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»Du und Otto?« entgegnete ich kläglich. Unwillkürlich sah ich die möglichen Nachkommen dieser Verbindung vor mir, und da wurde mir ganz plümerant.

»Ja«, antwortete sie. »Er sagte mir, daß ich die Sonne seines Entzückens und der Mond seiner Freude bin. Und, fügte er hinzu, all seine Glückssterne obendrein. Er ist ein sehr poetischer Mann.«

»Offenbar«, sagte ich nicht ohne Zweifel. »Wann werdet ihr denn heiraten?«

»So schnell wie möglich«, sagte sie.

Mir blieb nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen. Das Aufgebot wurde bestellt, die Vorbereitungen getroffen, die Hochzeit fand statt, und ich selbst führte die Braut. Alle aus der Nachbarschaft nahmen aus reiner Fassungslosigkeit teil. Selbst der Priester konnte einen Augenblick seine Fassungslosigkeit nicht verbergen.

Und keiner schien einen fröhlichen Blick für das junge Paar übrig zu haben. Die ganze Feierlichkeit über betrachteten die Anwesenden ihre jeweiligen Knie. Außer dem Priester. Der richtete den Blick starr auf das Rosettenfenster über der Tür.

Kurze Zeit danach zog ich aus dem Viertel fort in einen anderen Stadtteil und verlor Maggie aus den Augen. Elf Jahre später allerdings hatte ich Gelegenheit, dorthin zurückzukehren, um aufgrund meines angeeigneten Wissens, was die Eigenschaften von Rennpferden betraf, zusammen mit einem Freund gewisse Investitionen zu tätigen. Ich nutzte die Gelegenheit, um Maggie zu besuchen, die, neben ihren anderen verborgenen Qualitäten, eine ausgezeichnete Köchin war.

Ich traf zur Mittagszeit dort ein. Octavius war zur Arbeit, doch das spielte keine Rolle. Ich bin kein Egoist und nahm es auf mich, zusätzlich zu meiner auch seine Portion aufzuessen.

Aber mir entging nicht, daß Maggie ein klein wenig bekümmert wirkte. »Bist du unglücklich, Maggie?« fragte ich beim Kaffee. »Steht es nicht gut um deine Ehe?«

»Oh nein, Onkel George«, sagte sie mit Nachdruck, »unsere Ehe ist der Himmel auf Erden. Wir haben zwar keine Kinder, empfinden aber soviel füreinander, daß wir das kaum als Verlust sehen. Wir leben in einem Meer nicht enden wollender Wonne und können vom Universum kaum mehr verlangen.«

»Verstehe«, antwortete ich und konnte mich nur mühsam zurückhalten. »Und warum dann diese Spur von Kummer, die ich an dir bemerke?«

Sie zögerte. »Oh, Onkel George«, platzte sie dann heraus, »du bist so ein feinfühliger Mensch. Es gibt eines, das ein klein wenig Sand in das Getriebe unseres vollkommenen Glücks streut.«

»Und das wäre?«

»Mein Aussehen.«

»Dein Aussehen? Was ist denn mit deinem -« ich schluckte und konnte die Frage nicht zu Ende sprechen.

»Ich bin nicht schön«, sagte Maggie, als würde sie mir ein wohlgehütetes Geheimnis anvertrauen.

»Aha!« sagte ich.

»Ich wünschte mir aber, ich wäre es - für Octavius. Ich möchte nur für ihn liebreizend sein.«

»Beschwert er sich denn über dein Äußeres?« fragte ich.

»Octavius? Aber keineswegs! Er erträgt sein Leid in würdevollem Schweigen.«

»Woher weißt du dann, daß er leidet?«

»Das sagt mir mein weibliches Herz.«

»Aber, Maggie, Octavius ist ja nun selbst - also - auch nicht gerade eine Schönheit.«

»Wie kannst du das sagen?« fragte Maggie gekränkt. »Er ist ein Gott.«

»Aber vielleicht hält er dich auch für eine Göttin.«

»Oh nein«, antwortete Maggie, »wie könnte er das denken?«

»Interessiert er sich denn für andere Frauen?«

»Onkel George!« sagte Maggie schockiert. »Was für ein schändlicher Gedanke! Ich kann es nicht fassen. Octavius hat nur Augen für mich.«

»Was spielt es dann für eine Rolle, ob du schön bist oder nicht?«

»Es ist wegen ihm«, sagte sie. »Ach, Onkel George, ich möchte für ihn schön sein.«

Dann sprang sie höchst unerwartet und unbeholfen auf meinen Schoß und benetzte mein Revers mit ihren Tränen. Es war regelrecht durchnäßt, als sie fertig war.

Da hatte ich natürlich schon Azazel kennengelernt, den zwei Zentimeter großen Dämon, den ich vielleicht das eine oder andere Mal schon erwähnt ... Also wirklich, Alter Freund, du hast keinen Grund, so hochnäsig »bis zum Erbrechen« zu murmeln. Jeder, der seinen Lebensunterhalt mit der Schriftstellerei verdient, sollte sieh schämen, das Wort Erbrechen ganz gleich in welchem Zusammenhang zu benutzen.

Wie auch immer, ich beschwörte Azazel.

Azazel schlief, als er eintrat. Ein Beutel aus einem grünlichen Material bedeckte seinen winzigen Kopf, und nur die gedämpften Laute eines rapiden Sopranschnarchens aus dem Inneren verriet, daß er am Leben war. Und die Tatsache, daß hin und wieder sein winzigkleiner Schwanz zuckte und erstarrte.

Ich wartete mehrere Minuten, ob er von selbst aufwachen würde und nahm ihm schließlich, da er keinerlei Anstalten traf, die winzige Haube mit einer Pinzette ab. Er schlug langsam die Augen auf, sah mich an und gab einen resignierten Seufzer von sich.

»Einen Moment dachte ich, ich hätte nur einen Alptraum«, sagte er. »Mit dir habe ich nicht gerechnet!«

Ich schenkte seinem kindischen Quengeln keine weitere Beachtung. »Ich muß dich um einen Gefallen bitten«, sagte ich.

»Na klar doch«, sagte Azazel griesgrämig. »Du gehst nicht davon aus, daß ich erwarten würde, du könntest etwas für mich tun.«

»Das würde ich jederzeit sofort tun«, antwortete ich einschmeichelnd, »wenn ich mit meinen bescheidenen Fähigkeiten irgend etwas ausrichten könnte, das für jemanden deiner Persönlichkeit und Statur auch nur ansatzweise nützlich wäre.«

»Wohl war«, antwortete Azazel besänftigt.

Ich möchte hinzufügen, daß es wahrhaftig abstoßend ist, wie anfällig manche Leute für Schmeicheleien sind. Mir ist zum Beispiel nicht entgangen, daß du geradezu außer dir bist vor eitler Freude, wenn dich jemand um ein Autogramm bittet. Aber zurück zu meiner Geschichte ...

»Worum geht es?« fragte Azazel.

»Ich möchte, daß du eine junge Frau schön machst.«

Azazel erschauerte. »Ich bin nicht sicher, ob ich das fertigbringe. Die Schönheitsmaßstäbe deiner aufgedunsenen und jämmerlichen Gattung sind abscheulich.«

»Aber es sind die unseren. Ich sage dir, was du machen mußt.«

»Du sagst mir, was ich machen muß!« kreischte er und erschauerte vor Entrüstung. »Du willst mir sagen, wie man Haarfollikel stimuliert und modifiziert, wie man Muskeln kräftigt, wie man Knochen wachsen läßt oder auflöst? Ha! Du willst mir das alles sagen?«

»Keineswegs«, antwortete ich demütig. »Die Einzelheiten der Mechanismen solcher Vorgehensweisen kann ausschließlich ein Wesen mit deinen überragenden Fähigkeiten durchschauen. Laß mich dir aber wenigstens die oberflächliche Wirkung beschreiben, die erzielt werden soll.«

Azazel zeigte sich abermals besänftigt, so daß wir uns in Ruhe den Einzelheiten der Angelegenheit widmen konnten.

»Vergiß nicht«, sagte ich, »die Wirkung sollte über einen Zeitraum von mindestens sechzig Tagen hinweg eintreten. Eine allzu plötzliche Veränderung könnte zu Gerede führen.«

»Meinst du damit«, fragte Azazel, »ich soll sechzig Tage eurer Zeitrechnung damit verbringen, anzupassen und zu verbessern? Ist meine Zeit deiner Meinung nach gar nichts wert?«

»Ah, aber du könntest einen Artikel für eine der biologischen Fachzeitschriften deiner Welt darüber schreiben. Nicht viele in deiner Welt werden die Möglichkeit oder die Geduld haben, so etwas zu vollbringen. In der Folge dürfte dir große Bewunderung zuteil werden.«

Azazel nickte nachdenklich. »Natürlich verabscheue ich billigen Ruhm«, sagte er, »aber ich muß wohl minderen Exemplaren meiner Gattung ein leuchtendes Vorbild sein.«