Выбрать главу

»Ja«, sagte ich. »Erzählen Sie.«

»Maynard Allardeck meinte, kein Grund zur Beunruhigung, er könne verstehen, warum ich meinem Vater nichts sagen wollte, es werfe ein gutes Licht auf mich, sagte er, und er werde mir das Geld selber leihen, ich könnte es ihm dann langsam zurückzahlen, und er werde nur ein bißchen draufschlagen, wenn ich damit einverstanden sei. Und natürlich war ich einverstanden. Ich war so unheimlich erleichtert. Ich hab ihm tausendmal gedankt.«

»Und Maynard Allardeck hat den Buchmacher bezahlt?«

»Ja«, nickte Hugh. »Ich bekam eine Schlußabrechnung von ihm, wo drunterstand >Betrag dankend erhaltene, und einen Brief, in dem er schrieb, ich solle das Wetten am besten erst mal bleibenlassen, aber wenn ich ihn in Zukunft noch mal brauchte, stünde er mir wieder zur Verfügung. Na, ich fand das sehr nett und anständig, oder meinen Sie nicht?«

»Mm«, sagte ich trocken. »Und nach einer Weile hat Ihnen Maynard Allardeck dann erzählt, er sei selber in Geldnot und müsse den Kredit einfordern?«

»Ja«, sagte Hugh erstaunt. »Woher wissen Sie das? Er war so verlegen und voller Entschuldigungen, daß er mir fast leid tat, obwohl er mich schrecklich in die Klemme brachte. Schrecklich. Und dann schlug er einen Ausweg vor, der war so leicht . so einfach . wie wenn die Sonne aufgeht. Ich ahnte nicht, warum ich nicht von selbst darauf gekommen war.«

»Hugh«, fragte ich langsam, »was hatten Sie, das er haben wollte?«

»Meine Anteile am Towncrier«, sagte er.

Kapitel 18

Es verschlug mir den Atem. O mein Gott, dachte ich. Ist das die Möglichkeit?

Von wegen, die Sonne geht auf. So einfach, so leicht. Wieso war ich nicht von selbst darauf gekommen?

»Ihre Anteile am Towncrier ...«

»Ja«, sagte Hugh. »Die hatte mir mein Großvater vererbt. Ich meine, ich wußte nicht, daß ich sie hatte, bis ich einundzwanzig wurde.«

»Im August.«

»Ja. Richtig. Jedenfalls schien damit alles gelöst. Ich meine, es war doch die Lösung, oder? Maynard Allardeck sah den genauen Marktwert nach und alles und gab mir zwei, drei Formulare zum Unterschreiben. Ich unterschrieb, und dann sagte er, alles klar, wir seien restlos quitt, ich hätte keine Schulden mehr. Ich meine, das war so einfach. Und es waren nicht meine ganzen Anteile. Nicht mal die Hälfte.«

»Wieviel waren die Aktien wert, die Sie Allardeck gegeben haben?«

Er sagte, als ob solche Zahlen alltäglich wären: »Zwei-hundertundfünfzigtausend Pfund.«

Nach einer Pause sagte ich: »Hat Sie das nicht umgehauen ... so viel Geld?«

»Natürlich nicht. Es war ja nur auf dem Papier. Und Maynard Allardeck lachte und sagte, wenn ich jemals

wieder wettlustig wäre, dann hätte ich ja die entsprechenden Sicherheiten, und wir könnten jederzeit noch mal die gleiche Vereinbarung treffen, falls nötig. Ich bat ihn, meinem Vater nichts zu erzählen, und er sagte, er würde es nicht tun.«

»Aber Ihr Vater kam dahinter?«

»Ja, da war irgendwas mit Stimmrechtsaktien oder Vorzugsaktien oder Obligationen. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ich wußte nicht, wovon die redeten, aber sie waren schwer damit beschäftigt, eine Übernahme abzuwehren. Die wehren ständig Übernahmen ab, aber in dem Fall hatten sie alle das Zittern, und irgendwo beim Towncrier entdeckten sie, daß die Hälfte meiner Aktien weg war, und Dad stellte mich zur Rede . und er war so sauer . so wütend hatte ich ihn noch nie erlebt ... noch nie .«

Hughs Stimme verklang, in seinen Augen stand die Erinnerung.

»Er hat mich hierher geschickt zu Saul Bradley und gesagt, wenn ich je noch mal auf irgend etwas wette, darf ich nie mehr nach Hause kommen ... Ich möchte, daß er ... wirklich ... daß er mir vergibt. Ich möchte wieder heim.«

Er schwieg. Die Intensität seiner Gefühle prallte in das Objektiv. Ich ließ die Kamera noch einige stumme Sekunden laufen, dann schaltete ich sie ab.

»Ich werde ihm den Film zeigen«, sagte ich.

»Glauben Sie denn ...?«:

»Daß er Ihnen mit der Zeit vergibt? Ja, das würde ich annehmen.«

»Ich könnte ja ab und zu mal in bar am Totalisator wetten.«

Sein Blick war abwägend, seine Haltung viel zu hoffnungsvoll. Die Sucht saß zu tief in ihm.

»Hugh«, sagte ich. »Hätten Sie was dagegen, wenn ich Ihnen einen Rat gebe?«

»Nein. Schießen Sie los.«

»Nehmen Sie mal praktischen Unterricht in Geldfragen. Gehen Sie ohne einen Penny weg, machen Sie die Erfahrung, daß es nicht nur Zahlen auf Papier sind, lernen Sie, daß es der Unterschied zwischen Essen und Hungern ist. Wetten Sie um Ihr Abendbrot, und wenn Sie verlieren, schauen Sie, ob sich das lohnt.«

Er antwortete ernst: »Ja, ich verstehe, was Sie meinen. Aber ich könnte gewinnen.« Und ich fragte mich zweifelnd, ob man jemals einen verantwortungslosen Spieler umkrempeln konnte, sei er reich, arm oder der Erbe des Towncrier.

Ich fuhr zurück nach London, übergab das Hugh-Vaughnley-Band wie die anderen der Obhut des Hotels und ging nach oben, um wieder einmal dumpf auf die Wände zu starren. Dann rief ich Holly an und bekam Bobby statt dessen.

»Wie läuft’s?« sagte ich.

»Ziemlich unverändert. Holly hat sich hingelegt, willst du mit ihr reden?«

»Es geht auch mit dir.«

»Ich habe noch einige Schecks von den Besitzern bekommen. Jetzt haben fast alle bezahlt.«

»Ist ja toll.«

»Sie sind ein Tropfen auf den heißen Stein.« Seine Stimme klang müde. »Löst dein Jockeydiener sie wieder ein?«

»Sicher.«

»Trotzdem«, sagte er. »Wir sind schlicht am Ende.« »Von der Flag«, sagte ich, »habt ihr wohl nichts mehr gehört? Kein Brief? Kein Geld?«

»Nicht die Bohne.«

Ich seufzte innerlich und sagte: »Bobby, ich möchte mit deinem Vater reden.«

»Das bringt doch nichts. Du weißt, wie er neulich war. Er ist starrsinnig und gemein, und er haßt uns.«

»Er haßt mich«, sagte ich, »und Holly. Dich nicht.«

»Wer hätte das gedacht«, meinte er bitter.

»Ich habe am Dienstag keine Ritte«, sagte ich. »Überrede ihn, daß er Dienstag nachmittag zu euch kommt. Ich trainiere morgens bei Wykeham.«

»Das ist ausgeschlossen. Er kommt nicht her.«

»Vielleicht doch«, wandte ich ein, »wenn du ihm sagst, daß er die ganze Zeit recht gehabt hat, daß jeder Fielding dein Feind ist und daß du seine Hilfe möchtest, um mich loszuwerden, mich aus deinem Leben zu vertreiben.«

»Kit!« Er war empört. »Das kann ich doch nicht. Es ist das letzte, was ich möchte.«

»Und wenn du es über dich bringst, sag ihm, daß du langsam auch von Holly genug hast.«

»Nein. Wie könnte ich? Ich liebe sie doch ... Das bekäme ich nicht überzeugend hin.«

»Bobby, mit weniger läßt er sich nicht locken. Fällt dir was anderes ein? Ich überlege seit Stunden. Wenn du ihn sonst irgendwie herbeischaffen kannst, tun wir es auf deine Weise.«

Nach einer Pause sagte er: »Er käme aus Haß. Ist das nicht furchtbar? Er ist mein Vater .«

»Ja. Es tut mir leid.«

»Was willst du denn mit ihm bereden?« »Ein Angebot. Hilfe für euch, als Gegenleistung für etwas, das er wird haben wollen. Aber erzähl ihm das nicht. Sag ihm nicht, daß ich komme. Schaff ihn nur herbei, wenn du kannst.«

Er sagte zweifelnd: »Der hilft uns im Leben nicht. Niemals.«

»Nun, wir werden sehen. Versuch’s wenigstens.«

»Ja, ist gut, aber um Himmels willen, Kit ...«

»Was denn?«

»Ich sag das furchtbar ungern, aber was dich anbelangt ... halte ich ihn für gefährlich.«

»Ich passe auf.«

»Das reicht so weit zurück ... Als ich klein war, hat er mir beigebracht, auf Gegenstände einzuschlagen . mit den Fäusten, mit einem Knüppel, und er sagte, ich solle dabei denken, ich schlüge Kit Fielding.«