rupe, der auch unter dem Namen maui mua auftritt, brach auf, um seine Schwester hinaura zu suchen. Da er sie nicht rinden konnte, holte er den Rat seines Vorfahren rehua ein, der in dem Himmel an einem Ort, der sich te putahi hui o rehua nannte, lebte. rehua gürtete und maskierte sich und stieg zu den Himmeln auf.
Er gelangte an einen Ort, wo Menschen wohnten. Er fragte: »Sind die Himmel über diesem Himmel bewohnt?« »Ja, sie sind bewohnt«, antwortete man. »Kann ich zu diesen Himmeln gelangen?« fragte er. »Nein, du wirst sie nicht erreichen können, da diese Himmel von tane erbaut sind.«
rupe kämpfte sich in den zweiten Himmel durch, und er fand wieder Menschen, die er neuerlich fragte: »Sind die Himmel über diesem Himmel bewohnt?« »Ja, aber du wirst sie nicht erreichen können, da sie von tane erbaut wurden.«
Nochmals kämpft sich rupe aufwärts und findet wieder einen ort, der bewohnt ist.
»Sind die Himmel über diesem Himmel bewohnt?« »Ja, aber du wirst sie nicht erreichen, denn deine Maske ist nicht von tane.«
rupe gibt nicht auf, mühsam und mit letzter Kraft erreicht er den zehnten Himmel, wo er rehua (auch: hinaura) findet.
Über diesen allmächtigen tane weiß the ancient histo-ry of the maori, daß er der Gott der Wälder und der Tiere war. In einer Legende wird erzählt, daß er das erste Weib erschuf und in einer anderen, daß tane nach dem zweiten großen Krieg in den Himmeln die aufständischen Götter zwang, auf andere Welten in der Dunkelheit herniederzugehen, um für alle Ewigkeit in Zweifel zu leben, tane stattete die in der Himmelsschlacht Besiegten mit all seinen Kenntnissen und Fertigkeiten für den Flug in die Verdammnis aus. Muß man diesen Klartext noch erläutern? Muß man darauf hinweisen, daß für einen Flug ins Weltall Geräte und Masken notwendig sind? Muß man einer Generation, die alle Stadien der Mondflüge life durch Television miterlebte, sagen, daß ein Himmel nach dem anderen zu erobern ist? Daß dafür enorme Kenntnisse - ob nasa oder tane -Voraussetzung sind? Ich möchte aber an das Hauptwerk der kabbala, das Buch sohar, erinnern, in dem die Reportage des Rabbiners simon bar jochai das Gespräch zwischen einem Erdenbürger und einem Gestrandeten aus der Welt arqua festhält. Flüchtlinge, die eine Erdenkatastrophe überlebten, begegnen unter Führung des Rabbi yosse einem Fremden, der plötzlich aus einer Felsspalte tritt. yosse fragt den Fremden, von wo er komme. Der Fremde antwortet:
»Ich bin ein Bewohner arquas.« Der überraschte Rabbi erkundigt sich: »Es gibt also Lebewesen auf arqua?« Der Fremde antwortet:
»Ja. Als ich euch kommen sah, bin ich aus der Höhle gestiegen, um den Namen der Welt zu erfahren, auf der ich angekommen bin.«
Und er erzählte, daß in »seiner« Welt die Jahreszeiten anders wären als in »ihrem« Land, daß Saat und Ernte sich dort erst nach mehreren Jahren erneuern würden und daß die Bewohner von arqua alle Welten besuchen und alle Sprachen sprechen.
Die kabbala weiß von sieben verschiedenen Welten, aber auch, daß nur arqua Sendboten auf die Erde delegierte.
Solche direkten, eindeutigen Hinweise auf andere Welten — andere Planeten stehen in den Legenden, ich kann es nicht ändern. Immer brav, immer mit den alten Exegesen, die zu nichts geführt haben, werden sie interpretiert. Ja, sagen die Exegeten, solche Legenden kann man nicht enträtseln, wenn man sich nicht in die Denkweisen der Vorvorderen versetzt. Tun sie das denn? Sie glauben, es zu tun. In Wirklichkeit läßt sich die Vorstellungswelt vorzeitlicher, zum Teil spurlos verschwundener Völker überhaupt nicht nachempfinden, man kann nur annehmen, so oder so müßten sie wohl gedacht haben. Es ist eine Unterstellung. Jede Legendendeutung bleibt in der Denkweise der jeweiligen Gegenwart befangen und gefangen, aber auch das nur mit Einschränkungen: die Scheuklappen fallen herunter, sobald subjektive Deutungen mit den Kenntnissen dese Raumzeitalters versucht werden. Das darf nicht sein. Weil es in der Frühgeschichte keine Fliegerei gab, kann es auch keinen Kontakt mit anderen Planeten gegeben haben. Basta. Wie aber zieht man sich wie der weiland so unternehmenslustige Freiherr von Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf des Unerklärbaren?
Man bemüht die Psychologie: es waren Wunsch Vorstellungen aus -dem Unbewußten. Selbst mein Landsmann Carl Gustav Jung (1875 — 1961) muß mit seiner Lehre von der psychischen Energie, mit seiner Theorie von den Individuationen, vor allem aber mit seiner Philosophie vom Archetypus mit den urtümlichen, angeborenen Verhaltensweisen und Bildern herhalten. Die Welt ist wieder in ordnung. »Der Mensch hatte stets das Bedürfnis, es den Vögeln gleich zu tun.« Angeborene Verhaltensweisen? Urtümliche Bilder? Ich habe nichts gegen den Wunsch, Fliegen zu können, ich fliege selbst sehr gerne. Sollen doch unsere Urvorderen die gleiche Sehnsucht gehabt haben. Bitte. Gab ihnen denn das Unbewußte ganz konkrete Vorstellungen von Flugapparaten, ließ es sie präzise Angaben über nie gesehene Welten machen? Führte es ihre Hand, als sie technische Details auf Höhlenmalereien skizzierten? Als sie integrierte Schaltkreise ins Sonnentor von tiahuanaco meißelten? etana ist im babylonischen Epos vom Wunsch des Flie-gens besessen. Mag er davon träumen, mag er davon reden. Weder Träume noch Phantasien können ihm aber eine so bildhafte Schilderung der Erdoberfläche eingeben, wie sie im Epos steht:
»Die Erde war wie ein Garten, und das Meer furchte sich ins Land wie die Gräben, die der Gärtner zieht.«
Und fliegerisches Wunschdenken konnte Enkidu unmöglich die Beschreibung der Erde - wie sie sich aus hoher Sicht darbietet - im Wortlaut des gilgamesch-Epos vermitteln:
»Und das Land war wie ein Berg, und das Meer wie ein kleines Gewässer . . . Und das Land sah aus wie ein Mehlbrei, und das Meer wie ein Wassertrog.«
Im 18. Band des jahrbuch des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin, 1928, untersucht Professor Richard hennig Texte zur Vorgeschichte der Luftfahrt. Er bezeichnet die ETANA-Legende als die »wohl älteste Flugsage der Welt«, die bis in die allerersten Anfänge der Geschichte zurückreichen müsse, weil sie bereits auf einem Siegelzylinder aus der Zeit zwischen 3000 und 2500 v. d. Z. bildlich dargestellt sei, während der Text in einer Keilschrift nur unvollständig erhalten blieb. Dieser Passus scheint dem Techniker besonders bemerkenswert:
»Nicht auf des Adlers Rücken, sondern Brust an Brust an ihn geklammert, wird etana emporgetragen zum Fixsternhimmel... Sechsmal während des Auffluges macht der Adler etana aufmerksam auf die immer mehr vor ihren Blicken zusammenschrumpfende Erde.« Genaue Beschreibungen, bildliche Darstellungen als Produkte des Unbewußten? Hier, denke ich, sollten die Psychoanalytiker den Adepten ihrer Wissenschaft Halt gebieten, um selbst glaubwürdig zu bleiben. Unsere Mythen- und Legendenforschung wie die Deutungen der Archäologie sind -soweit sie die Prähistorie betreffen - im Käfig vorgefaßter Ansichten eingesperrt. Die Augen sind blind, die Gedanken stumpf geworden. Die Wissenschaft, heißt es, könne phantastische Lösungen nicht akzeptieren, weil diese keinen empirischen, keinen belegbaren Unterbau hätten. Nun muten aber die seriösen Resultate von Tag zu Tag phantastischer an, während zu gleicher Zeit die verketzerten Phantasien einen realeren Hintergrund bekommen. Drei Prämissen sind die Grundlage aller Forschung: Freiheit des Denkens - Gabe der Beobachtung — Sinn für Zusammenhänge. Ihrer darf sich auch der Laienforscher bedienen.
Fliegen wir noch einmal zurück in die Südsee! Da geistert durch maorische Legenden der Gott pou-rangahua (Abb. 42), der von seinem legendären Sitz hawaiki auf einem magischen Vogel nach Neuseeland flog, hawaiki ist ein zusammengesetztes, aus dem Altindischen stammendes Wort und sinngemäß mit von der Milchstraße übersetzbar. Diesem pourangahua wird das älteste MAORI-Gebet zugeschrieben: »Ich komme,