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Das war die Frage, die alle beschäftigte: Wer oder was war dieser Mann? Doug wollte schon antworten, als von irgendwo im oberen Teil der Tribüne ein schrille Stimme erklang.

»Er ist der Teufel!« Eine alte Frau, die Doug nicht kannte, stand auf. »Unsere einzige Hoffnung ist das Gebet! Unsere einzige Hoffnung ist, Jesus Christus um Vergebung zu bitten und ihn zu bitten, uns zu beschützen!«

Leises Gemurmel verängstigter Zustimmung war zu hören.

»Er ist nicht der Teufel!«, rief Doug und hob die Hände, um wieder für Ruhe zu sorgen.

»Was ist er dann?«, fragte Tril. »Er ist mit Sicherheit kein Mensch.«

»Nein«, sagte Doug, »ein Mensch ist er nicht. Um ehrlich zu sein - ich weiß nicht, was er ist.«

»Er hat meine Tochter umgebracht!«, schrie jemand.

»Er hat viele Menschen umgebracht. Ich weiß nicht, was er ist!«, wiederholte Doug lauter. »Aber eines weiß ich: Er kann aufgehalten werden. Gemeinsam können wir ihn aufhalten.«

Smith Tegarden, einer der Polizisten, der vor kurzem mit auf dem Hügelkamm gewesen war, trat aus der Menge hervor in die Mitte der Sporthalle. Sein Gang war selbstsicher, aber Doug konnte sehen, dass diese Selbstsicherheit nur gespielt war. Der erfahrene Cop hatte Angst. Er blieb vor Doug stehen. »Wir haben diesem Bastard mitten in die Brust geschossen, und er ist nicht gestorben«, sagte er. »Wie können wir ihn aufhalten?«

Doug atmete tief durch. »Wir werden ihn aushungern«, sagte er. »Wir schneiden ihn von der Post ab.«

»Sollten wir ihm nicht lieber was ganz anderes abschneiden? Und ich meine nicht seinen Hals!«, rief jemand aus der Menge. Gelächter wogte durch die Halle, und die Spannung löste sich ein wenig.

Doug lächelte. »Wir werden keine Post mehr verschicken oder annehmen. Was immer der Postbote zustellt - nehmen Sie es nicht an, nehmen Sie es nicht in die Hand! Lassen Sie es im Briefkasten liegen. Die Post ist seine einzige Quelle der Kraft und der Macht über uns.« Er dachte an Billy, an Trish, an Howard. »Es ist die Post, durch die er an uns herangekommen ist. Es ist die Post, durch die er uns so weit gebracht hat. Sie ist seine einzige Waffe. Wenn wir die Post stoppen, dann stoppen wir ihn!«

Eine hitzige Diskussion brach los, und Doug erkannte sofort, dass er seine Idee nicht gut verkauft hatte. Genau das hatte er befürchtet. Was er gesagt hatte, klang so dumm, so wirkungslos, dass es nicht den Anschein hatte, sie könnte zu irgendetwas gut sein. Doug sah mehrere Leute, die bereits zum Ausgang gingen.

»Warten Sie!«, erklang Mikes Stimme herrisch über das Stimmengewirr hinweg. Er ging quer durch die Halle und stellte sich neben Doug. »Hören Sie ihn zu Ende an.«

Der Lärm verstummte.

»Ich weiß, dass es sich verrückt anhört«, fuhr Doug fort. »Aber wir haben nichts zu verlieren, wenn wir es versuchen. Kugeln werden ihn nicht aufhalten. Ich glaube nicht, dass man ihn überhaupt umbringen kann. Aber ich habe ihn beobachtet. Am vierten Juli, am Nationalfeiertag, wurde keine Post ausgetragen. Am Tag darauf sah der Postbote dünn und krank aus. Als er diese Woche zurückkehrte, nachdem er verschwunden gewesen war, war er sogar noch verhärmter. Er braucht Post, um zu überleben, so wie wir Essen und Trinken brauchen. Aus der Post bezieht er seine Energie, seine Macht oder was auch immer. Wenn wir ihn von dieser Quelle abschneiden, wenn niemand mehr Post abschickt oder Post bekommt, wird er nichts mehr zu tun haben. Er wird sterben.«

»Vielleicht stirbt er auch nicht! Vielleicht verschwindet er bloß!«, rief eine Frau.

»Wenigstens sind wir ihn dann los.«

»Und wenn er zurückkommt?«

»Dann verjagen wir ihn noch einmal. Oder vielleicht haben wir bis dahin eine andere Lösung gefunden.«

Wieder redeten die Leute durcheinander.

»Wir müssen alle mitmachen. Jeder von uns. Wenn ihm auch nur einer von euch Post gibt, reicht das vielleicht schon, um ihn am Leben zu halten. Er hat meine Frau und meinen Sohn angegriffen. Er hat es zumindest versucht. Aber er konnte sie nicht berühren. Am Ende konnte er nur versuchen, sie dazu zu bringen, dass sie seine Post lesen. Das ist seine einzige Macht.«

Diesmal klang die Menge anders - lauter, weniger streitsüchtig. Hoffnungsvoll. Sie wollten glauben. Trish hielt Dougs Hand, blickte ihn an und lächelte. »Keine Post!«, rief sie laut. Sie begann die Worte zu skandieren wie einen Cheerleader-Gesang. »Keine Post! Keine Post! Keine Post!«

Der Gesang wurde von Mike und einigen Leuten in den vorderen Reihen aufgenommen, wuchs an, breitete sich aus, und bald war die ganze Sporthalle von den widerhallenden, ermutigenden Klängen des improvisierten Jubels erfüllt.

»Keine Post! Keine Post! Keine Post!«

Nie zuvor hatte Doug einen solchen Gemeinschaftsgeist erlebt, einen solchen Optimismus. Zum ersten Mal glaubte er wirklich daran, dass sie eine Chance hatten, diesem Albtraum ein Ende zu bereiten. Er lächelte Trish an, und sie lächelte zurück.

Das Licht in der Sporthalle flackerte.

»Bleiben Sie ruhig!«, rief Doug. »Keine Panik!« Doch seine Stimme ging im Aufschrei der Menge und im Trampeln der Füße unter.

Einen Augenblick später fiel der Strom völlig aus.

Doch niemand schien es zu bemerken, und die Einwohner der Stadt skandierten weiter.

»Keine Post! Keine Post! Keine Post!«

49.

Am Morgen erwachte Doug und sah vor seinem Fenster ein Winterwunderland. Der Anblick war schön. Über Nacht hatte es geschneit, und Grundstück und Veranda, Bäume und Sträucher waren von reinem Weiß bedeckt.

Nur dass die Luft warm und feucht war und der Himmel wolkenlos. Die elfenbeinfarbene Decke, die die Welt draußen verhüllte, schien völlig glatt zu sein und wirkte seltsam künstlich.

Doug öffnete die Hintertür und blickte hinaus.

Der Boden war nicht von Schnee bedeckt.

Der Boden war von Umschlägen bedeckt.

Doug konnte es nicht fassen. Die Briefe lagen mit der Vorderseite nach unten, Kante an Kante nebeneinander. Ihre Ränder schlossen in gerader Linie perfekt mit der Hauswand ab und zogen sich über die hintere Veranda, über den Geräteschuppen, über die Manzanitabüsche und die Bäume fort. Das schiere Ausmaß einer solchen mühseligen Arbeit war überwältigend, und die Tatsache, dass sie in einer einzigen Nacht durchgeführt worden war, direkt vor seinem Haus, während er drinnen geschlafen hatte, ohne etwas zu bemerken, war Furcht erregend.

Doug war froh, dass Trish die Nacht bei Billy im Krankenhaus verbracht hatte und dies hier nicht sah.

Behutsam bückte sich Doug und hob den Umschlag auf, der der Tür am nächsten lag. Er drehte ihn um. Der Brief kam von seiner Mutter und war an ihn adressiert. Er hob den Umschlag auf, der daneben lag. Er war von seinem Vater. Der Brief daneben kam von seiner Tante Lorraine.

Er hatte das Gefühl, dass der Postbote die Umschläge in einer besonderen Ordnung gruppiert hatte und dass sich sein ganzer Stammbaum von diesem Punkt des Musters aus in den Absendern wiederfinden würde.

Doug stand auf. Anfangs hatte er gedacht, die ganze Stadt sei mit Post bedeckt, nun aber sah er, dass hinter der weißen Decke, die Bäume und Sträucher in seinem Garten bedeckte, das Grün des Spätsommers leuchtete. Er schlüpfte in seine Sandalen und ging auf die hintere Veranda. Das Papier knisterte unter seinen Füßen, doch er wollte feststellen, wie weit der Postbote gegangen war. Als er zum ersten Busch kam, dessen Blätterhülle vollständig unter den Umschlägen verborgen war, streckte er vorsichtig eine Hand aus, denn er war neugierig darauf, wie die Umschläge aneinander befestigt worden waren.

Die Kuppel aus Papier fiel in sich zusammen.

Ein Kartenhaus. Der Postbote hatte die Umschläge benutzt, um ein Kartenhaus zu bauen, für das er keinen Klebstoff benötigte.