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»Ja, jetzt«, sagte ich. »Holly, zieh die Vorhänge zu, und mach eine Lampe an, es wird dunkel sein, bevor wir durch sind.«

Keiner sprach, während sie den kühlen Tag aussperrte, während Bobby das Videogerät und den Fernseher anschaltete und das Band einschob. Pollgate sah übellaunig auf den Anorak, den Bobby auf einen Sessel gelegt hatte, und Lord Vaughnley blickte auf die Pistole, in mein Gesicht und wieder weg.

»Fertig«, sagte Bobby.

»Laß es laufen«, sagte ich, »und du und Holly, setzt euch und seht zu.«

Ich schloß die Tür und lehnte mich dagegen, wie Lord Vaughnley es im Guineas getan hatte, und das Gesicht von Maynard erschien hell und klar und lächelnd auf dem Fernsehschirm.

Er machte Anstalten, sich aus dem Sessel zu hieven.

»Hinsetzen«, sagte ich einfach.

Er mußte erraten haben, daß jetzt die Aufzeichnung kam, die er unterdrückt zu haben glaubte. Er sah auf die Pistole in meiner Hand. Schätzte die Entfernung ab, die er überwinden müßte, um an mich heranzukommen, und ließ sich in die Polster sinken, als fühlte er sich auf einmal zu schwach.

Das Interview nahm seinen Lauf und schritt von glatter Höflichkeit zu offenem Angriff fort, und Lord Vaughnley öffnete leicht den Mund.

»Sie haben das noch nicht gesehen?« fragte ich ihn.

Er sagte: »Nein, nein«, die Augen unentwegt auf dem Bildschirm, und ich nahm an, daß Rose es nicht für nötig gehalten hatte, an den beiden Tagen, die es sich im Town-crier-Gebäude befand, mit ihrem stibitzten Band zu dem Verleger zu rennen.

Ich beobachtete alle ihre Gesichter, während sie zusahen. Maynard blaß, Erskine ausdruckslos, Lord Vaughnley fasziniert, Pollgate mit zunehmend lebhaftem Interesse, Bobby und Holly entsetzt. Bobby, dachte ich kläglich, standen ein paar böse Überraschungen bevor. Es konnte nicht sehr lustig sein, herauszufinden, daß der eigene Vater soviel grausamen Schaden angerichtet hatte.

Das Interview endete, und weiter ging es mit den Perrysides, die erzählten, wie sie Metavane verloren hatten, danach mit George Tarker und dem Selbstmord seines Sohnes, dann mit Hugh Vaughnley, der darum bat, nach Hause zu dürfen, und schließlich kam wieder Maynard, selbstgefällig lächelnd.

Auf mich war die Wirkung des Ganzen immer noch stark, und bei den anderen rief es eine Art Scheintod hervor. Ihre Mienen am Ende der dreiundsiebzig Minuten waren alle gleich, völlige Versunkenheit und angestrengte Augen, und ich glaube, Joe wäre mit dem Erfolg seiner Bearbeitung und der Schlagkraft der abschließenden Stille zufrieden gewesen.

Der Prozeß war vorbei: der Angeklagte überführt. Nur das Urteil blieb noch zu verkünden.

Der Bildschirm ging von Schwärze zu Schnee über, und niemand rührte sich.

Ich löste mich von der Tür, ging hinüber und schaltete den Apparat aus.

»Gut«, sagte ich, »jetzt hören Sie zu.«

Die Augen von ihnen allen waren mit ungeteilter Konzentration auf mich gerichtet, die von Maynard vor Demütigung getrübt, sein ganzer Körper schlaff und tief im Sessel.

»Sie«, sagte ich zu Lord Vaughnley, »und Sie«, sagte ich zu Nestor Pollgate. »Sie oder Ihre Zeitungen werden jeder an Bobby die Summe von fünfzigtausend Pfund als Entschädigung zahlen. Sie werden hier und jetzt, in diesem Raum, vor Zeugen Ihr schriftliches Versprechen geben, das Geld innerhalb drei Tagen zu bezahlen, und dieses Versprechen wird rechtskräftig und bindend sein.«

Lord Vaughnley und Nestor Pollgate blickten nur starr.

»Und als Gegenleistung«, sagte ich, »bekommen Sie die Lauschanlage und die sonstigen Beweise für Jay Erskines kriminelle Umtriebe. Sie bekommen mein völliges Stillschweigen, was Ihre verschiedenen Angriffe auf mich und mein Eigentum betrifft. Sie bekommen den Bankwechsel über dreitausend Pfund zurück, der jetzt im Safe meines Bankers deponiert ist. Und Sie bekommen das Band, das Sie gerade gesehen haben.«

Maynard entfuhr ein gequältes »Nein« als Protest, und niemand achtete darauf.

»Sie«, sagte ich zu Maynard, »werden Ihr schriftliches Versprechen geben, Bobby innerhalb von drei Tagen die Summe von zweihundertfünfzigtausend Pfund zu bezahlen, womit die Überziehungen und die Darlehen und Hypotheken auf dieses Haus und die Stallungen getilgt werden können, die Sie und Ihr Vater sich von Bobby haben bezahlen lassen und die ihm rechtmäßig als Erbe zustehen.«

Maynard öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus.

»Sie werden außerdem«, sagte ich, »Major Perryside und seiner Frau den einen Anteil geben, den Sie noch an Metavane haben.«

Er begann schwach den Kopf zu schütteln.

»Und als Gegenleistung«, sagte ich, »bekommen Sie von mir die Zusicherung, daß nicht plötzlich zahlreiche Kopien von diesem Band an lauter empfindlichen Stellen gleichzeitig auftauchen, wie etwa beim Vorstandsvorsitzenden des Jockey-Clubs oder bei den Schirmherren der Beamtenhilfsorganisation, deren neuer Vorsitzender Sie sind, oder an einem Dutzend Stellen in der Londoner Geschäftswelt.« Ich hielt inne. »Wenn Bobby das Geld sicher auf der Bank hat, sind Sie auch vor mir sicher. Aber diese Sicherheit wird stets davon abhängen, daß Sie weder Bobby und Holly noch mir künftig Schaden zufügen. Die Bänder werden immer existieren.«

Maynard fand seine Stimme wieder, rauh und erschüttert.

»Das ist Nötigung«, sagte er heiser. »Es ist Erpressung.«

»Es ist Gerechtigkeit«, sagte ich.

Schweigen trat ein. Maynard sank klein und häßlich im Sessel zusammen, und weder Pollgate noch Lord Vaughn-ley sagte irgend etwas.

»Bobby«, sagte ich, »nimm das Band aus dem Recorder, bring es außerhalb des Zimmers irgendwo in Sicherheit und hol Schreibpapier für die Schuldscheine.«

Bobby erhob sich langsam, wie benommen.

»Sie sagten doch, wir könnten das Band haben«, wandte Pollgate ein.

»Können Sie auch, sobald Bobby bezahlt ist. Wenn das Geld bis Freitag sicher auf der Bank liegt, dann bekommen Sie’s zusammen mit Erskines Rettung vor der Haftstrafe.«

Bobby brachte das Band weg, und ich betrachtete die ausdruckslosen Gesichter von Pollgate und Lord Vaughn-ley und fand, daß sie viel zu ruhig waren. Maynard, der mich finster von seinem Sessel aus anstarrte, war dagegen einfach, seine Reaktion die erwartete. Erskine sah so kalt aus wie gewohnt, nur fehlte das Grinsen, und das war ein Fortschritt.

Bobby kam mit einigen großen Bogen von dem Kopfpapier wieder, das er für Rechnungen an die Besitzer verwendete. Er gab Nestor Pollgate und Lord Vaughnley je ein Blatt, und steifbeinig, indem er den Arm so weit wie möglich ausstreckte, gab er mit abgewandtem Kopf das dritte seinem Vater, dem er nicht ins Gesicht sehen mochte.

Ich musterte die drei, wie sie dort steinern mit den leeren Blättern saßen, und mehrere zusammenhanglose Wörter und Wendungen stellten sich in meinem Kopf ein.

»Warten Sie«, sagte ich. »Schreiben Sie noch nicht.«

Die Worte waren »ungültig« und »durch Drohung erlangt« und »ungültig, da mit vorgehaltener Waffe erzwungen«.

Ich fragte mich, ob der Gedanke mir von selbst gekommen oder irgendwo anders in diesem Raum entstanden war, und ich betrachtete aufmerksam die Gesichter, eines nach dem anderen, suchte in ihren Augen.

Nicht Maynard. Nicht Erskine. Nicht Lord Vaughnley.

Nestor Pollgates Augenlider zuckten.

»Bobby«, sagte ich, »heb den schwarzen Kasten da vom Boden auf und wirf ihn aus dem Fenster, in den Garten.«

Er sah verwirrt drein, tat aber, was ich verlangte, so daß die Novemberluft mit einem kräftigen Stoß durch die Vorhänge in das Zimmer fuhr.

»Jetzt die Pistole«, sagte ich und gab sie ihm.

Er nahm sie vorsichtig, warf sie hinaus und schloß das Fenster wieder.

»Gut«, sagte ich und schob meine Hände bewußt in die Hosentaschen, »Sie alle haben die Vorschläge gehört. Wenn Sie damit einverstanden sind, schreiben Sie bitte die Scheine.«