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»Was geht hier vor?«, begehrt Anderson erneut auf. »Ich habe Freunde …«

»Nicht besonders viele.«

Akkarat tritt ins Zimmer.

»Akkarat!« Anderson versucht sich ihm zuzuwenden, doch der Panther unterbindet seinen Vorstoß. »Was geht hier vor?«

»Das möchten wir gerne von Ihnen wissen.«

Akkarat wechselt ins Thailändische und ruft den Männern, die Andersons Apartment auf den Kopf stellen, Befehle zu. Anderson schließt die Augen, und in diesem Moment ist er unbeschreiblich dankbar dafür, dass sich das Aufziehmädchen nicht wie von ihm vorgeschlagen im Schrank versteckt hat. Wenn diese Leute sie hier gefunden hätten, gemeinsam mit ihm …

Einer der Panther bringt Andersons Federpistole herbei.

Akkarat verzieht missbilligend das Gesicht. »Haben Sie eine Genehmigung für diese Waffe?«

»Wir sind gerade dabei, eine Revolution in Gang zu setzen, und Sie fragen mich nach Genehmigungen?«

Akkarat nickt seinen Männern zu. Anderson kracht erneut gegen die Wand. Ihm explodiert fast der Schädel vor Schmerz. Der Raum versinkt in Finsternis, und er verliert den Halt. Schwankend hält er sich auf den Beinen. »Worum zum Henker geht es hier überhaupt?«

Akkarat deutet auf die Pistole. Nimmt sie an sich. Schwer und stumpf liegt die große Waffe in seiner Hand; fast beiläufig zieht er sie auf. »Wo ist das Aufziehmädchen?«

Anderson spuckt Blut. »Was interessiert Sie das? Sie sind weder ein Weißhemd noch ein Grahamit.«

Wieder nageln die Panther Anderson an die Wand. Vor seinen Augen tanzen bunte Flecken.

»Woher kommt das Aufziehmädchen?«, fragt Akkarat.

»Sie ist Japanerin. Aus Kyoto, soweit ich weiß!«

Akkarat hält Anderson die Pistole an den Kopf. »Wie haben Sie sie ins Land schaffen können?«

»Wie bitte?«

Akkarat versetzt ihm einen Schlag mit dem Pistolenknauf. Die Welt versinkt in Dunkelheit.

Wasser klatscht ihm ins Gesicht. Anderson hustet und spuckt. Er sitzt auf dem Boden. Akkarat drückt ihm die Federpistole an die Kehle und zwingt ihn so wieder auf die Beine, bis er zitternd auf den Zehenspitzen steht. Der Druck der Pistole an seiner Kehle lässt ihn würgen.

»Wie haben Sie sie ins Land schaffen können?«, wiederholt Akkarat seine Frage.

Andersons Augen brennen vor lauter Blut und Schweiß. Blinzelnd schüttelt er den Kopf. »Ich habe sie nicht hergebracht. « Er spuckt Blut. »Sie wurde von den Japanern ausrangiert. Wie sollte ich wohl auch an einen Aufziehmenschen kommen?«

Akkarat lächelt und spricht mit seinen Männern. »Eine militärische Aufzieheinheit soll von den Japanern ausrangiert worden sein?« Er wiegt den Kopf hin und her. »Wohl kaum.« Er schlägt Anderson mit dem Pistolenlauf gegen die Rippen. Einmal. Ein weiteres Mal. Auf jeder Seite knackt es laut. Anderson jault auf, krümmt sich zusammen und versucht hustend zurückzuweichen. Akkarat zieht ihn wieder hoch. »Was könnte eine militärische Aufzieheinheit in unserer Stadt der Engel verloren haben?«

»Sie gehört nicht zum Militär«, wendet Anderson ein. »Sie ist nur eine Sekretärin … war nicht mehr als eine …«

Akkarat verzieht keine Miene. Er dreht Anderson um und drückt sein Gesicht gegen die Wand, bis Knochen knirschen. Andersons Kiefer fühlt sich an, als sei er gebrochen. Er spürt, wie Akkarat ihm die Finger auseinanderspreizt. Da begreift er, was jetzt kommen wird, und versucht noch, schützend die Hand zu ballen. Doch Akkarats Hände sind stark und zwingen seine Faust wieder auseinander. Anderson wird von einem kribbelnden Gefühl der Hilflosigkeit erfüllt.

Sein Finger verdreht sich unter Akkarats Griff. Bricht.

Andersons Schrei hallt von der Wand wider. Würde Akkarat ihn nicht stützen, wäre er zusammengebrochen.

Als das Zittern und Wimmern nachlässt, packt Akkarat ihn an den Haaren und biegt Andersons Kopf so weit zurück, dass sie einander in die Augen blicken können. Akkarats Stimme ist fest.

»Sie ist eine Kampfmaschine, eine Mörderin, und Sie sind derjenige, der sie dem Somdet Chaopraya vorgestellt hat. Wo ist sie jetzt?«

»Eine Mörderin?« Anderson schüttelt den Kopf, versucht angestrengt nachzudenken. »Aber sie ist ein Nichts! Mishimoto-Ausschussware. Japanischer Schrott …«

»In einer Sache stimme ich mit dem Umweltministerium überein. Euch AgriGen-Bestien kann man einfach nicht trauen. Damit eure Attentäterin an den Beschützer der Königin herankommt, stellt ihr ein Aufziehmädchen als Sexspielzeug vor.« Mit zornig blitzenden Augen beugt er sich zu Anderson vor. »Das kommt einem Anschlag auf das Königshaus gleich.«

»Aber das ist unmöglich!« Anderson unternimmt erst gar nicht den Versuch, die Hysterie in seiner Stimme zu bekämpfen. Der gebrochene Finger pocht vor Schmerz, und wieder sammelt sich Blut in seinem Mund. »Sie ist doch nur Ausschussware. Niemals wäre sie zu so etwas fähig. Sie müssen mir glauben.«

»Sie hat drei Männer und deren Leibwächter auf dem Gewissen. Acht ausgebildete Männer. Dieser Beweis ist unanfechtbar. «

Bilder von Emiko, die blutverschmiert auf seiner Schwelle kauerte, drängen sich in sein Bewusstsein. Acht Männer? Er muss an den Sprung vom Balkon denken, daran, wie geisterhaft sie in die Dunkelheit entschwunden ist. Und wenn es wahr ist?

»Es muss eine andere Erklärung geben. Sie ist doch nur ein verdammtes Aufziehmädchen. Es liegt in ihrer Natur zu gehorchen.«

Emiko auf seinem Bett, zusammengerollt, schluchzend. Der ganze Körper voller Schrammen und Schürfwunden.

Anderson atmet tief durch und versucht, seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen. »Ich bitte Sie. Sie müssen mir glauben. Wir würden niemals so viel aufs Spiel setzen. AgriGen nützt es gar nichts, wenn der Somdet Chaopraya stirbt. Niemand profitiert davon. Einzig das Umweltministerium hätte dadurch einen Vorteil gewonnen. Für uns hängt doch alles von einer guten Zusammenarbeit ab.«

»Und doch haben Sie ihn mit seiner Mörderin bekannt gemacht.«

»Aber das ist doch Wahnsinn. Wie sollte irgendjemand eine Kampfmaschine hierherbringen können, ohne dass es auffliegt? Dieses Aufziehmädchen lebt doch schon seit Jahren hier. Da können Sie jeden fragen. Es ist wahr. Ihr Papasan hat die Weißhemden schon ewig geschmiert, um sie auftreten lassen zu können …«

Während er vor sich hinstammelt, begreift er, dass Akkarat mittlerweile wirklich zuhört. Die kalte Wut in seinen Augen ist fort. Er wirkt nachdenklich. Anderson spuckt das Blut aus und blickt Akkarat direkt in die Augen. »Ja, ich habe ihm diese Kreatur vorgestellt. Aber nur, weil es sich bei ihr um etwas sehr Ungewöhnliches handelt. Und sein Ruf ist schließlich hinlänglich bekannt.« Er schreckt zurück, als er sieht, wie Akkarat vor Wut die Gesichtszüge entgleisen. »Bitte hören Sie mich an. Sie können das überprüfen. Wenn Sie Nachforschungen anstellen, werden Sie herausfinden, dass wir nichts mit der Sache zu tun haben. Es muss eine andere Erklärung geben. Wir hatten keine Ahnung …« Erschöpft bricht er ab. »Lassen Sie einfach Nachforschungen anstellen.«

»Das wird nicht möglich sein. Das Umweltministerium wurde mit dem Fall betraut.«

»Wie bitte?« Anderson kann seine Verblüffung nicht verbergen. »Wer hat das angeordnet?«

»Das Aufziehmädchen wurde als invasiv eingestuft. Dadurch wird es automatisch ein Fall für das Umweltministerium. «

»Und Sie denken, ich stecke dahinter? Wenn diese Scheißkerle die Untersuchungen leiten?«

Anderson versucht alle damit verbundenen Verflechtungen zu entwirren, fahndet nach Beweggründen, Entschuldigungen, irgendetwas, durch das er Zeit gewinnen könnte. »Denen ist nicht zu trauen. Pracha und seine Leute …« Er hält inne. »Pracha könnte uns eine Falle gestellt haben. Er würde nicht eine Sekunde zögern. Vielleicht hat er von unseren Plänen Wind bekommen und geht in diesem Moment zum Gegenangriff über. Dieser Fall könnte als Vorwand dienen. Wenn er gewusst hat, dass der Somdet Chaopraya vorhatte, sich gegen ihn zu stellen …«