Verewigt es den Moment der Vernichtung des irdischen Chaos durch den Gott der Sterne?
Der winzige Teil der Goldschätze aus dem Hof der Marienkirche in cuenca, die ich zeige, ist ein noch winzigerer Teil der Kostbarkeiten, die ungehoben in den Höhlen des juan moricz ruhen, eine Orgie der Menschheitsgeschichte ein Gold.
Was wollen, was sollen die Goldarbeiten der Inkas? Sind es nur primitive, teure Spielereien? Sind es in Wahrheit samt und sonders Botschaften aus einer sehr frühen Zeit, die wir nicht enträtseln können? Professor miloslav stingl ist der führende Amerikanist der Länder des Ostblocks; er promovierte über die alten Kulturen Amerikas; heute ist er Mitglied der Aka-demie der Wissenschaften in prag, Autor archäologischer und ethnologischer Werke; sein Buch »In versunkenen Mayastädten« (1971) hat hohen Rang. - Professor Stingl, der Gast in meinem Hause war, sah die Aufnahmen, die ich in cuenca machte. »Wenn diese Bilder echt sind, und alles spricht dafür, daß sie echt sind, weil man auf Gold keine Fälschungen macht, noch dazu in solchen Mengen, dann ist dies die größte archäologische Sensation seit der Entdeckung Trojas! Ich selbst habe vor Jahren noch die Ansicht bekräftigt, daß den Inkas keine Schrift in alphabetischem Sinne bekannt war. Und nun stehe ich vor einer Inkaschrift! Es muß eine sehr sehr alte Schrift sein, denn man erkennt Übergänge vom Ideogramm zur Schrift.« »Wie beurteilen Sie die Gravüren, wie ordnen Sie sie in das bisherige System ein?« »Um eine exakte wissenschaftliche Stellungnahme abgeben zu können, müßte ich jede Platte gründlich und lange untersuchen, jede mit bereits vorhandenem Material vergleichen. Ich kann zur Stunde nur sagen: ich bin überwältigt! Auf den bisher bekannten Inkagravuren war wohl die Sonne oft Bestandteil einer Szenerie, doch niemals war - wie ich es auf diesen Fotos wiederholt sehe - der Mensch selbst der Sonne gleich: da sind Darstellungen von Menschen mit Sonnenstrahlen um die Köpfe, ja, da sind Darstellungen von Menschen mit Sternenzacken um die Häupter. Die Symbolik für die >heilige Kraft< war stets der Kopf. Auf diesen Bildern aber ist der Kopf gleichzeitig Sonne oder Stern! Das weist auf neue, direkte Zusammenhänge hin.« »Welche Deutung würden Sie der >Bombe< auf der Prunkplatte geben?«
Der berühmte Mann holte eine Lupe hervor und betrachtete lange Zeit stumm die Fotografie. Fast ärgerlich sagte er:
»Eine Deutung ist unmöglich, das hier ist alles ganz neu! Totemistisch erklärt, würde ich sagen, die strahlenden Wesen mit den Sternen oben, die Schlangensymbole unten, deuten auf eine Verbundenheit von Himmel und Erde hin.
Und das heißt, daß die Sternenwesen und Sonnen in einem Zusammenhang mit den Erdbewohnern gestanden haben.« »Und sonst?«
»Nicht zu deuten! Bekannt ist lediglich das Sonnenrad, aber hier steht ja nicht einmal fest, ob es sich um ein Sonnenrad handelt, denn mittendrin ist ja, höchst widersprüchlich, ein Gesicht. Jedenfalls scheinen alle Fi-guten, Vögel, Schlangen, behelmte Wesen und was da sonst alles auszumachen ist, aus einer Traumwelt, aus der Mythologie zu stammen . ..«
»Eine Mythologie, die täglich einen greifbareren und realistischeren Background kriegt!« »Ich muß schon sagen«, lachte der Professor, »Sie haben Argumente in Ihrem Zusammensetzspiel, die selbst einen alten Fuchs wie mich stutzig machen und nachdenklich stimmen.«
Wer wird Höhlen und Schätze unter Ecuador erforschen, wer wird die sensationelle archäologische Entdek-kung ins klärende Licht wissenschaftlicher Forschung heben? Ein Mann vom Reichtum Heinrich Schliemanns, der Troja und Mykene freilegte, ist nicht in Sicht. Als moricz das Tunnelsystem entdeckte, war er arm wie eine Kirchenmaus. Seitdem fand er Eisen- und Silberminen, deren Ausbeutungslizenz er an Eisenhütten vergeben hat, er ist zu leidlichem Wohlstand gekommen, den er bei anspruchslosester Lebensweise ausschließlich für seine Forschungsarbeiten nutzt. Aber juan moricz ist nicht so reich, daß er seine Arbeit in der gebotenen zügigen Weise fortführen und versierte Hilfskräfte engagieren könnte. Er weiß, daß er sofort Hilfe von Spekulanten, von Golddiggern wie im Wilden Westen haben könnte: er müßte ihnen nur Teile der verlockenden Goldmengen in den Höhlen unter Ecuador zeigen. Diese Art von Hilfe will er nicht, sie würde in Plünderung ausarten und der Menschheit nicht helfen. Das ist der Grund, warum es schwierig ist, eine uneigennützige, nur der Forschung dienende Expedition zusammenzustellen. Schon 1968, als moricz Gäste einlud, ließ er die Gruppe von einigen bewaffneten Beschützern begleiten. Je tiefer sie in das Labyrinth vorgedrungen seien, erzählen moricz und pena, um so kritischer und gereizter wäre die Stimmung geworden, und zuletzt habe die Gruppe Angst vor den Beschützern gehabt, die das Goldfieber, der Goldrausch gepackt habe. Man mußte umkehren. Warum tut Ecuador nichts zur Bergung, zur Förderung einer wissenschaftlichen Expedition, die dem Lande zum Ruhme gereichen würde?
Ecuador mit seinen fünf Millionen Einwohnern gehört zu den ärmsten Ländern Südamerikas. Der Plantagenbau von Kakao, Bananen, Tabak, Reis und Zuckerrohr bringt nicht genug Devisen für den Ankauf moderner technischer Geräte. Der indianische Landbau im Hochland erzeugt Kartoffeln und Getreide, hat etwas Schaf-und Lamazucht. Der früher in den östlichen Wäldern gewonnene Wildkautschuk ist nicht mehr gefragt. Vielleicht bringt der staatlich geförderte Abbau von Bodenschätzen (Gold, Silber, Kupfer, Blei, Mangan) in kommenden Jahren einigen Gewinn oder auch das Erdöl, das man vor der Küste fand. Noch aber wird aller Ertrag vorrangig gebraucht, um die elende Armut zu mildern, noch hat man keinen Sinn für Aufgaben, die nicht dazu dienen, den Hunger zu bezwingen. juan moricz schätzt, daß allein eine Inspektion des Tunnelsystems, ohne Detailforschungen, mehr als eine Million Schweizer Franken kosten würde: eine Elektrizitätsstation muß installiert werden, zentrale Lager für Geräte und Verpflegung sind anzulegen, Sicherungsvorkehrungen müssen getroffen werden, zum Teil wird bergbaumäßiger Vortrieb notwendig sein. In genauer Kenntnis dieser ungehobenen Schätze der Menschheitsgeschichte postuliere ich erneut die Forderung, die ich 1968 in Erinnerungen an die Zukunft niederschrieb:
»Ein utopisch-archäologisches Jahr ist fällig! In diesem einen Jahr hätten sich Archäologen, Physiker, chemiker, Geologen, Metallurgen und alle korrespondierenden Zweige dieser Wissenschaften mit der einzigen Frage zu beschäftigen: erhielten unsere Vorfahren Besuch aus dem Weltall?«
Damit kein Mensch und keine Institution sagen kann, man könne nicht auf die Suche nach unbekannten geheimnisvollen Höhlen gehen, soll hier die Besuchskarte von Rechtsanwalt pena abgebildet sein, der jedem seriösen Forscher Kontakt zu juan moricz herstellt: (Abb. 18)
18 Rechtsanwalt Pena vermittelt jedem seriösen Forscher den Weg zu Juan Moricz! Die Höhlen unter Ecuador verlangen exakte Forschung!
Benachbart, in den Anden von peru, entdeckte der spanische Hauptmann Francisco pizarro (1478-1541) auf dem Berg der Inkas huascaran, 6768 m ü. d. M., Höhleneingänge, die mit Felsplatten verschlossen waren. Die Spanier vermuteten dahinter Vorratskammern. Erst im Jahre 1971 erinnerten sich Höhlenforscher wieder dieser Inkagrotten. Die Zeitschrift bild der Wissenschaft berichtete über die mit allen technischen Hilfsmitteln (Seilwinden, Elektrokabel, Berglampen, Sauerstoffflaschen) ausgerüstete Expedition, die in der Nähe der peruanischen Ortschaft otuzco einstieg. - 62 m unter der Erde machten die Wissenschaftler eine verblüffende Entdeckung: am Ende mehrstöckiger Höhlen standen sie plötzlich vor Schottentüren aus riesigen Felsplatten: acht Meter hoch, fünf Meter breit, zweieinhalb Meter dick. Trotz des ungeheuren Gewichts konnten vier Männer, die sich dagegenstemmten, die Türen drehen: sie liegen auf Steinkugeln in einem Wassertropfbett. bild der Wissenschaften berichtet: