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Geary schaute sich um und sah, dass die anderen abermals Cresidas Meinung teilten. »Dann kann es also sein, dass einige Sternensysteme ausgelöscht werden, es kann aber auch sein, dass gar nichts geschieht. Aber welcher Energieausstoß wird als der wahrscheinlichste angesehen?«

Cresida sah zu den anderen Offizieren, während sie redete: »Die meisten Wissenschaftler glauben, dass sich der Energieausstoß unterhalb dem einer Supernova bewegt, aber mehr als nichts beträgt. Bislang hat niemand überzeugend darlegen können, was wirklich geschehen wird.«

»Sie scherzen, oder?«

»Nein, Sir.«

»Das ist alles, was die Wissenschaft dazu sagen kann? Und diese Portale werden errichtet, obwohl man weiß, dass sie ein Loch in den jeweiligen Teil der Galaxis reißen können?«

»Jawohl, Sir.«

»Sie erlauben es einem, sehr schnell zu reisen«, fügte Commander Neeson an.

Geary musterte die Darstellung des Hypernet-Portals von Sancere und fragte sich, wie viele Katastrophen auf den Wunsch der Menschheit zurückzuführen waren, um noch schneller als zuvor reisen zu können. Ich möchte wissen, ob nichtmenschliche Intelligenzen in irgendeiner Form mit diesem schrecklichen Krieg zu tun haben, den wir seit hundert Jahren führen. Allerdings sollte mir inzwischen klar sein, dass wir keine nichtmenschlichen Intelligenzen brauchen, um Dummheiten zu begehen.

Augenblick mal! Da stimmt doch was nicht! »Wieso wissen wir nicht mehr darüber? Wir haben das Hypernet-System entworfen und gebaut. Wie kann es dann sein, dass wir zu wichtigen Eigenschaften so wenig sagen können?«

Wieder tauschten Commander Cresida und die anderen Befehlshaber Blicke aus. »Das kann ich Ihnen nicht so genau beantworten, Captain Geary. Der praktische Durchbruch bei der Konstruktion des Hypernets ging den Theorien voraus, die seine Existenz erklären. An vielen Aspekten der Theorie wird immer noch geforscht. Aber das ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Die Leute finden oft einen Weg, dass etwas funktioniert, ehe sie verstehen, wie das überhaupt möglich sein kann.«

»Wir und die Syndiks? Wir haben beide gleichzeitig diesen praktischen Durchbruch geschafft?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Die Syndiks haben uns das Wissen gestohlen, Sir. Davon gehen wir aus, allerdings habe ich für diese Sicherheitsstufe keine Freigabe, darum kann ich das nicht mit Gewissheit sagen.«

Oder wir haben es ihnen gestohlen. »Fazit ist: Sie glauben, dass die Syndiks es nicht wagen werden, das Portal zu zerstören?«

»Ähm … nein, Sir. Das wissen wir nicht. Sie könnten entschieden haben, dass das Risiko vertretbar ist.«

Geary versuchte, sich seine Gefühle nicht ansehen zu lassen. Das wissen wir nicht. Was ist, wenn die extreme Einschätzung zutrifft, und die Syndiks setzen eine Zerstörung in Gang, der nicht nur diese Flotte und das Sancere-System zum Opfer fallen, sondern auch noch etliche Systeme ringsum? Allein das Auftauchen dieser Flotte bei Sancere könnte die Syndiks dazu veranlassen, das Portal zu vernichten, sobald sie uns entdecken. Aber ich kann es mir nicht leisten, auf den Flug nach Sancere und auf den Angriff zu verzichten. Die Flotte braucht dringend Vorräte. Es gibt keine Alternative. Ich kann nur darauf hoffen, dass der Energieausstoß des Portals schwach genug ausfällt, sodass die Sternensysteme und meine Schiffe unversehrt bleiben.

Oh, verdammt, ich weiß, was sie vorhaben!

»Wir müssen davon ausgehen, dass die Syndiks abwarten, bis wir uns dem Portal genähert haben, um es dann zu zerstören«, ließ Geary die anderen wissen, die ihn anstarrten. »Sie werden hoffen, dass die Explosion stark genug ist, um unsere Flotte auszulöschen, aber schwach genug, dass Sancere verschont bleibt.«

Cresida nickte zustimmend. »Und wenn Sancere doch dabei untergeht, dann ist das in deren Augen eben ein Kollateralschaden.«

»Aber was sollen wir stattdessen machen?«, warf Neeson ein. »Wir können das Portal doch nicht ignorieren.«

»Ich werde mir etwas überlegen«, versprach Geary. Das hoffe ich jedenfalls. »Wenn dieses Ablenkungsmanöver erfolgreich ist, können wir die Syndiks daran hindern, dass sich deren Streitkräfte dort befinden, wo sie dem Portal Schaden zuzufügen in der Lage sind. Wie es aussieht, sind wir einer Meinung, was die Vorgehensweise der Eingreiftruppe Furious angeht. Sie lösen sich aus der Formation, attackieren die Syndik-Verteidigung und steuern dann scheinbar auf eine wichtige Anlage zu, ändern aber den Kurs, sobald die Syndiks versuchen, Sie abzufangen.« Er machte eine kurze Pause. »Abhängig von der Situation, die sich daraus ergibt, werde ich Ihnen die weiteren Befehle übermitteln. Wichtig ist mir, dass Sie auf keinen Fall auf eigene Faust mitten in die Syndik-Verteidigungslinie fliegen. Ziehen Sie sich gleich wieder zurück, damit ich Sie in Übereinstimmung mit dem Rest der Flotte einsetzen kann.« Alle nickten. »Ich werde dafür sorgen, dass jeder von Ihnen seinen Einsatzbefehl erhält. Vielen Dank. Commander Cresida, Sie warten bitte noch.«

Nachdem die anderen virtuell Anwesenden sich aufgelöst hatten, betrachtete Geary Commander Cresida mit ernster Miene. »Sie werden weit von der Flotte entfernt sein, wenn Sie erst einmal die Syndiks attackiert haben. Sie könnten dabei über eine Lichtstunde weit weg sein. Das bedeutet, wenn Sie in Schwierigkeiten geraten, werde ich das eine Stunde später wissen. Ich vertraue darauf, dass Sie umsichtig kämpfen, Commander. Beschäftigen Sie die Syndiks, sorgen Sie dafür, dass die sich ganz auf Sie konzentrieren, aber lassen Sie sich nicht abschießen. Sind Sie in der Lage, den Rückzug anzutreten, wenn das Ihre beste Alternative ist?«

Einen Moment lang schien Cresida über die Frage nachzudenken, dann nickte sie. »Ja, Sir.«

»Ich möchte, dass Sie leben und kämpfen, aber nicht stolz und tot sind.«

Sie grinste ihn an. »Sir, Sie haben uns gezeigt, dass wir leben und kämpfen und dabei auch noch stolz sein können. Ich versuche immer noch zu verstehen, wie Sie es geschafft haben, dass bei Kaliban alles so perfekt zusammenlief und die Syndiks zerquetscht werden konnten.«

»Bewähren Sie sich bei Sancere«, entgegnete er lächelnd, »dann gebe ich Ihnen persönlich Nachhilfeunterricht.«

»Einverstanden, Sir.« Sie standen beide auf, und Cresida salutierte mustergültig. Offenbar hatte sie geübt. Geary sagte ihr nicht, dass der Flottensalut meistens etwas nachlässiger ausgeführt wurde, während sie mehr wie ein Marine wirkte.

Aber vielleicht hatte sie sich ja von Colonel Carabali darin unterrichten lassen. Geary wusste, dass die Marines sich köstlich amüsierten, wenn sie den Matrosen zusahen, wie die sich damit abmühten, Gearys Gesten nachzuahmen, seit der den Salut wieder einzuführen versuchte.

Nachdem sich Cresida zurückgezogen hatte, setzte er sich hin und betrachtete das Display, wobei sein Blick vor allem auf dem Hypernet-Portal ruhte. Ihm war bislang nicht in den Sinn gekommen, dass von diesen Portalen möglicherweise eine immense Gefahr ausging.

Womöglich stellten sie sogar die verheerendste Waffe dar, die je von Menschenhand gebaut worden war.

Und ihm blieb keine andere Wahl, als den größten Teil seiner Flotte zum Hypernet-Portal von Sancere zu schicken.

Fünf

Der Komm-Alarm klingelte so eindringlich, dass Geary sofort hellwach war. Er drehte sich um und drückte automatisch auf eine Taste, mit der er die eingehende Nachricht annahm. Insgeheim fürchtete er zu hören, dass sich weitere Schiffe von der Flotte abgespalten hatten.

»Captain Geary«, meldete sich eine aufgeregt und zugleich ängstlich klingende Commander Cresida. »Ich habe noch mal überlegt. Ziemlich verwegene Konzepte. Aber mir ist aufgefallen: Wenn die Hypernet-Matrizen auf so viele Trossen verteilt sind, würde eine Matrix vielleicht so reagieren wie ein Netz oder ein Segel. Das würde bedeuten, dass der Kollaps der Matrix davon abhängt, in welcher Form die Trossen gelöst werden.«