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Aral stellte die Räume für die Hochzeit zur Verfügung: den Roten Salon der Kaiserlichen Residenz und den anschließenden Ballsaal, den mit dem schönen Parkettboden, der zu Cordelias ungeheurer Erleichterung dem Feuer entgangen war. Theoretisch war diese großzügige Geste notwendig, um Illyans Kopfschmerzen bezüglich der Sicherheit zu lindern, da Cordelia und Aral zu den wichtigsten Trauzeugen gehörten. Persönlich dachte Cordelia, daß es eine verheißungsvolle Wende der Ereignisse sei, wenn der Sicherheitsdienst zu einer Cater-Firma für Hochzeitsfeierlichkeiten umfunktioniert wurde.

Aral ging die Gästeliste durch und lächelte. »Hast du gemerkt«, sagte er zu Cordelia, »jede Klasse ist vertreten? Vor einem Jahr noch wäre dieses Ereignis hier nicht möglich gewesen. Der Sohn des Lebensmittelhändlers und die Tochter des Unteroffiziers. Sie haben es mit Blut erkauft, aber vielleicht kann es im nächsten Jahr mit friedlichen Leistungen erkauft werden. Medizin, Erziehung, Ingenieurwesen, Unternehmertum — werden wir eine Party für Bibliothekare haben?«

»Werden diese schrecklichen alten Vor-Weiber, mit denen alle von Piotrs Freunden verheiratet sind, sich nicht über gesellschaftliche Überfortschrittlichkeit beschweren?«

»Mit Alys Vorpatril hinter alldem? Sie würden es nicht wagen.«

Von da an nahm die Sache zu. Eine Woche vorher überlegten Kou und Drou aus reiner Panik, ob sie nicht durchbrennen sollten, da sie die Kontrolle über das Ganze an ihre eifrigen Helfer verloren hatten. Aber das Personal der Residenz bereitete alles mit Erfahrung und Gelassenheit vor.

Die leitende Hausdame eilte geschäftig umher und gluckste: »Und da hatte ich befürchtet, wir hätten nichts mehr zu tun, sobald der Admiral hier einzieht, außer diesen schrecklich langweiligen General-stabsessen.«

Der Tag und die Stunde kamen endlich. Ein großer Kreis aus gefärbter Hafergrütze war auf dem Boden des Roten Salons ausgelegt, umgeben von einem Stern, der eine variable Anzahl von Spitzen haben konnte: an jeder Spitze sollte einer der Elternteile oder der hauptsächlichen Trauzeugen stehen, in diesem Fall also vier. Nach barrayaranischer Sitte traute ein Paar sich selbst, indem beide ihr feierliches Versprechen innerhalb des Kreises sprachen, wozu sie weder einen Priester noch einen Standesbeamten brauchten. Tatsächlich stand ein Helfer, der treffenderweise der Einpauker genannt wurde, außerhalb des Kreises und las den Text vor, damit die Zaghaften oder Aufgeregten ihn wiederholen konnten. Auf diese Weise war das gestresste Paar von der Notwendigkeit höherer neuraler Funktionen wie Lernen oder Erinnern entbunden. Der Verlust der Bewegungs-Koordination wurde ersetzt von je einem Freund bzw. einer Freundin, die das Paar in den Kreis steuerten. Es war alles sehr praktisch, entschied Cordelia, und ebenso prächtig.

Mit einem Grinsen und einer schwungvollen Gebärde plazierte Aral sie auf der ihr zugewiesenen Sternspitze, als arrangierte er ein Blumenbukett, und nahm seinen eigenen Platz ein. Lady Vorpatril hatte auf einem neuen Kleid für Cordelia bestanden, einem schwungvoll langen aus Blau und Weiß mit roten Blumenakzenten, deren Farbe abgestimmt war auf Arals ultraformelle rotblaue Paradeuniform. Drous stolzer und nervöser Vater trug auch seine rot-blaue Uniform und besetzte seine Sternspitze. Es war seltsam, vom Militär, das Cordelia normalerweise mit totalitären Bestrebungen in Zusammenhang brachte, als der Speerspitze des Egalitarismus auf Barrayar zu denken. Das Geschenk der Cetagandaner, nannte es Aral, ihre Invasion hatte zuerst die Förderung der Begabung ungeachtet der Herkunft erzwungen, und die Wellen dieses Wandels bewegten sich immer noch durch die barrayaranische Gesellschaft.

Sergeant Droushnakovi war kleiner und schmächtiger, als Cordelia erwartet hatte. Entweder durch die Gene von Drous Mutter oder durch bessere Ernährung oder aber durch beides waren alle seine Kinder größer geraten als er selbst. Alle drei Brüder, vom Hauptmann bis zum Korporal, hatten Urlaub von ihren militärischen Aufgaben bekommen, um an der Hochzeit teilzunehmen, und standen jetzt in dem größeren äußeren Kreis der anderen Zeugen zusammen mit Kous aufgeregter jüngerer Schwester.

Kous Mutter stand weinend und lächelnd auf der letzten Spitze des Sterns, in einem blauen Kleid, dessen Farbe so vollkommen war, daß Cordelia zu dem Schluß kam, daß auch da Alys Vorpatril ihre Hand im Spiel gehabt haben mußte.

Koudelka kam als erster herein, auf seinen Stock mit einer neuen Hülle und auf Sergeant Bothari gestützt.

Sergeant Bothari trug die prächtigste Version von Piotrs braunsilberner Livree und flüsterte hilfreiche, schrecklich vielsagende Ratschläge wie: »Wenn Ihnen wirklich übel ist, Leutnant, dann halten Sie Ihren Kopf nach unten.« Der bloße Gedanke daran ließ Kous Gesicht grüner werden, ein außerordentlicher Farbkontrast zu seiner rot-blauen Uniform, den Lady Vorpatril zweifellos nicht gebilligt hätte.

Die Köpfe wandten sich um. Du meine Güte. Alys Vorpatril hatte über Drous Kleid absolut recht gehabt. Sie rauschte herein, so phantastisch elegant wie ein Segelschiff, eine große makellose Perfektion von Form und Funktion, elfenbeinfarbene Seide, goldenes Haar, blaue Augen, weiße, blaue und rote Blumen, so daß man, als sie neben Kou trat, plötzlich erkannte, wie groß er sein mußte. Alys Vorpatril, in Silbergrau gekleidet, entließ Drou am Rand des Kreises mit einer Geste, als schickte eine Jagdgöttin einen weißen Falken los, der aufsteigen und dann auf Kous ausgestrecktem Arm landen sollte.

Kou und Drou schafften ihre Eheschwüre ohne Gestotter und Ohnmacht, und es gelang ihnen auch, ihre gegenseitige Verlegenheit über die öffentliche Erwähnung ihrer verschmähten Vornamen, Clement und Ludmilla, zu verbergen.

(»Meine Brüder pflegten mich Lud zu rufen«, hatte Drou gestern Cordelia bei der Generalprobe anvertraut. »Das reimt sich auf Blut. Und Hut, Wut, Flut.«

»Für mich wirst du immer Drou sein«, hatte Kou versprochen.)

Als Hauptzeuge zerbrach dann Aral den Kreis aus Hafergrütze mit einer fegenden Bewegung seines gestiefelten Fußes und ließ die beiden aus dem Kreis heraus, und dann begannen Musik, Tanzen, Essen und Trinken.

Das Büffet war unglaublich, die Musik live, und das Trinken … der Tradition entsprechend. Nach dem ersten zeremoniellen Glas von dem guten Wein, den Piotr geschickt hatte, näherte Cordelia sich Kou und flüsterte ein paar Worte über betanische Forschungen über die nachteiligen Wirkungen von Äthanol auf die Sexualfunktionen, woraufhin Kou zum Wasser überwechselte.

»Du grausames Weib«, flüsterte Aral lachend in ihr Ohr.

»Nicht gegenüber Drou, ihr gegenüber bin ich’s nicht«, erwiderte sie murmelnd.

Sie wurde offiziell mit den Brüdern bekanntgemacht, die jetzt Schwäger waren und sie mit jenem ehrfürchtigen Respekt betrachteten, der ihre Zähne knirschen ließ. Allerdings konnten sich ihre Kiefernmuskeln ein wenig entspannen, als Papa einem der Brüder, der Verse vortrug, mit einem Wink Schweigen gebot, um einer Bemerkung der Braut über das Thema Handwaffen Raum zu geben. »Still, Jos«, sagte Sergeant Droushnakovi zu seinem Sohn, »du hast noch nie einen Nervendisruptor im Kampf verwendet.« Drou blinzelte, dann lächelte sie, mit einem Funkeln in ihren Augen.

Cordelia nutzte die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit Bothari, den sie jetzt allzuselten sah, seit Aral seinen Haushalt von dem Piotrs getrennt hatte.

»Wie geht es Elena, nun, da sie wieder zu Hause ist? Hat sich Frau Hysopi von all dem schon erholt?«

»Es geht ihnen gut, Mylady«, Bothari senkte den Kopf und lächelte fast. »Ich habe sie vor fünf Tagen besucht, als Graf Piotr hinfuhr, um nach seinen Pferden zu sehen. Elena … hm … krabbelt schon. Wenn man sie auf den Boden setzt und eine Minute wegschaut und dann wieder hinguckt, dann ist sie schon woanders …« Er runzelte die Stirn. »Ich hoffe, Carla Hysopi bleibt auf dem Posten.«