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»Schläft sie?«, fragte eine musikalische Stimme. Schlagartig öffnete ich meine Augen.

Am Fußende meines Bettes stand Edward und grinste. Ich schaute ihn wütend an, was gar nicht so einfach war – ihn anzuschmachten, hätte eher meinem Gefühl entsprochen.

»Hey, Edward, tut mir wirklich leid –«, setzte Tyler an.

Edward hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen.

»Nichts passiert«, sagte er und ließ seine strahlenden Zähne aufblitzen. Dann setzte er sich, mir zugewandt, auf den Rand von Tylers Bett und grinste erneut.

»Also, wie lautet der Richterspruch?«, fragte er mich.

»Mir fehlt nicht das Geringste, aber sie lassen mich nicht gehen«, klagte ich. »Wieso bist du nicht an eine Bahre geschnallt wie alle anderen Beteiligten?«

»Alles eine Frage von Beziehungen«, antwortete er. »Aber keine Sorge, ich bin gekommen, um dich hier rauszuholen.«

Dann kam ein Arzt um die Ecke gebogen, und mir blieb der Mund offen stehen: Er war jung, er war blond … und schöner als jeder Filmstar, den ich kannte. Er war allerdings auch blass, sah übernächtigt aus und hatte Augenringe. Charlies Beschreibung nach konnte es nur Edwards Vater sein.

»Also, Miss Swan«, sagte Dr. Cullen mit einer bemerkenswert angenehmen Stimme, »wie fühlen Sie sich?«

»Mir geht’s gut«, sagte ich und hoffte, dass ich diese Frage nicht noch einmal beantworten musste.

Er ging zum Röntgenschirm am Kopfende meines Bettes und schaltete ihn an.

»Die Aufnahmen sehen gut aus«, sagte er. »Tut Ihr Kopf weh? Edward sagt, Sie seien ziemlich hart aufgeschlagen.«

»Meinem Kopf geht’s auch gut«, wiederholte ich seufzend und warf Edward einen bösen Blick zu.

Dr. Cullens kühle Finger glitten prüfend über meinen Schädel. Er merkte, dass ich zusammenzuckte.

»Empfindlich?«, fragte er.

»Nicht sehr.« Da hatte ich schon Schlimmeres erlebt.

Ich hörte ein unterdrücktes Lachen, schaute hinüber und sah Edwards gönnerhaftes Lächeln. Meine Augen verengten sich.

»Gut. Ihr Vater wartet draußen, Sie können jetzt mit ihm nach Hause fahren. Aber kommen Sie wieder her, wenn Ihnen schwindlig wird oder wenn Sie irgendwelche Probleme beim Sehen bekommen.«

Ich stellte mir Charlie beim Versuch vor, mich zu umsorgen. »Kann ich nicht wieder in die Schule?«, fragte ich.

»Vielleicht sollten Sie es für heute ruhig angehen lassen.«

Ich warf einen Blick auf Edward. »Darf er in die Schule?«

»Irgendjemand muss schließlich die Nachricht überbringen, dass wir überlebt haben«, sagte Edward süffisant.

»Um ehrlich zu sein«, korrigierte Dr. Cullen, »sieht es so aus, als säße der größte Teil der Schule im Wartezimmer.«

»Auch das noch«, stöhnte ich und verbarg mein Gesicht in den Händen.

Dr. Cullen zog seine Augenbrauen nach oben. »Möchten Sie lieber noch bleiben?«

»Nein, nein!«, beteuerte ich, schwang meine Beine über die Bettkante und sprang schwungvoll zu Boden. Zu schwungvoll – ich schwankte, und Dr. Cullen musste mich auffangen. Er sah besorgt aus.

»Mir geht’s gut«, versicherte ich ihm ein weiteres Mal. Er musste ja nicht unbedingt wissen, dass meine Balanceprobleme nichts mit meinem Kopf zu tun hatten.

»Nehmen Sie ein paar Tylenol gegen die Schmerzen«, empfahl er mir, während er mich stützte.

»So schlimm ist es nicht«, beharrte ich.

»Es scheint, als hätten Sie großes Glück gehabt«, sagte Dr. Cullen. Lächelnd setzte er eine schwungvolle Unterschrift auf meine Krankenakte.

»Ich hatte Glück, dass er zufällig neben mir stand«, sagte ich und blickte Edward scharf an.

»Oh – ja, stimmt«, sagte Dr. Cullen, der auf einmal sehr beschäftigt mit seinen Unterlagen war. Dann wandte er sich ab und ging zu Tylers Bett. Eine plötzliche Intuition sagte mir, dass er Bescheid wusste.

»Sie dagegen werden noch ein wenig bei uns bleiben müssen, fürchte ich«, sagte er zu Tyler und begann mit der Untersuchung seiner Schnittwunden.

Als Dr. Cullen uns den Rücken zugewandt hatte, ging ich zu Edward.

»Kann ich kurz mit dir sprechen?«, zischte ich leise. Er trat einen Schritt zurück und presste seine Kiefer aufeinander.

»Dein Vater wartet auf dich«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.

Ich warf einen Blick auf Dr. Cullen und Tyler.

»Ich möchte unter vier Augen mit dir sprechen, wenn du nichts dagegen hast«, sagte ich hartnäckig.

Er schaute mich wütend an, dann machte er kehrt und entfernte sich mit schnellen Schritten; ich musste fast rennen, um ihm zu folgen. Sobald wir in einen kurzen Gang eingebogen waren, drehte er sich zu mir herum.

»Was willst du?«, fragte er genervt. Sein Blick war kalt.

Seine Unfreundlichkeit schüchterte mich so sehr ein, dass meine Worte weniger scharf klangen, als ich es beabsichtigt hatte. »Du bist mir eine Erklärung schuldig«, erinnerte ich ihn.

»Ich hab dir das Leben gerettet – ich bin dir gar nichts schuldig.«

Seine Gereiztheit ließ mich zurückzucken. »Du hast es versprochen.«

»Bella, du hast dir den Kopf gestoßen, du weißt nicht, was du redest«, sagte er mit schneidender Stimme.

Zorn packte mich und ich funkelte ihn trotzig an. »Mit meinem Kopf ist alles okay.«

Er hielt meinem Blick stand. »Was willst du von mir, Bella?«

»Ich will die Wahrheit wissen«, sagte ich. »Ich will wissen, warum ich für dich lüge.«

»Was ist denn deiner Meinung nach passiert?«, fauchte er.

Und dann sprudelte es aus mir heraus.

»Ich weiß nur, dass du nicht in meiner Nähe warst – und Tyler hat dich auch nicht gesehen, also erzähl mir gefälligst nicht, dass mein Kopf was abbekommen hat. Der Van hätte uns beide getötet – hat er aber nicht, und dann hatte er plötzlich Dellen, wo deine Hände waren – und das andere Auto auch, aber du bist überhaupt nicht verletzt – und der Van hätte eigentlich meine Beine zerquetschen müssen, aber du hast ihn hochgehalten …« Als ich merkte, wie verrückt das klang, konnte ich nicht weiterreden. Ich war so wütend, dass mir Tränen in die Augen stiegen; ich biss die Zähne zusammen, um sie zurückzuhalten.

Er schaute mich ungläubig an, doch sein Gesicht war angespannt, eine Maske der Abwehr.

»Du bist also der Meinung, ich hätte einen Van angehoben?« Seinem Tonfall nach zu urteilen, zweifelte er an meiner geistigen Gesundheit, doch das steigerte nur meinen Argwohn. Es klang wie ein auswendig gelernter Drehbuchsatz aus dem Mund eines talentierten Schauspielers.

Ich nickte nur, die Zähne zusammengebissen.

»Das wird dir niemand glauben, das ist dir klar, oder?« In seiner Stimme schwang jetzt Spott mit.

»Ich hab nicht vor, es irgendjemandem zu sagen.« Ich sprach langsam und deutlich, bemüht, meine Wut im Zaum zu halten.

Ein Ausdruck der Verwunderung glitt über sein Gesicht. »Warum ist es dann so wichtig?«

»Es ist mir wichtig«, beharrte ich. »Ich lüge nicht gerne, und wenn ich es tue, will ich einen guten Grund dafür haben.«

»Kannst du mir nicht einfach danken und die Sache vergessen?«

»Danke.« Ich wartete, innerlich schäumend vor Wut.

»Du lässt nicht locker, oder?«

»Nein.«

»Dann hoffe ich, dass du mit Enttäuschungen umgehen kannst.«

Wir funkelten uns böse an. Und dann war ich es, die das Schweigen brach. Ich musste mich zusammenreißen – es war schwer, seinem zornigen, herrlichen Gesicht zu widerstehen. Ebenso gut hätte ich mich auf ein Blickduell mit einem Racheengel einlassen können.

»Warum hast du dir überhaupt die Mühe gemacht?«, fragte ich mit frostiger Stimme.

Er zögerte, und einen kurzen Moment lang sah sein Gesicht überraschend verletzlich aus.

»Ich weiß es nicht«, flüsterte er.

Dann drehte er sich um und ging davon.

Ich war so wütend, dass es ein paar Minuten dauerte, bevor ich in der Lage war, mich zu bewegen. Dann ging ich langsam auf die Tür am Ende des Ganges zu.

Was mich dahinter erwartete, war noch unerfreulicher als befürchtet. Anscheinend war jeder gekommen, den ich in Forks kannte, und alle starrten mich an. Charlie stürzte auf mich zu; abwehrend hob ich meine Hände.