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Desjani atmete tief durch. »Wir waren mal zusammen, mal nicht, Sir. Aber wir haben uns nie richtig getrennt. Und jetzt … nun, jetzt ist er hier, aber er hat einen deutlich niedrigeren Dienstgrad als ich.«

»Das kann problematisch werden«, stimmte Geary ihr zu und dachte an die Flottenvorschriften und an den Eindruck insgesamt, den ein solches Verhältnis hervorrufen konnte. »Aber wenn er Ihr Ex-Freund ist, dann werden Sie beide damit doch professionell umgehen können.«

»Er ist nicht …« Desjani errötete ein wenig. »Als ich Lieutenant Riva wiedersah, war das eine sehr emotionale Erfahrung. Wie emotional, ist mir erst jetzt bewusst geworden.«

»Oh.« Fällt dir eigentlich nichts Besseres als ›Oh‹ ein? »Er könnte also wieder Ihr Freund sein?«

»Ja, Sir. Die Gefühle sind auf jeden Fall da. Zumindest von meiner Seite. Nach unseren kurzen Unterhaltungen zu urteilen, scheint Cas…, Lieutenant Riva genauso zu empfinden.« Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Aber solange er auf meinem Schiff ist, darf da nichts passieren. Es wird schon wegen des Dienstgrads schwierig werden, doch wenn er meinem Kommando unterstellt wird, dann ist das ganz und gar unmöglich.«

Endlich wurde ihm das ganze Ausmaß ihrer Misere klar. »Aber nachdem er lebend aufgefunden wurde, möchten Sie eigentlich auch nicht, dass er auf ein anderes Schiff versetzt wird.«

»Richtig, Sir.«

Das war tatsächlich eine Zwickmühle, die Art von Dilemma, bei dem sich jeder vorgesetzte Offizier wünschte, er könnte die Angelegenheit auf einen anderen abwälzen. Aber die Regelung solcher Dinge — oder zumindest der Versuch einer Regelung — fiel in seine Zuständigkeit, und zu allem Überfluss hatte er auf diesem Gebiet selbst Erfahrungen gemacht. »Okay, wenn Sie meinen Rat hören wollen, dann sage ich dazu Folgendes: Wenn Lieutenant Riva auf diesem Schiff bleibt, dann dürfen Sie keine private Beziehung zu ihm unterhalten. Das gilt auch für den Fall, dass wir einen Job für ihn finden, bei dem er mir unterstellt ist. Ihm würde das so wenig behagen wie Ihnen. Und wenn ich Sie richtig einschätze, Tanya, dann ist alles, was dienstlich unangemessen ist, für Sie ohnehin undenkbar.«

Sie nickte stumm.

»Ich finde, er sollte auf ein anderes Schiff wechseln«, riet Geary ihr. »Suchen Sie ihm einen Commander, von dem Sie eine gute Meinung haben. Während wir im Normalraum unterwegs sind, haben Sie genug Gelegenheit, ungestört mit ihm Verbindung aufzunehmen, und gleichzeitig bleiben Sie auf Distanz zu ihm, sodass nichts passieren kann. Außerdem können Sie beide in Ruhe die Veränderungen verarbeiten, die seit Ihrer letzten Begegnung eingetreten sind.«

Desjani sah ihn entgeistert an. »Und wenn das andere Schiff im Gefecht zerstört wird? Das Schiff, auf das ich ihn geschickt habe?«

Er fragte sich, ob es wohl irgendein Argument gab, das er noch nicht gehört hatte. »Warum waren Sie und Riva bei Quintarra nicht auf dem gleichen Schiff?«

»Wir … wir brauchten eine Auszeit.« Sie schob den Unterkiefer vor. »Ich brauchte eine Auszeit. Und dann galt Rivas Schiff auf einmal als zerstört.«

Geary seufzte und stellte sich vor, welche Schuldgefühle Tanya Desjani seit der Schlacht von Quintarra mit sich herumtrug. »Es will natürlich niemand, dass sich so etwas wiederholt. Hören Sie, Tanya, ich kann nur sagen, ich versuche mein Bestes, keine weiteren Schiffe zu verlieren. Entscheiden Sie sich für einen guten Captain, jemanden wie Duellos, Tulev oder Cresida. Jemanden, von dem Sie wissen, dass er besonnen kämpft. Bitten Sie ihn darum, Riva als persönlichen Gefallen zu übernehmen. Wenn Ihnen das unangenehm ist, dann werde ich das für Sie übernehmen.«

»Danke, Sir.«

»Und ich möchte, dass Sie Lieutenant Riva reinen Wein einschenken, warum er dieses Schiff verlässt«, ordnete Geary an. »Nicht, weil Sie mehr Zeit zum Nachdenken brauchen oder weil Sie ihn loswerden wollen. Lassen Sie Riva nicht im Unklaren, denn wenn einem von Ihnen etwas zustößt, dann wird er niemals erfahren, was Sie wirklich für ihn empfinden.«

»Ja, Sir.« Sie sah ihn eindringlich an, bis sich Geary zu fragen begann, wie viel er von seiner eigenen Vergangenheit preisgegeben hatte. »Es tut mir leid, Sir.«

»Das ist schon lange her«, erwiderte er und wich ihrem Blick aus. Die meisten Dinge in seinem Leben waren schon lange her. »Ich hoffe, Sie und Lieutenant Riva bekommen das zum Guten gelöst.«

Nachdem Desjani gegangen war, saß er eine Weile da und wurde von den Erinnerungen an eine Frau verfolgt, die seit langer Zeit tot war. Er fragte sich, warum er sich wünschte, Victoria Rione könnte jetzt hier sein, damit er mit ihr darüber reden konnte. Aber Victoria Rione war der Überzeugung, dass Geary der schlimmsten Versuchung erlegen war, und redete nicht mehr mit ihm. Nachdem sie damit ausfiel, musste Geary einmal mehr einsehen, dass seine letzten Freunde schon vor vielen, vielen Jahren gestorben waren.

Geary betrat die Brücke der Dauntless und wunderte sich über Desjanis wütende Miene, die aber offenbar nicht ihm galt. Ihre Wachhabenden schauten drein, als hätten sie alle mit der mündlichen Version der neunschwänzigen Katze Bekanntschaft gemacht. »Was ist los?«

»Captain Falco ist nicht mehr an Bord«, berichtete sie. »Er hat ohne mein Wissen das Schiff mit einem der Shuttles verlassen.«

Er sah zu den Wachhabenden. »Wir nahmen an, Captain Falco sei dazu autorisiert«, erklärte einer von ihnen und sah nervös zwischen Geary und Desjani hin und her.

Kopfschüttelnd setzte Geary sich hin. Er hätte wissen müssen, dass Falco in der Lage war, Junioroffiziere zu allem zu überreden, was er wollte. »Wo ist er hin?«

»Auf die Warrior, Sir.«

»Die Warrior?« Er hätte auf Numos’ Schiff Orion oder auf Faresas Majestic getippt. »Wer befehligt die Warrior?«, murmelte er vor sich hin, während er die Tasten seines Displays bediente.

Captain Kerestes. Die Dienstakte stand auf Tastendruck zur Verfügung, Geary überflog sie. Ja, natürlich. Kerestes hatte den Krieg viel länger überlebt als die meisten anderen Offiziere, sogar so lange, dass er tatsächlich unter Falco gedient hatte, und zwar bei der von Duellos erwähnten Schlacht. Auch noch auf dem gleichen Schiff! Die aufgeblasenen Berichte über Kerestes’ Verhalten im Gefecht sagten wenig über den Mann aus, doch die Tatsache, dass Geary bislang weder Kerestes noch dessen Schiff Warrior ein Begriff waren, konnte fast nur eines bedeuten: Kerestes war alles andere als ein dynamischer, energischer Befehlshaber.

Geary öffnete einen privaten Kanal und rief Duellos auf der Courageous: »Was können Sie mir über Captain Kerestes erzählen? Sie und er waren bei Batana auf demselben Schiff.«

Die Anfrage schien Duellos zu überraschen. »Sagen Sie nicht, dass er tatsächlich irgendetwas Erwähnenswertes getan hat.«

»Captain Falco hat es geschafft, auf die Warrior zu kommen. Ich frage mich, warum er ausgerechnet dieses Schiff ausgewählt hat.«

»Weil Captain Kerestes weder Initiative noch Intellekt besitzt, dafür aber gehorsam bis zum Äußersten ist. Er wird alles tun, was Falco ihm sagt.«

Geary nickte und verkniff sich ein Lächeln. Nur zu, Captain Duellos. Erzählen Sie mir, was Sie wirklich von dem Mann halten. »Dann stellt Kerestes kein Problem dar?«

»Machen Sie sich seinetwegen keine Gedanken«, riet Duellos ihm. »Inzwischen ist Captain Falco in jeder Hinsicht der Kommandant der Warrior

»Danke.« Gleich nach dem Gespräch mit Duellos überprüfte Geary die vorgesehene Flugformation für den Sprung und stellte fest, dass die Warrior sich an einer Flanke befand, um dort leichtere Einheiten zu unterstützen. Jetzt war es zu spät, um das Schiff noch umzudirigieren, damit Falco weniger Spielraum für irgendwelche Spielchen hatte. Ich werde damit leben müssen und darauf hoffen, dass Falco kompromissbereiter ist, als ich es vermute.