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»Wenn ich kann, ja. Aber auch wenn ich es nicht bis ganz nach oben schaffe, will ich doch so weit nach oben kommen, daß ich Einfluß und Macht habe.«

»Das willst du wirklich? Macht?« fragte er zweifelnd.

»Ich weiß, was du denkst, Andrew - daß Macht besessen und korrupt machen kann. Ich beabsichtigte, weder das eine noch das andere zu werden. Ich wünsche mir nur ein erfülltes Leben, mit Ehe und Kindern, aber auch noch etwas darüber hinaus - eine be-sondere Leistung.«

»An dem Tag in der Cafeteria . . .« Andrew verbesserte sich: »An jenem erinnernngswürdigen Tag sagtest du, daß es für die Frauen an der Zeit sei, Dinge zu tun, die sie noch nie getan haben. Das glaube ich auch, und es gibt schon hier und dort Beispiele dafür, auch in der Medizin. Aber ich frage mich, wie es in deiner Branche ist - in der Pharmaindustrie. Das ganze Geschäft ist konservativ und wird von Männern beherrscht - das hast du selbst gesagt.«

Celia lächelte. »Schrecklich!«

»Ist denn die Zeit schon reif - für jemanden wie dich? Ich frage das nur, Celia, weil ich nicht gern mit ansehen möchte, wie man dich verletzt oder unglücklich macht, während du große Anstrengungen auf dich nimmst und am Ende vielleicht doch nichts dabei herauskommt.«

»Ich werde nicht unglücklich sein. Das verspreche ich dir.« Sie drückte Andrews Arm. »Ich bin es nicht gewöhnt, daß sich jemand um mich Sorgen macht, Liebling, aber es gefällt mir. Und was deine Frage betrifft: Nein, die Zeit ist in dieser Branche noch nicht reif - weder für mich noch für andere Frauen mit gewissen Ambitionen. Aber ich habe einen Plan.«

»Hätte ich mir denken können, daß du dir schon alles zurechtgelegt hast.«

»Als erstes«, sagte Celia, »habe ich die Absicht, mich in meinem Job so zu bewähren, daß Felding-Roth es sich gar nicht leisten kann, mich nicht zu befördern.«

»Darauf möchte ich wetten. Aber du sagst >als erstesc. Ist das noch nicht alles?«

Celia schüttelte den Kopf. »Ich habe mir die Geschichte anderer Firmen genau angesehen. Die Leute, die bis zur Spitze gelangten, schafften es, indem sie sich an die Rockschöße eines ändern hängten. Versteh mich bitte nicht falsch - sie mußten hart arbeiten und sehr gut sein. Aber vorher haben sie sich irgend jemanden ausgesucht, der ein bißchen höher stand und schon etwas älter war und von dem sie glaubten, daß er vor ihnen auf dem Weg zur Spitze sein würde. Dann machten sie sich bei dieser Person beliebt und nützlich, erwiesen sich als loyal und folgten ihr. Der springende Punkt ist der: Wenn ein älterer Angestellter befördert wird, ist es ihm lieb, wenn jemand, an den er sich gewöhnt hat, der etwas kann und dem er vertraut, mit ihm aufrückt.«

»Und hast du jemanden im Auge, dem du folgen willst?«

»Das habe ich schon vor längerer Zeit beschlossen«, erklärte Celia. »Es ist Sam Hawthorne.«

»Ach, wirklich!« Andrew zog die Augenbrauen hoch. »Dieser Sam scheint ja in unserem Leben eine entscheidende Rolle zu spielen.«

»Nur in geschäftlicher Hinsicht. Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein.«

»Na schön. Weiß Sam von deiner Entscheidung?«

»Natürlich nicht. Aber Lilian Hawthorne weiß es. Wir haben es vertraulich besprochen, und Lilian ist einverstanden.«

»Kommt mir ganz so vor«, sagte Andrew, »als hättet ihr Frauen ein richtiges Komplott geschmiedet.«

»Und warum nicht?« Einen Augenblick kam Celias Härte zum Vorschein. »Eines Tages wird das alles vielleicht nicht mehr nötig sein. Aber im Augenblick ist die Geschäftswelt ein einziger privater Männerclub. Deshalb muß einer Frau jedes Mittel, das sich ihr bietet, recht sein, um da reinzukommen und aufzusteigen.«

Andrew überlegte, dann sagte er: »Bis jetzt hab' ich noch nicht viel darüber nachgedacht; schätze, die meisten Männer tun es nicht. Aber was du sagst, leuchtet mir ein. Also gut, Celia, wenn du dich auf den Weg nach oben machst - und ich glaube fast, daß du es schaffen wirst -, werde ich auf der ganzen Strecke hinter dir bleiben.«

Celia beugte sich zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuß. »Das habe ich gewußt, und das ist auch einer der Gründe, warum ich dich geheiratet habe.«

Sie spürten, wie die Flugzeugmotoren gedrosselt wurden, und dann leuchteten die Zeichen »Fasten Seat Belts« auf. Durch die Fenster schimmerten die Lichter von Manhattan in der Abenddämmerung. »In wenigen Minuten werden wir auf dem Idlewild International Airport landen«, verkündete die Stewardeß.

Wieder ergriff Celia Andrews Hand.

»Und wir starten in ein gemeinsames Leben«, sagte sie. »Was soll da noch schiefgehen?«

5

Als Andrew und Celia zu ihrer Arbeit zurückkehrten, stellten beide fest, daß sie, jeder auf seine Art, berühmt geworden waren.

Wie bei vielen bedeutenden medizinischen Entwicklungen hatte es eine Weile gedauert, bis sich die Nachricht über Andrews erfolgreiche Anwendung von Lotromycin verbreitet hatte, aber jetzt, sechs Wochen nach Mary Rowes bemerkenswerter Genesung, ging sie im ganzen Land durch die Zeitungen.

Der Daily Record, das Lokalblatt von Morristown, brachte die Meldung unter der Schlagzeile: Einheimischer Arzt wendet Wundermittel an

»Wundersame« Genesung einer Patientin Der Newark Star-Ledger, der die lokalen Zeitungen auf Besonderheiten hin durchforstete, griff das Thema auf, was wiederum die Aufmerksamkeit von Wissenschaftsredakteuren der New York Times und der Time erregte. Als Andrew zurückkam, fand er die dringende Bitte vor, sich bei beiden Publikationen zu melden.

Die Time, mit einem Hang fürs Romantische, erzielte mit ihrem Bericht eine größere Publicity, weil sie auf Andrews und Celias Heirat einging.

Außerdem erhielt Andrew vom New England Journal ofMedicine die Nachricht, daß seine Arbeit über Lotromycin vorbehaltlich einiger Korrekturen demnächst veröffentlicht werden würde. Die vorgeschlagenen Änderungen erwiesen sich als geringfügig, und Andrew stimmte ihnen zu.

»Ich gestehe gern, daß ich neidisch bin«, bemerkte Dr. Noah Townsend, als Andrew ihm vom New England Journal erzählte. »Aber ich tröste mich mit dem Glanz, den die Angelegenheit schon jetzt auf unsere Praxis wirft.«

Später verriet Hilda, Townsends Frau, die Anfang Fünfzig und noch sehr attraktiv war: »Noah wird es Ihnen nicht sagen, aber er ist so stolz auf Sie, Andrew, daß er seit neuestem von Ihnen wie von einem Sohn spricht - ein Sohn, den wir uns beide so sehr gewünscht, aber nie bekommen haben.«

Celia, die persönlich keine so große Berühmtheit erlangte, stellte immerhin fest, daß sich ihre Position bei Felding-Roth ganz eindeutig geändert hatte.

Früher hatte sie in der Firma einen Anachronismus dargestellt, war für viele Anlaß zu Neugier oder nachsichtigem Lächeln gewesen - die einzige Vertreterin der Firma, die sich trotz anfänglicher und unerwarteter Erfolge in Nebraska weiterhin bewähren mußte. Das war nun vorbei. Die Anwendung des Lotromycin und die darauffolgende Publicity, die Felding-Roth genoß, hatte sowohl das Mittel als auch Celia auf den Weg zum Erfolg gebracht.

Innerhalb der Firma war ihr Name jetzt bis hinauf zu den Führungskräften bekannt, einschließlich Eli Camperdowns, des Präsidenten von Felding-Roth, der Celia einen Tag nach ihrer Rückkehr zu sich rufen ließ.

Mr. Camperdown, ein schlanker, blasser Industrieveteran von Mitte Sechzig, der immer makellos gekleidet war und den noch nie jemand ohne eine rote Rose im Knopfloch angetroffen hatte, empfing Celia in seinen überladen wirkenden Büroräumen im elften Stock, der Direktionsetage des Felding-Roth-Gebäudes in Boonton.

»Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Eheschließung«, begrüßte er Celia und fügte mit einem Lächeln hinzu: »Ich hoffe, daß Ihr Ehemann von jetzt an nur noch Felding-Roth-Produkte verschreiben wird.«