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»Ich sagte ihm, wo du letzte Nacht gewohnt hast. Ich riet ihm, es dort zu versuchen. Er sagte, das sei nicht in Knightsbridge, und ich meinte, klar, aber ob er noch nie was von Taxis gehört hätte. Jedenfalls wollte er dir dringend eine Nachricht zukommen lassen, sagte er. Er wollte, daß ich sie aufschrieb. Ich sollte dir ausrichten, daß die Entschuldigung in diesem Moment gedruckt wurde und daß sie ausgetragen werden wird.«

»Was! Warum sagst du denn das nicht gleich?«

»Aber du hast mir gestern abend doch erzählt, das würde laufen. Also, ich dachte, du wüßtest es.«

»Allmächtiger«, sagte ich.

»Außerdem«, sagte Holly, »sollst du heute abend zur Flag kommen. Er sagte, wenn du vor zehn hinkämst, wäre da jemand, den du kennenlernen möchtest.«

Kapitel 14

Als ich auf den Summer drückte und unangemeldet durch die aufklinkende Tür trat, saß er allein in seinem Büro, in Hemdsärmeln hinter dem blanken schwarzen Schreibtisch, und las die Flag.

Er erhob sich langsam, die Finger auf der Zeitung gespreizt, wie um sie als Hebel zu benutzen, ein kleiner, stämmiger Mann, der Autorität ausstrahlte, als wäre sie ihm angeboren.

Ich war nicht der, den er erwartet hatte. Eine Stimme sagte hinter mir: »Hier ist sie, Sam«, und ein Mann, der eine Mappe schwenkte, kam hinzu.

»Ja, Dan, läßt du sie mir mal hier?« sagte Leggatt, indem er die Hand ausstreckte und sie an sich nahm. »Ich komme auf dich zurück.«

»Aha? Okay.« Der Mann namens Dan ging wieder, sah mich neugierig an, schloß klickend die Tür.

»Ich habe Ihre Nachricht erhalten«, sagte ich.

Er schaute auf seine Ausgabe der Flag herunter, blätterte eine Seite vor, drehte die Zeitung herum und schob sie mir über den Schreibtisch zu.

Ich las die Intimen Details, die am Freitag einige Millionen Frühstücksrunden kitzeln würden, und sah, daß er zumindest fair gespielt hatte. Der Beitrag war in halbfetter Antiqua, in einem schwarz gerahmten Kasten. Er lautete:

Die Daily Flag räumt ein, daß der Rennstall von Robertson (Bobby) Allardeck (32) in Newmarket ein gesundes Unternehmen ist und nicht bei Kaufleuten des Orts in der Kreide steht. Die Daily Flag entschuldigt sich bei Mr. Allardeck für alle Unannehmlichkeiten, die ihm durch anderslautende Meldungen, wie sie früher in dieser Kolumne erschienen sind, entstanden sein mögen.

»Nun?« sagte er, als ich gelesen hatte.

»Vielen Dank.«

»Bobby Allardeck sollte Gott für seinen Schwager danken.«

Ich schaute ihn überrascht an, und ich dachte an die gespaltene, unverläßliche Einstellung Bobbys mir gegenüber und an meine Schwester, für die ich eigentlich handelte. Dieser Text müßte zumindest die Nerven der Stadt und der Besitzer beruhigen und den Stall wieder in einen funktionstüchtigen Zustand versetzen - vorausgesetzt natürlich, daß die heikle Finanzlage ebenso geklärt werden konnte.

»Was hat Sie umgestimmt?« fragte ich.

Er zuckte die Achseln. »Sie. Die Anwälte meinten, Sie würden klein beigeben. Ich sagte, das würden Sie nicht tun. Die glauben, sie können jeden mit der Androhung von langen kostspieligen Verfahren einschüchtern.« Er lächelte schief. »Ich sagte, Sie würden uns den größten Ärger bereiten, wenn wir nicht druckten, und das hätten Sie doch getan, oder?«

»Ja.«

Er nickte. »Ich machte ihnen klar, daß wir Jay Erskine und Owen Watts nicht vor Gericht haben wollten, wo Sie sie hingebracht hätten.«

»Zumal Jay Erskine schon vorbestraft ist.«

Er schwieg einen Augenblick. »Ja«, sagte er.

Dieser eine Faktor, dachte ich, war ausschlaggebend gewesen.

»Hat Erskine die Angriffe gegen Bobby verfaßt?« fragte ich.

Nach einem kurzen Zögern nickte er. »Er hat alles geschrieben außer der Entschuldigung. Die stammt von mir.«

Er drückte einen Knopf der Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch und sagte betonungslos »Fielding ist hier« in die Stille hinein.

»Wo sind die Kreditkarten, jetzt, da wir gedruckt haben?« fragte er.

»Die bekommen Sie, wie gesagt, morgen nach dem Austragen der Zeitungen.«

»Sie lassen nie locker, was? Owen Watts ist schon nach Newmarket unterwegs, und die anderen hat die Post.« Er sah mich nachdenklich an. »Wie haben Sie das mit der Bank herausgekriegt?«

»Ich dachte mir, daß Sie versuchen könnten, mich in Mißkredit zu bringen. Ich habe alle Einzahlungen stoppen lassen.«

Er preßte den Mund zusammen. »Die wissen nicht, womit sie es zu tun haben«, sagte er.

Der Summer an seiner Tür ertönte, und er drückte sofort auf den Öffner. Ich drehte mich um und sah einen Mann, den ich nicht kannte, interessiert und ohne Zögern eintreten. Ziemlich groß, mit zurückgehendem Haaransatz über der blassen Stirn. Er trug einen einfachen dunklen Anzug mit farbig gestreifter Krawatte und hatte die Angewohnheit, seine Finger gegeneinanderzureiben wie ein Schullehrer, der Kreide abwischt.

»David Morse, Chef unserer Rechtsabteilung«, sagte Sam Leggatt knapp.

Niemand bot die Hand zum Gruß. David Morse betrachtete mich wie ein Ausstellungsstück von oben bis unten, ließ seinen Blick über den offenen Anorak, die Krawatte und das blaue Hemd darunter wandern.

»Der Jockey«, sagte er kühl, »der den Wirbel macht.«

Ich gab keine Antwort, da keine zweckmäßig erschien, und durch die offene Tür hinter ihm kam noch ein Mann, der Macht mit hereinbrachte wie eine Aura und leise auf den Außenseiten seiner Füße ging. Dieser Mann, ebensogroß wie der Anwalt, hatte pomadisiertes dunkles Haar, olivfarbene Haut, ein rundes Kinn, einen kleinen Mund, Augen wie glänzende dunkle Perlen; außerdem breite Schultern und einen flachen Bauch in elegantem dunkelblauem Anzugsstoff. Er war jünger als Sam Leggatt oder Morse und auf undefinierbare Weise ihr Boss.

»Ich bin Nestor Pollgate«, verkündete er und unterzog mich einer Neuauflage der Morseschen Begutachtung, ebenfalls ohne zu grüßen. »Ich habe Ihre Mätzchen satt. Sie geben auf der Stelle die Sachen meiner Journalisten heraus.«

Seine Stimme war kraftvoll wie sein Körper, widerhallend tief in akzentlosem einfachem Englisch.

»Haben Sie mich nur deswegen hergebeten?« sagte ich.

Piesacken Sie sie nicht, hatte Rose Quince gesagt. Ach, na ja.

Pollgates Mund zog sich zusammen, und er ging herum auf Leggatts Seite des Schreibtisches, was dann auch der Anwalt tat, so daß sie dort wie ein Triumvirat von Richtern standen und mich vor sich hatten, sozusagen auf dem Präsentierteller.

Ich hatte ein- oder zweimal in dieser Form vor dem Disziplinarausschuß der Stewards gestanden, und ich hatte gelernt, weder Furcht noch Widerstand zu erkennen zu geben. Jede unangenehme Erfahrung, schien es, konnte unvermuteten Gewinn bringen. Ich stand ruhig da und wartete.

»Ihre Behauptung, wir hätten vorsätzlich eine Kampagne geführt, um Ihren Schwager zu vernichten, ist Blödsinn«, sagte Pollgate rundheraus. »Wenn Sie diese Meinung in der Öffentlichkeit äußern, verklagen wir Sie.«

»Sie haben eine Kampagne geführt, um Maynard Allerdecks Aussichten auf die Adelsverleihung zu zerschlagen«, sagte ich.

»Sie hatten vor, seine Glaubwürdigkeit zu zerstören, und es war Ihnen Wurst, wen Sie dabei in Mitleidenschaft zogen. Ihre Zeitung war grausam und gefühllos. Das ist sie häufig. Ich werde diese Meinung so oft äußern, wie es mir paßt.«

Pollgate straffte sich merklich. Der Mund des Anwalts öffnete sich leicht, und Leggatt schien insgeheim fast belustigt.

»Sagen Sie mir, warum Sie Maynard Allardeck kaputtmachen wollten«, verlangte ich.

»Geht Sie nichts an.« Pollgate antwortete mit der Endgültigkeit einer zuschlagenden Tresorraumtür, und mir wurde klar, daß ich es nie erfahren würde, indem ich irgend jemandem in diesem Zimmer direkte Fragen stellte.