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»Wissen Sie, Sie sind die erste barrayaranische Leibwächterin, die ich getroffen habe«, bemerkte Cordelia bei Ei und Kaffee und einer Art von gedünsteter einheimischer Hafergrütze mit Butter, die hier offensichtlich den Schwerpunkt des Frühstücks bildete. »Wie sind Sie zu dieser Arbeit gekommen?«

»Nun, ich bin nicht eine wirkliche Wache, wie die Männer in Livree …«

Aha, wieder der Zauber der Uniform.

»… aber mein Vater und alle meine drei Brüder sind im Armeedienst. Damit bin ich so nah dran, wie ich kann, ein wirklicher Soldat zu sein wie Sie.«

Vernarrt ins Militär, wie alle hier auf Barrayar. »Ja?«

»Als ich jünger war, habe ich Judo als Sport getrieben. Aber ich war zu groß für die Frauenkurse. Niemand konnte mir echte Praxis vermitteln, und im übrigen war es so langweilig, all die Katas zu absolvieren. Meine Brüder schmuggelten mich mit sich in die Männerkurse. Eins kam zum anderen. Als ich noch in der Schule war, war ich zwei Jahre hintereinander barrayaranische Nationalmeisterin. Dann trat vor drei Jahren ein Mann von Oberst Negris Stab an meinen Vater heran mit dem Angebot eines Postens für mich. Da bekam ich dann Waffenausbildung.

Es scheint, daß die Prinzessin seit Jahren um weibliche Wachen gebeten hat, aber es war sehr schwierig, jemanden zu finden, der all die Tests bestehen konnte. Obwohl«, sie lächelte selbstkritisch, »die Dame, die das Attentat auf Admiral Vorrutyer verübt hat, wohl kaum meine geringen Dienste benötigen dürfte.«

Cordelia biß sich auf die Zunge. »Hm, ich hatte Glück. Außerdem würde ich mich gerade jetzt gerne aus handgreiflichen Verwicklungen heraushalten. Ich bin schwanger, wissen Sie.«

»Ja, Mylady. Es war in einem von Oberst …«

»Negris Berichten«, beendete Cordelia den Satz unisono mit Droushnakovi. »Ich bin sicher, daß es das war. Er wußte es vermutlich eher als ich.«

»Ja, Mylady.«

»Wurden Sie als Kind in Ihren Interessen sehr gefördert?«

»Nicht … wirklich. Alle dachten, ich sei einfach seltsam.« Sie legte die Stirn in tiefe Falten, und Cordelia hatte die Empfindung, daß sie schmerzliche Erinnerungen aufrührte.

Sie betrachtete das Mädchen nachdenklich. »Ältere Brüder?«

Droushnakovi erwiderte den Blick mit großen, blauen Augen: »Ja, warum?«

»Hab ich mir so vorgestellt.« Und ich habe Barrayar für das gefürchtet, was es seinen Söhnen antat. Kein Wunder, daß sie Schwierigkeiten haben, jemanden zu bekommen, der die Tests besteht. »So, Sie haben also Waffenausbildung gehabt. Ausgezeichnet. Sie können mich heute auf meiner Einkaufsfahrt begleiten.«

Ein leichter Schatten zog über Droushnakovis Gesicht. »Jawohl, Mylady. Welche Art von Kleidung wollen Sie anschauen?«, fragte sie höflich und konnte dabei ein dumpfe Enttäuschung über die Interessen ihrer wirklichen Soldatin nicht ganz verbergen.

»Wohin würden Sie in dieser Stadt gehen, um einen wirklich guten Stockdegen zu kaufen?«

Der Schatten verschwand. »Oh, ich kenne nur die Adresse, wo die Offiziere der Vor hingehen, und die Grafen, um ihre Livrierten auszurüsten. Das heißt: ich war nie innen drin. Meine Familie gehört nicht zu den Vor, und deshalb dürfen wir natürlich keine persönlichen Waffen besitzen. Nur Dienstwaffen. Aber man sagt von diesem Laden, er sei der beste.«

Einer von Graf Vorkosigans livrierten Wächtern chauffierte sie zu dem Laden. Cordelia entspannte sich und genoß den Blick auf die vorüberziehende Stadt. Droushnakovi, ganz im Dienst, blieb wachsam, ihre Blicke glitten unablässig prüfend über all die Menschenmengen rundum. Cordelia hatte das Gefühl, daß ihr kaum etwas entging. Immer wieder wanderte ihre Hand prüfend zu der Betäubungswaffe, die sie an der Innenseite ihres bestickten Bolero verborgen trug.

Sie bogen in einen sauberen, engen Straßenzug von älteren Gebäuden mit gemeißelten Steinfassaden ein. Das Waffengeschäft war nur durch seinen Namen gekennzeichnet, Siegling, in diskreten Goldbuchstaben.

Offensichtlich sollten nur die Eingeweihten wissen, wo sie sich hier befanden. Der Livrierte wartete draußen, während Cordelia und Droushnakovi den Laden betraten, einen Raum mit dicken Teppichen und Holztäfelung und etwas von dem Geruch nach Waffenkammer, an den sich Cordelia von ihrem Raumschiff her erinnerte, ein seltsam heimatlicher Hauch an einem fremden Ort. Sie staunte heimlich über die Holztäfelung und schätzte in Gedanken ihren Wert in betanischen Dollar.

Eine ganze Menge betanischer Dollar. Aber Holz schien hier fast so gewöhnlich wie Plastik zu sein, und ebenso gering geachtet. Jene persönlichen Waffen, deren Besitz für die oberen Klassen legal war, waren in Vitrinen und an den Wänden elegant zur Schau gestellt. Außer Betäubungs- und Jagdwaffen gab es eine beachtliche Menge von Schwertern und Dolchen, die strengen kaiserlichen Edikte gegen das Duellieren untersagten offensichtlich nur ihren Gebrauch, nicht ihren Besitz.

Der Verkäufer, ein leiser älterer Mann mit zusammengekniffenen Augen, trat an sie heran. »Was kann ich für die Damen tun?«, fragte er freundlich genug. Cordelia vermutete, daß Frauen aus der Klasse der Vor gelegentlich hierherkamen, um Geschenke für ihre männlichen Verwandten zu kaufen. Aber er könnte in genau dem gleichen Ton gesagt haben: Was kann ich für euch Kinder tun? Herabsetzung durch Körpersprache? Ach, laß es nur.

»Ich suche einen Stockdegen, für einen Mann von etwa ein Meter neunzig.

Sollte ungefähr, ja, so lang sein«, sie rief sich Koudelkas Armund Beinlänge in Erinnerung, schätzte sie ab und zeigte sie mit einer Geste in der Höhe ihrer Hüfte an. »Mit einer Scheide mit Sprungfeder, vermutlich.«

»Jawohl, Madame.« Der Angestellte verschwand und kehrte dann mit einem Exemplar zurück, das in kunstvoll geschnitztem hellem Holz gehalten war.

»Das wirkt ein bißchen … ich weiß nicht.« Protzig. »Wie funktioniert es?«

Der Verkäufer demonstrierte den Federmechanismus. Die hölzerne Scheide fiel ab und enthüllte eine lange, dünne Klinge. Cordelia streckte ihre Hand aus, und der Angestellte reichte ihr, ziemlich widerstrebend, die Klinge zur Prüfung.

Sie drehte sie ein wenig, schaute daran entlang und gab sie dann an ihre Leibwächterin weiter. »Was denken Sie darüber?«

Droushnakovi lächelte zuerst, dann runzelte sie zweifelnd die Stirn. »Sie ist nicht ganz ausgewogen.« Sie blickte unsicher zu dem Verkäufer.

»Denken Sie daran, daß Sie für mich arbeiten, nicht für ihn«, sagte Cordelia, die richtig erkannt hatte, daß hier Klassenbewußtsein am Werk war.

»Ich glaube nicht, daß das eine sehr gute Klinge ist.«

»Das ist ausgezeichnete Darkoi-Qualität, Madame«, rechtfertigte sich der Verkäufer kühl.

Lächelnd nahm Cordelia die Klinge zurück. »Dann wollen wir Ihre Hypothese mal testen.«

Sie hob die Klinge plötzlich zum Salut und machte dann einen geschickten Ausfall in Richtung der Wand. Die Spitze drang in das Holz und blieb darin stecken, und Cordelia stützte sich darauf. Die Klinge sprang entzwei. Kühl gab sie die Stücke dem Verkäufer zurück. »Wie bleiben Sie eigentlich im Geschäft, wenn Ihre Kunden nicht lange genug überleben, um einen zweiten Kauf zu tätigen? Siegling hat seinen Ruf bestimmt nicht durch den Verkauf solcher Spielzeuge bekommen. Bringen Sie mir etwas, das ein anständiger Soldat tragen kann, nicht ein Spielzeug für einen Zuhälter.«

»Madame«, sagte der Angestellte spröde, »ich muß darauf bestehen, daß die beschädigte Ware bezahlt wird.«