Выбрать главу

»Diese Frau hält sich ziemlich im Hintergrund, wenn man bedenkt, daß sie drei Meter groß sein und Kampfkreuzer zum Frühstück verspeisen soll. Bisher hat kaum jemand sie gesehen. Vielleicht ist sie häßlich.«

»Dann passen sie ja gut zusammen. Vorkosigan ist ja auch keine Schönheit.«

Cordelia war ungemein amüsiert und verbarg ihr Grinsen hinter der vorgehaltenen Hand, bis der Oberstleutnant sagte: »Ich weiß nicht, wer der dreibeinige Spastiker ist, den er da im Schlepptau hat. Einer von seinem Stab, was meinst du?«

»Man sollte meinen, er könnte sich einen Besseren leisten. Was für ein Mutant! Sicherlich hat Vorkosigan die freie Wahl unter allen Militärs, als Regent.«

Es war ihr, als hätte sie einen Schlag versetzt bekommen, so weh tat ihr unerwarteterweise diese gedankenlose Bemerkung. Oberst Lord Vorpatril schien dies kaum wahrzunehmen. Er hatte die Worte zwar gehört, aber seine Aufmerksamkeit galt dem Geschehen unten im Saal, wo gerade die Eide geleistet wurden. Droushnakovi errötete überraschenderweise und wendete ihr Gesicht ab.

Cordelia beugte sich vor. Worte kochten in ihr hoch, aber sie wählte nur einige wenige davon aus und feuerte sie in ihrer kühlsten Kapitänsstimme ab.

»Oberstleutnant. Und Sie, wer auch immer Sie sind.« Sie drehten sich nach ihr um, überrascht ob dieser Unterbrechung. »Zu Ihrer Information, der fragliche Herr ist Leutnant Koudelka. Und es gibt keine besseren Offiziere als ihn. Bei keinem Militär.«

Sie starrten sie an, irritiert und verblüfft, und wußten nicht, wie sie sie einordnen sollten. »Ich denke, das war eine private Unterhaltung, Madame«, sagte der Offizier steif.

»Ganz recht«, erwiderte sie ebenso steif, obwohl es in ihr immer noch brodelte. »Dafür, daß ich Ihr Gespräch belauscht habe, bitte ich um Verzeihung, obwohl das unvermeidlich war. Aber für diese schändliche Bemerkung über Admiral Vorkosigans Sekretär, da müssen Sie sich entschuldigen. Denn damit haben Sie die Uniform beschmutzt, die Sie beide tragen, und den soldatischen Dienst für Ihren Kaiser, den Sie beide leisten.« Sie dämpfte ihre Stimme, fast zu einem Zischen. Sie zitterte. Eine Überdosis Barrayar. Reiß dich zusammen.

Vorpatrils herumwandernde Aufmerksamkeit wurde durch diese Worte wieder auf sie gelenkt. Er war bestürzt. »Halt, halt«, protestiert er. »Was ist los?«

Der Oberstleutnant drehte sich noch weiter um. »Oh, Oberst Vorpatril. Ich habe Sie nicht gleich erkannt. Hmm …«, er gestikulierte hilflos in Richtung seiner rothaarigen Angreiferin, als wollte er sagen: Gehört diese Dame zu Ihnen? Und wenn ja, können Sie sie nicht im Zaum halten? Er fügte kühl an: »Wir sind uns noch nicht begegnet, Madame.«

»Nein, aber ich laufe ja auch nicht herum und hebe Steine auf, um zu sehen, was darunter lebt.« Sofort wurde ihr bewußt, daß sie sich hatte verleiten lassen, zu weit zu gehen. Mit Mühe bändigte sie ihre Erregung.

Es wäre nichts damit gewonnen, Vorkosigan gerade in dem Augenblick neue Feinde zu machen, wo er seine Pflichten auf sich nahm.

Vorpatril, der sich jetzt an seine Verantwortung als Begleiter erinnerte, begann: »Oberstleutnat, Sie wissen nicht, wer …«

»Nein … stellen Sie uns nicht vor, Lord Vorpatril«, unterbrach ihn Cordelia. »Das wäre nur eine weitere Peinlichkeit für uns.« Sie kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in ihren Nasenrükken, schloß die Augen und suchte nach versöhnlicheren Worten. Und ich pflegte stolz darauf zu sein, wie ruhig ich immer blieb. Sie schaute wieder in ihre wütenden Gesichter.

»Oberstleutnant! Euer Lordschaft!« Sie leitete den Titel des jungen Mannes aus der Erwähnung seines Vaters ab, der unten inmitten der Grafen saß. »Meine Worte waren voreilig und heftig, und ich nehme sie zurück. Ich hatte kein Recht, eine private Unterhaltung zu kommentieren. Ich entschuldige mich. In aller Ergebenheit.«

»Das sollten Sie wohl«, versetzte der junge Lord.

Sein Bruder besaß mehr Selbstbeherrschung und antwortete widerstrebend: »Ich nehme Ihre Entschuldigung an, Madame. Ich nehme an, der Leutnant ist ein Verwandter von Ihnen. Ich entschuldige mich für jede Art von Beleidigung, die Ihrer Empfindung nach in meinen Worten enthalten war.«

»Und ich nehme Ihre Entschuldigung an, Oberstleutnant. Obwohl Leutnant Koudelka kein Verwandter von mir ist, sondern mein zweitliebster … Feind.« Sie hielt inne, und sie tauschten ein Stirnrunzeln miteinander aus: sie aus Ironie, er aus Verwirrung. »Ich möchte jedoch etwas von Ihnen erbitten, mein Herr: Machen Sie nie eine derartige Bemerkung wie zuvor in Hörweite von Admiral Vorkosigan. Koudelka war einer seiner Offiziere an Bord der General Vorkraft, und er ist in seiner Verteidigung während jener politischen Meuterei letztes Jahr verwundet worden. Vorkosigan liebt ihn wie einen Sohn.«

Der Fregattenkapitän beruhigte sich, obwohl Droushnakovi immer noch dreinschaute, als hätte sie einen schlechten Geschmack im Mund. Er lächelte leicht: »Wollen Sie damit andeuten, ich würde mich dann beim Wachdienst auf der Insel Kyril wiederfinden?«

Was war die Insel Kyril? Anscheinend ein ferner und unangenehmer Außenposten. »Ich … bezweifle das. Er würde nicht sein Amt benutzen, um einem persönlichen Groll nachzugeben. Aber es würde ihm unnötigen Kummer bereiten.«

»Madame.« Sie hatte ihn jetzt völlig verwirrt, diese so unscheinbar wirkende Frau, so fehl am Platz auf der glitzernden Galerie. Er wendete sich wieder mit seinem Bruder zusammen nach vorn, um dem Geschehen unten im Saal zu folgen, und alle bewahrten ein befangenes Schweigen während weiterer zwanzig Minuten, bis die Zeremonien zum Mittagsmahl zu Ende kamen. Die Menschenmengen aus dem Saal und von der Galerie strömten hinaus, um sich auf den Korridoren der Macht zu begegnen.

Sie fand Vorkosigan mit Koudelka an seiner Seite im Gespräch mit seinem Vater, Graf Piotr, und einem anderen Mann in Grafenrobe.

Vorpatril lieferte sie ab und verschwand, und Aral begrüßte sie mit einem müden Lächeln.

»Lieber Captain, hältst du immer noch durch? Ich möchte, daß du Graf Vorhalas kennenlernst. Admiral Rulf Vorhalas war sein jüngerer Bruder. Wir müssen bald aufbrechen, wir sind zu einem privaten Essen mit der Prinzessin und mit Prinz Gregor eingeladen.«

Graf Vorhalas beugte sich tief über ihre Hand. »Mylady, ich fühle mich geehrt.«

»Graf, ich … begegnete Ihrem Bruder nur kurz. Aber Admiral Vorhalas machte auf mich einen Eindruck als Mann von überragenden Qualitäten.«

Und meine Seite hat ihn in die Luft gejagt. Ihr war nicht recht wohl, mit ihrer Hand in der seinen, aber er schien keine persönlichen Animositäten gegen sie zu hegen.

»Danke, Mylady. Wir waren alle dieser Meinung. Aha, da sind ja die Jungen. Ich habe ihnen versprochen, sie vorzustellen. Evon brennt auf einen Posten im Stab, aber ich habe ihm gesagt, daß er sich den verdienen muß. Ich wünsche mir, Carl hätte ebensoviel Interesse für den Dienst. Meine Tochter wird vor Neid fast vergehen. Sie haben alle Mädchen aufgewühlt, wissen Sie das, Mylady?«

Der Graf rannte davon, um seine Söhne herbeizuholen. O Gott, dachte Cordelia, das mußten ausgerechnet sie sein.

Die beiden Männer, die auf der Galerie vor ihr gesessen waren, wurden ihr vorgestellt. Beide erbleichten und beugten sich nervös über ihre Hand.

»Aber ihr seid euch schon begegnet«, sagte Vorkosigan. »Ich habe euch auf der Galerie miteinander reden sehen. Was für ein anregendes Gesprächsthema hattet ihr denn, Cordelia?«

»Ach … Geologie. Zoologie. Höflichkeit. Besonders Höflichkeit. Wir hatten eine sehr weitgespannte Diskussion. Wir haben jeder etwas vom anderen gelernt, so meine ich.« Sie lächelte und zuckte mit keinem Augenlid.