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»Was könnte ich noch mehr tun?«

»Denk nach! Mein ganzes Leben hindurch war ich verantwortlich für alles mögliche, von Unannehmlichkeiten bis hin zu Katastrophen, vielleicht für Millionen unschuldiger Menschen. Auch wenn ich von nun an keinem einzigen Menschen mehr Pech brächte, ist doch das Unheil, das ich bisher verursacht habe - auch wenn nichts davon freiwillig geschah oder in irgendeiner Weise mir zugerechnet wird -, mehr, als ich ertragen kann. Das alles muß wieder gutgemacht werden.«

»Wie zum Beispiel?«

»Ich muß die Möglichkeit erhalten, die Menschheit zu retten.«

»Die Menschheit zu retten?«

»Was sonst könnte den unermeßlichen Schaden ausgleichen, den ich angerichtet habe? George, ich bestehe darauf: Wenn du den Fluch von mir nimmst, ersetze ihn durch die Fähigkeit, die Menschheit aus einer großen Krise zu erlösen.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann.«

»Versuch es, George. Schreck nicht vor der Herausforderung zurück. Ich sage immer: Wenn du einen Job machst, dann mach ihn anständig. Denk an die Menschheit, alter Freund.«

»Warte mal einen Augenblick«, sagte ich alarmiert. »Du lädst gerade die ganze Sache auf meine Schultern.«

»Natürlich tue ich das, George«, entgegnete Menander herzlich. »Auf breite Schultern! Gute Schultern! Geschaffen dafür, Bürden zu tragen! Geh nach Hause, George, und mach dich daran, den Fluch von mir zu nehmen. Eine dankbare Menschheit wird dich mit ihren Segnungen überhäufen - oder auch nicht, da sie natürlich niemals davon erfahren wird, denn ich werde es niemandem verraten. Deine noble Tat wird nie durch Aufdeckung entehrt werden, verlaß dich auf mich, ich werde sie nie kundtun.«

Selbstlose Freundschaft ist etwas Wundervolles, dem nichts auf der Welt gleichkommt. Ich erhob mich sogleich, um mich an meine Aufgabe zu machen, und entfernte mich so rasch, daß ich versäumte, meinen Teil der Dinnerrechnung zu begleichen. Glücklicherweise bemerkte Menander es nicht, bevor ich das Restaurant bereits verlassen hatte.

Ich hatte einige Probleme, mit Azazel in Kontakt zu treten, und als es mir endlich gelang, schien er darüber nicht sonderlich erfreut. Sein zwei Zentimeter großer Körper war in einen rosafarbenen Schimmer gehüllt, und mit seiner schrillen Stimme rief er: »Ist dir je in den Sinn gekommen, daß ich gerade eine Dusche nehmen könnte?«

Tatsächlich ging ein leichter Geruch nach Ammoniak von ihm aus.

Demütig sagte ich: »Es handelt sich um einen dringenden Notfall, oh Mächtiger-für-den-Worte-nicht-ausreichen.«

»Nun gut, erzähl mir davon - aber denk daran: Laß es nicht den ganzen Tag dauern.«

»Sicher!« entgegnete ich und umriß die Angelegenheit in bewundernswerter Knappheit.

»Hmm«, sagte Azazel. »Ausnahmsweise hast du mir ein interessantes Problem präsentiert.«

»Habe ich das? Du meinst, es gibt tatsächlich so etwas wie Teleklutzismus?«

»Oh ja. Siehst du, durch die Quantenmechanik wissen wir, daß die Eigenschaften des Universums zu einem gewissen Grad vom Betrachter abhängen. Ebenso wie das Universum den Betrachter beeinflußt, so beeinflußt auch der Betrachter das Universum. Manche Betrachter beeinflussen das Universum auf widrige Weise, oder zumindest auf eine Weise, die sich auf andere Betrachter widrig auswirkt. So mag ein Betrachter die Entwicklung eines Sterns zur Supernova beschleunigen, was zu Irritationen bei anderen Betrachtern führen kann, die sich zu diesem Zeitpunkt unangenehm dicht bei diesem Stern befinden.«

»Ich verstehe. Nun, dann kannst du also meinem Freund Menander helfen und diesen quantenbeeinflussenden Effekt von ihm nehmen?«

»Oh, selbstverständlich! Leicht! Es wird mich zehn Sekunden kosten, und dann kann ich unter meine Dusche zurückkehren, zum Ritual des Laskorati, das ich mit zwei Samini von unvorstellbarer Lieblichkeit abzuhalten gedenke.«

»Warte! Warte! Das reicht nicht.«

»Sei nicht albern. Zwei Samini sind mehr als ausreichend. Nur ein Wüstling würde sich drei wünschen.«

»Ich meine, den Teleklutzismus zu entfernen reicht nicht. Menander will außerdem die Möglichkeit, die Menschheit zu retten.«

Für eine Minute glaubte ich, Azazel würde unsere lange Freundschaft und all das vergessen, was ich für ihn getan hatte, indem ich ihn mit interessanten Problemen versorgte, die seinen Verstand und seine magischen Fähigkeiten trainierten. Ich verstand nicht viel von dem, was er sagte, da die meisten der Worte aus seiner eigenen Sprache stammten, aber sie klangen sehr wie Sägeblätter, die über rostige Nägel kratzten.

Als er sich schließlich wieder auf ein gedämpftes Rot abgekühlt hatte, sagte er: »Und wie soll ich das anstellen?«

»Könnte dem Apostel der Unglaublichkeit irgend etwas zu schwierig sein?«

»Worauf du wetten kannst! Aber laß mal sehen ...« Er dachte eine Weile nach, dann platzte er heraus: »Wer im ganzen Universum würde denn die Menschheit retten wollen? Wo läge der Nutzen darin? Ihr verschmutzt doch diese ganze Gegend . Nun, nun, ich denke, es könnte klappen.«

Es dauerte keine zehn Sekunden. Es dauerte eine halbe Stunde, und eine äußerst unbehagliche halbe Stunde noch dazu, denn Azazel stöhnte einen guten Teil der Zeit, und in der restlichen hielt er immer wieder inne, um sich zu fragen, ob die Samini auch auf ihn warten würden.

Schließlich war er fertig, und natürlich hieß das für mich, daß ich den Erfolg der Angelegenheit bei Menander Block nachprüfen mußte.

Als ich Menander das nächste Mal sah, rief ich: »Du bist geheilt!«

Er starrte mich feindselig an. »Ist dir bewußt, daß du mich gestern abend mit der Dinnerrechnung hast sitzen lassen?«

»Gewiß eine Nebensächlichkeit, verglichen mit der Tatsache, daß du geheilt bist.«

»Ich fühle mich nicht geheilt.«

»Na, dann komm. Laß uns eine Ausfahrt machen. Du fährst.«

»Aber es sieht schon bewölkt aus. Tolle Heilung!«

»Fahr! Was haben wir zu verlieren?«

Er rangierte seinen Wagen rückwärts aus der Garage. Ein Mann, der auf der anderen Straßenseite vorüberkam, stolperte nicht über einen übervollen Abfallbehälter.

Menander steuerte die Straße hinunter. Die Ampel sprang nicht auf rot um, als er heranrollte, und zwei Autos, die an der nächsten Kreuzung aufeinander zuschlitterten, verfehlten sich um ein gutes Stück.

Als wir die Brücke erreichten, hatten sich die Wolken verzogen, und die Sonne leuchtete warm auf den Wagen herab. Seine Augen dagegen leuchteten nicht.

Schließlich kamen wir wieder bei ihm zuhause an, wo er ohne Scham zu weinen begann, so daß ich den Wagen für ihn einparken mußte. Ich fuhr eine leichte Schramme hinein, aber schließlich war ja auch nicht ich vom Teleklutzismus geheilt worden. Außerdem hätte es schlimmer kommen können. Ich hätte meinen eigenen Wagen demolieren können.

In den nächsten Tagen suchte er mich ständig auf. Schließlich war ich der einzige, der das Wunder zu würdigen wußte, das ihm widerfahren war.

So erzählte er: »Ich war tanzen, und nicht ein einziges Paar stolperte über seine eigenen Füße, stürzte und brach sich ein Schlüsselbein oder zwei. Ich konnte tanzen wie eine Sylphe, mit ganzer Hingabe, ohne daß meiner Partnerin schlecht wurde, obwohl sie höchst unvorsichtig gegessen hatte.«

Oder: »Auf der Arbeit installierten sie eine neue Klimaanlage, und kein einziges Mal fiel einem der Arbeiter ein Bauteil auf die Zehen, um sie unheilbar zu brechen.«

Oder gar: »Ich besuchte einen Freund im Krankenhaus -etwas, wovon ich niemals auch nur geträumt hätte -, und in keinem der Zimmer, die ich passierte, rutschte eine Nadel aus einer Vene. Keine einzige Injektion verfehlte ihr Ziel.«

Manchmal jedoch fragte er mich geknickt: »Bist du sicher, daß ich eine Chance erhalten werde, die Menschheit zu retten?«

»Ganz sicher«, entgegnete ich. »Das ist Bestandteil der Heilung.«