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»Wo ist der Beweis, dass Sie sich wirklich mit den anderen Möglichkeiten befasst haben?«, brüllte Rione im Gegenzug. »Wo sind Ihre Simulationen?«

»In meinem Kopf!«

»Denken Sie ernsthaft, ich würde Ihnen ein solches Argument abkaufen, das niemand außer Ihnen überprüfen kann? Ich soll Ihnen einfach weiterhin vertrauen?«

»Ja! Ich glaube, ich habe mich um einen gewissen Vertrauensvorschuss verdient gemacht!«

»Einen Vertrauensvorschuss? Den habe ich Ihnen von der ersten Minute an gewährt, Captain Geary, nur um es jetzt bitter zu bereuen. Aber Sie können nicht einen handfesten Beweis liefern, der Ihre Vorgehensweise rechtfertigen würde. Nicht einen einzigen! Diese Entscheidung entbehrt jeder vernünftigen Grundlage. Sie sollten Ihren Anspruch auf diesen Kommandoposten rechtfertigen, indem Sie beweisen, dass Sie ein besserer Mann sind als Captain Falco, aber nicht ein noch größerer Idiot als er!«

»Ich habe nie behauptet, der bessere Mann zu sein.«

»Doch, das haben Sie«, warf sie ihm vor. »Sie sprachen davon, dass Ihnen das Leben der Matrosen dieser Flotte wichtig ist. Sie sprachen davon, sie weise und wohlüberlegt zu führen. Sie …« Sie brach mitten im Satz ab und verzog zornig das Gesicht. »Wie konnten Sie mir das antun?«

»Ihnen?« Da war schon wieder eine solche Bemerkung. Geary brachte es fertig, sein Temperament zu zügeln, während er sich fragte, warum Riones Wut ihm so sehr zu schaffen machte. »Ich habe Ihr Vertrauen nicht missbraucht. Und ich habe Sie nie manipuliert. Ich schwöre Ihnen, ich habe diese Entscheidung getroffen, weil ich die Flotte am Leben erhalten und nach Hause bringen möchte.«

»Das glauben Sie tatsächlich?«, fauchte Rione. »So dumm können Sie gar nicht sein, also müssen Sie lügen.«

»Es ist die Wahrheit.« Er zeigte auf das Display, das die Umgebung des Systems darstellte. »Wenn Sie mir nicht glauben, dann führen Sie doch Ihre eigenen Simulationen durch! Dann werden Sie schon sehen, was passieren wird, wenn wir eines der Ziele anfliegen, die wir in Erwägung gezogen haben.«

»Das werde ich machen! Ich werde die Simulationen vornehmen und ein nachprüfbares Ergebnis liefern. Und wenn ich den Beweis habe, dass Sie mit Ihren Schlussfolgerungen völlig falsch liegen, dann werde ich Ihnen diesen Beweis demonstrieren. Vorausgesetzt, dieses Schiff ist dann noch intakt und nicht nur noch ein Wrack, das auf Bergungsteams von den Syndiks wartet.«

Sie stürmte nach draußen, zurück blieb der Nachhall ihrer Wut und Enttäuschung. Er drehte sich zu der projizierten Sternenlandschaft um und schlug wiederholt mit der Faust dagegen. Die Sterne schlugen jedes Mal ein paar Wellen, sonst jedoch tat sich nichts.

Die Allianz-Flotte setzte zum Wendemanöver an. Hunderte von großen und kleinen Schiffen drehten ihren Bug um hundertachtzig Grad und die Antriebseinheiten flammten auf, um die Schiffe auf den neuen Kurs zu bringen. Der führte zurück über die Ebene des Sutrah-Systems und dann hinunter zum Sprungpunkt, durch den die Flotte vor nicht allzu langer Zeit gekommen war.

Geary war zufrieden über das reibungslos ausgeführte Manöver, auch wenn er wusste, dass es mittels automatischer Steuerung durchgeführt worden war. Gleichzeitig behielt er die leichten Kriegsschiffe der Syndiks im Auge, die sich nach wie vor in den Randbereichen des Systems aufhielten. Die nächstliegenden waren fast zwei Lichtstunden entfernt, und so lange würde es auch dauern, bis ihnen auffallen konnte, dass die Flotte eine Kursänderung vorgenommen hatte. Danach würden sie aber noch weiter abwarten, um herauszufinden, wohin sich die Schiffe bewegten. Erst wenn sie Gewissheit hatten, dass die Flotte das System durch den Sprungpunkt verließ, durch den sie gekommen war, würden sie zur Tat schreiten können.

Sie haben da ein Schiff, dort ein weiteres, und dahinten sind noch drei. Sie können nicht allen drei möglichen Zielsternen eine Nachricht zukommen lassen, ohne zu jedem von ihnen ein Schiff zu schicken. Sie können eine Warnung an alle senden, dass wir uns anscheinend zurückziehen, oder sie können Alarm schlagen, wenn wir tatsächlich den Sprungpunkt benutzen, um das System zu verlassen. Beides geht allerdings nicht, also müssen sie abwarten, bis sie wissen, dass wir weg sind. Das gibt uns mehr Zeit, und die Syndiks haben mit mehr Unwägbarkeiten zu kämpfen. Es wird ihnen auch eine Lektion sein, dass sie nur so viele Schiffe auf uns ansetzen, um uns »effizient« zu überwachen, anstatt genug Schiffe abzustellen, um auf das Unerwartete gefasst zu sein.

Natürlich wollte er nicht, dass die Syndiks aus ihren Erfahrungen mit ihm etwas lernten. Sie hatten schon genug dazugelernt, um im Sutrah-System einige unangenehme Überraschungen versteckt zu haben, und Geary konnte nur hoffen, dass es bei Strabo nicht genauso aussah.

Vier

Noch sieben Stunden bis zum Sprung nach Strabo. Geary ordnete die Formation, um sie auf den Sprung vorzubereiten. Wenn sie Strabo erreichten, würden die Schiffe genauso angeordnet sein wie zu Beginn des Sprungs, und er wollte versuchen, alles so zu arrangieren, dass nicht wieder jemand eigenmächtig zu einer wilden Verfolgungsjagd ansetzen konnte. Bei der großen Zahl von Schiffskommandanten konnte Geary nicht wissen, wie jeder einzelne von ihnen in einer bestimmten Situation reagieren würde, also holte er diejenigen Schiffe in die vorderste Reihe, von deren Befehlshabern er glaubte, ihnen vertrauen zu können. Bedauerlicherweise gab es von der Sorte Commander nicht so viele, wie ihm lieb gewesen wäre. Er betrachtete die aktuelle Formation und wunderte sich, warum so viele Shuttles unterwegs waren.

Er sah in dem Moment auf, als die Türglocke zu seiner Kabine ertönte. Einen Augenblick später ging die Luke auf und Captain Desjani trat ein. Geary grüßte sie mit einem Lächeln. »Gutes Timing. Ich wollte eben bei Ihnen anfragen, was all diese Shuttles da machen.«

»Da findet ein Austausch statt«, erklärte sie. »Personal. Die befreiten Gefangenen haben alle Untersuchungen und Besprechungen hinter sich. Ihre Kenntnisse und Erfahrungen wurden in die Datenbank eingegeben. Momentan wird ausgetauscht, weil das eine Schiff den einen Spezialisten gebrauchen kann, während ein anderes Schiff einen anderen Experten benötigt. Die Datenbank der Flotte koordiniert automatisch den gesamten Ablauf.«

Verärgerung regte sich bei Geary. Warum hatte ihn niemand davon in Kenntnis gesetzt? Wieso holte niemand seine Erlaubnis ein? Aber dann wurde ihm klar, dass nichts von beidem erforderlich gewesen war. Er musste keine normalen Versetzungen zwischen den Schiffen genehmigen, und er hatte auch gar keine Zeit, um sich um solche Dinge zu kümmern. Die Schiffe konnten das mithilfe der Datenbank problemlos unter sich regeln, ohne dass Geary sich einmischen musste. »Ich nehme an, wenn es ein Problem gegeben hätte, wäre ich wohl informiert worden.«

»Natürlich, Sir.« Desjani hielt inne und machte einen ungewöhnlich verlegenen Eindruck. »Darf ich Sie um einen persönlichen Rat bitten?«

»Einen persönlichen Rat?« Eine private Angelegenheit, zu der sie seine Meinung hören wollte? »Selbstverständlich. Nehmen Sie Platz.«

Wie zuvor setzte Desjani sich auch jetzt stocksteif hin, einen Moment lang kaute sie auf ihrer Unterlippe. »Sir, Sie haben doch Lieutenant Riva kennengelernt, als er an Bord kam.«

Geary erinnerte sich an den befreiten Gefangenen auf dem Hangardeck. »Ja, Ihr alter Bekannter.«

»Lieutenant Riva war … mehr als nur ein Bekannter, Sir.«

»Oh.« Dann fiel ihm etwas an ihrer Wortwahl auf. »War?«