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Es entstand ein peinliches Schweigen, das Kenneth Orr schließlich brach. »Nun ja . . .«Er hatte die Augenbrauen hochgezogen und schien halb überrascht, halb amüsiert. »Es scheint, als würde die Jugend zusammenhalten.« Er wandte sich an Celia: »Ich hoffe, es stört Sie nicht.«

»Nein. Vielleicht hilft es uns sogar weiter.«

Bei Durchsicht der Akten von Bray & Commonwealth hatte Celia den Eindruck gewonnen, daß die Werbung bisher von allzu großer Vorsicht geprägt war. Sie beabsichtigte, dies zu ändern.

»Zuerst möchte ich über Healthotherm sprechen«, sagte Celia und schickte im stillen eine Gruß zu Andrew hinüber. »Ich glaube, daß die neuen ebenso wie die alten Anzeigen von völlig falschen Voraussetzungen ausgehen. Unsere Werbung der letzten Jahre - ich habe das nachgeprüft - zeigt ausschließlich lächelnde Kinder, die sich besser fühlen, glücklicher sind, weil sie mit Healthotherm eingerieben wurden.«

»Aber so ist es doch auch, oder etwa nicht?« warf Dexter Wilson ein. Kenneth Orr, der Celias Gesicht genau beobachtet hatte, bedeutete seinem Kollegen jedoch zu schweigen.

»Ja, so ist es«, erwiderte Celia. »Aber es sind nicht die Kinder, die in den Laden gehen und Healthotherm kaufen. Es sind ihre Mütter, die gute Mütter sein wollen, die etwas tun wollen, damit ihre kranken Kinder sich wohler fühlen. Trotzdem ist auf unseren Anzeigen die Mutter entweder überhaupt nicht oder nur im Hintergrund zu sehen. Was ich mir vorstelle, das ist eine glückliche Mutter, groß und im Vordergrund, eine erleichterte Mutter, die etwas getan hat, als ihr Kind krank war, und die sich jetzt über die Besserung freut. Das sollten wir in unserer Werbung in den Zeitungen und im Fernsehen hervorheben.«

Alle, die um den Tisch saßen, nickten. Celia überlegte, ob sie Andrews Bemerkung hinzufügen sollte: »Vielleicht ist das der springende Punkt, um den es beiHealthotherm geht. Es ist gar nicht für die Kinder; in Wirklichkeit ist es für ihre Mütter.« Sie beschloß, es für sich zu behalten, ebenso wie Andrews Beschreibung von Heal-thotherm: dieses alte ölige Zeug, das, wie er behauptete, weder Schaden anrichtete noch irgend etwas Gutes bewirkte.

»Das ist interessant. Sehr interessant«, sagte Kenneth Orr langsam.

»Es ist mehr als interessant«, warf Bill Ingram ein. »Es ist verdammt gut. Finden Sie nicht auch, Howard?« Die Frage galt Bla-den, so daß Celia jetzt auch seinen Vornamen erfuhr.

Der junge Werbemann nickte eifrig. »Unbedingt. Irgendwo müssen wir auch ein Kind zeigen - vielleicht im Hintergrund. Aber die Mama ganz vorne, und keine zu ordentliche Mama. Vielleicht eine mit zerrauften Haaren und verrutschtem Kleid. Als hätte sie gerade schwer gearbeitet, geschwitzt, sich Sorgen gemacht - am Krankenbett ihres Kindes.«

»Ja, man müßte sie richtig echt bringen«, stimmte Ingram zu.

»Aber auch glücklich«, sagte Bladen. »Sie ist erleichtert, macht sich keine Sorgen mehr, weil sie weiß, daß es ihrem Kind gutgeht - und zwar dank Healthotherm. Mrs. Jordan hat den Finger genau auf die richtige Stelle gelegt.«

»Die Einzelheiten können wir noch ausarbeiten«, bemerkte Orr. Er lächelte Celia an. »Mrs. Jordan, offensichtlich sind alle der Meinung, daß Sie einen vielversprechenden Vorschlag gemacht haben.«

»Und noch etwas, Mrs. Jordan«, sagte Bill Ingram. »Das Präparat sollte in unseren Labors ein bißchen verändert werden. Dann könnten wir es >das neue Healthotherm< nennen.«

Dexter Wilson nickte. »So was macht sich immer gut.«

»Das neue Healthotherm.« Teddy Upshaw sprach die Worte aus, als kostete er sie, dann bestätigte er: »Ja! Das wird für unser Verkaufsteam gut sein. Das gibt den Leuten eine neue Perspektive.«

Grant Carvill, der Marketingchef von Bray & Commonwealth, beugte sich vor. Auf Celia machte er den Eindruck, als fürchtete er, der Entscheidungsprozeß könne an ihm vorbeigehen, wenn er nicht auch etwas sagte.

»Das Präparat zu ändern dürfte nicht weiter schwierig sein«, bestätigte Carvill. »Das besorgen die Chemiker, indem sie irgendeinen Bestandteil verändern. Eine Kleinigkeit nur, nichts Wesentliches, vielleicht ein anderer Duftstoff oder so.«

»Großartig!« sagte Bladen. »Jetzt kommt die Sache ins Rollen.«

Einen Augenblick fragte sich Celia, ob das alles Wirklichkeit war und wie sie noch vor kurzem darüber gedacht haben würde. Nun ja, beruhigte sie sich, in jedem Fall hatte sie Sam Hawthor-nes Rat angenommen und das kritische Denken abgelegt. Wie lange würde sie das noch tun müssen? Wenn Teddy Upshaw recht hatte und sie vom Geschäft mit den rezeptfreien Produkten wieder abberufen wurde, war es vielleicht nur für ein Jahr. Celia sah, daß Sam lächelte, und fragte sich, worüber.

Ihre Gedanken kehrten zu ihren momentanen Pflichten zurück. Celia beobachtete die beiden jungen Männer - Howard Bla-den und Bill Ingram - und wußte instinktiv, mit wem sie in Zukunft eng zusammenarbeiten würde, sowohl bei Bray & Commonwealth als auch bei der Quadrille-Brown-Werbeagentur.

Selbst in ihren optimistischsten Augenblicken hätte Celia nicht erwartet, daß ihr Verkaufsprogramm für das neue Healthotherm - »die glückliche Mama«, wie es innerhalb der Firma genannt wurde - derart erstaunliche Ergebnisse erzielen würde. »Celia, Baby, das ist ja reinste Zauberei«, hatte Teddy Upshaw während einer Besprechung in ihrem Büro erklärt. »Daß Sie Klasse sind, habe ich ja schon immer gewußt, aber nicht, daß Sie sich als eiskaltes Genie entpuppen würden.«

Einen Monat nach dem Start der Werbekampagne in Presse, Rundfunk und Fernsehen war der Verkauf von Healthotherm um das Sechsfache gestiegen. Mehr noch - in der vierten Woche machte eine Flut von Großhandelsaufträgen deutlich, daß dies nur der Anfang war. Und tatsächlich hatten sich nach einem weiteren Monat die Verkaufszahlen nochmals verdoppelt, und es sah aus, als würden sie weiter steigen.

Celias Erfolg mit dem neuen Healthotherm wurde in der Zentrale von Felding-Roth aufmerksam beobachtet, und es wurden daraufhin in den letzten Monaten des Jahres 1964 Pläne entwik-kelt, auch andere Bray & Commonwealth-Produkte neu zu beleben; die Zustimmung für den notwendigen Kostenaufwand erfolgte automatisch. Sam Hawthorne erklärte: »Wir möchten zwar weiterhin gern wissen, was sich bei Ihnen tut, Celia - schließlich können auch wir noch etwas dazulernen -, aber ansonsten können Sie tun und lassen, was Sie für richtig halten. Sie haben völlig freie Hand.«

Celia konzentrierte sich darauf, bereits vorhandenen Produkten ein neues Image zu verschaffen.

Eines der Produkte war seit langem als B&C-Shampoo eingeführt. Auf Celias Vorschlag hin wurde der alte Name in kleinen Buchstaben zwar beibehalten, aber ein neuer in Großbuchstaben hinzugefügt - ZUM UMARMEN. Und direkt darunter, fast ebenso auffällig, stand der Slogan: So sanft wie Ihr Traummann. Der Slogan setzte sich zur Freude aller, die mit dem Verkauf des Shampoos zu tun hatten, durch und wurde zu einem landesweiten Schlagwort. Fernsehkomiker kolportierten den Satz, und auch in den Zeitungen erschienen Parodien darauf - unter anderem im Leitartikel des Wall StreetJournal, der einen Steuerplan des Weißen Hauses kritisierte und überschrieben war:

Keine sanfte Umarmung ihres Traumpräsidenten.

Dies und vieles mehr brachte dem Shampoo unerwartete Publicity, und der Umsatz stieg und stieg.

Wieder war es die Quadrille-Brown-Agentur, die die Werbekampagne für ZUM UMARMEN entwickelte, diesmal unter der Regie von Howard Bladen, der vom Assistenten zum leitenden Angestellten befördert worden war. Der junge Bladen, der schon bei dem neuen Healthotherm eine Rolle gespielt hatte, hatte den Platz des ernsten, besorgten Dexter Wilson eingenommen, der einfach verschwand, ohne daß Celia erfuhr, ob er die Agentur verlassen hatte oder auf einen anderen Posten versetzt worden war.