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Doch dann kam der Tag, da er mich mit finsterem Blick aufsuchte. »Hör zu«, begann er. »Ich war gerade auf der Bank, um mich über meinen Kontostand zu informieren, der momentan etwas niedriger ist als er sein sollte, da du dich gerne aus Restaurants verabschiedest, bevor die Rechnung bezahlt ist. Aber ich konnte keine Auskunft bekommen, da das Computersystem just in dem Moment ausfiel, als ich hereinkam. Alle waren ganz durcheinander. Läßt die Heilung etwa nach?«

»Sie kann nicht nachlassen«, erklärte ich. »Vielleicht hatte das ja gar nichts mit dir zu tun. Möglicherweise war nur ein anderer Teleklutz in der Nähe, der noch nicht geheilt ist. Er kam vielleicht im gleichen Moment wie du herein.«

Aber das war es nicht. Der Computer der Bank stürzte zwei weitere Male ab, als er versuchte, seinen Kontostand in Erfahrung zu bringen. (Seine Nervosität bezüglich der armseligen Summe, die ich zu begleichen versäumt hatte, war für einen erwachsenen Mann ekelhaft.) Als schließlich das Computersystem in seiner Firma abstürzte, während er an dem Raum vorbeilief, wo es stationiert war, suchte er mich in einem Zustand auf, den ich nur als Panik beschreiben kann.

»Es ist wieder da, ich sage es dir! Es ist zurück!« schrie er. »Dieses Mal halte ich es nicht aus. Jetzt, da ich mich an das Normalsein gewöhnt habe, kann ich nicht mehr zu meiner alten Lebensweise zurückkehren. Ich muß mich umbringen.«

»Nein, nein, Menander. Das geht zu weit.«

Er schien einen weiteren Schrei im Ansatz zu unterdrücken und dachte über meinen Einwurf nach. »Du hast recht«, sagte er dann. »Das geht zu weit. Vielleicht sollte ich statt dessen dich umbringen. Dich wird schließlich niemand vermissen, und ich würde mich wenigstens ein bißchen besser fühlen.«

Ich verstand seinen Standpunkt, wenngleich nur zu einem gewissen Grad. So sagte ich: »Bevor du irgend etwas unternimmst, laß mich der Sache nachgehen. Hab Geduld, Menander. Immerhin ist es bisher nur mit Computern passiert, und wen interessieren Computer?«

Ich verließ ihn rasch, bevor er mir die Frage stellen konnte, wie er sich unverzüglich einen Kontoauszug besorgen sollte, wenn die Rechner in seiner Gegenwart stets abstürzten. Er war in dieser Hinsicht wirklich fanatisch.

Ähnlich verhielt es sich mit Azazel, allerdings hinsichtlich eines anderen Themas. Dieses Mal schien er mitten in das verstrickt, was er mit den beiden Samini anstellte, und als er Gestalt annahm, schlug er noch immer Purzelbäume. Bis zum heutigen Tag habe ich keine Ahnung, was die Purzelbäume mit der Sache zu tun hatten.

Ich glaube, er beruhigte sich nicht wesentlich, aber er war in der Lage, mir auseinanderzusetzen, was geschehen war, und mir oblag es anschließend, dies Menander zu erklären.

Ich bestand darauf, ihn im Park zu treffen. Ich wählte einen recht gut besuchten Abschnitt, da ich mich auf rasche Hilfe verlassen mußte, sollte er im übertragenen Sinne den Kopf verlieren und danach trachten, mich meinen im wörtlichen Sinne verlieren zu lassen.

»Menander«, hob ich an. »Dein Teleklutzismus ist noch aktiv, wirkt aber lediglich auf Computer. Nur auf Computer. Du hast mein Wort darauf. Hinsichtlich alles sonstigen bist du für immer geheilt.«

»Na, dann heile mich auch, was Computer angeht.«

»Wie die Dinge liegen, Menander, ist das unmöglich. Was Computer angeht, bist du nicht geheilt, ebenfalls für immer.« Die letzten Worte flüsterte ich, aber er verstand mich dennoch.

»Warum? Was bist du bloß für ein hasenhirniges, idiotisches, erbärmliches, omniklutzistisches Hinterteil eines toten Trampeltiers?«

»So wie du fragst, klingt es, als gäbe es da mehrere Varianten, Menander, und das ergibt wenig Sinn. Verstehst du denn nicht - du wolltest die Welt retten, deswegen ist alles so gekommen.«

»Nein, das verstehe ich nicht. Erklär es mir, und lass dir Zeit. Du hast fünfzehn Sekunden.«

»Sei vernünftig! Die Menschheit geht einer regelrechten Computer-Explosion entgegen. Computer werden immer vielseitiger, leistungsfähiger und intelligenter. Die Menschen werden in zunehmendem Maße abhängig von ihnen. Eines Tages wird ein Computer gebaut werden, der die Weltherrschaft ergreifen wird, und dann wird die Menschheit nichts mehr zu melden haben. Möglicherweise wird er sich überlegen, die überflüssigen Menschen auszulöschen. Natürlich reden wir uns selbstgefällig ein, wir könnten jederzeit >den Stecker ziehen<, aber du weißt, daß wir das nicht könnten. Ein Computer, der intelligent genug wäre, die Arbeit der ganzen Welt ohne uns zu erledigen, wäre in der Lage, seinen Stecker auf eigene Faust zu verteidigen und damit den Strom, den er benötigt.

Er wird unzerstörbar sein und die Menschheit dem Untergang geweiht. Und nun, mein Freund, kommst du ins Spieclass="underline" Du wirst in seine unmittelbare Umgebung gebracht werden, oder vielleicht wirst du auch nur einige Meilen entfernt vorüberlaufen, worauf er augenblicklich abstürzen wird, und die Menschheit ist gerettet! Die Menschheit ist gerettet! Stell dir das vor! Stell dir das vor!«

Menander stellte es sich vor. Und er sah nicht glücklich aus dabei. »Aber so lange kann ich keinem Computer zu nahe kommen«, erkannte er.

»Nun, der Computer-Klutzismus mußte natürlich fixiert und absolut beständig gemacht werden, damit wir sichergehen konnten, daß nichts schief geht, wenn es soweit ist, und daß sich der Computer deiner nicht irgendwie erwehren kann. Das ist der Preis, den du für das großartige Geschenk der Menschheitsrettung zahlen mußt, die du dir gewünscht hast und für die du auf alle Zeit geehrt werden wirst.«

»Ach?« sagte er. »Und wann wird diese Menschheitsrettung stattfinden?«

»Laut Azaz- ... laut meinen Quellen sollte das in etwa sechzig Jahren passieren«, erklärte ich. »Aber sieh es mal so: Jetzt weißt du, daß du mindestens neunzig Jahre alt werden wirst.«

»Und in der Zwischenzeit«, sagte Menander laut, ohne sich um all die Menschen um uns herum zu scheren, die uns schon anzustarren begannen, »in der Zwischenzeit wird die Welt immer computerisierter werden, und ich werde mich immer mehr Orten nicht mehr nähern können. Ich werde immer weniger in der Lage sein, bestimmte Dinge zu tun, und schließlich komplett in einem selbstgewählten Gefängnis festsitzen .«

»Aber am Ende wirst du die Menschheit retten! Das ist es doch, was du wolltest!«

»Zur Hölle mit der Menschheit!« kreischte Menander, sprang hoch und warf sich auf mich.

Es gelang mir nur, rechtzeitig zu entweichen, weil Passanten den armen Gesellen ergriffen und festhielten.

Heute befindet sich Menander in tiefenpsychologischer Behandlung bei einem Freudschen Psychiater von der überzeugtesten Sorte. Sie kostet ihn fraglos ein Vermögen und wird ihm - natürlich - nichts nützen.

Nachdem George seine Erzählung beendet hatte, starrte er in den Bierkrug, von dem ich wußte, daß ich ihn würde bezahlen müssen.

»Diese Geschichte hat eine Moral«, sagte er.

»Und die wäre?«

»Die Menschen sind einfach undankbar!«

Eine Frage des Prinzips

George starrte düster in sein Glas, das meinen Drink enthielt (in dem Sinne, daß ich gewiß dafür würde zahlen müssen) und sagte: »Allein Prinzipien sind dafür verantwortlich, daß ich heute ein armer Mann bin.«

Daraufhin förderte er einen tiefen Seufzer aus der Gegend seines Nabels empor und fuhr fort: »Wenn ich >Prinzipien< erwähne, muß ich mich dafür entschuldigen, daß ich einen Ausdruck verwende, der dir unbekannt sein dürfte, außer vielleicht als Titel eines Prinzipals an der Grundschule, die du fast abgeschlossen hättest. Tatsächlich bin ich selbst ein Mann von Prinzipien.«

»Tatsächlich?« bemerkte ich. »Da du das nie zuvor und in niemandes Gegenwart hast durchscheinen lassen, nehme ich an, daß dir dieser Charakterzug vor gerade mal zwei Minuten von Azazel verliehen wurde?«

George sah mich betrübt an. Azazel ist der zwei Zentimeter große Dämon mit den erstaunlichen magischen Fähigkeiten, den allein George willentlich heraufzubeschwören in der Lage ist. »Ich kann mir nicht vorstellen, wo du von Azazel gehört haben solltest«, sagte er.