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»Hobie Beechams Fingerabdrücke waren auf den Messern«, wiederholte Mike müde.

»Nehmen Sie mich ernst, Mike. Reden wir auf Augenhöhe miteinander. Verschonen Sie mich mit diesem offiziellen Gefasel.«

»Es ist ein glasklarer Fall ...«

»Ach, hören Sie auf. Ich bin nicht Ihr Feind, Mike. Himmel, wenn wir alle nur ein bisschen mehr Zeit dafür verwenden würden, zusammenzuarbeiten, würden wir viel mehr erreichen.«

Der Polizist lächelte leicht. »Sie waren immer ein guter Redner. Deshalb waren Sie auch einer meiner Lieblingslehrer.«

»Ich rede hier nicht nur so herum.«

»Wir haben Beweise, Mister Albin. Hobies Fingerabdrücke sind auf den Messern. Unter seinen Fingernägeln wurde Blut gefunden, auf seiner Kleidung, in seinem Haar.«

Doug öffnete die Tür. »Fein«, sagte er und wies mit dem Zeigefinger anklagend auf den jungen Polizisten. »Halten Sie sich an Ihre Vorschriften, stecken Sie den Kopf in den Sand. Aber der nächste Kopf, auf den gezielt wird, ist Ihrer. Sie hätten etwas dagegen tun können. Sie wollen mit mir über Hobie reden? Dann besorgen Sie sich eine Vorladung.« Doug schlug die Tür hinter sich zu und verließ das Polizeirevier. Als er im Freien stand, atmete er tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Die warme Morgenluft füllte seine Lunge; sie schmeckte sauber und frisch und erinnerte ihn an glücklichere Sommer. Doug ließ den Blick über den kleinen Parkplatz schweifen und entdeckte den glänzenden Briefkasten aus Metall, der auf einem Pfahl neben dem niedrigen Lattenzaun stand, dort, wo der Parkplatz an die Straße grenzte. Das Sonnenlicht wurde von der gebogenen Oberseite des Kastens reflektiert.

Er hasste diese verdammten Aluminiumdinger.

Er ging zum Wagen und wartete auf Stevens.

38.

»Lass mich rein! Lass mich rein, verdammt noch mal!« Trish stand auf Irenes Veranda. Abwechselnd klingelte sie und hämmerte gegen die Tür. Sie wusste, dass die alte Frau zu Hause war: Der Wagen stand in der Auffahrt, und hinter den großen Vorhängen hatte Trish Bewegung gesehen. Irene wollte einfach nicht mit ihr reden.

Das kühlere Wetter der vergangenen Tage war vorbei, und die heiße Nachmittagssonne knallte auf ihre Schultern. Trish schwitzte und starb beinahe vor Durst. Das brachte sie auf eine andere Idee. »Lass mich nur für einen Moment rein, Irene«, rief sie durch die geschlossene Eingangstür. »Ich möchte bloß ein Glas Eistee, dann bist du mich endgültig los.«

Sie wartete einen Augenblick. Nichts tat sich. Sie wollte gerade wieder gegen die Tür hämmern, als sie das metallische Klirren der Kette hörte, die innen geöffnet wurde, und das Geräusch des Riegels, den jemand zurückschob. Langsam wurde die Tür geöffnet.

Trish erschrak. Sie erkannte ihre Freundin kaum wieder. Irene schien geschrumpft zu sein und wenigstens fünf Kilo abgenommen zu haben. Sie war nie eine große Frau gewesen, aber jetzt erschien sie noch kleiner. Ihr dünnes, drahtiges Haar war ungekämmt und stand in zerzausten Strähnen von ihrem Kopf ab. Ihr Gesicht wirkte erschreckend hager, und sie trug einen schmuddeligen Pyjama. Anklagend starrte sie Trish an. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst es keinem erzählen.«

»Tut mir leid«, entschuldigte sich Trish. »Aber ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ich wusste, was vor sich ging, und wollte dir helfen ...«

»Du hast es nur schlimmer gemacht«, entgegnete die alte Frau. Plötzlich zuckte sie mit einem Schreckensschrei zusammen, wirbelte herum und blickte hinter sich, als suchte sie jemanden. Doch da war niemand. Nervös und mit gehetztem Blick drehte sie sich wieder zu Trish um. »Lass mich in Ruhe«, sagte sie. »Bitte.«

»Ich bin deine Freundin«, sagte Trish. »Ich mache mir Sorgen.«

Irene schloss die Augen und seufzte. Dann trat sie zur Seite und öffnete die Tür ganz. Trish betrat das Haus. Es herrschte ein wüstes Durcheinander. Schranktüren standen offen, der Inhalt lag mitten im Wohnzimmer auf einem Haufen, umgekippte Pappschachteln stapelten sich auf dem Orientteppich. Durch den Durchgang zur Küche waren zerbrochene Gläser zu sehen. Irene, deren Wangen eingesunken waren und deren starre Augen tief in den Höhlen lagen, wich rasch von der Tür zurück und knetete nervös ihre Hände.

Trish musste schlucken und fühlte Schmerz und Trauer in der Brust, als sie die bemitleidenswerte, verängstigte Frau vor sich betrachtete. Noch vor einem Monat hätte sie so etwas für unmöglich gehalten. Erst der Tod, hätte Trish behauptet, und nur der Tod allein kann Irene zerbrechen, und selbst dann wird sie sich mit Händen und Füßen wehren. Doch der Postbote hatte offensichtlich ganze Arbeit geleistet. Leise fragte Trish: »Irene, was ist passiert?«

Die alte Frau wurde sichtlich blass. Sie zuckte zusammen, als würde sie angeschrien oder als fürchtete sie sich, geschlagen zu werden. Plötzlich neigte sie den Kopf, als ob sie auf ein Geräusch horchte, das es nicht gab; dann ging sie auf die Knie, drehte eine Schachtel richtig herum und warf ein paar kleine Gegenstände hinein, die auf dem Teppich lagen.

Trish kniete sich neben sie. »Irene?«, fragte sie leise.

Die alte Frau hielt inne und begann zu weinen. Ihre Stimme war dünn und quäkend.

Trish streckte die Arme aus und drückte ihre Freundin an sich. Zuerst versteifte Irene sich, als rechnete sie damit, angegriffen zu werden, doch sie wehrte Trish nicht ab, und langsam entspannten sich ihre Muskeln. Irene schluchzte. Die Tränen schienen endlos zu fließen, während Trish sie geduldig im Arm hielt und ihr tröstende Worte ins Ohr flüsterte.

Als die Tränen schließlich versiegten, löste Irene sich aus Trishs Armen und blickte sie an. »Komm mit«, sagte sie und stand auf.

»Was ist denn?«

»Komm mit.«

Trish folgte Irene durch den Flur zum Zimmer ihres Mannes. Sie versuchte, nicht an den abgetrennten Zeh zu denken, der in der Schachtel lag, als Irene die Tür öffnete. Trish spähte über die Schulter ihrer Freundin. Das Zimmer war voll mit Schachteln in allen Größen und Formen. Sie waren achtlos ins Zimmer geworfen und einfach liegen gelassen worden - richtig herum, falsch herum, auf dem Kopf, auf der Seite. Alle waren in braunes Packpapier gewickelt.

Trish ging um Irene herum ins Zimmer.

»Fass sie nicht an!«, kreischte Irene.

Trish schreckte zusammen. Sie drehte sich um. Sie hatte gar nicht vorgehabt, irgendetwas anzufassen.

»Was ist da drin?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte.

»Jasper.«

»Dein Mann?«

»Teile seines Körpers.«

Plötzlich wurde Trish kalt bis ins Mark. Sie wich von der offenen Tür zurück. »Keines von den Päckchen ist offen«, flüsterte sie. »Vielleicht irrst du dich ...«

»Ich brauche sie nicht zu öffnen.« Irene deutete auf einen quadratischen Karton, der groß genug war, um einen Stapel gebundener Bücher aufzunehmen. »Ich glaube, da ist sein Kopf drin.«

Trish schloss die Tür und zog ihre Freundin ein Stück zurück. »Du musst hier weg«, sagte sie. »Warum kommst du nicht mit zu mir?«

»Nein!« Die Stimme der alten Frau klang überraschend scharf.

»Sag wenigstens der Polizei Bescheid. Lass sie die Pakete abholen. So kann es doch nicht bleiben!«

Irenes Gesicht verdüsterte sich. »Es tut mir leid, ich habe keinen Tee. Du musst jetzt gehen, weil ...« Sie zuckte zusammen, schrie auf und starrte auf den Boden hinter sich, aber da war nichts.

»Bitte«, flehte Trish sie an.

»Es ist mein Haus. Ich will, dass du gehst.«

»Ich bin deine Freundin.«

»Du warst meine Freundin.«

»Ich werde die Polizei anrufen und ihr sagen, was ich gesehen habe. Dann kommen sie sowieso her.«