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Folglich kam eine Untersuchung der australischen Regierung, bei der ebenfalls medizinische und wissenschaftliche Experten hinzugezogen wurden, zum selben Ergebnis wie die Gerichte und bestätigte, daß Montayne ein unbedenkliches Medikament sei.

Dr. Maud Stavely, eine notorisch publicitysüchtige Person, besaß keinen weiteren Beweis, um ihre ablehnende Haltung gegenüber Montayne zu stützen. Folglich stellte ihre Kampagne, die von Felding-Roth als Unfung abgetan wurde, kein allzu großes Problem dar.

Bei der Verkaufskonferenz in San Francisco fuhr Celia mit ihrer Rede fort:

»Sie werden vermutlich zuweilen einer gewissen Zurückhaltung begegnen, weil sich einige noch an Thalidomid erinnern, ein Medikament, das vor langer Zeit bei schwangeren Frauen ganz verheerende Nebenwirkungen zeitigte und die Ursache für Mißbildungen bei Kindern war. Ich erwähne das hier, damit wir alle darauf vorbereitet sind.«

Im Saal herrschte aufmerksame Stille.

»Der Unterschied zwischen Montayne und Thalidomid ist unübersehbar. Zunächst muß man bedenken, daß Thalidomid vor etwa zwanzig Jahren entwickelt wurde, zu einer Zeit also, als die pharmazeutische Forschung noch nicht so gründlich und die Sicherheitsvorschriften noch nicht so umfassend waren wie heute.

Und noch etwas, was die meisten nicht wissen: Thalidomid war nie als spezielles Mittel für Schwangere gedacht. Es war ein Sedativum, ein Schlaf- und Beruhigungsmittel.

Und was die Untersuchungen betrifft, die mit Thalidomid durchgeführt wurden, so hat man damals keine Versuche mit Tieren angestellt - jedenfalls nicht auf breiter Basis -, sondern hat es gleich bei Menschen angewandt. Erst nachdem Thalidomid aus dem Handel gezogen worden war, haben Versuche an Tieren gezeigt, daß bei einem Kaninchen der Fötus im Mutterleib die gleichen Mißbildungen aufwies wie beim Menschen. Dadurch war erwiesen, daß die menschlichen Tragödien niemals passiert wären, wenn man das Mittel zuvor an Tieren erprobt hätte.«

Celia machte eine Pause und sah in ihre Notizen. »Mit Mon-tayne aber sind alle erdenklichen Tests durchgeführt worden -sowohl an verschiedenen Tierarten als auch an Menschen, die sich freiwillig dafür zur Verfügung stellten -, und zwar in fünf Ländern mit außerordentlich strenger Arzneimittelüberwachung. Aber das ist noch nicht alles: In den meisten dieser Länder ist Montayne bereits seit gut einem Jahr von Tausenden von Frauen eingenommen worden. Lassen Sie mich Ihnen nur ein Beispiel dafür geben, wie sorgfältig dieses Forschungs- und Testprogramm durchgeführt wurde.«

Celia beschrieb die Entscheidung von Laboratoires Gironde-Chimie, den französischen Entdeckern und Herstellern von Montayne, über ein Jahr lang zusätzliche medizinische Tests durchzuführen, mehr, als das französische Gesetz vorschrieb, nur um ganz sicher zu gehen.

»Wahrscheinlich gibt es kein Medikament, das mit einer derartigen Sorgfalt auf seine Sicherheit hin untersucht worden ist«, fügte sie hinzu.

Nachdem Celia geendet hatte, bekräftigten wissenschaftliche Mitarbeiter ihre Ausführungen und beantworteten Fragen aus den Reihen der Vertreter.

»Wie ist dein Vortrag angekommen?« fragte Andrew sie eine Stunde später in der behaglichen, luxuriösen Suite im Stanford Court. Er hatte sich ein paar Tage freigenommen, um Celia zu begleiten, und auch, um Lisa zu besuchen, die jetzt in Stanford studierte und auf dem Universitätsgelände wohnte.

»Ich glaube, ganz gut.« Celia zog die Schuhe aus, streckte sich erschöpft und legte die Beine aufs Sofa. »In gewisser Hinsicht sind regionale Verkaufskonferenzen wie ein Wandertheater, das bei jeder Vorstellung besser wird.« Sie sah ihren Mann prüfend an. »Ist dir eigentlich klar, daß du mir eben zum ersten Mal eine Frage gestellt hast, die mit Montayne zu tun hat?«

»Tatsächlich?« Andrew heuchelte Erstaunen.

»Das weißt du ganz genau. Und ich würde gern wissen, warum.«

»Vielleicht, weil du mir schon alles erzählt hast, so daß ich keine Fragen mehr habe.«

»Das stimmt nicht«, sagte Celia. »Die Wahrheit ist, daß du noch immer Vorbehalte hast, stimmt's?«

»Hör zu.« Andrew legte die Zeitung beiseite. »Ich bin nicht qualifiziert genug, um ein Urteil über ein Medikament zu fällen, daß ich noch nicht angewendet habe. Du hast einen ganzen Troß Wissenschaftler, hier und in Europa, die viel mehr darüber wissen als ich. Und sie sagen ja zu Montayne. Daher . . .« Er zuckte die Achseln.

»Aber würdest du es deinen Patientinnen verschreiben?«

»Das ist für mich kein Thema. Zum Glück bin ich kein Geburtshelfer oder Gynäkologe.«

»Zum Glück?«

»Das war nur ein Versprecher«, sagte Andrew etwas ungeduldig. »Laß uns über etwas anderes reden.«

»Nein«, sagte Celia gereizt. »Ich möchte darüber reden, weil es für uns beide wichtig ist. Du hast stets gesagt, daß Frauen während einer Schwangerschaft kein Medikament einnehmen sollen. Glaubst du das noch immer?«

»Wenn du mich fragst - ja, das glaube ich noch immer.«

»Wäre es nicht möglich«, sagte Celia, »daß diese Einstellung, die früher vielleicht gestimmt haben mag, inzwischen überholt ist' Schließlich ist es schon ziemlich lange her, seit du studiert und angefangen hast zu praktizieren - zwanzig Jahre -, inzwischen hat sich vieles geändert.« Sie erinnerte sich an etwas, das Sam ihr einmal gesagt hatte. »Hat es früher nicht auch Ärzte gegeben, die dagegen waren, daß schwangere Frauen eine Narkose bekamen?«

Andrew wurde ärgerlich. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich nicht darüber reden möchte.«

»Aber ich will es!« fuhr sie ihn an.

»Verdammt, Celia! Ich habe mit deinem Montayne nichts zu tun, und ich beabsichtige auch nicht, etwas damit zu tun zu haben. Ich habe dir doch bereits gesagt, daß ich nicht genug darüber weiß . . .«

»Aber du hast Einfluß im Krankenhaus.«

»Ich werde diesen Einfluß nicht geltend machen - auf gar keinen Fall für Montayne.«

Sie starrten sich noch immer an, als das Telefon klingelte. Celia erhob sich und griff nach dem Hörer.

»Mrs. Jordan?« fragte eine Frauenstimme.

»Ja.«

»Hier ist Felding-Roth, Boonton. Mr. Hawthorne möchte Sie sprechen.«

Dann war Sam in der Leitung. »Hallo, Celia. Wie läuft es bis jetzt?«

»Sehr gut.« Die positive Stimmung in der sie das Fairmont-Treffen verlassen hatte, kehrte zurück. »Die Präsentation ist glatt gelaufen. Alle sind schon ganz begierig darauf, mit dem Verkauf von Montayne zu beginnen.«

»Großartig!«

»Natürlich kommt immer wieder die Frage: Wann erhalten wir grünes Licht von der FDA?«

Celia konnte spüren, wie Sam zögerte, bevor er sagte: »Es muß noch unter uns bleiben, Celia, aber ich kann Ihnen definitiv sagen, daß wir die Genehmigung der FDA erhalten werden, und zwar sehr bald.«

»Darf ich fragen, woher Sie das so sicher wissen?«

»Nein.«

»Okay.« Wenn Sam ein Geheimnis daraus machen wollte, dann war das sein gutes Recht, obwohl sie eigentlich keinen Grund dafür erkennen konnte. »Ist mit Juliet alles in Ordnung?«

»Und mit meinem zukünftigen Enkelkind?« Sam lachte. »Gott sei Dank, ja.«

Drei Monate zuvor hatten Juliet und Dwight Goodsmith glücklich verkündet, daß Juliet schwanger sei. Das Baby sollte im Januar zur Welt kommen.

»Grüßen Sie Lilian und Juliet von mir«, sagte Celia, »und sagen Sie Juliet, daß sie bei ihrer nächsten Schwangerschaft Montayne nehmen kann.«

»Das werde ich, vielen Dank, Celia.« Sam legte auf.

Während Celia telefonierte, war Andrew ins Bad gegangen, um sich für die fünfunddreißig Meilen lange Fahrt nach Palo Alto fertigzumachen, wo sie mit Lisa und einigen ihrer neuen Freunde aus Stanford zum Essen verabredet waren.