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Der Bronco jagte am Circle-K-Einkaufszentrum, an der Bank und am Kindergarten vorbei. Es war noch keine acht Uhr, aber Doug wusste, dass das Postamt geöffnet hatte. Er wusste, dass der Postbote da sein würde - falls er von seiner nächtlichen Runde zurück war.

Nachdem Trish und Doug letzte Nacht wieder zu Bett gegangen waren, hatten sie nicht geschlafen, sondern geredet, hatten mit Flüsterstimme über ihre Ängste und Gefühle gesprochen, über ihre Gedanken und Theorien. Nichts hatte sich aufgeklärt, keine Frage war beantwortet worden, doch beide hatten sich danach besser gefühlt.

Dougs Wut aber loderte so heiß wie zuvor. Am Morgen hatte er geduscht, rasch gefrühstückt und Trish gesagt, sie solle zu Hause bleiben und auf Billy aufpassen. Er selbst würde den Postboten zur Rede stellen, solange er noch wütend genug war, keine Angst zu haben. Trish hatte seinen Zorn und seine Entschlossenheit gespürt und gar nicht erst mit ihm diskutiert. Sie hatte einfach genickt und ihn gebeten, vorsichtig zu sein.

Doug fuhr auf den Parkplatz des Postamts. Das einzige andere Fahrzeug in Sichtweite war der rote Wagen des Postboten. Doug parkte direkt daneben, stieg aus dem Bronco und ging auf die gläserne Doppeltür zu.

Trish, Billy und er selbst waren das Ziel dieses Irren, auch wenn Doug nicht wusste warum. Alles andere jedoch passte wenigstens zusammen und ergab auf perverse Weise einen Sinn: Ronda und Bernie waren umgebracht worden, weil sie Rivalen waren. Stockley war beseitigt worden, um ihn zum Schweigen zu bringen. Die Hunde waren getötet worden, weil - wie jeder weiß - Postboten Hunde hassen. Doch es ließen sich keine solchen Erklärungen für die unablässige Verfolgung Dougs und seiner Familie und Freunde durch den Postboten finden. Natürlich waren auch andere Leute belästigt worden, aber nicht so subtil, so vorsätzlich. Doug wusste, was sich abspielte - und der Postbote wusste, dass Doug es wusste, und trieb seine Spielchen mit ihm. Das Grauen nahm immer mehr zu und bewegte sich in konzentrischen Kreisen auf Doug, Billy und Trish zu.

Die Tür war offen, und Doug betrat das Postamt. Die Kühle des Morgens war nicht ins Gebäude eingedrungen. Die abgestandene, feuchtheiße Luft war unerträglich. Doug ging direkt zum Schalter, ohne die perversen und abstoßenden Plakate an den Wänden zu betrachten. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich klebrig an.

Der Postbote kam aus dem Hintergrund. Er lächelte. Wie immer trug er Uniform, und wie immer war seine Stimme glatt und aufgesetzt. »Was kann ich für Sie tun, Mister Albin?«

»Lassen Sie den Quatsch«, sagte Doug. »Wir wissen beide, warum ich hier bin.«

»Ach ja? Warum denn?« Das Lächeln des Postboten wurde breiter.

Doug beugte sich vor. »Weil Sie meine Familie bedrohen. Weil Sie letzte Nacht in mein Haus gekommen sind und uns eine Notiz hinterlassen haben.«

»Was für eine Notiz?«

»Das wissen Sie verdammt gut. In der Notiz stand ›Hallo‹.«

Der Postbote kicherte. »Das ist ja schrecklich bedrohlich.«

Doug ballte die Faust und hielt sie drohend hoch. »Spielen Sie nicht das Unschuldslamm! Es ist niemand hier außer Ihnen und mir, und wir wissen beide, dass Sie letzte Nacht in mein Haus eingebrochen sind.«

»Ich habe nichts dergleichen getan. Ich war den ganzen Abend daheim, zusammen mit Mister Crowell.« Der Ausdruck auf dem Gesicht des Postboten war eine Parodie verletzter Unschuld.

»Und wo ist Mister Crowell?«

Der Postbote grinste. »Leider ist er heute krank.«

»Verdammt, hören Sie damit auf!«, stieß Doug hervor.

»Aufhören? Womit?«

»Mit allem. Hauen Sie ab aus Willis, oder ich schwöre bei Gott, dass ich dafür sorgen werde, dass Sie verschwinden.«

Der Postbote lachte. Diesmal lag Härte unter der Fassade falscher Freundlichkeit. Seine Augen, blau und tot, blickten kalt, und seine Stimme hatte nichts mehr von der gewohnten berechnen den Höflichkeit. »Sie können mich zu gar nichts zwingen«, sagte er.

Sein Ton ließ Doug das Blut in den Adern gefrieren. Er wich einen Schritt zurück. Er begriff, dass er zum ersten Mal das wahre Gesicht des Postboten sah, und musste dem instinktiven Verlangen widerstehen, panisch die Flucht zu ergreifen. Die Tatsache, dass er Smith so weit aus der Reserve gelockt hatte, dass dieser seine Tarnung fallen ließ, machte ihm sehr viel mehr Angst, als er gedacht hatte. Er hätte nicht alleine hierherkommen sollen. Er hätte Mike oder Tim oder einen anderen Polizisten mitbringen sollen. Doch Doug wollte den Postboten seine Angst nicht spüren lassen. »Warum verfolgen Sie meine Familie?«, fragte er, und seine Stimme klang fest. »Warum haben Sie gerade mich ausgesucht?«

»Weil Sie es wissen«, antwortete der Postbote.

»Ich weiß gar nichts.«

»Weil Sie sich beschwert haben.«

»Viele Leute haben sich beschwert.«

»Weil mir danach ist«, sagte der Postbote, und Doug begriff schlagartig, dass der Irrsinn dieses Eingeständnisses, das völlige Fehlen von Gründen und Erklärungen tatsächlich der Wahrheit entsprach. Er starrte in die kalten Augen und sah nichts. Keine Leidenschaft, kein Gefühl - nichts.

Der Postbote lächelte, und seine Stimme hatte einen hässlichen Unterton, in dem bedrohliche Sexualität lag. »Wie geht es der kleinen Frau und dem kleinen Mann?«

»Sie Bastard!« Doug schlug nach dem Postboten, aber dieser wich leichtfüßig zurück. Doug verlor das Gleichgewicht und taumelte gegen den Schalter.

Der Postbote kicherte; dann setzte er wieder seine übliche, harmlose Maske auf. »Es tut mir leid, Mister Albin. Das Postamt ist noch nicht geöffnet, aber wenn Sie ein Briefmarkenheftchen kaufen möchten ...«

»Lassen Sie uns in Ruhe!«, brüllte Doug und richtete sich auf.

»Es ist meine Aufgabe, die Post zuzustellen, und ich werde meine Pflicht erfüllen, so gut ich kann.«

»Warum? Es liest sowieso keiner die verdammte Post.«

»Jeder liest seine Post.«

»Ich nicht. Ich habe schon vor Wochen aufgehört, die Post zu lesen.«

Smith starrte ihn an und blinzelte. »Sie müssen Ihre Post lesen.«

»Ich muss gar nichts. Ich bringe meine Post direkt vom Briefkasten zum Mülleimer, ohne Zwischenstopp.«

Zum ersten Mal hatte Doug den Eindruck, dass der Postbote nach Worten suchte. Er schüttelte den Kopf, als hätte er Doug nicht verstanden. »Aber Sie müssen Ihre Post lesen«, wiederholte er.

Doug lächelte. Ihm wurde klar, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. »Ich lese meine Post nicht. Meine Frau liest ihre Post nicht. Wir schauen sie gar nicht erst an. Wir sehen nicht einmal nach, von wem sie kommt oder an wen sie adressiert ist. Wir werfen sie einfach weg. Also hören Sie auf, Ihre Zeit zu verschwenden, und lassen Sie uns in Ruhe.«

»Aber Sie müssen Ihre Post lesen.«

Aus dem hinteren Teil des Gebäudes kam Giselle in die Schalterhalle.

»Lassen Sie uns einfach in Ruhe«, sagte Doug zu dem Postboten. Er drehte sich um und verließ mit langen Schritten das Gebäude. Er zitterte am ganzen Leib.

Doug glaubte, den Postboten irgendetwas sagen zu hören, als er zu seinem Wagen ging, doch er hatte nicht verstanden. Und er war nicht sicher, ob er es überhaupt wissen wollte.

36.

Doug fuhr ohne Hemd durch die Nacht, das Haar noch ungekämmt, nur mit seiner Levis und einem Paar Tennisschuhen bekleidet. Er war diese Strecke tausendmal gefahren, aber nun schien er sich in Zeitlupe zu bewegen, und der Bronco fuhr mit einer jämmerlich unangemessenen Geschwindigkeit. Wütend auf den Wagen und auf sich selbst schlug Doug auf das Lenkrad, so fest er konnte. Die Hupe ertönte, und beinahe wäre er gegen einen Baum gefahren, als er eine Kurve zu scharf nahm, doch kaum hatte er den Wagen wieder unter Kontrolle, trat er das Gaspedal wieder herunter.