust seien? Und waren danach nicht geheimnisvolle Risse im Gemäuer aufgetreten, so daß der Bau für unbewohnbar erklärt wurde und die ganzen armen Mieter gehen mußten? Und hatte er danach dann nicht die Wohnungen abgerissen und das Eigentumsrecht an dem

Land einer Siedlungsgesellschaft verkauft, für das Zehnfache seines ursprünglichen Reparaturdarlehens?

Das inquisitorische Wesen des Interviewers lag jetzt völlig offen zutage, und die Fragen wurden als Anschuldigungen herausgeschleudert, auf die Maynard jeweils mit zunehmender Wut antwortete: »Das geht Sie nichts an.«

»Das Gebäude war wegen Erschütterungen durch die U-Bahn abgesackt.«

»Die Familie war froh, eine erdrückende Verpflichtung los zu sein.«

»Ich beantworte diese Fragen nicht.«

Die letzte Äußerung war praktisch ein Brüllen. Der Interviewer machte beruhigende Gesten mit der Hand, lehnte sich in seinen Sessel zurück, wie um sich zu entspannen, und dieses ganze Beschwichtigungsverhalten führte dazu, daß Maynard eher gärte als brodelte. Ein finsterer Gesichtsausdruck blieb dennoch. Edelmut war nirgends zu erkennen.

Der Interviewer sagte freundlich, mit versteckter List: »Sie haben Rennpferde erwähnt. Stimmt es, wenn ich meine, daß Ihr Vater Pferdetrainer war und daß Sie eine Zeitlang sein Assistent gewesen sind?«

Maynard sagte ungnädig: »Ja.«

»Verraten Sie uns, was Sie von Investitionen in Vollblüter halten.«

Maynard sagte, man könne dabei verdienen, wenn man Experten zu Rate ziehe.

»Aber in Ihrem Fall«, meinte der Interviewer, »dürften Sie Ihr eigener Experte sein.«

Maynard zuckte die Achseln. »Vielleicht.«

Der Interviewer sagte aalglatt: »Erzählen Sie uns mal, wie Sie zu Ihrem Rennpferd Metavane gekommen sind?«

Maynard entgegnete knapp: »Ich nahm ihn als Schuldenausgleich.«

»So wie bei Ihren anderen Geschäften?«

Maynard antwortete nicht.

»Metavane erwies sich als ein großartiges Pferd, nicht wahr? Und Sie haben ihn für mindestens vier Millionen Pfund an ein Konsortium gebracht ... das muß bei weitem Ihr größter Coup gewesen sein ... größer noch als die Patente der Gebrüder Bourne. Wollen wir auf diese beiden Unternehmungen eingehen? Sagen Sie mir doch zunächst einmal, wieviel Sie Metavanes früheren Besitzern oder den Gebrüdern Bourne von den laufenden Erträgen Ihrer Umtriebe abgeben.«

»Hören Sie mal«, sagte Maynard wütend, »wenn Sie einen Bruchteil meines Geschäftssinns hätten, würden Sie irgendwo etwas Nützliches tun, anstatt blaß vor Neid hier herumzusitzen und andern am Zeug zu flicken.«

Er stand jäh und heftig auf und marschierte entschlossen aus dem Bild, wobei er das Mikrofon herunterriß, das er am Schlips trug, und es auf den Boden warf. Der Interviewer machte keinen Versuch, ihn aufzuhalten. Statt dessen blickte er in die Kamera und erklärte mit sorgfältig demonstriertem Widerwillen, einige der großen und kleinen Firmen, die bekanntlich Nutzen aus Mr. Allardecks Rettungsmissionen gezogen hätten, seien Downs & Co. (eine Druckerei), Benjy’s Schnellrestaurant, Healthy Life (Sportartikelhersteller), das Applewood Gartencenter, Purfleet Electronics und die Gebr. Bourne (Gerätebau).

Unter den Vermögenswerten der Gebrüder Bourne, sagte er, hatten sich seit langem übersehene Patente für ein Spezialventil befunden, für das erst in jüngster Zeit ein Bedarf in der Industrie entstanden war. Sobald es ihm gehörte, hatte Maynard es auf Lizenzbasis dem Meistbietenden überlassen und seitdem ordentlich kassiert. Die Gebrüder Bourne? Der Interviewer schüttelte den Kopf. Den Gebrüdern Bourne war erst aufgegangen, was ihnen gehört hatte, nachdem sie sich unwiderruflich davon getrennt hatten. Aber wußte Maynard, was er von ihnen bekam? Fast mit Sicherheit ja. Der Interviewer lächelte boshaft und stieß das Messer voll hinein. Wenn Maynard den Brüdern Bourne gesagt hätte, was da bei ihnen in einem Ordner verstaubte, hätten sie sich selbst doppelt und dreifach retten können.

Das selbstgefällig sarkastische Gesicht des Interviewers verschwand in einem neuerlichen Blizzard, und Rose Quince erhob sich träge, um alles auszuschalten.

»Nun?« sagte sie.

»Übel.«

»Ist das alles?«

»Warum haben die in Handel heute nicht das ganze Band gezeigt? Sie wollten offensichtlich gegen Maynard sticheln. Warum haben sie das Ergebnis zurückgehalten?«

»Ich dachte, das fragen Sie nie.« Rose lehnte die Hüfte an einen Tisch und betrachtete mich mit bissiger Belustigung. »Ich würde meinen, Allardeck hat sie dafür bezahlt, daß sie’s nicht zeigen.«

»Wie bitte?«

»Sie sind ein Unschuldslamm, was? Dieser Interviewer und sein Regisseur haben auch früher schon einen Dummen gefunden und in die Pfanne gehauen, ohne daß die Rauferei je auf den Bildschirm kam. Ein Politiker, das weiß ich mit Sicherheit, wurde von dem Regisseur eingeladen, sich sein hoffnungslos vernichtendes Band vor der Ausstrahlung anzusehen. Er war völlig entsetzt und fragte, ob es irgendein Mittel gebe, wie er den Regisseur überreden könne, es zu schneiden. Klar, meinte der Regisseur, das älteste Mittel der Welt, Ihre Brieftasche.« »Woher wissen Sie das?«

»Der Politiker hat es mir selbst gesagt. Er wollte, daß ich darüber schreibe, so aufgebracht war er, aber ich konnte nicht. Er erlaubte mir nicht, seinen Namen zu nennen.«

»Maynard«, sagte ich langsam, »hat eine echte Begabung für den Erwerb von Vermögen.«

»Allerdings. Und nichts Illegales. Es sei denn, er hätte nachgeholfen, damit die Züge die Grundfesten des Wohnblocks erschüttern.«

»Was niemals nachzuweisen wäre.«

»Unmöglich.«

»Wo hat denn der Interviewer das alles ausgegraben?«

Rose zuckte mit den Schultern. »Aus Akten. Aus Archiven. Wie wir alle es tun, wenn wir an einer Story sind.«

»Er hat sich eine ganze Menge Arbeit gemacht.«

»Weil er sich eine ganze Menge Lohn erhoffte.«

»Mm«, sagte ich. »Wenn Maynard da schon auf die Adelung aus war, hätte er jede Summe hingeblättert. Sie hätten vermutlich mehr bei ihm holen können, als sie geholt haben.«

»Die werden sich kringeln wie Zitronenschale, jetzt, wo sie das wissen.« Der Gedanke gefiel Rose sehr.

»Woher haben Sie das Band?« fragte ich neugierig.

»Von dem Regisseur gewissermaßen. Er schuldete mir einen großen Gefallen. Ich sagte ihm, ich wollte Allardeck zerpflücken, und bat ihn, das Interview noch mal sehen zu dürfen - nach Möglichkeit ungeschnitten -, und er war richtig entgegenkommend. Ich mußte ihm ja nicht erzählen, daß ich über seine kleine Trickkiste Bescheid wußte, nicht wahr?«