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Obwohl Celia den Ton, in dem die Erklärung abgehalten war, und einige Anspielungen nicht mochte, mußte sie zugeben, daß Dr. Stavely kompetent und überzeugend wirkte. Sie sah noch immer so attraktiv und gepflegt aus wie vor zwei Jahren, als sie sich kennengelernt hatten, und trug ein einfaches, aber modisches kastanienbraunes Kostüm.

Dr. Stavely fuhr fort: »Leider hatten wir nur sehr wenig Geld, um unserem Protest Nachdruck zu verleihen. BSM besitzt nicht die Summen, die Firmen wie Felding-Roth in ihre Werbekampagnen stecken, um die Ärzte und die Öffentlichkeit irrezuführen.«

»Ich kann mir vorstellen«, unterbrach Dennis Donahue, »daß die Spenden für Ihre Organisation zugenommen haben, nachdem sich Ihre Meinung über Montayne als richtig erwiesen hat.«

»Das ist in der Tat der Fall, Herr Senator. Und wir hoffen, daß sich dies nach der Untersuchung, die wir begrüßen, weiter fortsetzt.«

Donahue lächelte, und Dr. Stavely fuhr fort.

Zu Celias Ärger berichtete sie von ihrem Besuch in der CSM-Zentrale. Das würde alles nur noch mehr komplizieren!

Dieser Punkt kam erneut zur Sprache, als Stanley Urbach Dr. Stavely ins Kreuzverhör nahm.

Der Anwalt des Untersuchungskomitees fragte: »Was war das für ein Tag, an dem Mrs. Jordan zu Ihnen ins Büro kam?«

Dr. Stavely sah in ihre Notizen. »Der zwölfte November 1978.«

»Hat Mrs. Jordan Ihnen einen Grund für ihren Besuch genannt?«

»Sie sagte, sie wolle sich mit mir unterhalten. Eines der Themen, über die wir gesprochen haben, war Montayne.«

»Zu diesem Zeitpunkt war Montayne, glaube ich, noch nicht im Handel, obgleich es von der FDA bereits zugelassen war. Ist das richtig?«

»Ja, das ist richtig.«

»Stimmt es, daß sich Ihre Organisation damals sehr darum bemüht hat, die Zulassung rückgängig zu machen?«

»Ja. Wir haben uns ungemein dafür eingesetzt.«

»Hatten Sie den Eindruck, daß sich Mrs. Jordan wegen dieser Ihrer Anstrengungen Sorgen machte?«

»Nun, erfreut war sie ganz bestimmt nicht darüber. Sie hat sich in unserer Unterhaltung für Montayne ausgesprochen und behauptet, es sei ungefährlich. Natürlich habe ich ihr widersprochen.«

»Hat sie gesagt, warum sie glaubte, das Medikament sei ungefährlich?«

»Nein - das hat sie nicht getan. Natürlich ist sie auf medizinischer Ebene nicht qualifiziert genug, um sich darüber ein Urteil erlauben zu können - obwohl sie sich eines anmaßte.« Dr. Stavelys Stimme drückte Verachtung aus. »Ich war schockiert darüber, wie wenig sie wußte.«

»Können Sie uns genauer sagen, worüber Sie schockiert waren?«

»Ja. Dem australischen Gerichtsverfahren gegen Montayne wurde zu der Zeit große Beachtung geschenkt. Erinnern Sie sich?«

Urbach lächelte höflich. »Ich stelle hier die Fragen, Dr. Sta-vely.«

»Entschuldigen Sie bitte.« Dr. Stavely lächelte ebenfalls. »Was ich sagen will, ist, daß die Jordan nicht mal die australischen Gerichtsprotokolle gelesen hatte. Sie gab es selbst zu. Ich habe ihr dringend geraten, es zu tun.«

»Danke, Dr. Stavely. Hatten Sie während Ihres Gesprächs den Eindruck, daß Mrs. Jordan als Vertreterin ihrer Firma gekommen war?«

»Ganz sicher, ja.«

»Um wieder auf die Bemühungen Ihrer Organisation zurückzukommen, die Zulassung von Montayne rückgängig zu machen - hatten Sie den Eindruck, daß Felding-Roth sich darüber Sorgen machte und Mrs. Jordan geschickt hatte, um sie dahingehend zu beeinflussen, die Bemühungen einzustellen?«

»Dieser Gedanke ist mir allerdings gekommen, obwohl ich es nicht beweisen kann. Aber Sie muß sofort gemerkt haben, daß sie nicht die geringste Chance hatte, damit durchzukommen.«

Ebenso wie Vince Lord hatte die Stavely nicht direkt gelogen, dachte Celia. Aber was für einen Unterschied machte es doch, was und wie man etwas sagte!

Senator Donahue, der ein Papier in der Hand hielt, sprach jetzt ins Mikrofon: »Dr. Stavely, ich habe hier ein Dokument, das als >Felding-Roth-Doktrin< bezeichnet wird. Falls Sie sie noch nicht kennen sollten, gebe ich Ihnen gern diese Kopie.«

»Ich habe sie gelesen, Senator - und einmal genügt mir.«

Donahue lächelte. »Wir würden gern Ihre Meinung darüber hören.«

»Ich halte diese sogenannte Doktrin für eine geschmack- und schamlose Werbekampagne, für eine Beleidigung aller Opfer von Montayne.«

Celia war vor Zorn außer sich. Sie wollte aufspringen, als sie Quentins Hand auf ihrem Arm spürte. Es gelang ihr nur mit Mühe, sitzen zu bleiben.

Senator Jaffee, ein Mitglied der Parteienminderheit, bemerkte beschwichtigend.

»Aber Dr. Stavely, wenn eine Firma einen Fehler zugibt und für die Zukunft verspricht . . .«

»Ich wurde nach meiner Meinung gefragt, und die habe ich kundgetan«, fuhr die Stavely ihn an. »Mich kann man mit einem so faulen Zauber nicht hinters Licht führen.«

Senator Donahue legte lächelnd das Papier wieder auf den Tisch.

Nach ein paar abschließenden Fragen entließ man Dr. Stavely und kündigte als ersten Zeugen des nächsten Tages Dr. Gideon Mace von der FDA an.

Am Abend erhielt Celia in ihrer Suite im Madison-Hotel einen Telefonanruf. Es war Juliet Goodsmith, die ihr mitteilte, daß sie unten in der Halle sei. Celia bat sie heraufzukommen und nahm sie liebevoll in die Arme.

Die Tochter von Sam und Lilian sah älter aus als dreiundzwanzig, dachte Celia, allerdings brauchte man sich darüber nicht zu wundern.

Sie war schlank, fast mager geworden, lehnte aber Celias Einladung zum Essen ab.

»Ich bin nur vorbeigekommen«, sagte Juliet, »weil ich zufällig bei einer Freundin in Washington bin und etwas über dieses Hearing gelesen habe. Die sind nicht fair zu Ihnen. Sie sind die einzige in der Firma, die anständig war und dieses verdammte Medikament abgelehnt hat - und jetzt werden Sie dafür bestraft, daß andere geldgierig und korrupt waren.«

Sie saßen sich gegenüber, und Celia sagte leise: »Ganz so war es nicht und ist es auch jetzt nicht.«

Sie erklärte Juliet, daß sie als oberste Repräsentantin der Firma ganz automatisch ins Schußfeld der Angriffe geraten sei, und daß sich ihr persönliches Verhalten damals in keiner Weise auf den Verkauf von Montayne ausgewirkt hatte.

»Der springende Punkt ist«, sagte Celia, »daß Donahue versucht, Felding-Roth in der Öffentlichkeit zu verteufeln.«

»Vielleicht hat er damit recht«, sagte Juliet, »vielleicht hat die Firma tatsächlich nichts anderes verdient.«

»Nein, das lasse ich nicht zu!« erklärte Celia mit Nachdruck. »Die Firma hat in bezug auf Montayne einen schlimmen Fehler gemacht, aber sie hat in der Vergangenheit sehr viel Gutes geleistet und wird das auch in Zukunft tun.«

Selbst jetzt dachte sie mit großem Optimismus an Peptid 7 und Hexin W.

»Im übrigen muß ich dir sagen«, fuhr Celia fort, »daß dein Vater, welche Fehler er auch immer begangen hat, nichts von all dem war, was du gesagt hast: Er war weder >korrupt< noch >geld-gierig<. Er war ein guter Mensch, der das tat, was er zum gegebenen Zeitpunkt für richtig hielt.«

»Wie soll ich das glauben?« erwiderte Juliet. »Er hat mir diese Pillen gegeben, ohne mir zu sagen, daß sie noch nicht zugelassen waren.«

»Versuch deinem Vater zu verzeihen«, sagte Celia beschwörend. »Wenn du das nicht tust, jetzt, nachdem er tot ist, wird für dich alles nur noch schwerer sein.« Als Juliet den Kopf schüttelte, fügte Celia hinzu: »Ich hoffe, daß es dir mit der Zeit gelingen wird.«

Es war sicher nicht gut, sich nach Juliets Sohn zu erkundigen, der jetzt fast zwei Jahre alt war und sich in einem Pflegeheim für unheilbar Kranke befand, wo er für den Rest seines Lebens bleiben würde, deshalb fragte Celia: »Wie geht es Dwight?«

»Wir lassen uns scheiden.«