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51 An den Felsen der Reservate sind Petroglyphen in großer Zahl zu sehen, aber oft schwer zugänglich. Von den exzerpierten vier Grundrissen ist der »Star-Blower«, der Sternbläser, besonders auffallend. Unschwer sind allerorts antennenähnliche Attribute zu erkennen.

»Wir bleiben, um die Stadt zu verteidigen. Die Zeit für unsere Reise nach unserem fernen Planeten ist noch nicht gekommen !« Folgt man den Überlieferungen der hopis, dann sind all die roten Felszeichnungen nichts anderes als früheste Mitteilungen mit genauen Anweisungen an Stammesgenossen, die irgendwann diese Landschaft passieren würden: hier wurde ein Tunnel gebaut... er führt in diese oder jene Richtung — wir hatten Kontakt mit Boten der Götter - wir haben technische Geräte an diesem oder jenem Ort vergraben ... Ein interessanter Versuch ist eingeleitet: dem großen Häuptling white bear werden meine Farbaufnahmen von Fels- und Höhlenzeichnungen aus sete cidades zugeleitet werden. Wer weiß, vielleicht »liest« er aus den so ähnlichen Motiven und Symbolen, daß die geheimnisvolle rote stadt im Süden endlich wiedergefunden wurde . ..

Zurückgekehrt, erwartete ich in TERESINA voller Spannung ein Rendezvous mit Felicitas barreto (Abb. 52), einer brasilianischen Indianerforscherin ersten Ranges. Ihr Buch danzas indigenas del brasil mit den Schilderungen von Ritualtänzen verschiedener wildlebender indiostämme hatte mich sehr beeindruckt, seit einigen Jahren korrespondierten wir, nun sollte ich sie kennenlernen. Frau barreto, seit 20 Jahren für die Zivilisation »verloren«, kam aus dem gottverlassenen Gebiet des oberen Rio paru, von der brasilianisch-französischguayanischen Grenze. Bis belem wurde sie von der brasilianischen Luftwaffe mitgenommen, Hin- und Rückflug teresina hatte ich garantiert. »Um Gottes willen, was für ein Lärm in dieser Stadt! Können wir uns nicht in einer stillen Höhle verkriechen?!« sagte Frau barreto, eine ältere Dame von drahtiger Gestalt.

52 In teresina traf ich die renommierte Indianerforscherin Felicitas barreto. Sie lebt seit 20 Jahren mit Indianern im Urwald am paru.

Ich erkundigte mich nach dem ruhigsten Zimmer im Hotel Nacional. - Vom Tonband nehme ich Gesprächsfetzen:

»Seit wann sind Sie nicht mehr in der Stadt gewesen?« »Seit ziemlich genau zwanzig Monaten. Aber schon dieser eine Tag reicht mir wieder für sehr lange Zeit! Jetzt schon habe ich Heimweh nach meinen Indianern in den Urwäldern ...« »Heimweh? Wonach?«

»Ganz einfach nach der Natur. Ich habe gelernt, stumm mit den Bäumen, den Steinen, mit den Tieren und Tautropfen zu reden. Bei den Indianern wird wenig gesprochen, aber wir verstehen uns alle.« »Sie leben unter wilden Indianern. Warum bringt man Sie als Weiße nicht um?«

»Indianer sind anders als ihr Ruf, und dann bin ich eine Frau, und eine Frau ist wie eine Schlange ohne Gift, wie eine Waffe ohne Spitze. Meiner blonden Haare wegen nennen sie mich >bleicher Halbmond<. Alle Stämme wissen, daß es mich gibt, alle kennen mich unter diesem Namen, und wenn ich Stammesgebiete wechsle, werde ich überall sehr freundlich empfangen.« »Wie sind Sie gedreßt? Tragen Sie Jeans?« »Unsinn! Meistens laufe ich nackt rum oder mit einem Lendenschurz. Der Häuptling des Stammes, in dem ich jetzt lebe, hat mich eingeladen, seine dritte Frau zu werden ... «

»Um Gottes willen! Sie haben doch nicht Ihr Ja-Wort gegeben?« »Noch nicht, aber es wäre schön, die dritte Frau des Häuptlings zu sein! Als dritte Frau hätte ich die wenigste Arbeit zu verrichten. Außerdem könnten wir zu dritt den Häuptling verprügeln . . .« »Wirklich?«

»Ja, warum nicht? Wenn ein Indianer mit seinen Frauen nicht korrekt umgeht oder sie schikaniert, verprügeln ihn seine Frauen! Nachdem er seine Prügel bezogen hat, muß er aus dem Haus, an den Fluß gehen und sich dort in Hockestellung niedersetzen. Holt ihn bis zum Abend keine seiner Frauen ab, muß er diese und alle folgenden Nächte im Männerhaus verbringen und sich neue Frauen suchen. Vielleicht liegt es an diesen strengen Sitten, daß die Indianer wirkliche Gentlemen sind ... Doch, das muß ich noch sagen, der Stamm läßt keinen im Stich, auch wenn er gemieden wird oder schwer krank ist. Ich wurde zweimal von giftigen Schlangen gebissen, für mehrere Tage hatte ich mein Gedächtnis verloren, da haben mich die Indianer gepflegt und mit Pflanzen, die sie kauten und dann auf die Wunden legten, geheilt .. .«

»Sie kennen meine Bücher. Was wissen die Indianer von der Idee, der Mensch stamme aus dem Weltall?« »Lassen Sie mich mit einer Legende antworten, die sich der Stamm der kaiato erzählt. Dieser Stamm lebt am oberen xingu im Staate mato grosso. Übrigens kennen alle Stämme diese oder eine ähnliche Legende . .. Weit weg von hier, auf einem fremden Stern, saß ein Indianergericht zusammen, das beschloß, den Wohnort zu wechseln. Die Indianer begannen, ein Loch in den Boden zu graben, immer immer tiefer, bis sie auf der anderen Seite ihres Planeten herauskamen. Der Häuptling stürzte sich als erster in das Loch und kam nach einer langen kalten Nacht auf der Erde an, da aber wurde der Luftwiderstand so heftig, daß es den Häuptling in seine alte Heimat zurückschleuderte. Der Häuptling berichtete nun dem Stammesgericht von seinem Erlebnis, daß er eine schöne blaue Welt mit viel Wasser und vielen grünen Wäldern gesehen habe und daß er den Rat gäbe, alle Indianer sollten auf diese Welt gehen. Das Gericht beschloß, dem Rat des Häuptlings zu folgen und gab den Indianern den Befehl, aus Baumwollflocken lange Stricke zu drehen. An diesen Stricken ließen sie sich in das Loch gleiten, ganz langsam, damit sie von der Erde nicht auch wieder zurückgeschleudert würden. Da sie so langsam in die Atmosphäre der Erde eintauchten, gelang die große Wanderung und seitdem leben sie auf der Erde. Am Anfang, erzählen die kaiato, habe es durch den Strick noch einen Kontakt mit der alten Heimat gegeben, doch den habe eines Tages ein böser Zauberer durchschnitten, und seitdem warten sie darauf, daß die Brüder und Schwestern aus der alten Heimat sie auf der Erde suchen und wiederfinden ...« »Sprechen die Indianer noch von Sternen?« »Von den Sternen nicht, aber mit den Sternen! Oft sitzen sie stundenlang reglos im Kreis, halten sich wie in einer endlosen Kette an den Schultern, sie reden kein Wort. Fragt man nach solchen Sitzungen einen, der dabei war, was man eben getan hätte, bekommt man ganz bestimmt keine Antwort, aber von den Frauen weiß ich, daß die Männer mit dem Himmel reden.«

»Sie beten also?«

»Nein, sie führen stumme Zwiegespräche mit irgend-wem da oben!« Frau barreto hob die Schultern und deutete zur Zimmerdecke.

»Sagen Sie mir: gibt es bei den wilden Indianern noch Riten oder Ritualgegenstände, die auf irgendeine Beziehung zum Weltraum hindeuten?« »O ja! Da sind die gefiederten Menschen, Indianer, die sich von Kopf bis Fuß mit Federn bekleben, um den Vögeln zu gleichen, die sich so leicht ins All erheben können. Und da gibt es die zahllosen Maskentypen, die sich, wenn man will, alle in Ihrem Sinne deuten lassen. Aus manchen Masken springen mehrfach gegabelte Äste -wie Ihre Antennen auf den Höhlenzeichnungen! Oft vermummen sich die Indios auch ganz in Stroh, um sich durch diese Maskerade ihren sagenhaften Urvätern ähnlich zu machen! joao americo peret, einer unserer wesentlichen Indianerforscher, hat erst kürzlich einige Fotos veröffentlicht, die er bereits 1952 - also lange vor Gagarins erstem Weltraumflug! - von KAYAPO-India-nern in Ritualkleidern des Stammes machte. Wenn man diese Bilder sieht, denkt man natürlich sofort an Astronauten. Die kayapos, nicht zu verwechseln mit den kaiatos! - leben im Süden des Staates para am Rio fresco .. .«