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Zuerst mit Holly.

»Warst gut heute«, sagte sie.

»Was?«

»Dein Sieg natürlich.«

»Ach ja.« Das schien eine Ewigkeit her zu sein. »Danke.«

»Wo steckst du?« sagte sie. »Ich hab’s im Cottage versucht.«

»In London.« Ich nannte ihr das Hotel und meine Zimmernummer. »Wie sieht’s aus?«

»Furchtbar.«

Ich teilte ihr mit, daß die Flag versprochen hatte, die Entschuldigung abzudrucken, und das munterte sie ein wenig auf, aber nicht sehr.

»Bobby ist aus dem Haus. Er geht auf der Heide spazieren. Das alles ist gräßlich. Ich wünschte, er käme wieder.«

Die Angst war ungeschminkt in ihrer Stimme, und ich verbrachte einige Zeit damit, sie zu beruhigen, sagte ihr, Bobby käme bestimmt bald zurück, er würde wissen, wie sie sich sorgte; und insgeheim fragte ich mich, ob er nicht so tief in seine eigene Verzweiflung verstrickt war, daß er keinen Raum hatte, sich die von Holly vorzustellen.

»Hör zu«, sagte ich nach einer Weile. »Tu was für mich, hm?«

»Ja. Was denn?« »Schlag in den Rennberichten Maynards Pferd Metavane nach. Es hat vor acht Jahren die 2000 Guineas gewonnen, entsinnst du dich?«

»Dunkel.«

»Ich möchte wissen, wem es vor Maynard gehörte.«

»Ist das wichtig?« Sie klang uninteressiert und mutlos.

»Ja. Sieh mal, was du rausfinden kannst, und ruf mich zurück.«

»In Ordnung.«

»Und mach dir keine Sorgen.«

»Ich kann nicht anders.«

Niemand konnte anders, dachte ich beim Auflegen. Daß sie unglücklich war, lastete auf mir, als wäre ich es selbst.

Ich rief Rose Quince unter der Privatnummer an, die sie mir mitgegeben hatte, und sie nahm atemlos beim achten Läuten ab; sie sei gerade im Moment zur Tür hereingekommen.

»Man hat Sie also nicht in die Druckpresse geschmissen?« sagte sie.

»Nein. Aber ich fürchte, ich bin von der Panzerjacke abgeprallt.«

»Keine Überraschung.«

»Trotzdem, lesen Sie am Freitag die Intimen Details. Und kennen Sie übrigens einen Mann namens Tunny? Er gibt die Intimen Details heraus.«

»Tunny«, sagte sie, »Tug Tunny. Ein Gedächtnis wie eine Floppy Disk, sofortiges Erinnern auf Knopfdruck. Er war sein Leben lang im Klatschgeschäft. Als Kind hat er wahrscheinlich Schmetterlingen die Flügel ausgerissen, und sein Herz hüpft, wenn er irgendeinen armen Kerl in eine schmutzige Scheidung treiben kann.« »So sah er nicht aus«, meinte ich zweifelnd.

»Lassen Sie sich von dem pfaffenhaften Anschein nicht beirren. Lesen Sie seine Rubrik. Das ist er.«

»Ja. Danke. Und wie steht’s mit Owen Watts und Jay Erskine?«

»Die Leute, die ihre Sachen im Garten Ihrer Schwester liegengelassen haben?«

»Ganz recht.«

»Von Owen Watts hab’ ich bis heute noch nie gehört«, sagte Rose. »Jay Erskine . wenn das derselbe Jay Erskine ist, dann hat er früher beim Towncrier als Gerichtsreporter gearbeitet.«

In ihrer Stimme waren Vorbehalte, und ich sagte überredend: »Erzählen Sie mir von ihm.«

»Hm.« Sie schwieg, dann schien sie sich zu entschließen. »Er kam vor einiger Zeit ins Gefängnis«, sagte sie. »Er war von Berufs wegen soviel mit Kriminellen zusammen, daß er anfing, sie zu mögen, wie Polizisten manchmal. Er wurde wegen Behinderung der Justiz verurteilt. Jedenfalls, wenn es derselbe Jay Erskine ist, der war knallhart, aber ein toller Schreiber. Wenn die Texte über Ihren Schwager von ihm stammen, hat er sich kaufen lassen.«

»Er muß sich ernähren«, sagte ich.

»Nur kein Mitleid«, tadelte Rose. »Jay Erskine hätte auch keins.«

»Nein«, sagte ich. »Danke. Waren Sie schon mal im Flag-Gebäude?«

»Nicht, seit sie’s renoviert haben. Es soll grausam sein. Als Pollgate es übernahm, hat er einen Innenarchitekten darauf losgelassen, dem orange Küchenplastik in die Wiege gelegt worden war. Wie ist es denn?«

»Grausam«, sagte ich, »ist eine Untertreibung. Wie ist denn Pollgate selber?«

»Nestor Pollgate, seit einem Jahr Inhaber der Flag«, sagte sie, »soll ein ziemlich junger, hochstrebender Scheißkerl ersten Ranges sein. Ich habe ihn noch nicht kennengelernt. Es heißt, ein angreifendes Nashorn sei ungefährlicher.«

»Hat er die redaktionelle Kontrolle?« fragte ich. »Druckt Sam Leggatt auf Pollgates Bestellung?«

»In der guten alten Zeit haben die Verleger sich nie eingemischt«, sagte sie wehmütig. »Heute tun es einige, die anderen immer noch nicht. Bill Vaughnley gibt allgemeine Ratschläge. Der alte Lord gab in den Anfangsjahren den Towncrier noch selbst heraus, aber das war etwas anderes. Pollgate hat die Flag über etliche geschundene Leichen hinweg gekauft, und in Fleet-Street-Bars sieht man FlagBerichterstatter von der alten Garde in ihr Bierglas weinen wegen der hohlen Hetze, die sie verzapfen müssen. Der Chefredakteur vor Sam Leggatt warf das Handtuch und stieg aus. Pollgate hat zweifellos die Flag zu neuen Höhen der Verworfenheit geführt, aber ob er mit der Peitsche über Leggatt steht, weiß ich nicht.«

»Heute abend war er, glaub ich, nicht da«, sagte ich.

»Er verbringt seine Zeit damit, sich in der Londoner Geschäftswelt breitzumachen, soviel ich gehört habe. Übrigens, im Vergleich zu Pollgate ist Ihr Maynard ein Waisenkind mit seinen kleinen Übernahmen und seiner frommen Fassade. Man sagt, Pollgate schert sich einen Dreck darum, was die Leute von ihm denken, und seine finanziellen Schikanen fangen da an, wo Maynard aufhört.«

»Ein richtiges Goldstück.«

»Sam Leggatt verstehe ich«, sagte sie. »Pollgate nicht. Wenn ich Sie wäre, würde ich die Flag lieber nicht noch weiter piesacken.«

»Mag sein.«

»Bedenken Sie, was die mit Ihrem Schwager gemacht haben«, sagte sie, »und lassen Sie sich das zur Warnung dienen.«

»Ja«, antwortete ich nüchtern. »Vielen Dank.«

»Keine Ursache.«

Sie sagte fröhlich auf Wiedersehn, und ich saß da, trank ein Glas Wein und dachte an Sam Leggatt und den furchterregenden Drahtzieher hinter ihm. Fragte mich, ob die Kampagne gegen Maynard von ganz oben ausgegangen war oder von Leggatt oder von Tunny, oder von Watts und Erskine oder aber von völlig außerhalb der Flag oder von einem aus dem Kometenschweif der Opfer Maynards.

Das Telefon klingelte, und als ich abnahm, hörte ich Hollys Stimme, die ohne Vorrede sagte: »Maynard bekam Metavane als noch nicht gelaufenen Zweijährigen, und die vorherigen Besitzer waren in den Rennberichten nicht zu finden. Aber Bobby ist jetzt wiedergekommen, und er meint, sie hießen Perryside. Er ist sicher, daß sein Großvater früher für sie trainiert hat, aber sie scheinen ganz aus dem Rennsport verschwunden zu sein.«

»Hm«, sagte ich. »Habt ihr noch so alte Bände vom Racing Who ’s Who? Da waren Seiten mit Besitzern drin, einschließlich Adressen. Ich hab sie, aber die sind im Cottage, und das nützt mir heute abend wenig.«

»Ich glaube nicht, daß wir welche von vor zehn Jahren haben«, meinte sie zweifelnd, und ich hörte, wie sie Bobby fragte. »Nein, sagt er.«

»Dann rufe ich Großvater an und frage ihn. Ich weiß, daß er sie alle aufgehoben hat, von Anfang an.«

»Bobby möchte wissen, was nach all den Jahren an Metavane so wichtig ist.« »Frag ihn, ob Maynard immer noch Anteile an Metavane besitzt.«

Das Gemurmel ging weiter, und die Antwort kam: »Er glaubt, Maynard gehört noch ein Anteil. Die restlichen hat er für Millionen an ein Syndikat gegeben.«