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Ich legte die Uhr in den Karton.

»Und den Gürtel.«

Ich schnallte den Gürtel ab, legte auch ihn hinein.

»Sonst irgendwelchen Schmuck? Armband? Halskette? Piercings? Schmucknadeln oder Orden? Medizinisches WarnArmband?«

»Nein.«

»Wie steht's mit Metall im Körper? Alte Verwundungen, Kugeln, Granatsplitter? Nein? Nägel von Arm- oder Beinbrüchen, künstliche Hüfte, künstliches Knie? Nein? Künstliche Herzklappen, künstlicher Meniskus, Gefäßpumpen oder Implantate?«

Ich sagte, ich hätte nichts dergleichen.

»Na, Sie sind ja auch noch jung«, sagte er. »Kommen wir zum Inhalt Ihrer Tasche.« Ich musste alles herausnehmen und auf dem Tisch ausbreiten, damit er es durchsehen konnte. Es gab jede Menge Metalclass="underline" noch ein Gürtel mit Metallschnalle, eine Nagelschere, eine Dose Rasiercreme, Rasiermesser und Klingen, ein Taschenmesser, Blue Jeans mit Nieten .

Er nahm das Messer, die Jeans und den Gürtel weg und ließ den Rest liegen. »Sie können Ihre Sachen wieder einpacken«, sagte er. »Also, jetzt das Wichtigste. Sie dürfen mit Ihrer Tasche nur bis in den Wohntrakt, nicht weiter. Okay? An der Tür zum Wohntrakt ist eine Alarmanlage, die ausgelöst wird, sobald Sie mit Metall durchgehen. Aber tun Sie mir den Gefallen, lösen Sie den Alarm nicht aus, ja? Dann werden nämlich zur Sicherheit die Magnete automatisch abgeschaltet, und es dauert zwei Minuten, die wieder hochzufahren. Die Techniker sind dann immer stinksauer, erst recht, wenn gerade die Produktion läuft. Dann ist die ganze Arbeit im Eimer.«

Ich sagte, ich würde versuchen, daran zu denken.

»Der Rest von Ihrem Kram bleibt hier.« Er deutete mit einem Nicken auf die Wand hinter sich; ich sah etliche kleine Safes, alle mit einem elektronischen Tastenfeld. »Sie geben die Kombination ein und schließen es selbst ab.« Er wandte sich zur Seite, damit ich es machen konnte.

»Brauche ich keine Uhr?«

Er schüttelte den Kopf. »Sie kriegen eine von uns.«

»Und einen Gürtel?«

»Kriegen Sie auch von uns.«

»Und mein Laptop?«, sagte ich.

»Der kommt in den Safe«, erwiderte er. »Es sei denn, Sie wollen Ihre Festplatte mit dem Magnetfeld löschen.«

Ich verstaute den Laptop mit meinen übrigen Sachen im Safe und verschloss die Tür. Ich fühlte mich seltsam nackt, wie ein Mann, der eine Gefängnisstrafe antritt. »Wollen Sie nicht auch noch meine Schnürsenkel haben?«, sagte ich im Scherz.

»Nee. Die behalten Sie mal schön. Dann können Sie sich dran aufhängen, wenn Sie merken, dass es nötig ist.«

»Warum sollte das nötig werden?«

»Was weiß ich.« Vince zuckte die Achseln. »Aber die Typen, die hier arbeiten ... Ich sag Ihnen, die spinnen alle. Die fabrizieren diese winzig kleinen Sachen, die kein Mensch sehen kann, schieben Moleküle hin und her, setzen sie zusammen. Die Arbeit ist ganz schön stressig und kompliziert, und irgendwann drehen sie durch. Alle, wie sie da sind. Völlig bekloppt. Hier geht's lang.«

Wir mussten noch einmal durch zwei Glastüren hintereinander. Doch diesmal wurde ich nicht besprüht.

Wir betraten das Kraftwerk. Unter blauen Halogenlampen sah ich riesige, gut drei Meter hohe Metallbottiche und Isolatoren aus Keramik, so dick wie ein Männerbein. Alles summte. Ich spürte deutlich den Fußboden vibrieren. Überall hingen Schilder mit zackigen roten Blitzen und der Warnung: »Vorsicht Starkstrom! Lebensgefahr!«

»Ihr verbraucht hier aber viel Energie«, sagte ich.

»Würde für eine Kleinstadt reichen«, entgegnete Vince. Er deutete auf eines der Schilder. »Nehmen Sie die Warnungen da ernst. Wir hatten Probleme mit Feuer, vor einiger Zeit.«

»Ach ja?«

»Ja. Wir hatten ein Rattennest im Gebäude. Die Viecher sind ständig gegrillt worden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kann den Geruch von verbranntem Rattenfell nicht ab, Sie etwa?«

»Ich hatte nie das Vergnügen«, sagte ich.

»Riecht so, wie Sie es sich vorstellen.«

»Verstehe«, sagte ich. »Wie sind die Ratten reingekommen?«

»Durch die Kloschüssel.« Ich machte wohl ein verblüfftes Gesicht, denn Vince sagte: »Oh, wussten Sie das noch nicht? Das machen Ratten mit Vorliebe, ein bisschen schwimmen, und drin sind sie. Wenn man grad auf dem Klo sitzt, ist das natürlich eine unangenehme Überraschung.« Er lachte kurz auf. »Das Problem war, dass der Bauunternehmer die Sickergrube nicht tief genug ausgehoben hatte. Jedenfalls, die Ratten sind reingekommen. Wir hatten ein paar Unfälle dieser Art, seit ich hier bin.«

»Tatsächlich? Was denn für Unfälle?«

Er zuckte die Achseln. »Die haben versucht, die Gebäude hier perfekt zu machen. Weil sie mit so Minidingern arbeiten. Aber die Welt ist nun mal nicht perfekt, Jack. War sie noch nie. Wird sie nie sein.«

Ich fragte noch maclass="underline" »Was denn für Unfälle?«

Inzwischen waren wir an der hinteren Tür angelangt, die wieder ein Tastenfeld hatte, und Vince tippte rasch Zahlen ein. Die Tür wurde mit einem Klick entriegelt. »Alle Türen haben dieselbe Zahlenkombination. Null sechs, null vier, null zwei.«

Vince drückte die Tür weit auf, und wir traten in einen überdachten Gang, der das Kraftwerk mit den anderen Gebäuden verband. Es war brütend heiß hier drin, trotz der dröhnenden Klimaanlage.

»Das Gebläse ist nie richtig eingestellt«, erklärte Vince. »Wir haben die Wartungsfirma schon fünfmal kommen lassen, aber der Gang hier ist immer noch der reinste Ofen.«

Am Ende des Korridors war eine weitere Tür, und Vince ließ mich die Kombination eintippen. Die Tür ging mit einem Klick auf.

Wieder stand ich vor einer Luftschleuse: eine Wand aus dik-kem Glas, knapp einen Meter dahinter noch eine Wand. Und hinter der zweiten Wand sah ich Ricky Morse in Jeans und T-Shirt, der grinste und mir fröhlich zuwinkte.

Auf seinem T-Shirt stand: »Gehorcht mir, ich bin Root.«

Das war ein Insiderwitz. Im UNIT-Betriebssystem bedeutete Root so viel wie Boss.

Über eine Sprechanlage sagte Ricky: »Ab hier übernehme ich, Vince.«

Vince winkte. »Alles klar.«

»Haben Sie den Überdruck eingestellt?«

»Vor einer Stunde. Wieso?«!

»Könnte sein, dass er im Hauptlabor nicht reicht.«

»Ich überprüf das noch mal«, sagte Vince. »Vielleicht ist wieder irgendwo ein Leck.« Er klopfte mir auf den Rücken, zeigte mit seinem Daumen in Richtung des Gebäudeinneren. »Viel Glück da drin.« Dann drehte er sich um und ging den Weg zurück, den er gekommen war.

»Schön, dich zu sehen«, sagte Ricky. »Kennst du den Code, um reinzukommen?«

Ich bejahte. Er deutete auf ein Tastenfeld. Ich tippte die Ziffern ein. Die Glaswand glitt zur Seite. Ich trat wieder in einen schmalen, knapp einen Meter zwanzig breiten Raum, an allen vier Seiten Metallgitter. Die Wand schloss sich hinter mir.

Ein heftiger Windstoß schoss vom Boden hoch, blähte meine Hosenbeine auf, riss an meiner Kleidung. Gleich darauf kam Luft von beiden Seiten, dann von oben, blies mir auf Haare und Schultern. Mit einem Wuusch wurde die Luft abgesaugt. Die Scheibe vor mir glitt zur Seite. Ich strich mir die Haare glatt und trat hinaus.

»Tut mir Leid wegen der Unannehmlichkeiten.« Ricky schüttelte mir energisch die Hand. »Aber so müssen wir wenigstens keine Schutzanzüge tragen«, sagte er. Mir fiel auf, dass er kräftig aussah, gesund. Die Muskeln seiner Unterarme zeichneten sich deutlich ab.

Ich sagte: »Du siehst gut aus, Ricky. Machst du viel Sport?«

»Ach, na ja. Eigentlich nicht.«

»Nette Muskeln«, sagte ich. Ich boxte ihn gegen die Schulter.

Er grinste. »Bloß die Anspannung im Job. Hat Vince dir Angst eingejagt?«