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Crump erhob sich, blickte sich ein wenig verwirrt um und sagte dann: »Gut'n Abeend. Isch dank' Ihn alle recht scheen.«

Nun, mein alter Freund, ich habe dich schon des öfteren Witze in einem vorgeblich jiddischen Akzent erzählen hören, aber im Vergleich zu Crump würde man dich für einen Harvard-Ab solventen halten. Crump sah nämlich genau so aus, wie man sich einen Englischprofessor vorstellt. Und daß dieses jämmerliche inzestuöse Gesicht plötzlich einen Satz im reinsten jiddischen Akzent hervorbrachte, verschlug den Anwesenden einfach die Sprache. Man meinte sogar, ein Aroma von eingelegten Zwiebeln zu riechen - es war einfach unglaublich. Dann brachen alle in brüllendes Gelächter aus, das sich bis zur Hysterie steigerte.

Crump wirkte ein wenig überrascht. In einem wunderbaren schwedischen Singsang, den ich hier nicht wiedergeben kann, sagte er zu mir: »Normalerweise reagieren die Leute nicht ganz so heftig auf meine Witze.«

»Egal«, sagte ich, »red einfach weiter.«

Dazu mußte er erst einmal warten, bis sich das Gelächter gelegt hatte, und das dauerte eine Weile. Dann erzählte er Witze in irischem und schottischem Akzent, in Cockney, Mitteleuropäisch, Spanisch und Griechisch. Seine Spezialität war jedoch eindeutig der Brooklyner Dialekt - jene edle Sprache, mein alter Freund, die beinahe deine Muttersprache ist.

Danach ließ ich ihn jeden Abend ein paar Stunden im Eden verbringen, und nach dem Essen brachte ich ihn in den Nachtklub. Das sprach sich schnell herum. Wie gesagt, in der ersten Nacht war das Publikum eher klein, doch im Handumdrehen war der Klub von Menschen umlagert, die hinein wollten - und das vergeblich.

Crump blieb bei alledem ganz gelassen. Tatsächlich schien er sogar ein wenig niedergeschlagen zu sein. Er sagte: »Es hat doch keinen Sinn, mein herausragendes Talent auf gewöhnliche Bauerntölpel zu verschwenden. Ich möchte meine Fähigkeiten den Mitgliedern des Eden vorführen. Sie haben meine Witze bisher ignoriert, weil ich nicht auf den Gedanken gekommen bin, sie in einem bestimmten Akzent zu erzählen. Eigentlich wußte ich nicht einmal, daß ich dazu in der Lage bin. Und das ist nur ein Beweis für die unglaubliche Selbstunterschätzung, zu der ein eher zurückhaltender, humorvoller und witziger Kerl wie ich verleitet wird. Nur weil ich nicht laut bin und mich nicht ständig in den Vordergrund dränge -«

Er sprach in reinstem Brooklyner Dialekt, der jedem empfindlichen Ohr schmerzt, wenn ich das so sagen darf, und deshalb beeilte ich mich, ihm zu versichern, daß ich mich um alles kümmern würde.

Ich erzählte dem Manager des Nachtklubs vom Reichtum der Mitglieder des Eden und verschwieg dabei, daß sie ebenso reich wie geizig sind. Dem Manager lief das Wasser im Munde zusammen, und er schickte ihnen kostenlose Eintrittskarten, um sie in sein Lokal zu locken. Die Idee stammte von mir, denn ich wußte nur zu gut, daß sich kein Mitglied des Eden eine kostenlose Show entgehen lassen würde, besonders da ich das Gerücht in die Welt gesetzt hatte, daß schlüpfrige Filme gezeigt werden würden.

Die Klubmitglieder erschienen zahlreich, und Crump wurde bei ihrem Anblick deutlich zuversichtlicher. »Jetzt kann ich mein wahres Talent zeigen«, sagte er. »Ich habe da einen koreanischen Akzent, der sie umhauen wird.«

Sein Repertoire umfaßte außerdem einen schleppenden südlichen Dialekt und einen näselnden Tonfall, wie er in Maine gesprochen wird - das mußte man einfach gehört haben, um es zu glauben.

Die Mitglieder des Eden saßen einige Minuten in eisigem Schweigen da, und ich befürchtete schon, sie würden Crumps subtilen Humor nicht verstehen. Doch sie waren lediglich gelähmt vor Verwunderung, und als sie sich etwas erholt hatten, begannen sie zu lachen.

Runde Bäuche wackelten, Kneifer fielen zu Boden, und weiße Koteletten flatterten. Jedes nur vorstellbare widerliche Geräusch - vom trockenen hohen Gackern bis hin zum öligen tiefen Brummen - drang an meine gepeinigten Ohren.

Crump reckte angesichts dieser angemessenen Würdigung stolz die Brust, und der Manager, der sich auf der Schwelle zu unermeßlichem Reichtum wähnte, eilte in der Pause zu Crump hinüber und sagte: »Mein junge, mein Junge, ich weiß, daß du nur darum gebeten hast, deine Kunst zur Schau stellen zu dürfen und daß du über den Schmutz erhaben bist, den die Leute Geld nennen, aber das kann ich nicht länger zulassen. Nenn mich einen Narren. Nenn mich einen Irren. Aber hier, hier, mein Junge, nimm diesen Scheck. Du hast ihn dir verdient, jeden Cent davon. Mach damit, was du willst.« Und mit der typischen Großzügigkeit des Unternehmers, der mit einem Gewinn in Millionenhöhe rechnet, drückte er Crump einen Scheck über fünfundzwanzig Dollar in die Hand.

Nun, meiner Meinung nach war das erst der Anfang. Crump wurde glücklich und berühmt, ein Star aller Nachtklubs, bewundert von allen, die ihn sahen. Er wurde mit Geld überschüttet, und da er aufgrund der Erbschaftsschwindeleien seiner Vorfahren bereits reicher war als Krösus, benötigte er keinen Cent davon. Er reichte deshalb alles an seinen Manager weiter - nämlich an mich. Innerhalb eines Jahres war ich Millionär! So viel zu deiner blödsinnigen Theorie, Azazel und ich würden nur Unglück verbreiten.

Ich blickte George spöttisch an. »Da dir einige Millionen Dollar zum Millionär fehlen, George, wirst du mir wohl gleich erzählen, daß alles nur ein Traum gewesen ist.«

»Keineswegs«, erwiderte George herablassend. »Die Geschichte ist vollkommen wahr, wie überhaupt jedes Wort, das ich von mir gebe. Und das Ende, das ich dir gerade erzählt habe, wäre genau so geschehen, wenn Alistair Tobago Crump VI. nicht ein solcher Narr gewesen wäre.«

»Ach, schau einer an.«

»Sicher. Ob du's glaubst oder nicht. Vor lauter Stolz über den großzügigen Fünfundzwanzig-Dollar-Scheck, den er erhalten hatte, rahmte er ihn ein, brachte ihn mit ins Eden und zeigte ihn törichterweise überall herum. Was blieb den Klubmitgliedern da anderes übrig? Er hatte Geld verdient. Er war für Arbeit bezahlt worden. Sie mußten ihn einfach ausschließen. Und als Crump sich seiner Mitgliedschaft im Klub beraubt sah, traf er den unklugen Entschluß, einen Herzinfarkt zu erleiden. Und weder Azazel noch ich waren daran schuld.«

»Aber wenn er sich den Scheck eingerahmt hat, hat er doch eigentlich gar kein Geld angenommen.«

George hob gebieterisch die Hand, während er mit der anderen die Rechnung für das Abendessen in meine Richtung schob. »Es geht um's Prinzip. Ich habe dir erzählt, daß die Klubmitglieder sehr religiös waren. Als Adam aus Eden verbannt wurde, hat Gott zu ihm gesagt, daß er von nun an für sein Überleben arbeiten mußte. Ich glaube, die genauen Worte lauteten: >Im Schweiße eures Angesichts sollt ihr künftig euer Brot essen<. Daraus folgt, daß man umgekehrt von Eden ausgeschlossen bleiben muß, wenn man sich seinen Lebensunterhalt mit Arbeit verdient. Logik bleibt Logik.«

Der schnellste Reisende

Ich war gerade von einer Reise nach Williamsburg, Virginia, zurückgekehrt, und in meine Erleichterung darüber, an meine geliebte Schreibmaschine und meinen Computer zurückkehren zu können, mischte sich noch immer ein wenig Bedauern, daß ich überhaupt hatte verreisen müssen.

Daß George sich gerade auf meine Kosten durch die Speisekarte eines guten Restaurants gegessen hatte, war für ihn jedoch kein Grund, mir sein Mitgefühl auszusprechen.

Nachdem er die Faser eines Steaks aus seinen Zähnen gepult hatte, sagte er: »Ich verstehe wirklich nicht, alter Freund, was dich daran stört, daß eigentlich recht angesehene Organisationen bereit sind, Tausende von Dollar zu bezahlen, nur um dich eine Stunde lang reden zu hören. Da ich dich selbst schon das eine oder andere Mal habe reden hören, hätte ich es für wahrscheinlicher gehalten, daß du ohne Bezahlung sprichst und einfach nicht aufhörst, bevor sie dir nicht Tausende von Dollar gezahlt haben. Letzteres ist sicher eine effektivere Methode, um Leuten Geld abzuknöpfen - aber ich will deine Gefühle nicht verletzen, vorausgesetzt du hast welche.«