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»Mein Freund«, sagte ich. »Ich kenne das Geheimnis des zweiten Absatzes, und aus diesem Grund kann ich dich reich und berühmt machen.«

»Ha! Was ist das Geheimnis?«

Sanft sagte ich (und nun dringen wir zu dem brillanten Einfall vor, der mir gekommen war): »Gottlieb, wer arbeitet, soll auch bezahlt werden.«

Gottlieb lachte kurz. »Mein Vertrauen in dich ist dergestalt, George, daß ich keinerlei Bedenken habe, dir die Hälfte all meiner Einkünfte zuzusichern, wenn du mich zu einem reichen und berühmten Schriftsteller machen kannst - abzüglich aller Geschäftsausgaben, versteht sich.«

Nochmals sanfter entgegnete ich: »Ich weiß, daß du ein Mann von Prinzipien bist, Gottlieb, folglich wird dich dein bloßes Wort an unsere Vereinbarung binden wie Ringe aus feinstem Stahl, aber würdest du nicht, nur so zum Spaß -ha, ha - zustimmen, diese Vereinbarung in schriftlicher Form niederzulegen, sie zu unterschreiben und - noch mehr zum Spaß, ha, ha - notariell beglaubigen zu lassen? Wir könnten jeder ein Exemplar davon behalten.«

Die kleine Transaktion nahm lediglich eine halbe Stunde in Anspruch, da es dafür nur eines öffentlichen Notars bedurfte, der nebenbei noch als Schreibkraft arbeitete und ein Freund von mir war.

Ich steckte mein Exemplar des kostbaren Papiers vorsichtig in meinen Geldbeutel und sagte: »Ich kann dir das Geheimnis nicht sofort zugänglich machen, aber sobald ich alles in die Wege geleitet habe, gebe ich dir Bescheid. Dann kannst du versuchen, einen Roman zu schreiben, und wirst feststellen, daß du keine Schwierigkeiten mit dem zweiten Absatz mehr haben wirst - und auch nicht mit dem tausendundzweiten. Natürlich schuldest du mir nichts, bis der erste Vorschuß hereinkommt - ein sehr hoher, dafür bürge ich.«

»Das will ich hoffen«, sagte Gottlieb gehässig.

Noch am selben Abend hielt ich das Ritual ab und rief Azazel herbei. Er ist nur zwei Zentimeter groß und in seiner Welt eine Persönlichkeit ohne großes Ansehen. Das ist der einzige Grund, weshalb er willens ist, mir bei verschiedenen Kleinigkeiten auszuhelfen. Dadurch kann er sich wichtig fühlen.

Natürlich kann ich ihn nicht davon überzeugen, irgend etwas zu unternehmen, das mich auf direkte Weise reich machen würde. Das kleine Geschöpf besteht darauf, daß dies eine inakzeptable Kommerzialisierung seiner Kunst wäre. Auch von meiner Versicherung, alles, was er tue, werde auf absolut selbstlose Weise zum Wohl der Welt eingesetzt, läßt er sich nicht überzeugen. Als ich ihm dies mitteilte, stieß er einen seltsamen Laut aus, dessen Bedeutung ich nicht verstand und von dem er behauptete, er habe ihn von einem Einheimischen der Bronx gelernt.

Aus diesem Grund erklärte ich ihm auch nicht die Hintergründe meiner Abmachung mit Gottlieb Jones. Nicht Azazel würde mich reich machen. Gottlieb würde mich reich machen, nachdem Azazel ihn reich gemacht hatte -aber ich hegte keine Hoffnung, daß Azazel diesen feinen Unterschied begreifen würde.

Azazel war wie üblich etwas gereizt darüber, herbeigerufen zu werden. Sein kleiner Kopf war mit etwas geschmückt, das aussah wie winzige Wedel Seegras, und seinen recht unzusammenhängenden Aussagen entnahm ich, daß er sich gerade noch mitten in einer akademischen Zeremonie befunden hatte, in deren Verlauf ihm irgendeine Ehrung zuteil werden sollte. Da er in seiner Welt nicht wirklich von Bedeutung war, wie ich zuvor erwähnte, tendierte er dazu, solchen Ereignissen viel zu viel Bedeutung beizumessen, weswegen seine Reaktion verbittert ausfiel.

Ich tat sie mit einem Achselzucken ab und sagte: »Du kannst dich doch meines unbedeutenden Anliegens annehmen und anschließend zu exakt jenem Zeitpunkt zurückkehren, den du verlassen hast. Niemand wird bemerken, daß du überhaupt fort warst.«

Er murrte noch ein wenig, mußte aber zugeben, daß ich recht hatte, worauf die Luft in seiner unmittelbaren Umgebung von winzigen Blitzen durchzuckt wurde.

»Also, was willst du?« erkundigte er sich.

Ich erläuterte es ihm »Sein Geschäft ist die Vermittlung von Ideen, richtig?« begann Azazel daraufhin. »Das Umsetzen von Ideen in Worte, wie bei deinem Freund mit dem komischen Namen?«

»Das trifft zu, aber er wünscht sich, das mit einer gesteigerten Effizienz zu tun und diejenigen, mit denen er zu tun hat, zufriedenzustellen, auf daß ihm großer Beifall zuteil werde - und auch Reichtum, wenngleich er diesen eher als meßbaren Beleg für seinen Ruhm wünscht, denn Geld an sich verachtet er.«

»Ich verstehe. Auch in unserer Welt haben wir Wörterschmiede, und einer wie der andere suchen sie ausschließlich Ruhm und Ehre und würden nie auch nur den kleinsten Betrag in handfester Währung akzeptieren, es sei denn als meßbaren Beleg für ihren Ruhm.«

Ich lachte nachsichtig. »Eine Schwäche dieses Berufsstandes. Du und ich können uns glücklich schätzen, über solchen Dingen zu stehen.«

»Nun«, sagte Azazel. »Ich kann hier nicht für den Rest des Jahres bleiben, oder es würde mir schwerfallen, den exakten Zeitpunkt für meine Rückkehr zu treffen. Ist dein Freund in mentaler Reichweite?«

Wir hatten Mühe, ihn ausfindig zu machen, obwohl ich die Lage seiner Werbeagentur auf einer Karte bestimmte und auf die mir eigene eloquente und akkurate Weise eine Beschreibung des Mannes abgab - aber ich will dich nicht mit nebensächlichen Details langweilen.

Schließlich war Gottlieb aufgespürt, und nach einer kurzen Untersuchung sagte Azazeclass="underline" »Ein absonderliches Gemüt, wie es jedoch unter eurer unerfreulichen Spezies häufig vorkommt. Weich wie Gummi, und gleichzeitig zerbrechlich. Ich erkenne den Wörterschmied-Schaltkreis, aber er ist verknotet und uneben - kein Wunder, daß er Probleme hat. Ich kann den hinderlichen Teil entfernen, aber das könnte die Stabilität seines Verstandes gefährden. Ich glaube es zwar nicht, denn ich bin geschickt genug, aber eine gewisses Restrisiko bleibt immer. Denkst du, er wäre bereit, dieses Risiko einzugehen?«

»Oh, ohne jeden Zweifel!« entgegnete ich. »Er ist versessen auf Ruhm und darauf, der Welt durch seine Kunst zu dienen. Er würde nicht eine Sekunde zögern, das Risiko einzugehen.«

»Ja, aber wie ich annehme, bist du sein ergebener Freund. Er ist möglicherweise geblendet von seinem eigenen Ehrgeiz und seinem Drang, Gutes zu tun, doch du siehst die Dinge möglicherweise etwas klarer. Bist du der Ansicht, er sollte diese Chance wahrnehmen?«

»Mein einziges Ziel«, entgegnete ich, »ist, ihn glücklich zu machen, rang schon an, hack es weg, so vorsichtig du kannst, und sollte etwas schiefgehen - nun, dann geschah es für eine gute Sache.« (Und um eine solche handelte es sich natürlich, denn wenn alles glatt ging, würde ich die Hälfte der Einkünfte erhalten.)

Und so wurde die Tat vollbracht. Azazel machte wie stets ein großes Theater darum, lag ein Weile keuchend auf dem Boden und murmelte etwas von unzumutbaren Wünschen, aber ich erinnerte ihn an die Freude, die er Millionen von Menschen bringen würde und daran, dal?, er in dieser Situation nicht nur an sich denken dürfe. Nach diesen erbaulichen Worten ging es ihm besser, und er verabschiedete sich, um seine Ehrung entgegenzunehmen, um was immer es sich dabei handelte.

Etwa eine Woche später suchte ich Gottlieb Jones auf. Ich hatte es nicht darauf angelegt, ihn früher wiederzusehen, da ich dachte, er brauche vielleicht eine gewisse Weile, um sich an sein neues Hirn zu gewöhnen. Zudem hatte ich es vorgezogen, zunächst auf indirektem Wege Erkundigungen über ihn einzuholen, um sicherzugehen, daß sein Verstand nicht während des Eingriffs geschädigt worden war. In diesem Fall hätte ich von einem Treffen abgesehen. Mein Verlust - und der seine selbstverständlich - hätte ein Wiedersehen zu quälend gemacht.

Doch ich hörte diesbezüglich nichts Widriges, und als ich ihn schließlich beim Verlassen des Gebäudes, in dem seine Agentur ihren Sitz hatte, traf, wirkte er ebenfalls ganz normal. Ich bemerkte jedoch sogleich die Atmosphäre tief sitzender Melancholie, die ihn umgab. Aber sie ist seinem Berufsstand eigen, denke ich, vielleicht wegen des ständigen Kontakts mit Herausgebern.