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»Es war immer mein Traum«, sagte Martin zu Yvonne, »etwas zu entwickeln, das hilft, den geistigen Verfall zu verhindern. Natürlich wird es noch Jahre dauern, bevor wir wissen, ob wir Erfolg gehabt haben. Und wegen seiner grundlegenden Bedeutung möchte ich nicht, daß das Mittel auf irgendeine Weise herabgesetzt wird.«

»Das kann ich gut verstehen. Vor allem jetzt«, sagte Yvonne.

Bei ihren früheren Besuchen hatte Yvonne immer die Hände der alten Frau ergriffen und sie wortlos gehalten. Obwohl es sich nicht mit Sicherheit sagen ließ, hatte Martin den Eindruck gehabt, daß es seiner Mutter guttat. Heute aber, als Yvonne wieder ihre Hände nahm, schien selbst dieser dürftige Rest von Kommunikation nicht mehr vorhanden.

Vom Pflegeheim aus fuhren sie zu Martins Vater. Die Wohnung lag im Nordwesten der Stadt, nicht weit vom Girton College entfernt. Sie fanden Martins Vater in dem winzigen Hof hinter dem Haus. Überall lagen Werkzeuge verstreut, und er meißelte und hämmerte an einem kleinen Marmorblock herum.

»Weißt du eigentlich, daß mein Vater früher Steinmetz war?« fragte Martin Yvonne.

»Ja. Aber ich wußte nicht, daß Sie Ihren Beruf noch immer ausüben, Mr. Peat-Smith.«

»Tu ich auch nicht«, sagte der alte Mann. »Meine Finger sind schon viel zu steif. Allerdings würde ich gern einen Grabstein für deine Ma machen, mein Sohn. Ungefähr das einzige, was man noch tun kann für sie. Darf man das sagen, wo sie noch nicht tot ist?«

Martin legte seinem Vater den Arm um die Schultern. »Ja, das darf man, Dad. Brauchst du irgendwas?«

»Ich brauche einen Marmorstein. Kostet aber ein bißchen.«

»Mach dir keine Sorgen. Bestell einfach, was du brauchst, und sag, sie sollen die Rechnung an mich schicken.«

Als Martin Yvonne ansah, liefen ihr die Tränen über das Gesicht.

16

»Was das betrifft, bin ich ganz Ihrer Meinung«, sagte Celia zu Martin. »Wenn Peptid 7 auf irgendeine Weise in den Ruch kommt, ein Aphrodisiakum zu sein, wird es als Medikament wohl nicht mehr ernst genommen.«

»Vielleicht können wir das geheimhalten«, sagte Martin.

»Das glaube ich kaum«, erklärte Celia. »Ich kann nur hoffen, daß Sie recht behalten.«

Es war der zweite Tag ihres Besuchs im Harlower Institut, und es schien lange her, seit sie auf Anweisung von Sam nach Harlow gekommen war, um zu entscheiden, ob das Institut geschlossen werden sollte. Und sieben Jahre waren vergangen seit dem bemerkenswerten ersten Treffen zwischen Sam, ihr und Martin in Cambridge.

»Es scheint kaum einen Zweifel daran zu geben, daß Sie etwas Großartiges erreicht haben«, sagte sie.

Sie waren in keiner Weise befangen.

Falls sich einer von ihnen an die gemeinsam verbrachte Nacht erinnerte, so ließ er sich das nicht anmerken. Es war ganz eindeutig ein Zwischenspiel, das voll und ganz der Vergangenheit angehörte.

Während Celia sich in Martins Büro aufhielt, informierten sich ihre Mitarbeiter über den Stand der Dinge und besprachen die zukünftig notwendigen Schritte, die Herstellung, Qualitätskontrolle, Material und Bezugsquellen, Kosten, Verpackung, Pro-duktmanagement, Vertrieb im In- und Ausland betrafen.

Obwohl die klinische Erprobung noch immer über ein Jahr in Anspruch nehmen würde und erst danach der Antrag auf Zulassung gestellt werden konnte, mußten viele Entscheidungen bereits jetzt getroffen werden. Eine der wichtigsten war, ob und wieviel Felding-Roth in eine neue Fabrikationsanlage investieren würde - was entweder ein kostspieliges, verlustreiches Unternehmen oder aber ein geschickter, erfolgreicher Schachzug sein konnte.

Wichtig war auch, in welcher Form das Medikament verabreicht werden sollte.

»Damit haben wir uns ausgiebig beschäftigt«, erklärte Martin Celia, »und wir empfehlen die Anwendung durch ein Nasenspray. Das ist modern und zukunftsträchtig.«

»Ich weiß. Auch in Verbindung mit Insulin wurde schon darüber gesprochen. Auf jeden Fall bin ich froh, daß es nicht injiziert werden soll.«

Ein Medikament, das gespritzt werden mußte, ließ sich nie so gut verkaufen wie solche, die der Patient leicht selbst zu Hause einnehmen konnte.

»Als Nasenspray«, erklärte Martin, »wird Peptid 7 eine Kochsalzlösung sein die mit einem Detergens vermischt ist. Das De-tergens gewährleistet die beste Absorptionsrate.«

Sie hatten mit verschiedenen reinigenden Stoffen experimentiert. Als bestes nichttoxisches Mittel, das auch keine Reizung der Nasenschleimhäute hervorrief, hatte sich ein neues Felding-Roth-Präparat herausgestellt, das seit kurzem in den Vereinigten Staaten zur Verfügung stand.

Celia war erfreut.

»Das heißt, daß alles in einer Hand bleibt?«

»Genau.« Martin lächelte. »Ich dachte mir, daß Sie sich darüber freuen würden.«

Als normale Dosis, fuhr er fort, war die zweimal tägliche Anwendung vorgesehen. Zwei Ärzte, die seit kurzem in Harlow arbeiteten, würden die klinischen Erprobungen in England leiten, die sofort beginnen konnten. »Wir werden uns auf die Vierzig-bis Sechzigjährigen konzentrieren, obgleich sich das natürlich variieren läßt, und werden das Mittel auch an Patienten erproben, die sich im ersten Stadium der Alzheimerschen Krankheit befinden. Es wird sie natürlich nicht heilen, aber vielleicht ein wenig hinauszögern.«

Celia berichtete ihrerseits von den Testplänen für die Vereinigten Staaten. »Wir wollen so bald wie möglich damit beginnen. Aufgrund der Vorbereitungen und weil wir erst die Genehmigung der FDA benötigen, werden wir Ihnen allerdings ein bißchen hinterherhinken.«

Sie schwelgten noch eine Weile in hoffnungsvollen Zukunftsplänen.

Die Harlower Gespräche führten zu dem Ergebnis, daß sich für Peptid 7 am besten eine kleine Plastikflasche mit Druckverschluß eignete, der auf Fingerdruck die richtige Dosis spenden würde. Es boten sich gute Möglichkeiten für eine attraktive, interessante Verpackung.

Wahrscheinlich würde Felding-Roth die Flaschen nicht selbst herstellen, sondern bei einem darauf spezialisierten Unternehmen in Auftrag geben. Aber diese Entscheidung mußte in New Jersey getroffen werden.

Während Celias Aufenthalt in Harlow arrangierte Martin ein Essen zu dritt. Celia schrieb es seiner Feinfühligkeit zu, daß er sie nicht ins Churchgate-Hotel, sondern ins SaxonInn einlud.

Anfangs musterten die Frauen einander neugierig, dann aber schienen sie trotz des beträchtlichen Altersunterschieds - Celia war achtundvierzig, Yvonne siebenundzwanzig - Freundschaft zu schließen, wobei ihre Zuneigung zu Martin sicher eine Rolle spielte.

Celia bewunderte Yvonnes Entschluß zum tierärztlichen Studium. Und als Yvonne darauf hinwies, daß sie bei Studienbeginn älter sein würde als die meisten Studenten, tröstete Celia sie: »Deshalb werden Sie auch besser sein.« Und zu Martin sagte sie: »Wir haben bei Felding-Roth einen Fonds für die Weiterbildung von Angestellten. Vielleicht können wir Yvonne finanziell unterstützen.«

Als Yvonne sich bedanken wollte, winkte Celia lächelnd ab. »Nach allem, was ich erfahren habe, haben Sie sehr viel zur Entwicklung von Peptid 7 beigetragen.«

Als Yvonne sie für einen Augenblick allein ließ, sagte Celia: »Sie ist ein ganz besonders reizendes Mädchen. Es geht mich ja eigentlich nichts an, Martin, und Sie brauchen es mir auch nicht zu sagen, wenn Sie nicht wollen - aber werden Sie sie heiraten?«

Die Frage überraschte ihn. »Das ist sehr unwahrscheinlich. Darüber haben wir noch nicht nachgedacht.«

»Yvonne schon.«

»Warum sollte sie? Sie hat eine berufliche Karriere vor sich. Sie wird andere Städte, andere Männer kennenlernen, die in ihrem Alter sind. Ich bin schließlich zwölf Jahre älter als sie.«