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Aus der Ferne betrachtet, konnte ein Krieg ausgesprochen schön aussehen. Da Geary den Krieg aber aus der Nähe erlebt hatte, fiel es ihm nicht schwer, diesen schönen Schein zu durchschauen und stattdessen die zerfetzten Schiffe und ihre verzweifelten Besatzungen zu sehen, die jahrelange Arbeit, die innerhalb von Sekunden durch den Beschuss eines Kriegsschiffs zunichte gemacht wurde. Selbst ein großartiger Sieg war alles andere als ansprechend, wenn man sich an Deck eines der beteiligten Schiffe befand.

Sich ausbreitende Trümmerwolken kennzeichneten die Überreste der Orbitaleinrichtungen, die bereits mit der Gewalt der kinetischen Salven Bekanntschaft gemacht hatten. »Das Licht unseres Bombardements der Syndik-Militärbasis auf dem großen Mond des achten Planeten erreicht uns jetzt«, ließ Desjani ihn wissen.

Geary schaltete die Darstellung um. Die optischen Sensoren der Dauntless lieferten trotz der immensen Entfernungen bemerkenswert klare Bilder. In diesem Fall nahmen ihm jedoch Wolken die Sicht, die sich aus aufgewirbeltem Staub und Trümmerstücken der militärischen Einrichtung zusammensetzten. Die Bilder, die unmittelbar nach dem Einschlag der Projektile und vor dem Aufsteigen der Staubwolken empfangen worden waren, hatten dem Gefechtssystem des Schiffs erlaubt, eine Einschätzung des angerichteten Schadens zu liefern. Alle Angriffswaffen waren zerstört, alle Verteidigungssysteme eliminiert worden; Kommunikations- und Kontrollsysteme waren zertrümmert worden, als tonnenschweres Metall mit einem guten Teil der Lichtgeschwindigkeit einschlug. Was dem Angriff nicht ausweichen konnte, wurde zermalmt. »Das ist kein Krieg, das ist Mord.«

Desjani sah Geary überrascht an.

»Ich weiß«, fuhr er sogleich fort. »Es ist notwendig. Aber die Syndiks in diesen Basen haben keinerlei Überlebenschance, und ich kann mich nicht über die Tatsache freuen, dass diese armen Teufel dem Tod ausgeliefert sind.«

Desjani schien zu überlegen, dann nickte sie. »Sie bevorzugen einen ehrlichen Kampf. Das ist zweifellos ehrbar.«

»Ja.« Das war ein Punkt, in dem er und die modernen Matrosen einer Meinung sein konnten. Geary schaute abermals auf sein Display. Seine leichten Einheiten hatten die Syndik-Schiffe nahe dem Gasriesen ausgelöscht und kehrten in die Formation zurück. Es würden noch Stunden vergehen, bevor die Syndik-Befehlshaber dieses Systems die Allianz-Flotte sehen konnten. So wie unzählige menschliche Militärstreitkräfte vor ihnen musste auch diese Flotte sich dem uralten Ritual unterwerfen, erst in aller Eile zu handeln und dann wieder geduldig warten zu müssen.

Er musterte die Syndik-Flotte, deren um fast sechs Stunden verzögerte Darstellung derzeit kaum etwas zu bedeuten hatte. Wenn die Flotte ihrem Kurs weiter gefolgt war, würde sie sich jetzt dort befinden, wo sie auf dem Display angezeigt wurde. Eine Kursänderung dagegen konnte auch bei einer Geschwindigkeit von 0,1 Licht zu einer deutlich anderen Position führen. Er musste unbedingt darauf achten, dass er diese Flotte mit Vorsicht behandelte. Wenn ich angesichts dieser ersten, leicht errungenen Erfolge zu selbstsicher werde, könnten mich die Syndiks überraschen und uns Verluste zufügen, die in keinem Verhältnis zu ihrer Flottenstärke stehen. Aber sie sind dennoch nicht zahlreich genug, um für uns eine Bedrohung darzustellen. Wenn es Cresida gelingt, mit ihrer Formation die Aufmerksamkeit der Syndiks lange genug auf sich zu lenken, werden deren Kriegsschiffe nicht vor uns das Hypernet-Portal erreichen können. Das sieht sehr gut aus.

Rote Symbole flammten plötzlich in der Nähe des Portals auf, Gearys Blick zuckte hinüber. Weitere gleichartige Symbole folgten, während er versuchte, ihnen allein durch seine Willenskraft Einhalt zu gebieten. Zu früh gefreut. Haben die Syndiks doch durchschaut, was wir vorhatten? Haben sie es von Überlebenden der Schiffe erfahren, die Falco gefolgt waren? Aber sie könnten doch gar nicht genug Zeit gehabt haben, um darauf zu reagieren und Verstärkung herzuschicken.

Nicht zu viele Kriegsschiffe. Keine zu große Streitmacht. Vorfahren, ich bitte euch, lasst es nur eine kleine Flotte sein, mit der wir zurechtkommen können. Wir können dieses System nicht verlassen, ohne zuvor noch Vorräte an Bord zu nehmen.

Sechs

»Sieht nach einem Dutzend Schlachtschiffen und Schlachtkreuzern aus«, stellte Desjani fest, die über die Aussicht auf ein größeres Gefecht erfreut zu sein schien. »Aber nur fünf Schwere Kreuzer, ein Leichter Kreuzer und neun Jäger. Wieso nur eine so spärliche Eskorte?«

Die Antwort darauf wurde deutlich, als die Sensoren der Dauntless auswerteten, was sie an Informationen über die Syndik-Schiffe zusammentragen konnten. »Sie sind im Kampf beschädigt worden«, meldete der Gefechtswachhabende. »Vermutlich wurden sie hergeschickt, um repariert zu werden. Der größte Teil der Eskorten wurde wohl bei der Schlacht zerstört, in deren Verlauf die größeren Schiffe Schäden davontrugen.«

Geary nickte, während seine Gedanken in Richtung Allianz-Territorium drifteten. Waren diese Syndik-Schiffe die Sieger einer Schlacht, in deren Verlauf Captain Falcos Flotte aufgerieben worden war? Oder hatten sie sich mit einer im Allianz-Gebiet verbliebenen Streitmacht angelegt, die dort zurückgeblieben war, als der größte Teil der Schiffe sich ins Heimatsystem der Syndiks begeben hatte? »Wir müssen herausfinden, wo und von wem sie so zugerichtet wurden«, erklärte Geary.

»Das sollten uns Gefangene erklären können«, entgegnete Desjani gut gelaunt. »Nach dem Gefecht können wir ein paar Rettungskapseln der Syndiks an Bord holen.« Sie deutete auf die Darstellung der soeben eingetroffenen Kriegsschiffe. »Wenn sie für Reparaturen herkommen, dann dürften sie nur noch wenig bis gar keine Munition mehr an Bord haben. Keine Raketen, keine Kartätschen.«

»Richtig«, stimmte Geary ihr zu. »Könnten die eines der von uns identifizierten Munitionsdepots erreichen, noch bevor unsere kinetischen Bomben dort einschlagen?«

Desjani begann zu rechnen. »Vielleicht ja. Wenn sie mit voller Fahrt die entlegensten Depots ansteuern, sobald sie uns entdeckt haben. Aber ihnen wird nur wenig Zeit bleiben, und es wird schwer werden für sie, die Depots wieder zu verlassen, bevor unsere Projektile ihre Ziele erreichen.«

»Und damit würden sie für uns den Weg zum Hypernet-Portal frei machen«, folgerte Geary. »Ich hoffe, sie versuchen, eines der Lager zu erreichen.« Er rechnete die gesamte Flottenstärke der Syndiks im System zusammen. Sechzehn Schlachtschiffe und ein Dutzend Schlachtkreuzer, dreizehn Schwere Kreuzer, ein Leichter Kreuzer, dazu genau zwanzig Jäger. Eine schlagkräftige Truppe, wenn es ihnen gelang, sich zusammenzuschließen und gemeinsam gegen die Allianz-Flotte zu kämpfen. Zumindest in der Theorie war die Truppe schlagkräftig. Die Syndik-Flotte, die sie gleich beim Eintreffen in diesem System entdeckt hatten, verfügte womöglich über eine unvollständige Bewaffnung, und die Crews waren vermutlich unerfahren. Die neu eingetroffene Streitmacht konnte höchstwahrscheinlich wesentlich erfahrenere Crews vorweisen, hatten sie doch schon eine Schlacht mitgemacht und Verluste und Schäden erlitten. Aber diese Schiffe waren beschädigt worden, und es war fast sicher, dass sie nur noch über wenige oder sogar überhaupt keine Munition mehr verfügten. Und selbst zu einer Flotte vereint, wurden die größeren Schiffe von einer viel zu schwachen Eskorte begleitet.