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Ich folgte ihm mit den Leerkassetten in einen Schneideraum und saß neben ihm, während er mit Empörung auf dem dunklen Gesicht nacheinander die Interviews abspielte.

»Können Sie sie zusammenfügen?« fragte ich, als er fertig war.

»Und ob ich das kann«, sagte er düster. »Was wir brauchen, ist ein verbindender Kommentar. Haben Sie sonst noch was? Aufnahmen von den Schauplätzen, so in der Richtung?«

Ich schüttelte den Kopf. »Daran hab ich nicht gedacht.«

»Es hat keinen Zweck, einen Kommentar auf dem leeren Schirm zu bringen. Man braucht Bilder, um das Interesse wachzuhalten. Wir haben bestimmt etwas in der Bibliothek, was wir nehmen können.«

Danielle erschien mit fragendem Blick an der Tür.

»Wie läuft’s?« sagte sie.

»Ich nehme an, du weißt, was auf den Bändern ist?« sagte Joe.

»Nein. Kit hat es mir nicht gesagt.«

»Gut«, meinte Joe. »Wenn ich fertig bin, testen wir’s an dir. Holen uns eine Reaktion.«

»Okay«, sagte sie. »Gott sei Dank ist es eine ruhige Nacht, was die Nachrichten anbelangt.«

Sie ging fort, und Joe hielt mir ein Mikrofon hin. In wenigen Worten erklärte ich, wer die Perrysides waren, wies George Tarker einen Ort zu und führte Hugh Vaughnley ein. Ich wollte sie in dieser Reihenfolge, sagte ich.

»Geht klar«, erwiderte er. »Unterhalten Sie sich jetzt ein bißchen mit Danielle, und überlassen Sie die Sache mir, und wenn Ihnen das Ergebnis nicht gefällt, macht das gar nichts, wir können es jederzeit ändern.«

»Ich habe Leerkassetten mitgebracht«, sagte ich und gab sie ihm. »Könnten wir, wenn die endgültige Version im Kasten ist, Kopien machen?«

Er nahm eins von den neuen Bändern, schälte die Zellophanhülle herunter und steckte es in einen Apparat. »Ein Klacks«, sagte er.

Er verwandte zwei oder drei Stunden darauf, kam einige Male pfeifend heraus, um zu sehen, ob der Stationsleiter noch zufrieden war (es hatte den Anschein), sagte mir, Spielberg könne es auch nicht besser, trank Kaffee aus dem Automaten und ging vergnügt wieder ans Werk.

Danielle arbeitete zwischendurch an einer Story über die Polizeijagd nach einem Vergewaltiger, der an Bushaltestellen lauerte und gerade festgenommen worden war. Sie meinte, das würde drüben zwar nicht in die Netznachrichten kommen, gäbe hier aber wenigstens allen zu tun. Keine Devil-Boys, keine Ölbrände an diesem Abend.

Tante Casilia, sagte Danielle, freue sich auf die morgige Lunchparty und hoffe mich dort zu sehen.

»Kommst du auch?« fragte ich.

»Nee, Tante Casilia hätte mir eine Einladung besorgt, aber eine Collegefreundin ist auf der Durchreise in London. Wir essen zusammen. Eine alte Verabredung, kann ich nicht abblasen.«

»Schade.«

»Gehst du hin? Soll ich es ihr sagen?«

Ich nickte. »Morgen früh trainiere ich ein paar von ihren Pferden, und danach fahre ich vorbei.«

Joe kam schließlich wieder zum Vorschein, reckte sein Kreuz und ließ seine Finger knacken.

»Dann mal los«, sagte er. »Seht es euch an.«

Wir gingen alle, auch der Stationsleiter, und setzten uns auf Stühle, die wir aus den benachbarten Räumen holten. Joe warf sein Gerät an, und sofort lief die ungekürzte Fassung des Fernsehinterviews mit Maynard und seinem Folterer, ergänzt durch die Liste der Firmen, die Maynard erworben hatte. Anschließend kehrte das Band zu den Bemerkungen des Interviewers über die Geschichte Metavanes zurück, und dann kam meine Stimme, die zu einer Bildfolge von galoppierenden Pferden auf Newmarket

Heath erklärte, wer Major und Mrs. Perryside waren und wo sie jetzt lebten.

Die Perrysides erschienen in voller Länge, tapfer und ergreifend, und am Ende kam erneut der Fernseh-Inter-viewer ins Bild, der die Liste der Übernahmen wiederholte. Diesmal brach sie mit der Erwähnung von Purfleet Electronics ab, und während dann die Schlammzone der Themsemündung zu sehen war, führte meine Stimme George Tarker ein. Auch dieses Interview wurde ganz gezeigt, und als er weinend erzählte, daß sein Sohn sich unter Strom gesetzt hatte, füllten sich Danielles Augen mit Tränen.

Joe ließ das Bild von George Tarkers gramzerfurchtem Gesicht so lange laufen, wie ich es aufgezeichnet hatte, und dann kam wieder meine Stimme, die jetzt über einer auf Hochtouren laufenden Rotationspresse erklärte, daß als nächstes der Sohn von Lord Vaughnley erscheine, dem Inhaber des Daily und Sunday Towncrier.

Das Band von Hugh, ungekürzt, endete mit seiner inständigen Bitte, wieder nach Hause zu dürfen. Danach kam eine lange Aufnahme aus der bearbeiteten Fernsehfassung von Handel heute auf den Schirm, die Maynard lächelnd und mit edler Miene zeigte. Die dazugehörige Tonspur war gelöscht, so daß man ihn stumm sah. Dann wurde der Bildschirm für etwa zehn Sekunden massiv schwarz, bevor sich Schnee und Hintergrundrauschen einstellten.

Obwohl ich drei der Hauptsequenzen selbst aufgezeichnet hatte, war der Gesamteindruck überwältigend. Als Ganzes war es ein Schlag ins Gehirn, emotional, ein vernichtendes Urteil gegen die Niedertracht.

Der Stationsleiter sagte: »Himmel«, und Danielle schneuzte sich die Nase.

»Es läuft eine Stunde, dreizehn Minuten«, sagte mir Joe, »falls es Sie interessiert.«

»Ich kann Ihnen gar nicht genug danken.«

»Ich hoffe, daß das Schwein büßen muß«, sagte er.

Am Morgen fuhr ich zu Wykehams Stall südlich von London und verbrachte dort auf den Downs zwei lohnende Stunden damit, seine absoluten Anfänger im Springen zu unterweisen und das Gedächtnis von anderen aufzufrischen. Wir ließen auch das Pferd, das in Ascot gestürzt war, kurz springen, um ihm zu helfen, sein Selbstvertrauen nach der Schlappe wiederzuerlangen, und sprachen die Starter der laufenden Woche durch.

»Danke, daß Sie gekommen sind«, sagte er. »Nett von Ihnen.«

»Ein Vergnügen.«

»Wiedersehen, P ... ehm ... Kit.«

»Wiedersehen, Wykeham«, sagte ich.

Ich fuhr zurück nach London, duschte und zog einen grauen Anzug mit weißem Hemd und ruhiger Krawatte an, um den Sponsoren ein gepflegtes Äußeres zu präsentieren.

Ich steckte eine der sechs Kopien, die Joe von der Allar-deck-Produktion angefertigt hatte, in einen großen Umschlag und packte eine zweite in die weite Innentasche meines blauen Anoraks. Die anderen vier brachte ich nach unten und ließ sie in den Hotelsafe sperren; dann fuhr ich mit dem Umschlag und dem Anorak per Taxi zu Eric Ol-derjohns Reihenhaus hinter dem Sloane Square.

Das Taxi wartete, während ich an der grünen Tür klingelte, und es überraschte mich nicht sonderlich, daß niemand daheim war. Ich schrieb auf den Umschlag: »Mr. Olderjohn, bitte geben Sie dies einer gewissen Per-son, nur für deren Gebrauch. Grüße, Kit Fielding«, und schob ihn durch den Briefschlitz.

»Gut«, sagte ich dem Taxifahrer. »Zum Guineas Restaurant, Curzon Street.«

Das Guineas, wo ich schon mehrmals gewesen war, war im Prinzip eine Ansammlung von privaten Speisesälen unterschiedlicher Größe, hauptsächlich benutzt für geschlossene Gesellschaften wie die, zu der ich wollte. Luxuriös und diskret, beeindruckte es durch dunkelgrüne Velourstapete, vergoldete Putten und Kellner mit Handschuhen. Jedesmal wenn ich dort war, hatte man Lammnuß serviert.

Ich ließ meinen Anorak unten in der Garderobe und steckte die Marke ein, stieg die breite Treppe hinauf zum ersten Stock, wandte mich rechts, ging einen Korridor entlang und kam, wie man mir gesagt hatte, zu der Sponso-renparty im One Thousand Room.

Die Sponsoren begrüßten mich überschwenglich. »Kommen Sie, kommen Sie. Trinken Sie Champagner.« Sie gaben mir ein Glas.

Die Prinzessin war dort, in einem cremefarbenen Seidenkostüm mit Gold und Zitrinen, das dunkle Haar hochgesteckt, lächelnd.