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Bothari warf ihr einen Blick entsetzten Vorwurfs zu. Aral rieb sein Kinn, seine Augen leuchteten. Piotr sah total verblüfft aus, daß man ihn zwang, Farbe zu bekennen.

»Gut«, sagte Miles. »Kann ich mein eigenes Pferd haben? Kann ich dieses haben?«

»Nein, nicht dieses«, sagte Piotr ungehalten. Dann fügte er hinzu: »Vielleicht ein Pony.«

»Ein Pferd«, sagte Miles und beobachtete sein Gesicht.

Cordelia erkannte, was sie den ›Modus zur sofortigen neuen Verhandlung‹ nannte, einen spinalen Reflex, soweit sie es sagen konnte, der durch das geringste Zugeständnis ausgelöst wurde. Das Kind sollte dazu eingesetzt werden, Verträge mit den Cetagandanern auszuhandeln.

Sie fragte sich, wieviele Pferde er wohl am Ende haben würde. »Ein Pony«, warf sie ein und gab Piotr die Unterstützung, von der er jetzt noch nicht einsah, wie dringend er sie brauchen würde. »Ein sanftes Pony. Ein sanftes kleines Pony.«

Piotr schürzte seine Lippen und blickte sie herausfordernd an. »Vielleicht kannst du dich zu einem Pferd emporarbeiten«, sagte er zu Miles. »Verdiene es dir, indem du gut lernst.«

»Kann ich jetzt anfangen?«

»Du mußt zuerst deinen Arm eingerichtet bekommen«, sagte Cordelia bestimmt.

»Ich muß doch nicht warten, bis er heilt, oder?«

»Das wird dich lehren, nicht herumzulaufen und etwas zu brechen.«

Piotr betrachtete Cordelia durch halbgeschlossene Augen. »Tatsächlich beginnt ein richtiges Dressurtraining an der Longe. Du darfst gar nicht deine Arme benutzen, bis du nicht deinen Sitz entwickelt hast.«

»Ja?«, sagte Miles, der ehrfürchtig an seinen Lippen hing. »Was noch?«

Zu diesem Zeitpunkt zog sich Cordelia zurück, um den Leibarzt zu finden, der den Wanderzirkus … hm … das Gefolge des Lordregenten begleitete.

Piotr hatte sein Pferd wieder eingefangen — ziemlich wirkungsvoll, obwohl Cordelia sich fragte, ob der Zucker in seinen Taschen nicht Schwindel war — und erklärte Miles schon, wie man aus einer einfachen Leine ein Halfter machte, auf welcher Seite des Tieres man stehen mußte und in welche Richtung man blickte, wenn man es führte. Der Junge, der dem alten Mann kaum bis zur Hüfte reichte, sog alles in sich auf wie ein Schwamm, sein nach oben gerichtetes Gesicht war leidenschaftlich aufmerksam.

»Willst du eine Zusatzwette abschließen, wer wen am Ende der Woche an der Longe führen wird?«, murmelte Aral ihr ins Ohr.

»Ich setze nicht dagegen. Ich muß sagen, die Monate, die Miles unbeweglich in diesem schrecklichen Wirbelsäulenkorsett zugebracht hat, haben ihn gelehrt, wie man jemanden bezaubert. Das ist auf lange Sicht die wirkungsvollste Methode, die Menschen um einen herum zu beherrschen und so seinen Willen durchzusetzen. Ich bin froh, daß er sich nicht dafür entschieden hat, das Jammern als seine Strategie zu vervollkommnen. Er ist das willensstärkste kleine Monster, das ich je getroffen habe, aber er läßt es einen nicht merken.«

»Ich glaube nicht, daß der Graf eine Chance hat«, stimmte Aral zu.

Sie lächelte über diese Vorstellung, dann blickte sie ihn ernster an. »Als mein Vater einmal zu Hause war, im Urlaub vom Betanischen Astronomischen Erkundungsdienst, da bastelten wir zusammen Modellsegelflieger. Zwei Dinge waren nötig, um sie fliegen zu lassen, Zuerst mußte man rennen, um sie zu starten. Dann mußten man sie loslassen.« Sie seufzte. »Zu lernen, wann genau man loslassen mußte, war der schwierigste Teil.«

Piotr, sein Pferd, Bothari und Miles verschwanden hinter der Scheune.

Nach seinen Gesten zu schließen, stellte Miles seine Fragen im Maschinengewehrtempo.

Aral griff nach ihrer Hand, als sie sich umwandten, um den Hügel hinaufzugehen. »Ich glaube, er wird hoch steigen, lieber Captain.«

Barrayar

Ein Roman aus dem BARRAYAR-UNIVERSUM

Aus dem Amerikanischen von MICHAEL MORGENTAL

Deutsche Erstausgabe

Wilhelm Heyne Verlag

München

HEYNE SCIENCE FICTION FANTASY

Band 06/5061

Titel der amerikanischen Originalausgabe: BARRAYAR

Deutsch von Michael Morgental

Das Umschlagbild malte Michael Hasted

Redaktion: Wolfgang Jeschke

Copyright © 1991 by Lois McMaster Bujold

Erstausgabe by Baen Books, New York

Copyright © 1993 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by

Wilhelm Heyne Verlag GmbH Co. KG, München

Printed in Germany 1993

Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München

Technische Betreuung: Manfred Spinola

Satz: Schaber Satz- und Datentechnik, Wels

Druck und Bindung: Eisnerdruck, Berlin

ISBN 3-453-07.227-8