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»Warum die Eile?« Pom lacht. »Es wird noch lange dauern, bis wir wieder arbeiten können. Der Farang wird der Gewerkschaft säckeweise Opium bezahlen müssen, bevor die Mahout bereit sind, hierher zurückzukehren. Schließlich hat er Hapreet erschossen.«

»Und wenn sie zurückkehren, wird Spindel Nummer 4 noch nicht betriebsbereit sein«, faucht Hock Seng. »Es wird einige Zeit dauern, bis die Krone uns erlaubt, einen weiteren Baum von diesem Umfang zu fällen, und dann muss der Stamm erst aus dem Norden hier heruntergeflößt werden — immer vorausgesetzt, der Monsun bleibt nicht wieder aus. So lange werden wir mit reduzierter Kraft arbeiten müssen. Denkt mal darüber nach. Manche von euch werden überhaupt nicht arbeiten.« Er deutet auf die Spindel. »Wer am schwersten arbeitet, kann bleiben.«

Pom lächelt entschuldigend, verbeißt sich seine Wut und legt die erhobenen Hände gegeneinander. »Khun, ich habe vorschnell gesprochen. Ich habe es nicht böse gemeint.«

»Dann ist es gut.« Hock Seng nickt und wendet sich ab. Seine Miene bleibt mürrisch, aber auch er weiß, dass Pom Recht hat. Opium und Bestechungsgelder allein werden nicht genügen — sie werden auch die Verträge neu aushandeln müssen, bevor die Megodonten wieder ihre schwerfälligen Kreise um die Spindeln ziehen. Noch ein roter Posten in der Bilanz. Ganz zu schweigen von den Kosten für den Gesang der Mönche, für die brahmanischen Priester oder die Feng-Shui-Experten und die Medien, die man brauchen wird, um die Phii zu konsultieren, damit die Arbeiter beschwichtigt werden und in diese vom Pech verfolgte Fabrik zurück…

»Tan Xiansheng!«

Hock Seng blickt auf, aus seinen Berechnungen gerissen. Auf der anderen Seite der Fertigungshalle sitzt der Yang Guizi Anderson Lake auf einer Bank neben den Spinden der Arbeiter. Eine Ärztin kümmert sich um seine Verletzungen. Erst wollte der fremde Teufel, dass sie ihn oben im Büro zusammenflickt, doch Hock Seng konnte ihn überreden, hier unten zu bleiben, mit seinem weißen, blutüberströmten Tropenanzug, wie ein aus dem Grabe entsprungener Phii, doch immerhin lebendig. Das hat ihm eine Menge Respekt eingebracht. Der Ausländer kennt keine Furcht.

Anderson trinkt Mekong-Whisky aus der Flasche — er hat Hock Seng losgeschickt, um ihn zu kaufen, als wäre dieser nur ein einfacher Dienstbote. Hock Seng wiederum hat Mai beauftragt, die mit einer Flasche gefälschtem Mekong zurückkam, auf der ein täuschend echtes Etikett klebte, und außerdem mit so viel Wechselgeld, dass er ihr, weil sie so aufgeweckt war, ein paar Baht zusteckte. Dabei hat er ihr in die Augen geblickt und gesagt: »Denk daran, das habe ich für dich getan.«

In einem anderen Leben wäre er angesichts ihres feierlichen Nickens überzeugt gewesen, sich ein Stück Loyalität erkauft zu haben. In diesem Leben kann er nur hoffen, dass sie ihn nicht sofort zu töten versucht, falls sich die Thai plötzlich gegen sein Volk wenden und beschließen, die Yellow-Card-Chinesen in den mit Rostwelke verseuchten Dschungel zu treiben. Vielleicht hat er sich ein wenig Zeit erkauft. Oder auch nicht.

Als er näher kommt, ruft ihm Doktor Chan auf Mandarin entgegen: »Ihr fremder Teufel ist stur wie ein Esel. Er will einfach nicht still sitzen bleiben.«

Sie ist eine Yellow Card, wie er auch. Ein weiterer Flüchtling, dem es verboten ist, sich den Lebensunterhalt selbst zu verdienen, und die deshalb auf ihre angeborene Klugheit und Tüchtigkeit angewiesen ist. Sollten die Weißhemden jemals herausfinden, dass sie einem einheimischen Arzt den Reis aus der Schüssel nimmt … Den Gedanken lässt er erst gar nicht zu. Immerhin kann er auf diese Weise jemandem aus der Heimat helfen, wenn auch nur für einen Tag. Eine kleine Wiedergutmachung für all das, was geschehen ist.

»Bitte versuchen Sie, ihn am Leben zu halten.« Hock Seng deutet ein Lächeln an. »Wir brauchen ihn noch, damit er unsere Lohnzettel unterschreibt.«

Sie lacht. »Ting mafan. Ich bin mit Nadeln und Faden etwas aus der Übung, aber für Sie würde ich diese hässliche Kreatur aus dem Reich der Toten zurückholen.«

»Wenn Sie das können, rufe ich Sie, falls ich einmal Cibiskose bekomme.«

Der Yang Guizi unterbricht sie auf Englisch. »Worüber beschwert sie sich?«

Hock Seng mustert ihn eindringlich. »Sie bewegen sich zu sehr.«

»Sie ist einfach zu ungeschickt. Sagen Sie ihr, sie soll sich beeilen.«

»Sie sagt auch, dass Sie eine Menge Glück gehabt haben. Ein Zentimeter weiter, und der Splitter hätte sich in Ihre Schlagader gebohrt. Dann wäre das dort auf dem Boden auch Ihr Blut.«

Überraschenderweise lächelte Mr Lake, als er das hört. Sein Blick schweift zu dem Fleischberg hinüber, der nur wenige Meter von ihm entfernt abgetragen wird. »Ein Splitter. Und ich dachte, der Megodont würde mir den Garaus machen.«

»Ja. Fast wären Sie gestorben«, sagt Hock Seng. Und das wäre eine Katastrophe gewesen. Wenn die Investoren von Mr Lake den Mut verlieren und die Fabrik schließen würden … Hock Seng verzieht das Gesicht. Es ist viel schwieriger, diesen Yang Guizi zu beeinflussen als Mr Yates, und doch muss er dafür sorgen, dass dieser dickköpfige fremde Teufel am Leben bleibt; wenn auch nur, damit die Fabrik nicht schließt.

Der Gedanke, dass er Mr Yates einmal so nahestand und an Mr Lake einfach nicht herankommt, ärgert ihn zutiefst. Pech und ein eigensinniger Yang Guizi, und jetzt muss er einen neuen Plan aushecken, um auf lange Sicht sein Überleben und die Wiederauferstehung seines Clans zu sichern.

»Ich finde, Sie sollten feiern, dass Sie das überlebt haben«, schlägt Hock Seng vor. »Bringen Sie Guanyin und Budai Opfer dar, um ihnen für Ihr Glück zu danken.«

Mr Lake grinst, die blassblauen Augen auf Hock Seng gerichtet. Wässrige Teiche, in deren Tiefe Dämonen lauern. »Das werde ich, verdammt nochmal.« Er hält die Flasche gefälschten Mekong in die Höhe, die bereits halbleer ist. »Ich werde die ganze Nacht feiern.«

»Vielleicht möchten Sie, dass ich mich um jemanden kümmere, der Ihnen Gesellschaft leistet?«

Das Gesicht des fremden Teufels erstarrt. Sichtlich angewidert mustert er Hock Seng. »Das geht Sie nichts an.«

Hock Seng verflucht sich im Stillen, allerdings ohne eine Miene zu verziehen. Offenbar ist er zu weit gegangen, und jetzt ist diese Kreatur wieder wütend auf ihn. Rasch legt er die erhobenen Hände gegeneinander, um sich zu entschuldigen. »Natürlich. Ich wollte Sie nicht beleidigen.«

Der Yang Guizi lässt den Blick durch die Fertigungshalle schweifen. Die gute Laune scheint ihm endgültig vergangen zu sein. »Wie groß ist der Schaden?«

Hock Seng zuckt mit den Achseln. »Sie haben Recht, was den Spindelkern betrifft. Er hat einen Riss.«

»Und die Hauptkette?«

»Wir werden jedes einzelne Glied untersuchen. Wenn wir Glück haben, ist nur ein Teil des Räderwerks beschädigt.«

»Eher unwahrscheinlich.« Der fremde Teufel hält ihm die Whiskyflasche hin. Hock Seng versucht, seinen Ekel zu verbergen, und schüttelt den Kopf. Mr Lake lächelt wissend und nimmt noch einen Schluck. Wischt sich mit dem Handrücken über den Mund.

Die Schlachter werden erneut etwas lauter — immer mehr Blut quillt aus dem Kadaver. Der Kopf des Megodonten ist jetzt seitlich weggekippt und zur Hälfte vom Körper abgetrennt. Bald wird er nur noch aus Einzelteilen bestehen. Bereits jetzt sieht er nicht mehr wie ein Tier aus, sondern wie ein Spielzeug, das man zusammensetzen kann.