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joao americo peret stellte mir liebenswürdigerweise Fotos von kayapos in ihren »Ritualgewändern« zur Veröffentlichung in diesem Buch zur Verfügung (Abb. 5 3). Er machte sie in einem Indianerdorf am Rio fresco, südlich von para.

53 Diese Aufnahmen von KAYAPO-Indianern machte Dr. joao americo peret im Jahre 1952, als noch niemand ahnte, wie Astronauten gedreßt sind. Die Indianer tragen diese Ritualgewänder in Erinnerung an die Erscheinung des himmlischen Wesens bep-kororoti.

Angesichts der wirklich verblüffenden Maskerade scheint es mir wichtig, noch mal ausdrücklich daraufhinzuweisen, daß peret diese Aufnahmen bereits im Jahre 1952 machte, zu einem Zeitpunkt also, an dem uns allen (geschweige denn den wilden Indianern!) Kleidung und Ausrüstung von Astronauten noch kein vertrauter Anblick war. juri gagarin umkreiste am 12. 4. 1961 mit seinem Raumschiff wostok i zum ersten Mal die Erde, und erst seit diesem Ereignis sind uns Astronauten in ihren Anzügen vertraut wie die Kleiderpuppen in den Schaufenstern! - Die kayapos in ihren aus Stroh nachgebildeten Astronautenanzügen bedürfen keines Kommentars - außer dem Hinweis, daß diese »Ritualgewänder« von den Indianermännern dieses Stammes seit urdenklichen Zeiten, wie peret ermittelte, bei festlichen Anlässen getragen werden. Die Legende von kayapo, die joao americo peret übermittelt, bedarf ebensowenig einer Erläuterung, peret hörte sie im Dorf gorotire am Ufer des fresco vom Indianer kuben-kran-kein, dem alten Ratgeber des Stammes, der den Titel gway-baba, der Weise, trägt. Und dies ist die Legende, die der Weise erzählte:

Unser Volk wohnte auf einer großen Savanne, weit von dieser Region entfernt, von wo aus man die Gebirgskette pukato-ti sehen konnte, deren Gipfel von einem Nebel der Ungewißheit umkreist waren, und diese Ungewißheit ist bis auf diesen Tag nicht entschleiert. Die Sonne, müde von ihrem weiten täglichen Spaziergang, legte sich auf den grünen Rasen hinter dem Buschwald, und mem-baba, der Erfinder aller Dinge, bedeckte mit seinem Mantel voll hängender Sterne den Himmel. Wenn ein Stern herabfällt, durchquert memi-keniti den Himmel und bringt ihn zum richtigen Ort zurück. Dafür sorgt memi-keneti, der ewige Wächter.

Eines Tages ist bep-kororoti, vom Gebirge pukato-ti kommend, zum ersten Mal ins Dorf gekommen. Er war mit einem bo (das ist der Strohanzug auf den Bildern), der ihn vom Kopf bis zu den Füßen bedeckte, gekleidet. In der Hand trug er ein kop, eine Donnerwaffe. Alle aus dem Dorf flüchteten voll Angst in den Busch, die Männer suchten Frauen und Kinder zu beschützen, und einige versuchten, den Eindringling zu bekämpfen, aber ihre Waffen waren zu schwach. Jedesmal, wenn sie mit ihren Waffen die Kleidung von bep-kororoti berührten, fielen sie in Staub zusammen. Der Krieger, der aus dem All gekommen war, mußte über die Zerbrechlichkeit derer, die ihn bekämpften lachen. Um ihnen seine Kraft zu beweisen, hob er seinen kop, deutete auf einen Baum oder einen Stein und vernichtete beide. Alle glaubten, daß bep-kororoti ihnen damit zeigen wollte, daß er nicht gekommen war, um Krieg mit ihnen zu machen. So ging das eine lange Zeit.

Es war ein großes Durcheinander. Die mutigsten Krieger des Stammes versuchten, Widerstand zu leisten, aber auch sie konnten sich zuletzt nur mit der Gegenwart von bep-kororoti abfinden, denn er belästigte sie nicht und niemanden. Seine Schönheit, sein strahlendes Weiß der Haut, seine Zärtlichkeit und allen zugewandte Liebe schlug allmählich alle in Bann und zog sie zu ihm hin. Alle bekamen ein Gefühl von Sicherheit, und so wurden sie Freunde. bep-kororoti fand Gefallen daran, mit unseren Waffen umzugehen und zu lernen, wie er ein guter Jäger werden konnte. Schließlich brachte er es so weit, daß er besser wurde mit unseren Waffen als die Besten des Stammes und mutiger als die Mutigsten des Dorfes. Es dauerte nicht mehr lange, da wurde bep-kororoti als Krieger in den Stamm aufgenommen, und dann suchte ihn ein junges Mädchen als Gemahl aus und heiratete ihn. Sie bekamen Söhne und eine Tochter, die sie nio-pouti nannten.

bep-kororoti war klüger als alle, und darum begann er, die anderen mit unbekannten Sachen zu unterrichten. Er leitete die Männer zum Bau eines ng-obi an, dieses Männerhaus, das heute alle unsere Dörfer haben. Darin erzählten die Männer den Jünglingen von ihren Abenteuern, und so lernten sie, wie man sich in Gefahren zu verhalten hat und wie man denken muß. Das Haus war in Wahrheit eine Schule, und bep-kororoti war ihr Lehrer.

Im ng-obi kam es zur Entwicklung von Handarbeiten, zur Verbesserung unserer Waffen, und nichts wurde, was wir nicht dem großen Krieger aus dem All verdankten. Er war es, der die »große Kammer« gründete, in der wir die Sorgen und Nöte unseres Stammes besprachen, und so kam eine bessere Organisation zustande, die für alle Arbeit und Leben erleichterte. Oft leisteten die Jüngeren Widerstand und gingen nicht zum ng-obi. Dann zog bep-kororoti seinen bo an und suchte die Jüngeren, sie konnten dann keinen Widerstand mehr leisten und kehrten schnell in das ng-obi zurück, weil sie nur dort sicheren Schutz hatten.

Wenn die Jagd schwierig war, holte beb-kororoti sein kop und tötete die Tiere, ohne sie zu verletzen. Immer durfte der Jäger das beste Stück der Beute für sich nehmen, aber bep-kororoti, der nicht die Nahrung des Dorfes aß, nahm nur das Nötigste für die Ernährung seiner Familie. Seine Freunde waren damit nicht einverstanden, aber er änderte seine Haltung nicht. Mit den Jahren änderte sich sein Verhalten. Er ging nicht mehr mit den anderen, er wollte in seiner Hütte bleiben. Wenn er aber die Hütte verließ, ging er immer auf die Berge von pukato-Ti, woher er gekommen war. Eines Tages aber folgte er dem Willen seines Geistes, den er nicht mehr bezwingen konnte, er verließ das Dorf. Er versammelte seine Familie, und nur nio-pouti war nicht dabei, denn sie war abwesend, und sein Aufbruch erfolgte in Eile. Die Tage vergingen, und bep-kororoti war nicht zu finden. Plötzlich aber erschien er wieder auf dem Dorfplatz, und er machte ein fürchterliches Kriegsgeschrei. Alle dachten, er wäre irre geworden und alle wollten ihn beruhigen. Aber als Männer sich ihm nähern wollten, kam es zu einem fürchterlichen Kampf, bep-kororoti benutzte seine Waffe nicht, aber sein Körper zitterte und wer ihn berührte, fiel tot zu Boden. Reihenweise starben die Krieger.

Der Kampf dauerte Tage, denn die gefallenen Kriegergruppen konnten wieder aufstehen, und sie versuchten immer wieder, bep-kororoti zu bezwingen. Sie verfolgten ihn bis auf die Kämme des Gebirges. Da geschah etwas Ungeheures, das alle sprachlos werden ließ. Rückwärts ging bep-kororoti bis an den Rand des pukato-ti. Mit seinem kop vernichtete er alles, was in seiner Nähe war. Bis er auf dem Gipfel der Gebirgskette war, waren Bäume und Sträucher zu Staub geworden. Dann aber gab es plötzlich einen gewaltigen Krach, der die ganze Region erschütterte, und bep-kororoti verschwand in der Luft, umkreist von flammenden Wolken, Rauch und Donner. Durch dieses Ereignis, das die Erde erschütterte, wurden die Wurzeln der Büsche aus dem Boden gerissen und die Wildfrüchte vernichtet, das Wild verschwand, so daß der Stamm anfing, Hunger zu leiden. nio-pouti, die einen Krieger geheiratet und einen Sohn geboren hatte, wie man weiß, eine Tochter des himmlischen bep-kororoti, sagte ihrem Mann, daß sie wisse, wo man für das ganze Dorf Nahrung finden könnte, man müsse ihr aber ins Gebirge nach pu-kato-ti folgen. Auf das Drängen von nio-pouti faßte ihr Mann Mut und folgte ihr in die Region von pukato-ti. Dort suchte sie im Gebiet von mem-baba-kent-kre einen besonderen Baum und setzte sich auf dessen Äste, sie hatte dabei ihren Sohn auf dem Schoß. Ihren Mann bat sie, die Äste des Baumes so lange zu biegen, bis deren Spitzen den Boden berührten. In dem Augenblick, da diese Berührung zustande kam, ereignete sich eine große Explosion, und nio-pouti verschwand zwischen Wolken, Rauch und Staub, Blitz und Donner.