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Das Willis Community Hospital war ein flaches Gebäude aus weißen Ziegeln im Stadtzentrum abseits der Hauptstraße. Es lag zwischen der Presbyterianer-Kirche und einer kleinen Reihe von Siedlungshäusern, den Modellhäusern für eines der fehlgeschlagenen Bebauungsprojekte der Stadt. Obwohl das Krankenhaus die neueste und am besten ausgestattete medizinische Einrichtung des Countys war - es hatte sogar einen eigenen Hubschrauberlandeplatz, um schwere Fälle nach Phoenix oder Flagstaff zu transportieren -, erschien es Doug nun klein, heruntergekommen und hoffnungslos veraltet. Er wünschte sich, sie würden in einer Großstadt leben, mit Zugang zur modernsten Medizintechnik.

Sie fuhren zum Eingang der Notaufnahme, und Doug lief um den Bronco herum, um die Beifahrertür zu öffnen. Er ließ Trish aussteigen, und sie rannte ins Krankenhaus, um Bescheid zu sagen, was geschehen war, während Doug seinen Sohn vorsichtig vom Rücksitz hob und ins Gebäude trug.

Ein Arzt, ein Pfleger und zwei Krankenschwestern kamen ihm bereits mit einem Rollbett entgegen, und Doug legte Billy vorsichtig auf das knisternde Papier, das die dünne Matratze bedeckte. Der Arzt, Ken Maxwell, stellte eine Frage nach der anderen, als sie durch die Doppeltür und über den Flur eilten, sodass Doug und Trish kaum die Chance hatten, angemessen zu antworten. Eine Frau mit verkniffenem Gesicht saß am Empfangsschalter und verlangte, dass jemand dablieb und die Anmeldeformulare ausfüllte. Doch der Arzt sagte ihr kurz angebunden, dass sie den Mund halten das später erledigen solle, während er dem Pfleger folgte, der das Rollbett über den Korridor schob. Die beiden Schwestern waren schon vorausgeeilt, um das Untersuchungszimmer vorzubereiten.

Das Bett wurde neben einen Operationstisch in der Mitte des Raumes geschoben, und der Arzt half dem Pfleger, Billy auf den hochgefahrenen Tisch zu heben. Mit einem Stethoskop horchte er Billys Brustkorb ab und untersuchte seine Augen mit einer kleinen Taschenlampe. Seine Hände drückten und tasteten geübt den Körper des Jungen ab, der auf dem Rücken lag, doch Billy bekam nichts davon mit. Er bewegte sich nicht, zuckte nicht einmal zusammen. Er sagte nur immer wieder leise und beharrlich die Worte, die er wiederholte, seitdem Doug ihn gefunden hatte.

Doug leckte sich über die trockenen Lippen. Der Arzt war beschäftigt. Jetzt wäre ein guter Moment, die Polizei anzurufen. Dougs Blick traf sich mit dem des Pflegers. »Wo ist hier ein Telefon?«, fragte er. »Ich muss die Cops anrufen und denen sagen, was passiert ist.«

»Da ist eins im Wartebereich.«

Der Arzt beendete die äußere Untersuchung von Billys Körper und sagte etwas zu der Krankenschwester, die neben ihm stand. Dann blickte er Doug und Trish an. »Ich muss ihn gründlich untersuchen«, sagte er. »Und ich muss ihn röntgen und ein paar Standardtests machen.« Die Schwester reichte ihm ein Paar durchsichtige Gummihandschuhe, die sie aus einer frisch geöffneten Verpackung genommen hatte. »Da Sie die Eltern sind, können Sie hierbleiben, aber es könnte ein bisschen grob auf Sie wirken.« Er zog die Gummihandschuhe an und nahm seine Taschenlampe. Die beiden Schwestern rollten Billy vorsichtig auf den Bauch. Doug sah den Schmutz auf den Hinterbacken seines Sohnes und drehte sich weg.

»Ich bleibe hier«, sagte Trish und drückte leicht seine Hand. »Geh du nur, und mach deinen Telefonanruf.«

Doug nickte zögernd. Er musste tatsächlich die Polizei anrufen, war aber dankbar, diese Entschuldigung zu haben, und hatte deswegen ein schlechtes Gewissen. Er wusste, dass er für Billy da sein sollte, konnte aber nicht dabei zuschauen, wie der Arzt seinen Sohn untersuchte. Trish wusste es - und auf diese Weise gab sie Doug zu verstehen, dass es in Ordnung sei. Doug fühlte sich trotzdem schrecklich. Doch so war er immer schon gewesen. Er hatte schon nicht bei der Geburt seines Sohnes dabei sein wollen, und es würde ihn alle Überwindung kosten, beispielsweise bei einer Operation dabei zu sein.

Doug blickte auf seinen Sohn.

»Nein«, stöhnte Billy. »Nein. Nein. Nein ...«

»Geh jetzt«, drängte ihn Trish.

Der Arzt beugte sich über Billys Körper.

Doug drückte Trishs Hand und verließ rasch den Raum. Er war wütend auf sich selbst und zuckte zusammen, als Billys Gemurmel mit einem scharfen Einatmen verstummte. Die Türflügel schlossen sich hinter ihm, und Doug war im Korridor. Auf demselben Weg, auf dem er gekommen war, eilte Doug zurück. Er war dem Arzt für sein rasches Handeln dankbar, und trotz seiner anfänglichen Befürchtungen war er nun zuversichtlich, dass Billy die bestmögliche medizinische Versorgung bekam.

Was Billys Psyche betraf, war allerdings ein hoher Preis zu zahlen. Was dem Jungen passiert war, würde für den Rest seines Lebens Narben auf seiner Seele hinterlassen. Zorn loderte in Doug hoch, wenn er daran dachte. Er und Trish würden lange suchen müssen, um jemanden zu finden, der Billy psychologische Hilfe geben konnte.

Aber jetzt war es Zeit, dass der Postbote bezahlte.

Die Frau mit dem verkniffenen Gesicht funkelte Doug vom Empfang aus an, als er an ihr vorbei zum Münztelefon im Wartebereich ging. Er beachtete sie gar nicht und wählte die Nummer des Polizeireviers. Er schloss die Augen. Das Telefon klingelte einmal, zweimal, dreimal ...

Eine unbekannte Stimme meldete sich: »Polizeirevier Willis.«

Doug räusperte sich. »Ich würde gerne mit Mike Trenton sprechen.« Er hörte sich wie ein Fremder an, sogar in den eigenen Ohren.

Die Stimme am anderen Ende war vorsichtig. »Wer spricht da bitte?«

»Doug Albin.« Es entstand eine Pause; dann kam Mike an den Apparat. Doug umklammerte fest den Hörer und hielt sich nicht mit Belanglosigkeiten auf. »Der Postbote ist wieder da.«

»Ich weiß.«

»Er hat meinen Jungen angegriffen, Mike, und er hat meine Frau bedroht. Ich werde ihn verfolgen.«

»Das werden wir ebenfalls tun. Er hat den Chief umgebracht.«

Es dauerte einen Augenblick, bis die Information zu Doug durchgedrungen war. Ihm wurde plötzlich kalt, und er bekam Angst. Der Postbote trieb jetzt keine Spielchen mehr. Er versteckte sich nicht mehr hinter Bestimmungen und Regeln, beschränkte sich nicht mehr auf Briefe. Jetzt mordete er. Doch so höllisch Dougs Angst auch war - sie verblasste neben seiner unermesslichen Wut.

»Gerade vor ein paar Minuten haben wir die Leiche des Chiefs gefunden«, fuhr Mike fort. »Wie geht es Ihrem Sohn? Kommt er wieder in Ordnung?«

»Wir wissen es nicht.«

»Wir versammeln uns alle hier. In zehn Minuten gehen wir los.«

»Moment mal, Mike.« Doug bekam ein flaues Gefühl. Er sah, wie Trish den Flur entlang auf ihn zulief und dabei fast auf den rutschigen Fliesen stolperte. Sie weinte, schluchzte, und mit einem Gefühl tiefer Mutlosigkeit dachte Doug eine Sekunde lang, dass Billy tot war. Dann kam Trish näher, und Doug sah, dass sie Tränen der Erleichterung vergoss.

»Er ist okay«, rief sie. »Es geht ihm gut.«

»Bitte bleiben Sie dran, Mike«, sagte Doug in den Hörer. Er ließ den Hörer hängen, während er Trishs Hand nahm und über den Flur zum Untersuchungsraum lief. Der Arzt schwenkte gerade einen großen Röntgenapparat über Billys Rücken.

»Wie geht es ihm?«, fragte Doug.

»Billy leidet unter einem traumatischen Schock«, erklärte ihm der Arzt, »aber er scheint keine ernsten körperlichen Verletzungen erlitten zu haben. Es gibt ein paar Kratzer und blaue Flecken, aber ich denke, er ist weitgehend unverletzt.«

»Aber das Blut auf seiner Unterwäsche ...?«

»Das ist nicht Billys Blut.«

Eine Woge der Erleichterung erfasste Doug, und er nahm die immer noch schluchzende Trish in den Arm. Der Arzt lächelte die beiden aufmunternd an; dann brachte er das Röntgengerät in Position.

Wenig später war Doug wieder im Warteraum. Er nahm den Hörer. »Mike? Sind Sie noch da?«