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»Sie hat Elena sicher durch Vordarians Krieg gebracht, ich nehme an, sie wird mit dem Krabbeln gleicherweise leicht fertig. Eine mutige Frau. Sie sollte eine von diesen Medaillen bekommen, die jetzt verteilt werden.«

Bothari zog seine Stirn kraus. »Ich weiß nicht, ob diese Medaillen ihr viel bedeuten.«

»Mm. Ich hoffe, sie weiß, daß sie sich an mich wenden kann, wenn sie irgend etwas braucht. Jederzeit.«

»Ja, Mylady. Aber im Augenblick fehlt es uns an nichts.« In dieser Feststellung, daß sie ihr Auskommen hätten, blitzte Stolz auf. »Es ist sehr ruhig dort draußen in Vorkosigan Surleau, im Winter. Sauber. Ein richtiger und passender Ort für ein kleines Kind.« Nicht wie der Ort, an dem ich aufwuchs, konnte Cordelia ihn fast hinzufügen hören. »Ich möchte, daß sie alles richtig und passend hat. Sogar ihren Papa.«

»Wie geht es Ihnen selbst?«

»Das neue Medikament ist besser. Jedenfalls fühlt sich mein Kopf nicht mehr an, als wäre er voller Nebel. Und ich schlafe nachts. Abgesehen davon kann ich nicht sagen, was es bewirkt.«

Seinen Zweck, anscheinend, er schien entspannt und ruhig, fast frei von dieser unheimlichen Gereiztheit. Allerdings war er noch der erste im Raum, der zum Büffet hinüberschaute und fragte: »Darf er noch aufbleiben?«

Gregor krabbelte im Pyjama am Rand des kulinarischen Aufgebots entlang und versuchte dabei, unsichtbar zu bleiben und sich ein paar Leckerbissen zu ergattern, bevor man ihn entdeckte und wieder wegbrachte. Cordelia war als erste bei ihm, bevor ein unaufmerksamer Gast auf ihn trat oder er wieder von den Sicherheitskräften in den Gestalten der atemlosen Dienerin und des erschreckten Leibwächters geschnappt wurde, die Drou vertreten sollten. Ihnen folgte Simon Illyan, weiß im Gesicht wie Papier. Glücklicherweise für Illyans Herz war Gregor anscheinend offiziell nur etwa sechzig Sekunden vermißt worden, Gregor versteckte sich in ihren Röcken, als die aufgeregten Erwachsenen ihn drohend umringten.

Drou, die bemerkt hatte, wie Illyan sein Kom-Link berührte, bleich wurde und sich in Bewegung setzte, kam von der Macht der Gewohnheit geführt herbei. »Was ist los?«

»Wie konnte er wegkommen?«, knurrte Illyan Gregors Bewacher an, die etwas Unhörbares stammelten wie dachte, er ist eingeschlafen und habe nie meinen Blick von ihm abgewendet.

»Er ist doch nicht weg«, warf Cordelia scharf ein. »Das hier ist sein Heim. Er sollte doch wenigstens hier drin herumlaufen dürfen, oder warum halten Sie all diese verdammt nutzlosen Wachen auf den Mauern dort draußen in Bereitschaft?«

»Droushie, kann ich nicht zu deiner Party kommen?«, fragte Gregor traurig und blickte sich verzweifelt um nach einer Autorität, die höheren Rang hatte als Illyan.

Drou blickte Illyan an, der mißbilligend dreinschaute. Cordelia überwand den toten Punkt ohne Zögern: »Ja, du kannst.«

So tanzte der Kaiser unter Cordelias Aufsicht mit der Braut, aß drei Stück Cremetorte und wurde dann befriedigt zu Bett gebracht. Fünfzehn Minuten waren alles, was er sich gewünscht hatte, das arme Kind.

Die Party ging weiter, in gehobener Stimmung. »Einen Tanz, Mylady?«, fragte Aral hoffnungsvoll an ihrer Seite.

Durfte sie es versuchen? Man spielte den maßvollen Rhythmus des Spiegeltanzes — sicher konnte sie dabei nichts falsch machen. Sie nickte, und Aral leerte sein Glas und führte sie auf das polierte Parkett. Schritt, Gleiten, Gesten: während sie sich konzentrierte, machte sie eine interessante und unerwartete Entdekkung. Jeder von beiden Partnern konnte führen, und wenn die Tänzer aufmerksam und auf Draht waren, dann konnten die Zuschauer keinen Unterschied feststellen. Sie versuchte ein paar eigene Schritte, und Aral folgte ihr geschmeidig. Vor und zurück wechselte die Führung zwischen ihnen wie ein Ball hin und her, das Spiel nahm sie immer mehr in Anspruch, bis sie mit der Musik und dem Atem am Ende waren.

Der letzte Schnee des Winters schmolz in den Straßen von Vorbarr Sultana, als Hauptmann Vaagen Cordelia vom Militärkrankenhaus aus anrief, »Es ist Zeit, Mylady. Ich habe alles getan, was ich in vitro tun konnte. Die Plazenta ist zehn Monate alt und altert deutlich. Die Maschine kann nicht weiter hochgefahren werden, um das zu kompensieren.«

»Wann also?«

»Morgen wäre gut.«

In dieser Nacht schlief sie kaum. Am nächsten Morgen zogen sie alle zum Kaiserlichen Militärkrankenhaus, Aral, Cordelia, Graf Piotr mit Bothari an seiner Seite. Cordelia war sich gar nicht sicher, ob sie Piotrs Anwesenheit überhaupt wollte, aber solange der alte Mann ihnen nicht den Gefallen tat, tot umzufallen, hatte sie ihn am Hals. Vielleicht würde ein weiterer Appell an seine Vernunft, eine weitere Darstellung der Fakten, ein weiterer Versuch den Ausschlag geben. Ihre unaufgelöste Gegnerschaft bekümmerte Aral, wenigstens sollte die Last für das Schüren der Spannung auf Piotr fallen, nicht auf sie selbst. Tu dein Schlimmstes, alter Mann. Du hast keine Zukunft außer durch mich. Mein Sohn wird dein Opferfeuer entzünden. Sie war allerdings froh, Bothari wieder zu sehen.

Vaagens neues Labor belegte ein ganzes Stockwerk in dem modernsten Gebäude des Komplexes. Cordelia hatte seinen Umzug aus seinem alten Labor wegen Gespenstern veranlaßt: Als sie zu einem ihrer häufigen Besuche nach ihrer Rückkehr nach Vorbarr Sultana zu ihm gekommen war, hatte sie ihn in einem fast total entnervten Zustand angetroffen, unfähig zur Arbeit. Jedesmal, wenn er den Raum betrat, so hatte er erzählt, spielte sich in seiner Erinnerung Dr. Henris gewaltsamer und sinnloser Tod wieder ab. Er konnte nicht auf den Boden treten an der Stelle, wo Henris Körper hingefallen war, sondern mußte einen weiten Bogen darum machen, schon die geringsten Geräusche ließen ihn zusammenzucken und hochschrecken. »Ich bin ein Mann der Vernunft«, sagte er heiser, »dieser abergläubische Unsinn bedeutet mir nichts.« So hatte Cordelia ihm geholfen, ein privates Opfer für Henri in einem Kohlenbecken auf dem Fußboden des Labors zu entzünden und hatte den Umzug als eine Beförderung getarnt.

Das neue Labor war hell und geräumig und frei von den Geistern Verstorbener. Cordelia fand eine Schar wartender Männer, als Vaagen sie hineinführte: Forscher, die Vaagen zugewiesen worden waren, um die Replikatortechnologie zu ergründen, interessierte zivile Geburtshelfer einschließlich Dr. Ritter, Miles’ eigenen zukünftigen Kinderarzt und seinen beratenden Chirurgen. Der Wachwechsel. Bloße Eltern brauchten Entschlossenheit, um sich mit den Ellbogen ihren Eintritt zu erkämpfen.

Vaagen eilte geschäftig hin und her, in glücklicher Bedeutsamkeit. Er trug immer noch seine Augenklappe, aber er versprach Cordelia, er würde sich jetzt bald die Zeit nehmen für die letzte Runde der Operationen, die sein Sehvermögen wiederherstellen sollten. Ein Medizintechniker brachte den Uterusreplikator auf einem Rollwagen herbei und Vaagen hielt inne, als versuchte er sich zu überlegen, wie er aus dem, was Cordelia als sehr einfaches Ereignis kannte, die passende dramatische Zeremonie machen konnte. Er entschloß sich, es zu einem fachtechnischen Vortrag für seine Kollegen zu machen und erläuterte detailliert die Zusammensetzung der Hormonlösungen, während er sie in die entsprechenden Nährleitungen injizierte, er interpretierte die Anzeigen und beschrieb die plazentale Trennung, die im Innern des Replikators vor sich ging, die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Replikator- und Körpergeburten. Es gab einige Unterschiede, die Vaagen nicht erwähnte. Alys Vorpatril sollte das sehen, dachte Cordelia.

Vaagen blickte auf und sah, daß sie ihn beobachtete, er machte eine verlegene Pause und lächelte. »Lady Vorkosigan.« Er wies mit einer Geste auf die Verschlüsse des Replikators. »Würden Sie uns die Ehre erweisen, es zu tun?«