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Ich sah mir all die Schwärme an.

»Fünf für hier«, sagte ich. »Den Rest brauchen wir, um rauszukommen.«

»Wir können nicht fünf auf einmal anzünden .«

»Schon gut.« Ich streckte meine Hand aus. »Gib sie mir.«

»Aber Jack .«

»Mach schon, Mae.«

Sie gab mir fünf Kapseln. Ich ging näher an den Hügel heran und warf die Kapseln unangezündet hinein. Die Schwärme drum herum summten, kamen aber noch immer nicht auf uns zu.

»Okay«, sagte Mae. Sie verstand sofort, was ich vorhatte. Sie holte noch mehr Kapseln heraus.

»Jetzt vier«, sagte ich mit Blick auf die Schwärme. Sie waren unruhig, bewegten sich hin und her. Ich wusste nicht, wie lange sie noch blieben, wo sie waren. »Drei für dich, eine für mich. Du kümmerst dich um die Schwärme.«

»Alles klar ...« Sie gab mir eine Kapsel. Ich zündete die anderen für sie an. Sie warf sie in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Die Schwärme tanzten davon.

Sie zählte: »Drei ... zwei ... eins ... jetzt!«

Wir kauerten uns hin, duckten uns vor der grellen Lichtexplosion. Ich hörte ein Knacken; als ich wieder hinsah, brachen einige von den Kugelgebilden auf und fielen auseinander. Stacheln rollten über den Boden. Ohne zu zögern, entzündete ich die nächste Kapsel, und als sie weiße Funken spie, warf ich sie in den Hügel.

»Raus hier!«

Wir liefen Richtung Eingang. Vor uns zerbröckelten die Kugeln. Mae sprang leichtfüßig über die fallenden Stacheln und lief weiter. Ich folgte ihr, zählte im Geiste . drei . zwei . eins .

Jetzt.

Eine Art schrilles Kreischen ertönte, heißes Gas brauste heran, eine Detonation krachte so laut, dass es mir in den Ohren stach. Die Druckwelle schleuderte mich zu Boden, und ich rutschte im Schlamm weiter. Ich spürte die Stacheln am ganzen Körper. Meine Nachtsichtbrille war heruntergefallen, und rings um mich herum war alles schwarz. Schwarz. Ich konnte nicht das Geringste sehen. Ich wischte mir den Schlamm aus dem Gesicht. Ich wollte aufstehen, rutschte aus und fiel wieder hin.

»Mae«, sagte ich. »Mae ...«

»Es hat eine Explosion gegeben«, sagte sie mit überraschter Stimme.

»Mae, wo bist du? Ich kann nichts sehen.«

Es war stockfinster. Ich konnte nicht mal meine Hand vor Augen erkennen. Ich steckte tief unten in irgendeiner ver-dammten Höhle voller stacheliger Dinger, und ich konnte nichts mehr ausmachen. Ich kämpfte gegen die Panik an.

»Alles in Ordnung«, sagte Mae. Ich spürte in der Dunkelheit, wie sie meinen Arm packte. Offenbar konnte sie mich sehen. Sie sagte: »Die Taschenlampe ist an deinem Gürtel.« Sie führte meine Hand.

Ich tastete im Dunkeln nach der Halterung. Ich fand sie, konnte sie aber nicht öffnen. Es war ein Federmechanismus, und meine Finger rutschten immer wieder ab. Dann hörte ich ein trommelndes Geräusch, zuerst leise, dann wurde es langsam lauter. Meine Hände schwitzten. Endlich öffnete sich die Halterung, und mit einem Seufzer der Erleichterung knipste ich die Taschenlampe an. Ich sah Mae in dem kalten Halogenstrahl; sie hatte noch ihre Nachtsichtbrille auf und drehte den Kopf weg. Ich leuchtete in der Höhle herum. Sie hatte sich durch die Explosion verändert. Viele von den Kugeltrauben waren auseinander gebrochen, und der Boden war mit Stacheln übersät. Irgendeine Substanz auf dem Boden hatte sich entzündet. Beißende, stinkende Rauchschwaden stiegen auf. Die Luft war trüb und dunkel. Ich machte einen Schritt nach hinten und trat auf etwas Matschiges.

Ich blickte nach unten und sah David Brooks' T-Shirt. Dann wurde mir klar, dass ich auf den Überresten von Davids Torso stand, der sich in eine Art weißliches Gelee verwandelt hatte. Mein Fuß war mitten in seinem Bauch. Sein Brustkasten schabte über mein Schienbein, hinterließ einen weißen Streifen auf meiner Hose. Ich blickte hinter mich und sah Davids Gesicht, gespenstisch weiß und ausgehöhlt, die Gesichtszüge weggefressen, sodass er so konturenlos aussah wie die Gesichter der Schwärme. Schlagartig wurde mir übel, und ich schmeckte Galle im Mund.

»Komm«, sagte Mae, packte meinen Arm und drückte ihn fest. »Komm weiter, Jack.«

Es gab ein saugendes Geräusch, als ich meinen Fuß aus dem Körper zog. Ich streifte mit dem Schuh über den Boden, um ihn von der weißen Schmiere zu säubern. Ich konnte nicht mehr denken, ich kämpfte bloß noch gegen den Ekel und das überwältigende Grauen an. Ich wollte weglaufen. Mae sprach auf mich ein, aber ich hörte sie nicht. Ich sah die Höhle um mich herum nur noch verschwommen und nahm bloß flüchtig wahr, dass die Schwärme überall um uns herum auftauchten, Schwarm um Schwarm um Schwarm. Es war ein einziges Gewimmel.

»Ich brauche deine Hilfe, Jack«, sagte Mae und hielt mir vier Kapseln hin. Mit der Taschenlampe hantierend, gelang es mir irgendwie, die Kapseln anzuzünden, und Mae schleuderte sie in alle Richtungen. Ich warf die Hände vor die Augen, als die heißen Kugeln um mich herum explodierten. Als ich wieder hinsah, waren die Schwärme verschwunden. Doch gleich darauf tauchten sie erneut auf. Erst ein Schwarm, dann drei, dann sechs, dann zehn - und dann so viele, dass ich sie nicht mehr zählen konnte. Mit wütendem Summen flogen sie von allen Seiten auf uns zu.

»Wie viele Kapseln haben wir noch?«, fragte ich.

»Acht.«

Ich war mir sicher, dass wir es nicht schaffen würden. Wir waren zu tief in der Höhle. Wir würden niemals rauskommen. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Schwärme um uns herum waren - mein Halogenstrahl zuckte über eine ganze Armee von ihnen, wie es aussah.

»Jack . «, sagte Mae und hielt mir ihre Hand hin. Sie gab anscheinend nie auf. Ich zündete drei weitere Kapseln an, und Mae warf sie und bewegte sich dabei zurück Richtung Eingang. Ich blieb dicht bei ihr, aber ich wusste, dass unsere Lage aussichtslos war. Jede Detonation scheuchte die Schwärme kurz auseinander. Dann gruppierten sie sich rasch neu. Es waren viel zu viele.

»Jack.« Noch mehr Thermit in ihren Händen.

Jetzt konnte ich den Eingang des Raumes sehen, nur noch wenige Schritte. Meine Augen tränten vom beißenden Rauch. Mein Halogenlicht schnitt nur noch als schmaler Strahl durch den Staub. Die Luft wurde trüber und trüber.

Eine letzte Serie von weiß glühenden Detonationen, und wir waren am Eingang. Ich sah die Rampe nach oben. Ich glaubte, dass wir es niemals bis draußen schaffen würden. Aber mein Verstand war ausgeschaltet, ich reagierte nur noch.

»Wie viele noch?«, fragte ich.

Mae gab keine Antwort. Irgendwo über uns hörte ich das Dröhnen eines Motors. Ich blickte hoch und sah weiter oben in der Höhle weißes Licht schwanken. Das Dröhnen wurde sehr laut - ich hörte einen Motor aufheulen -, und dann tauchte das ATV an der Rampe auf. Bobby war da oben und schrie: »Los, rauuuusss!«

Mae drehte sich um und lief die Rampe hoch, und ich hastete hinter ihr her. Undeutlich nahm ich wahr, dass Bobby irgendetwas entzündete, was orangerot aufflammte, und dann drückte Mae mich gegen die Wand, als das fahrerlose ATV die Rampe heruntergedonnert kam, auf den großen Höhlenraum zuraste, einen brennenden Lappen aus dem Benzintank hängend. Es war ein motorisierter Molotowcocktail.

Sobald das Fahrzeug an uns vorbei war, gab Mae mir einen festen Stoß in den Rücken. »Lauf!«

Ich sprintete die letzten Meter die Rampe hoch. Bobby streckte die Hände nach uns aus, zog uns über den Rand auf den flachen Boden. Ich fiel hin und schrammte mir die Knie auf, aber ich spürte kaum etwas, weil Bobby mich gleich wieder auf die Beine riss. Dann lief ich so schnell ich konnte Richtung Höhlenausgang, und ich hatte die Öffnung schon fast erreicht, als eine glühende Druckwelle uns umwarf. Ich schleuderte durch die Luft und knallte gegen eine Höhlenwand. Benommen rappelte ich mich hoch. Meine Taschenlampe war weg. Ich hörte ein seltsam kreischendes Geräusch irgendwo hinter mir, zumindest kam es mir so vor.