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Zu meiner Belustigung schauten sie sich alle sprachlos an.

Ich sagte zu ihr: »Weißt du, mit wem du sprichst?«, und sie schüttelte leicht den Kopf, erinnerte sich halb, jedoch nicht genau.

»Das ist Lord Vaughnley, dem der Towncrier gehört. Das ist Nestor Pollgate, dem die Flag gehört. Das ist Jay Erskine, der die Artikel in den Intimen Details geschrieben und euer Telefon angezapft hat.« Ich schwieg, und zu ihnen sagte ich: »Meine Schwester, Bobbys Frau.«

Sie kam erschrocken näher zu mir.

»Warum sind sie hier? Hast du sie hergebracht?«

»Wir haben uns quasi gegenseitig hergebracht«, sagte ich. »Wo sind Maynard und Bobby?«

»Im Gesellschaftszimmer, glaube ich.«

Jasper stiefelte mit dem zweiten Pferd über den Hof, während Jermyn unvermindert laut auf ihn einschrie. Der andere Pfleger, der mit ihnen gekommen war, huschte mal rein und mal raus aus dem Pferdehänger, bemüht, sich unsichtbar zu machen.

Pollgate sagte schroff: »Wir schauen uns das hier nicht mehr lange an.«

»Ich lasse Holly nicht mit diesem Mann allein«, entgeg-nete ich. »Er ist ein Ekel. Daß er hier ist, liegt an Ihnen, also warten wir.«

Pollgate bewegte sich unruhig, aber wo hätte er hingehen sollen? Wir warteten mit unterschiedlichen Graden von Ungeduld, während Jasper und der Pfleger die Rampe hochklappten und zusperrten und während Jermyn Graves mehrere Schritte in unsere Richtung zurückmarschiert kam, mir mit der Faust und ausgestrecktem, vorstoßendem Zeigefinger drohte und sagte, niemand könne ihm ungestraft ins Handwerk pfuschen. Er werde dafür sorgen, daß ich es noch bereute. Ich würde bezahlen für das, was ich getan hatte.

»Kit«, sagte Holly verzweifelt.

Ich legte den Arm um ihre Schultern und antwortete Graves nicht, und nach einer Weile drehte er sich abrupt auf dem Absatz um, ging zu seinem Wagen hinüber, stieg ein, schlug die Tür zu und strapazierte sein Getriebe, indem er mit einem Ruck losfuhr, der die Pferde im Anhänger von den Hufen gerissen haben mußte.

»Er ist ein Schwein«, sagte Holly. »Was wird er tun?«

»Er droht mehr, als er wahrmacht.«

»Für mich«, sagte Pollgate, »gilt das nicht.«

Ich schaute ihn an, erwiderte seinen Blick.

»Das weiß ich«, sagte ich.

Die Zeit, dachte ich, war unentrinnbar gekommen.

Kraft, wenn ich sie brauchte. Bitte Kraft, dachte ich.

Ich ließ Holly los und beugte mich in den Wagen, mit dem wir gekommen waren, um meinen Anorak vom Boden aufzuheben.

Ich sagte zu Holly: »Bringst du die drei Herren ins Wohnzimmer? Ich hole Bobby ... und seinen Vater.«

Sie sagte mit ängstlich geweiteten Augen: »Kit, sei bitte vorsichtig.«

»Ich verspreche es.«

Sie warf mir einen Blick zu, in dem noch Zweifel lag, ging aber mit mir auf das Haus zu. Wir traten aus langer Gewohnheit durch die Küche ein; ich glaube nicht, daß es einem von uns in den Sinn kam, die eigentliche Haustür zu benutzen.

Pollgate, Lord Vaughnley und Jay Erskine folgten, und vom Flur aus schleuste Holly sie ins Wohnzimmer, wo sie und Bobby manchmal abends fernsahen. Das größere Gesellschaftszimmer lag geradeaus, und von dort ertönten Stimmen, oder vielmehr eine Stimme, nämlich die von Maynard, der unaufhörlich redete.

Ich raffte alle inneren Reserven zusammen, um durch diese Tür zu gehen, und es war ein großer, entsetzlicher

Fehler. Bobby erklärte mir hinterher, daß er mich auf die gleiche Weise sah wie im Stall und im Garten; als den Vermummten, den Feind, den uralten Widersacher, eine ungeheure, finstere Bedrohung.

Maynard sagte gerade monoton, als hätte er es bereits immer wieder gesagt: ». und wenn du ihn loswerden willst, dann tust du’s, und du tust es heute ...«

Maynard hielt eine Waffe. Eine Schußwaffe. Klein und schwarz.

Er hörte auf zu reden, sobald ich dort hineinkam. Seine Augen weiteten sich. Er sah vermutlich, was Bobby sah: Fielding, den Satanischen.

Er gab Bobby die Pistole, drückte sie ihm in die Hand.

»Tu’s«, sagte er heftig. »Tu’s jetzt.«

Die Augen seines Sohnes waren verschleiert, wie im Garten.

Er würde es nicht tun. Er konnte nicht ...

»Bobby«, stieß ich beschwörend hervor - und er hob die Waffe und richtete sie direkt auf meine Brust.

Kapitel 20

Ich kehrte ihm den Rücken zu.

Ich wollte nicht sehen, wie er es machte; unser Leben zerstörte, meins und seins, das von Holly und dem Baby. Wenn er es tat, würde ich nicht dabei zusehen.

Zeit verging, dehnte sich, unmeßbar. Danielle, dachte ich.

Ich hörte eine Stimme, dicht hinter meiner Schulter.

»Kit ...«

Ich stand stockstill. Sie können ihm nicht viel Angst einjagen, hatte Holly gesagt. Bobby mit Pistole ängstigte mich bis zur Bewegungslosigkeit und Verzweiflung.

Er kam um mich herum, so bleich, wie ich wahrscheinlich selber war. Er sah mir ins Gesicht. Er hielt die Pistole in der flachen Hand, nicht schußbereit, und legte sie in meine.

»Verzeih mir«, sagte er.

Ich konnte nicht sprechen. Er wandte sich hilflos ab und ging auf die Tür zu. Dort erschien Holly mit fragenden Augen, und er umfing sie und drückte sie an sich, als hätte er ein Erdbeben überstanden, und das hatte er wohl auch.

Ich hörte ein leises Geräusch hinter mir, drehte mich um und sah Maynard herankommen. Sein Gesicht war verschwitzt, seine Zähne entblößt, die charmante Maske abgestreift. Ich hielt die Pistole im Anschlag, und er sah sie in meiner Hand und machte einen Schritt zurück, dann noch einen und noch einen, angsterfüllt, blaß.

»Sie haben Ihren eigenen Sohn«, sagte ich bitter, »zum Mord angestiftet. Ihn einer Gehirnwäsche unterzogen.«

»Es wäre ein Unfall gewesen«, erwiderte er.

»Daß ein Allardeck einen Fielding umbringt, wäre nicht als Unfall durchgegangen.«

»Ich hätte es beeidet«, sagte er.

Ich verabscheute ihn. Ich sagte: »Gehen Sie ins Wohnzimmer«, und ich trat zurück, um ihn durchzulassen, wobei ich die Waffe ständig auf ihn gerichtet hielt.

Er hatte nicht den Mut gehabt, selbst auf mich zu schießen. Bobby dazu zu bringen . das war ein schlimmes Verbrechen.

Es war kein guter Einfall gewesen, ihn mit dem ausdrücklichen Ziel herbeizulocken, mich ein für allemal loszuwerden. Beinah wäre es ihm geglückt. Meine eigene Dummheit.

Wir gingen den Flur entlang und in das Wohnzimmer. Alle waren dort. Pollgate, Erskine und Lord Vaughnley standen in der Mitte; Bobby und Holly, die sich immer noch umschlungen hielten, auf der einen Seite. Ich ging da hinein mit dem Gefühl, einen Käfig voller Tiger zu betreten, und Holly meinte später, ich hätte mit der Waffe in der Hand so gefährlich ausgesehen, daß sie in mir kaum ihren Bruder wiedererkannte.

»Setzen Sie sich«, sagte ich. »Sie«, ich wies auf Maynard, »da drüben in den letzten Sessel.« Es war ein tiefer Sessel, der einen einhüllte, nicht gut geeignet, um plötzlich daraus hervorzuschnellen. »Sie als nächstes, neben ihn«, sagte ich zu Erskine.

»Dann Lord Vaughnley, auf das Sofa.«

Pollgate sah auf den freien Platz neben Lord Vaughnley und nahm ihn schweigend ein.

»Holen Sie das Betäubungsgerät heraus«, sagte ich zu ihm.

»Legen Sie es auf den Boden. Schieben Sie es mit dem Fuß hierher.«

Ich merkte ihm die Weigerung an, sah sie in seinen Augen. Dann zuckte er die Schultern, nahm den flachen schwarzen Kasten heraus und tat, was ich gesagt hatte.

»Gut«, sagte ich, »Sie werden sich jetzt alle ein Video ansehen.« Ich blickte auf die Pistole hinunter. »Ich bin kein guter Schütze. Ich weiß nicht, was ich treffen würde. Also bleiben Sie sitzen.«

Ich hielt den Anorak in Bobbys Richtung. »Das Band steckt in einer von den Taschen.«

»Jetzt einlegen?« sagte er, als er es fand und herausholte. Seine Hände zitterten, seine Stimme war unsicher. Verdammter Maynard, dachte ich.