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»Hallo«, sagte sie. »Fahre ich mit Tante Casilia zurück oder was?«

»Du kommst mit mir, wenn du willst.«

»Einverstanden.«

Wir gingen mit allen anderen hinaus auf den Balkon, um uns das sechste Rennen anzuschauen, und danach sagten wir der Prinzessin korrekt auf Wiedersehen und verließen den Platz.

»Wohin gehen wir?« fragte Danielle.

»Spazieren, was trinken, was essen. Zuallererst gehen wir nach Ascot rein, wo ich den Wagen abgestellt habe, um nicht wieder auf dem Parkplatz tranchiert zu werden.«

»Du bist unglaublich«, sagte sie.

Ich holte meinen Koffer aus dem Umkleideraum, und wir gingen über die Billigplätze hinunter zum entlegensten Tor und von dort wieder sicher zu dem gemieteten Mercedes.

»Ich habe wohl überhaupt nicht daran gedacht, daß es noch mal passieren könnte«, sagte sie.

»Und beim nächsten Mal wäre keine rettende Prinzessin da.«

»Glaubst du ernstlich, die lauern dir auf?«

»Ich habe immer noch, was sie haben wollten.« Und außerdem hatte ich ihnen schwer auf den Schlips getreten. »Ich gehe einfach Wege, von denen sie nichts wissen, und hoffe das Beste.«

»Ja, aber«, sagte sie leise, »wie lange noch?«

»Ehm«, sagte ich, »sonntags arbeitet Joe wahrscheinlich nicht?«

»Nein. Erst wieder Montag, wie ich. An Wochenenden nicht. Was hat das mit der Frage zu tun, wie lange noch?« »Dienstag oder Mittwoch«, sagte ich.

»Du drückst dich nicht besonders klar aus.«

»Weil ich es nicht genau weiß.« Wir stiegen in das Auto, und ich ließ den Motor an. »Ich komme mir vor wie ein Jongleur. Ein halbes Dutzend Keulen in der Luft, und wahrscheinlich krachen sie alle auf einmal runter.«

»Und auf dich drauf?«

»Nicht«, sagte ich, »wenn ich es vermeiden kann.«

Ich fuhr nicht eben schnell nach Henley und hielt bei einer Telefonzelle, um mit Rose Quince zu sprechen, die aber außer Haus war. Ihr Anrufbeantworter bat mich, eine Nummer zu hinterlassen, die sie zurückrufen könne. Ich versuche es später noch mal, sagte ich.

Henley-on-Thames war belebt von Lichtern und von späten Samstagnachmittagseinkäufern. Danielle und ich ließen den Wagen auf einem Parkplatz stehen und wander-ten langsam durchs Gewühl.

»Wohin gehen wir?« fragte sie.

»Ein Geschenk für dich kaufen.«

»Was für ein Geschenk?«

»Alles, was du willst.«

Sie blieb stehen. »Bist du verrückt?«

»Nein.« Wir waren vor einem Geschäft, das Sportartikel anbot. »Tennisschläger?«

»Ich spiele kein Tennis.«

Ich winkte zum nächsten Laden. »Klavier?«

»Ich kann kein Klavier.«

»Da drüben«, ich deutete auf ein Blumengeschäft. »Orchideen?«

»Wo sie wachsen, aber nicht, um sie mir anzustecken.«

»Und da vorne, ein antiker Sessel?«

Sie lachte, an ihren Augen erschienen Fältchen. »Sag mir auch, was du magst und was nicht.«

»Einverstanden.«

Wir gingen die Schaufenster entlang, schauten und sagten es uns. Sie mochte Blau- und Rosatöne, aber kein Gelb, sie mochte Sachen mit Blumen und Vögeln drauf, nicht geometrische Muster, sie mochte Körbe und Tintenkulis, Aquamarine und kernlose Trauben und Bücher über Leonardo da Vinci. Sie würde für mich, sagte sie, etwas Einfaches aussuchen. Wenn ich ihr ein Geschenk machen wollte, müßte ich auch eins bekommen.

»Okay«, sagte ich. »Zwanzig Minuten. Wir treffen uns am Auto. Hier ist der Schlüssel, falls du zuerst wieder da bist.«

»Und nicht zu teuer«, sagte sie. »Sonst spiele ich nicht mit.«

»In Ordnung.«

Als ich mit meinem Päckchen wiederkam, saß sie schon im Auto und lächelte.

»Du warst eine halbe Stunde weg«, sagte sie. »Du bist disqualifiziert.«

»So ein Pech.«

Ich stieg neben ihr ein, und wir saßen da und schauten jeder das Päckchen des anderen an, meines für sie in Packpapier, ihres für mich, flacher, in einer Tragetüte.

»Rate mal«, sagte sie.

Ich versuchte es, aber nichts kam. Bedauernd sagte ich: »Ich weiß es nicht.«

Sie musterte das braun eingeschlagene Paket in meinen Händen. »Drei Bücher? Drei Pfund Schokolade? Ein Springteufel?«

»Alles verkehrt.«

Wir tauschten die Geschenke und begannen sie auszupacken.

»Spannender als Weihnachten«, sagte sie. »Oh, wie seltsam. Ich hatte vergessen, daß dein Name daher kommt.« Sie hielt ganz kurz inne, um nachzudenken, und sagte es umgekehrt: »Christmas ist spannender.«

Auf amerikanisch klang es nicht übel. Ich öffnete die Papiertüte, die sie mir gegeben hatte, und sah, daß unser Bummel durch die Straße ihr auch eine ganze Menge über mich verraten hatte. Ich zog ein Etui aus weichem braunem Leder mit rundumgehendem Reißverschluß hervor, das aussah, als enthielte es einen Schreibblock und ein paar Briefumschläge, doch oben war in Gold das Wort KIT, Werkzeugtasche, aufgeprägt.

»Nur zu, mach es auf«, sagte sie. »Ich konnte dem nicht widerstehen. Und du magst hübsche kleine Sachen, genau wie ich.«

Ich öffnete den Reißverschluß des Etuis, klappte es auf und lächelte vor reiner Freude. Es enthielt auf der einen Seite einen Satz Werkzeuge und auf der anderen Schreibstifte, einen Taschenrechner und einen Notizblock, alles in Laschen, alles in bester Qualität, solide ausgeführt.

»Es gefällt dir«, stellte sie befriedigt fest. »Dachte ich mir doch. Stand buchstäblich dein Name drauf.«

Sie wickelte das Packpapier auseinander und zeigte mir, daß ich sie ebenfalls erfreut hatte und wie sehr. Ich hatte ihr eine antike Miniaturkommode geschenkt, die entfernt nach Politur roch, kleine Messinggriffe hatte und seidenweich aufgleitende Schubladen. Hübsch, klein, gut verarbeitet, nützlich, ordentlich, zweckmäßig - wie das Etui.

Sie schaute lange auf die Geschenke mit ihrer stillschweigenden Aussage und dann in mein Gesicht.

»Wirklich erstaunlich«, sagte sie langsam, »daß wir beide das Richtige getroffen haben.«

»Ja.«

»Und du hast gegen die Regeln verstoßen. Die Truhe ist nicht billig.«

»Gleichfalls. Das Etui auch nicht.«

»Gott segne die Kreditkarten.«

Ich küßte sie auf die gleiche Art wie zuvor, die Geschenke lagen noch auf unseren Schößen. »Vielen Dank für meins.«

»Vielen Dank für meins.«

»Tja«, sagte ich und langte hinter mich, um die Werkzeugtasche auf den Rücksitz zu legen. »Bis wir hinkommen, hat das Pub vielleicht schon geöffnet.«

»Welches Pub?«

»Wo wir hinfahren.«

»Aus dir was rauszukriegen, was du nicht erzählen willst«, sagte sie, »ist eine verdammt harte Nuß.«

Ich fuhr zufrieden zum French Horn in Sonning, wo das Essen legendär war und in Flutlicht getauchte Weiden sich über die Themse neigten. Wir gingen hinein und setzten uns auf ein Sofa, schauten zu, wie Enten über offenem Feuer am Spieß gebraten wurden, und tranken Sekt. Ich rekelte mich, atmete tief durch, spürte die Anspannung der langen Woche von mir abfallen - und ich mußte Rose Quince anrufen.

Ich ging und wählte ihre Nummer. Wieder der Anrufbeantworter. Ich sagte: »Rose, Rose, ich liebe dich. Rose, ich brauche dich. Wenn Sie vor elf nach Hause kommen, rufen Sie mich bitte, ich beschwöre Sie, im French Hotel an, die Nummer ist 0734-692204; sagen Sie, ich bin im Restaurant beim Essen.«

Ich telefonierte mit Wykeham. »Sind die Kopfschmerzen besser?« sagte ich.

»Was?«

»Schon gut. Wie geht’s der Stute?«

Die Stute sei krank, aber sie fresse, das Pferd von Mr. Davis sei erschöpft, Inchcape sehe man das Rennen kaum an.

»Icefall« sagte ich.

»Bitte? Ich wünschte, Sie würden ihn nicht so weit vorneweg reiten.«

»Ihm gefiel das. Und es hat geklappt.«

»Ich sah’s im Fernsehen. Können Sie Dienstag zum Trainieren kommen? An dem Tag haben wir keine Renner, ich schicke keinen nach Southwell.«