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Sie sagte: »Hast du, als du mich gestern auf dem Rennplatz bei der Siegerehrung angesehen hast, an das hier gedacht?«

»An etwas Ähnliches. War es so offensichtlich?«

»Unübersehbar.«

»Ich hatte es befürchtet.«

Danach redeten wir nicht mehr viel. Wir blieben noch eine Weile stehen, dann legten wir uns hin und lernten auf der harten Baumwollunterlage die letzten Dinge voneinander, gaben und empfingen Freude, strebten in Wellen zueinander hin und voneinander weg, mit leisem Murmeln und mit Heftigkeit und atemloser, elementarer Energie.

Das Sonnenlicht verschwand allmählich. Der Abendschein, der noch am Himmel war, spiegelte sich in ihren Augen und auf ihren Zähnen, vertiefte die Dunkelheit in Mulden und in ihrem Haar.

Am Ende der langen Ruhe danach sagte sie nüchtern: »Heißes Wasser gibt es wohl noch nicht?«

»Bestimmt sogar«, sagte ich träge. »Es ist an die Heizung angeschlossen. Licht- und Rohrleitungen, alles funktioniert.«

Wir standen auf und gingen ins Bad und drehten die Hähne auf, aber kein Licht an. Da drinnen war es dunkler, und wir bewegten uns wie Schemen, mehr Substanz als Form.

Ich stellte die Dusche warm ein. Danielle stieg mit mir drunter, und in dem Sprühregen liebten wir uns noch einmal zärtlich, mit Leidenschaft und Innigkeit, ihre Arme um meinen Hals, ihr Bauch flach an meinem, vereint, wie ich es noch nie im Leben gewesen war.

Schließlich drehte ich den Hahn zu.

»Es sind keine Handtücher da«, sagte ich.

»Aber immer noch die Staubdecken.«

Wir nahmen unser Bett auseinander und trockneten uns ab, küßten uns nochmals, gemäßigter, fühlten uns sauber. In beinah völliger Dunkelheit deponierten wir die Staubdecken im Wohnzimmer, schalteten die Heizung aus und verließen das Haus, das wir hinter uns absperrten.

Danielle schaute sich um, bevor sie ins Auto stieg. »Was jetzt wohl das Haus denkt?« sagte sie.

»Es denkt, mein lieber Schwan.«

»Das denke ich allerdings auch.«

Wir fuhren über die alte Strecke zurück nach London, nicht über die Autobahn; schlängelten uns durch die leeren Sonntagabendstraßen einer Reihe von Städten, warteten an Ampeln, zogen die Fahrt in die Länge. Schließlich parkte ich den Wagen im Londoner Zentrum, und wir gingen eine Weile zu Fuß, hielten an, um Menüs zu studieren, und aßen dann in einem belebten französischen Bistro mit rotkarierten Tischtüchern und einem androgynen Gitarristen; saßen händchenhaltend in einer Ecke, lasen die mit Kreide auf eine Tafel geschriebene Speisekarte.

»Tante Casilia«, sagte Danielle etwas später beim Kaffee, »meinte gestern abend unter anderem, daß Anstand zwar sein müsse, Enthaltsamkeit aber nicht.«

Ich lachte erstaunt und küßte sie und fuhr sie nach einiger Zeit mit Anstand zurück zum Eaton Square.

Ich startete am nächsten Tag in Windsor, wo ich den Wagen am Bahnhof stehen ließ und ein Taxi direkt bis zum Eingangstor der Jockeys nahe dem Waageraum nahm.

Die Prinzessin hatte keine Starter und wurde nicht erwartet; ich ritt je zwei Pferde für Wykeham und den Trainer aus Lambourn und brachte sie alle auf den ersten oder zweiten Platz, was die Besitzer freute und den Stallburschen ein Grinsen aufs Gesicht zauberte. Bunty Ireland sagte mir strahlend, ich hätte die größte Gewinnsträhne aller Zeiten, während ich es für wahrscheinlich hielt, bis spätestens Donnerstag wieder eine Bruchlandung zu bauen, aber ich hoffte trotzdem, daß er recht hatte.

Mein Jockeydiener sagte, klar würde er mich in seinem Lieferwagen zum Bahnhof mitnehmen - kein allzu ungewöhnlicher Dienst. Er las laut und mißbilligend aus der Flag vor: »Die Realität ist Achsel schweiß, schmutziger Sex und tote Junkies in öffentlichen Toiletten, steht hier.«

Er schmiß die Zeitung auf die Bank. »Realität ist die Gasrechnung, daß man an den Geburtstag seiner Frau denkt, daß man mit seinen Kumpels ein Bier trinkt, eher in der Richtung. Steigen Sie schon in den Transporter, Kit, er steht direkt vorm Waageraum, ich bin hier so gut wie fertig.«

Realität, dachte ich im Hinausgehen, ist Speed an den Hindernissen, ein Benimmspiel, Liebe unter der Dusche; jedem das Seine.

Ich kam ohne Zwischenfall zurück zum Hotel und telefonierte pünktlich mit Wykeham.

»Wo stecken Sie?« sagte er. »Dauernd fragen Leute nach Ihnen.«

»Wer denn?«

»Das sagen sie nicht. Mindestens vier Kerle. Den ganzen Tag schon. Wo sind Sie?«

»Wohne bei Freunden.«

»Aha.« Er fragte nicht weiter. Ihm selbst war es egal. Wir sprachen über seinen Sieger und seinen Zweitplazierten und erörterten die Pferde, die ich am Morgen trainieren sollte.

»Einer von den Burschen, die anriefen, wollte Sie zu so einer Lunchparty in London einladen«, sagte er, als erinnere er sich plötzlich daran. »Mich haben sie auch eingeladen. Die Sponsoren von Inchcapes Rennen am letzten Samstag. Die Prinzessin kommt, und uns wollten sie auch dabeihaben. Sie meinten, es wäre eine tolle Gelegenheit, da sie aus dem Rennkalender ersehen könnten, daß wir morgen keine Starter haben.«

»Gehen Sie hin?«

»Nein, nein. Ich sagte, ich könnte nicht. Aber es wäre vielleicht besser, wenn Sie früher herkämen und das Training zeitig erledigten.«

Ich stimmte ihm zu und wünschte gute Nacht.

»Gute Nacht, Kit«, sagte er.

Ich rief meinen Anrufbeantworter ab, und dort unter den Nachrichten waren auch die Sponsoren von Icefalls Rennen mit ihrer Einladung zum Lunch am nächsten Tag. Sie würden sich freuen, wenn es mir möglich wäre, mit ihnen und der Prinzessin zusammen unseren Sieg in ihrem Rennen zu feiern; könnte ich bitte unter der gegebenen Nummer zurückrufen?

Ich wählte die Nummer, geriet an einen Anrufbeantworter, der mich weiterverwies, und erreichte schließlich den Chef der Sponsoren selbst.

»Glänzend, glänzend, Sie können kommen?« sagte er. »Zwölf Uhr dreißig im Guineas Restaurant in der Curzon Street. Wir sehen uns dort. Das ist ausgezeichnet.«

Sponsoren bekamen Reklame durch Pferderennen und pumpten dafür reichlich Geld in den Sport. Es gab eine stillschweigende Übereinkunft unter Rennsportleuten, daß Sponsoren zu begrüßen waren und daß Jockeys, wenn sie eingeladen wurden, nach Möglichkeit erscheinen sollten. Es gehörte zum Job. Und ich wollte auch hin, um mich mit der Prinzessin zu unterhalten.

Ich beantwortete meine anderen Nachrichten, von denen keine wichtig war, und rief dann Holly an.

»Bobby hat mit seinem Vater gesprochen«, sagte sie. »Der Widerling meinte, er käme nur, wenn du auch hier wärst. Bobby gefiel das nicht.«

»Hat Bobby gesagt, daß ich sowieso da wäre?«

»Nein, er hat erst mal abgewartet. Er will von dir hören, was er sagen soll. Er ruft seinen Vater noch mal an.«

Aus und vorbei, dachte ich, mit dem Überraschungsvorteil. »In Ordnung«, sagte ich. »Bobby soll ihm sagen, daß ich komme. Gegen vier Uhr, denke ich. Ich gehe zu einer Sponsorenlunchparty in London.«

»Kit ... was immer du vorhast, tu’s nicht.«

»Muß sein.«

»Ich hab’ so ein Gefühl .«

»Unterdrück es. Wie geht’s dem Baby?«

»Schaff dir nie eins an«, sagte sie. »Es ist das letzte.«

Ich holte alle vier bespielten Videobänder aus dem Tresorraum des Hotels und nahm sie sowie sechs andere, unbespielte, mit nach Chiswick, wo ich Danielle vorsichtig an ihrem Schreibtisch küßte.

»Hallo«, sagte sie, tief aus den Augen lächelnd.

»Selber hallo.«

»Wie lief es heute?«

»Zwei Siege, zweimal Zweiter.«

»Und keine Blessuren?«

»Keine Blessuren.«

Sie schien sich zu entspannen. »Ich bin froh, daß es dir gutgeht.«

Joe tauchte aus dem Gang zu den Schneideräumen auf und sagte, er kaue vor Untätigkeit schon an den Nägeln; ob ich zufällig meine Kassetten mitgebracht hätte. Ich nahm die vier bespielten Bänder von Danielles Schreibtisch, und er stürzte sich darauf und trug sie davon.