Mag die Entstehung der sieben städte ungeklärt sein und bleiben — die Felsmalereien sind gesicherte Fakten: man kann sie sehen, anfassen und fotografieren. Es kann auch keinen Meinungsstreit darüber geben, daß diese Malereien bedeutend jünger sind als die spröden verwitterten Gesteinsmale, sete cidades hat zwei »Vergangenheiten«: eine dunkle uralte, die kaum je zu rekonstruieren sein wird und eine »moderne«, die aber auch prähistorischen Datums ist.
Wieder einmal weiß auch der klügste Kopf unter unserer Sonne nicht, wer die Malereien an die Wände gepinselt hat! Doch ist sehr bald deutlich, daß die vorzeitlichen Künstler — mit wenigen Ausnahmen — dieselben Motive und Symbole bevorzugten wie man sie auf Höhlen- und Felsmalereien rund um die Welt findet:
Kreis - Rad (mit Speichen) — Sonne — Kreis im Kreis — Viereck im Kreis - Variationen von Kreuzen und Sternen. Als ob an den entlegensten orten alle prähistorischen Künstler dieselbe Malschule besucht hätten! In seinem Buch »Kult Symbol Schrift« hat oswald o. tobisch tabellarisch nachgewiesen, daß Felszeichnungen in Afrika, Europa, Asien und Amerika untereinander verwandt sind. Am Ende seiner vergleichenden Studien stellt tobisch verblüfft die Frage:
Gab es einstmals möglicherweise doch eine Einheitlichkeit des Gottesbegriffes von einer für heutige Anschauungen geradezu unfaßlichen »Internationali-tät«, und stand die Menschheit jener Zeit vielleicht noch im Kraftfeld der »Uroffenbarung« des einen und allmächtigen Schöpfers, dem Materie und Geist, das gesamte All mit Himmelskörpern und Lebewesen Untertan waren und sind?
46 Auffallend sind die rotgelben Kreise, die alle deutlichen Signalcharakter haben.
47 Merkwürdig und meines Wissens ohne Vergleich im internationalen Katalog der Fels- und Höhlenmalereien ist dieser technisch anmutende Grundriß. Ein Reagenzglas?
Ich will hier von den extravaganten Einfällen der Felsmaler von sete cidades nur wenige Beispiel anführen, stelle aber Forschern gern mein umfangreiches Farbbildarchiv zur Verfügung:
Auffallend sind die rotgelben Kreise, die einen unübersehbaren Signalcharakter haben - auffallend auch deshalb, weil zweifarbige Felsmalereien selten sind: sie sollen fraglos Besonderes mitteilen (Abb. 46). Merkwürdig (und bisher ohne Vergleich) ist der technische Grundriß etwa mit der Form eines Reagenzglases vergleichbar, in dessen unterer Hälfte zwei Signalwimpel erkennbar sind; an einer kräftigen, 32 cm hohen blutroten Stange sind fünf Ovale wie Christbaumkugeln aufgereiht. Nichts aus der Vorstellungswelt vorzeitlicher Menschen — Tiere, Pflanzen, Gestirne — kann hier Modell gestanden haben (Abb. 47). Da ist eine Linie, unter der vier Kugeln wie Notenköpfe baumeln. Da die vorzeitlichen Menschen keine Notenschrift kannten - wer bestreitet das? - muß es sich doch wohl um eine andere, grafisch dargestellte Mitteilung handeln.
48 Die Zeichnung (links) an einer Felswand der sete cidades stimmt nach Stil und Anlage mit einem altindischen Relief überein, das Sanskritforscher als »Vimaana«, ein Fluggerät, identifizierten ...
Da gibt es, fast ein Pendant, ein altindisches Relief, das allerdings neun »Notenköpfe« unter und zwei über der Mittellinie zeigt. Indische Forscher identifizierten anhand von Sanskrittexten das Relief als Darstellung einer Vimaana = ein Fluggerät. (Zurück zu den Sternen, Seiten 225 ff.)
Durchaus bemerkenswert erscheint mir auch eine Flugmaschine (Abb. 49), wie von Kinderhand gezeichnet. Prähistorische Maler haben alles, was sie sahen, auf eine verblüffend einfache Art stilisiert. Was diente hier als »Vorlage«?
49 Fels- und Höhlenmaler stilisierten stets Objekte ihrer Wahrnehmungswelt. Was stand für diese einfache Flugmaschine Modell?
50 Ein Rebus delikater Art! Eine Raumstation im Orbit? Doppelte Kreise mit Fensterchen Einer der rätselhaftesten Funde in den »Sieben Städten«!
Die für mich eigenartigste und eindrücklichste Malarbeit ist eine Wand mit Astronauten: zwei Figuren mit Rundhelmen, über ihnen schwebt ein Ding, das Phantasten als ufo bezeichnen würden; zwischen den Figuren windet sich eine Spirale; daneben ist ein Gebilde wiedergegeben, das der deutenden Phantasie keine Schranken auferlegt.
Ein Rebus delikater Art. Was mag das sein? Eine Raumstation im Orbit (Abb. 50)? Doppelte Kreise, an den Rändern mit Fensterchen . . . Kreise, mit einer Auswuchtung . . : mit einer Gabelung. Die Ränder der Zeichnung habe ich zur Verdeutlichung mit Holzkohle nachgezogen. Last not least: eine Primitivzeichnung, die einen Astronauten in komplettem Raumanzug zeigt. Mit ernst von khuon stelle ich die Frage: Waren die Götter Astronauten?
Wirklich eigenartig und (bisher) unerklärlich ist der Fundort dieser Felsmalereien. Alle hier präsentierten Muster aus einer Kollektion von Felszeichnungen schweben in 8 m Höhe an einer schwer zugänglichen Wand. Ich denke, daß die Maler (falls es keine Riesen gab!) bei ihrer Arbeit auf einem Podest aus Steinquadern gestanden haben. Dieses Podest aber muß im Laufe der Jahrtausende verwittert sein, es findet sich nicht der geringste Krumen davon unter der hohen Wand. Die Verwitterung des Steinpodestes könnte ein Hinweis auf das hohe Alter der Felsmalereien von sete cidades sein . ..
In arizona und neumexiko, usa, liegen die Jagdgründe der HOPI-Indianer aus der großen PUEBLO-Gruppe. Es gibt heute noch rund 18 000 hopis, deren Kunst der Baumwollweberei und Töpferei bis an die Zeitenwende zurückzuverfolgen ist. Trotz der Massenmorde, die an ihnen begangen wurden, und trotz der sie bedrängenden Segnungen der Zivilisation haben die HOPi-Indianer in den Reservaten ihre uralten Riten und Bräuche sowie die mündlich überlieferten Legenden unverfälscht, ja, astrein bewahrt. Der Stammeshäuptling des Jahres 1972 heißt white bear (weißer Bär). Er kann die meisten uralten Felszeichnungen noch »lesen«. So weiß white bear, daß der Handballen mit fünf gespreizten Fingern neben den Malereien bedeutet, daß der Stamm, der einst die Zeichnungen anlegte, noch im Besitz des ganzen Wissens der Überlieferung gewesen ist. white bear ist in der Lage, auf Anhieb weit voneinander entfernte Fels- und Höhlenzeichnungen, die er nie zuvor gesehen hat, zu deuten. Leider ist der Häuptling sehr schweigsam und -mit gutem Grund - sehr skeptisch dem weißen Mann gegenüber. — Die Petroglyphen in den Reservaten sind von merkwürdiger Struktur, manchmal sind ganze Felswände davon bedeckt (Abb. 51).
Was weiß die Legende der HOPI-Indianer zu berichten?
Die erste Welt, sagt sie, sei toktela gewesen. (Toktela heißt in wörtlicher Übersetzung unendlicher Weltraum.) In der ersten Welt habe sich nur taiowa, der Schöpfer, aufgehalten. Die Vorfahren hätten verschiedene Welten berührt, ehe sie auf unserem Planeten ihre Heimat fanden, taiowa setzte ihnen als oberstes Gesetz den Befehclass="underline" »Du sollst nicht töten!« Traten (und treten) bei den hopis im Laufe der Zeiten irgendwelche Meinungsverschiedenheiten und Streitfälle auf, dann trennen sich die Gegner, wandern in entgegengesetzte Richtungen und suchen neue Jagdgründe. Jede Partei aber hielt sich an die überlieferten Gesetze und markierte auf den langen Märschen Felsen und Höhlen mit den immer gleichen Malereien. In book of the hopi (The first revelation of the Hopi's historical and religious world-view of life) wird auch diese Legende berichtet:
In früher Zeit gab es einen Kampf um die rote stadt im süden. Alle Stämme wurden, wohin sie auch zogen, von kachinas begleitet, Wesen, von denen es heißt, sie seien nicht von der »vierten Welt«, der Erde, gewesen, ja, sie wären überhaupt keine Menschen gewesen, jedoch hätten sie sich stets als Beschützer und Berater der Stämme erwiesen und ihnen oft aus brenzlichen Situationen mit übermenschlichen Kräften und Künsten herausgeholfen. So sei es auch in der roten stadt im süden gewesen, als dort einige HOPI-Stämme plötzlich von allen Seiten her angegriffen worden seien. In Windeseile hätten die kachinas Tunnel gebaut, durch die die hopis ins Freie und ohne Blutvergießen hinter die Fronten der Angreifer fliehen konnten. Beim Abschied sagten die kachinas den Stammeshäuptlingen: