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Ich blickte auf den Bildschirm. Und ich erstarrte ebenfalls.

Eine Gestalt war um die Biegung gekommen und stand jetzt wachsam am Eingang der Höhle und sah sich um.

Es war Ricky.

Er benahm sich, als hätte er ein Geräusch gehört oder als wäre er aus einem anderen Grund beunruhigt. Die Videokamera ragte noch immer über den Rand des Hügels. Sie war ziemlich klein; ich wusste nicht, ob er sie sehen würde.

Ich blickte nervös auf den Bildschirm.

Die Kamera hatte keine gute Auflösung, und der Bildschirm war nur so groß wie meine Handfläche, trotzdem war die Gestalt unverkennbar Ricky. Ich verstand nicht, was er hier machte - oder wie er überhaupt hierher gekommen war. Dann kam ein zweiter Mann um die Biegung.

Auch das war Ricky.

Ich blickte Mae an, doch sie blieb weiterhin völlig reglos, wie eine Statue. Nur ihre Augen bewegten sich.

Ich schaute angestrengt auf den Bildschirm. Soweit ich es bei der Auflösung sagen konnte, waren die beiden Gestalten absolut identisch. Gleich gekleidet, gleiche Bewegungen, gleiche Gesten und gleiches Achselzucken. Die Gesichter waren nicht gut zu erkennen, aber ich hatte den Eindruck, dass die Gesichtszüge besser herauskamen.

Beide schienen die Kamera nicht zu bemerken.

Sie schauten zum Himmel und blickten dann eine Weile auf die Schräge, die zum Rand hochführte, dann drehten sie uns den Rücken zu und gingen wieder ins Innere der Höhle.

Mae bewegte sich noch immer nicht. Sie war schon fast eine Minute reglos und hatte die ganze Zeit nicht ein einziges Mal geblinzelt. Die Männer waren jetzt gegangen und ...

Eine weitere Gestalt kam um die Ecke. Es war David Brooks. Er bewegte sich ungelenk, zunächst steif, doch er wurde zunehmend geschmeidiger. Mir war, als würde ich einem Puppenspieler zuschauen, der seine Bewegungen vervollkommnet, die Figur immer lebensechter agieren lässt. Dann wurde David zu Ricky. Und dann wieder zu David. Und die David-Gestalt drehte sich um und ging.

Mae wartete noch immer. Sie wartete volle zwei Minuten, und dann zog sie schließlich die Kamera zurück. Sie wies mit einem Daumen nach hinten, bedeutete mir, dass wir gehen sollten. Gemeinsam krochen wir vom Rand weg, den Hügel hinab und zogen uns dann leise in die nächtliche Wüste zurück.

Wir sammelten uns gut hundert Meter westlich vom Hügel, in der Nähe unserer Fahrzeuge. Mae wühlte in ihrem Rucksack; sie holte ein Klemmbrett mit einem Filzstift hervor, schaltete ihre Taschenlampe an und fing an zu zeichnen.

»Das erwartet uns da unten«, sagte sie. »Die Höhle hat so eine Öffnung, hast du ja gesehen. Hinter der Biegung ist im Boden ein großes Loch, und die Höhle führt rund hundert Meter spiralförmig nach unten. Dann gelangt man in einen großen Raum, der an die dreißig Meter hoch ist und etwa sechzig Meter breit. Ein einziger großer Raum, mehr nicht. Es führen keine Gänge davon ab, zumindest hab ich keinen gesehen.«

»Gesehen?«

»Ich war da«, sagte sie nickend.

»Wann?«

»Vor zwei Wochen. Als wir uns zum ersten Mal auf die Suche nach dem Versteck des Schwarms gemacht haben. Ich hab die Höhle entdeckt und bin am Tag hinein. Ich hab nichts gesehen, was auf einen Schwarm hingedeutet hätte.« Sie erzählte, dass die Höhle voller Fledermäuse gewesen sei, an der ganzen Decke hätten sie gehangen, dicht aneinander, eine einzige rosa, wimmelnde Masse, bis zum Eingang hin.

»Igitt«, sagte Bobby. »Ich hasse Fledermäuse.«

»Vorhin hab ich da unten aber keine gesehen.«

»Meinst du, sie sind vertrieben worden?«

»Vermutlich gefressen.«

»Gott, Leute«, sagte Bobby und schüttelte den Kopf. »Ich bin bloß Programmierer. Ich glaube nicht, dass ich das schaffe. Ich glaube nicht, dass ich mich da runtertraue.«

Mae achtete nicht auf ihn. Sie sagte zu mir: »Wenn wir reingehen, müssen wir Thermit zünden. Und zwar die ganze Zeit, bis wir unten im Raum sind. Ich weiß nicht, ob wir genug Thermit haben.«

»Vielleicht nicht«, sagte ich. Mir machte etwas anderes Sorge. »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit, wenn wir nicht alle Schwärme vernichten und alle Assembler, die sie herstellen. Richtig?«

Sie nickten beide.

»Ich weiß nicht, ob das möglich ist«, sagte ich. »Ich hab gedacht, die Schwärme hätten nachts keine Energie. Ich hab gedacht, wir könnten sie auf dem Boden zerstören. Aber sie haben Energie - zumindest einige. Und wenn uns nur einer entwischt, wenn er aus der Höhle rauskommt ...« Ich zuckte die Achseln. »Dann war das alles hier bloß Zeitverschwendung.«

»Stimmt.« Bobby nickte. »Du hast Recht. Dann wär's umsonst gewesen.«

Mae sagte: »Wir müssen sie irgendwie in der Höhle einsperren.«

»Wie soll das gehen?«, fragte Bobby. »Ich meine, sie können doch einfach rausfliegen, wann immer sie wollen.«

Mae sagte: »Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit.« Wieder kramte sie in ihrem Rucksack herum, suchte irgendetwas. »Aber erst mal verteilen wir drei uns besser.«

»Wieso?«, fragte Bobby beunruhigt.

»Tu's einfach«, sagte Mae. »Los, geh schon.«

Ich stellte die Schnallen an meinem Rucksack enger, damit er nicht klapperte. Ich setzte mir die Nachtsichtbrille auf die Stirn und ging los. Ich hatte etwa die Hälfte des Weges bis zum Hügel zurückgelegt, als ich eine dunkle Gestalt hinaus in die Nacht klettern sah.

Ich ließ mich, so leise ich konnte, zu Boden fallen. Ich befand mich an einer Stelle mit hohen Salbeibüschen und war daher einigermaßen gut versteckt. Ich schaute über die Schulter, aber ich konnte weder Mae noch Bobby sehen; auch sie hatten sich fallen lassen. Ich wusste nicht, ob sie sich schon getrennt hatten. Vorsichtig bog ich eine Pflanze vor mir zur Seite und blickte zum Hügel hinauf.

Die Beine der Gestalt hoben sich gegen das schwache, grüne Leuchten ab. Der Oberkörper war schwarz vor den Sternen am Himmel. Ich klappte die Brille runter und wartete einen Moment ab, während es blau flackerte, und dann kam das Bild.

Diesmal war es Rosie. Sie ging umher und blickte in alle Richtungen, der Körper wachsam und argwöhnisch. Nur, sie bewegte sich nicht wie Rosie, sie wirkte eher wie ein Mann. Plötzlich veränderte sich die Silhouette und wurde zu Ricky. Und nun bewegte sie sich wie Ricky.

Die Gestalt duckte sich und schien über den Salbei hinweg-zuspähen. Ich fragte mich, warum sie die Höhle verlassen hatte. Auf die Antwort musste ich nicht lange warten.

Hinter der Gestalt tauchte ein weißes Licht am westlichen Horizont auf. Es wurde rasch heller, und gleich darauf hörte ich das Dröhnen von Rotorblättern. Das musste Julia sein, dachte ich. Ich fragte mich, was denn so dringend sein mochte, dass sie gegen den Rat der Ärzte das Krankenhaus verlassen hatte, um mitten in der Nacht herzufliegen.

Als der Hubschrauber näher kam, schaltete er seine Suchscheinwerfer an. Ich sah den blauweißen Lichtkreis über den Boden auf uns zu gleiten. Auch die Ricky-Gestalt sah zu, verschwand dann außer Sichtweite.

Und dann dröhnte der Hubschrauber über mir, blendete mich einen Moment mit dem Halogenlicht. Sofort legte er sich scharf in die Kurve und kreiste ein Stück zurück.

Was zum Teufel sollte das?

Der Hubschrauber kam in einem langsamen Bogen wieder, flog über den Hügel, hielt aber erst an, als er direkt über meinem Versteck war. Das blaue Licht erfasste mich. Ich rollte mich auf den Rücken und winkte dem Hubschrauber zu, zeigte wiederholt in Richtung Labor. Mit den Lippen formte ich »Weg!« und machte eine entsprechende Geste.

Der Hubschrauber senkte sich, und einen Moment dachte ich, er wollte direkt neben mir landen. Dann drehte er jäh ab und flog nach Süden in Richtung Landeplatz. Der Klang wurde schwächer.

Ich hielt es für besser, rasch meine Position zu verändern. Ich ging auf die Knie und robbte dreißig Meter nach links. Dann ließ ich mich fallen.