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Auch ein Düsenflugzeug wurde angeschafft - eine Gulfstream III. Celia und Ingram benutzten es auf ihren Inlandsflügen, die wegen der ausgedehnten Firmengeschäfte jetzt häufiger notwendig waren.

Bei einem anderen Gespräch, das Celia mit Seth geführt hatte, hatte er bemerkt: »Ein Gutes hat das viele Geld jedenfalls - daß ein Teil davon verwendet werden kann, um die Ansprüche der armen Eltern von Montayne-geschädigten Kindern zu erfüllen.«

»Darüber bin auch ich sehr froh«, bestätigte Celia. Seit einiger Zeit wußte sie, daß der Reservefonds fast erschöpft war.

»Ich werde mich wegen Montayne nie frei von Schuld fühlen können. Niemals«, erklärte Seth traurig.

Während des Siegeszuges von Peptid 7 schwebte Martin Peat- Smith buchstäblich im siebenten Himmel. Nicht einmal in seinen optimistischsten Augenblicken hatte er sich einen derartigen Erfolg vorstellen können. Sein Name war jetzt weithin bekannt, er wurde bewundert und geachtet, und er wurde mit Lob und Ehrungen nur so überhäuft. Er war zum Mitglied der Royal Society, Englands ältester wissenschaftlicher Gesellschaft, gewählt worden. Andere akademische Institutionen luden ihn ein, Vorträge zu halten. Man sprach bereits vom Nobelpreis. Und es ging das Gerücht um, daß er geadelt werden sollte.

Inmitten all dieses Trubels gelang es Martin nur mit Mühe, ein Privatleben zu führen. Er bekam eine neue und geheime Telefonnummer, und im Institut sorgte Nigel Bentley dafür, daß Martin nur die wichtigsten Anrufe und Besucher empfing. Dennoch war klar, daß Martin sein früheres unauffälliges Leben nie wieder würde führen können. Und noch etwas hatte sich geändert. Yvonne hatte beschlossen, nicht mehr bei Martin zu wohnen, und sich in Cambridge eine eigene Wohnung genommen.

Es hatte zwischen ihnen keinerlei Streit oder Mißstimmungen gegeben. Sie hatte einfach beschlossen, ihre eigenen Wege zu gehen. In letzter Zeit hatte Martin sie viel allein lassen müssen, und es kam ihr sinnlos vor, täglich von Harlow nach Cambridge und zurück zu fahren. Martin akzeptierte ihre Gründe kritiklos und verständnisvoll. Sie hatte erwartet, daß er wenigstens zum Schein etwas einwenden würde, aber als er es nicht tat, zeigte sie ihm ihre Enttäuschung nicht. Sie vereinbarten, einander gelegentlich zu sehen und gute Freunde zu bleiben.

Gleich nach ihrer Trennung war Martin eine Woche lang verreist. Er kehrte in ein dunkles, leeres Haus zurück. Es war über fünf Jahre her, seit es so leer gewesen war, und es gefiel ihm nicht. Nach einer Woche gefiel es ihm noch weniger. Er stellte fest, daß er sich einsam fühlte und den Anblick und das fröhliche Geplapper von Yvonne vermißte. Es war, dachte er eines Abends, als sei in seinem Leben plötzlich ein Licht ausgegangen.

Am nächsten Tag rief Celia aus geschäftlichen Gründen aus New Jersey an, und am Ende ihres Gesprächs sagte sie: »Martin, Sie hören sich deprimiert an. Ist irgend etwas nicht in Ordnung?« Und da erzählte er ihr, wie sehr er Yvonne vermißte.

»Das verstehe ich nicht«, sagte Celia. »Warum haben Sie sie gehen lassen?«

»Sie ist frei und kann tun und lassen, was sie will. Und sie wollte es so.«

»Haben Sie denn nicht versucht, sie zum Bleiben zu überreden?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Sie muß ihr eigenes Leben leben«, erklärte er.

»Und zweifellos will sie mehr davon, als Sie ihr gegeben haben. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, sie zu fragen, ob sie Sie heiraten will?«

»Am Tag ihres Auszugs habe ich darüber nachgedacht. Aber ich habe sie nicht gefragt, weil es mir . . .«

»Großer Gott!« rief Celia. »Martin Peat-Smith, wenn ich jetzt bei Ihnen wäre, würde ich Sie ganz schön ins Gebet nehmen. Wie kann jemand, der klug genug ist, Peptid 7 zu finden, nur so dumm sein? Sie Narr! Yvonne liebt Sie doch.«

»Woher wollen Sie das wissen?« fragte Martin.

»Weil ich eine Frau bin. Ich war noch nicht mal fünf Minuten mit ihr zusammen, da hab' ich's schon gewußt. Das ist so klar, wie Sie beschränkt sind.«

Es entstand eine Pause. Dann fragte Celia: »Und was wollen Sie jetzt tun?«

»Wenn es nicht zu spät ist . . . werde ich sie bitten, mich zu heiraten.«

»Und wie wollen Sie das anstellen?«

Er zögerte. »Ich könnte sie vielleicht anrufen.«

»Martin«, sagte Celia, »ich bin in dieser Firma Ihre Vorgesetzte, und ich befehle Ihnen, Ihr Büro sofort zu verlassen, sich in Ihr Auto zu setzen und zu Yvonne zu fahren, wo immer sie sich gerade aufhält. Was Sie dann tun, ist Ihre Sache, aber wenn nötig, sollten Sie vor ihr auf die Knie gehen und ihr sagen, daß Sie sie lieben. Ich bezweifle nämlich, daß Sie eine Frau finden, die besser zu Ihnen paßt oder die Sie mehr liebt. Und es wäre keine schlechte Idee, unterwegs anzuhalten und ein paar Blumen zu kaufen. Mit Blumen scheinen Sie sich ja auszukennen . . .«

Wenige Augenblicke später sahen die Angestellten des Harlo-wer Instituts mit Erstaunen ihren Chef den Korridor hinunter und durch die Halle rasen, in sein Auto springen und davonfahren.

Das Hochzeitsgeschenk von Celia und Andrew für Martin und Yvonne war ein Silbertablett, in das Celia Zeilen aus To a Bride von Francis Quarles, einem in Essex geborenen Dichter des 17. Jahrhunderts, hatte eingravieren lassen:

Laßt all eure Wonnen sein wie der Monat Mai, Als sei der Hochzeitstag noch nicht vorbei: Laßt Kummer, Krankheit und trübe Gedanken Wie Fremde sein.

Und dann gab es noch Hexin W.

Es sollte in einem Jahr auf den Markt kommen.

18

Bei den klinischen Erprobungen von Hexin W traten bei Patienten, die das Mittel zusammen mit anderen ausgewählten Medikamenten genommen hatten, Nebenwirkungen auf. Solche Kombinationen sollten über die Ausschaltung der freien Radikale zu einer wirksamen Behandlung führen. Es war von Übelkeit und Erbrechen sowie von Durchfall, Schwindelgefühlen oder erhöh-tem Blutdruck die Rede, doch war dies nichts Ungewöhnliches und kein Grund zur Sorge. Die Vorfälle waren nicht ernst, und es war auch nur ein geringer Prozentsatz der Patienten betroffen. Es kam außerordentlich selten vor, daß bei einem Medikament überhaupt keine Nebenwirkungen auftraten. Peptid 7 war eine bemerkenswerte Ausnahme.

Die Untersuchungen mit Hexin W, die zweieinhalb Jahre dauerten, wurden von Dr. Vincent Lord persönlich überwacht. Es gab andere Aufgaben an Mitarbeiter ab, um sich voll und ganz seinem »geistigen Kind« widmen zu können. Er mußte verhindern, daß in diesem wichtigen Endstadium irgend etwas schiefging, was seinen wissenschaftlichen Ruhm mindern konnte.

Mit gemischten Gefühlen hatte Lord den anhaltenden Erfolg von Peptid 7 beobachtet. Einerseits war er auf Martin Peat-Smith neidisch, andererseits war Felding-Roth dank Peptid 7 finanziell gestärkt und besser in der Lage, ein anderes Produkt mit Erfolgsaussichten zu unterstützen.

Die Ergebnisse der Untersuchungen mit Hexin W waren für Lord Anlaß zu Erleichterung und Freude. Nirgends waren Anzeichen nachteiliger Nebenwirkungen aufgetreten. Die wenigen geringfügigen waren leicht unter Kontrolle zu bringen.

Bei der sogenannten Testphase III wurde kranken Menschen das Medikament unter ähnlichen Bedingungen verabreicht, wie man sie für den späteren Einsatz vorsah, und die Ergebnisse waren durchweg gut. Das Medikament war über einen hinreichend langen Zeitraum von sechstausend Personen eingenommen worden, viele in Krankenhäusern unter kontrollierten Bedingungen - eine geradezu ideale Situation für Testzwecke.

Sechstausend - das waren mehr, als normalerweise bei den Tests der Phase III hinzugezogen wurden. Aber im Fall von Hexin W hatte man sich für diese Zahl entschieden, weil man seine Verträglichkeit in Kombination mit verschiedenen anderen Medikamenten genau untersuchen wollte.

Patienten mit Arthritis sprachen, wie erhofft, besonders gut darauf an. Sie vertrugen Hexin W nicht nur als Einzelpräparat, sondern auch zusammen mit anderen starken entzündungshemmenden Medikamenten, die man ihnen bisher hatte vorenthalten müssen.