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Desjani schüttelte den Kopf. »Die müssen in nächster Zeit Fahrt aufnehmen. Wenn sie dort verharren und auf uns warten, ist das glatter Selbstmord.«

»Und trotzdem hat man ihnen genau das befohlen. So wie die andere Formation alles unternehmen soll, um nicht noch weitere Schiffe zu verlieren.« Geary hantierte mit dem Display und veränderte die Perspektive, um die Syndik-Formation von verschiedenen Seiten aus zu betrachten. »Wie sieht die neueste Einschätzung der Schäden an den Schiffen der Streitmacht Bravo aus?«

»Beschädigt sind sie alle, aber zwei Schlachtschiffe und drei Schlachtkreuzer haben so massive Schäden davongetragen, dass sie vermutlich nur minimal gefechtstauglich sind«, antwortete Desjani.

Geary markierte die am schwersten beschädigten Syndik-Schiffe. Alle fünf befanden sich in der Mitte der Formation, die sich ihrerseits vor dem Hypernet-Portal aufgestellt hatte. »Die Standardtaktik ist bislang gewesen, auf den Gegner loszustürmen. Das habe ich doch richtig verstanden, oder?«

Desjani nickte.

»Warum bringen sie dann ihre schwächsten Schiffe dort in Position? Warum befehlen sie ihnen nicht, in den freien Raum zu entfliehen? Dort, wo sie jetzt sind, können sie nichts anderes tun, als unsere Treffer einzustecken.«

Captain Desjani musterte nachdenklich das Display. »Ich könnte mir drei Gründe vorstellen. Der erste Grund wäre schlicht und einfach Dummheit; falls ihre Commander unfähig sind. Der zweite wäre der, dass die fünf beschädigten Schiffe als Köder dienen sollen. Und der dritte wäre, dass die leistungsfähigsten Schiffe aus einem bestimmten Grund die Umgrenzung dieser Formation bilden müssen.«

»Von Unfähigkeit möchte ich an diesem Punkt nicht ausgehen. Das könnte uns übermütig werden lassen. Und abgesehen davon: Warum sollten die Syndiks den beiden Formationen keine aufeinander abgestimmten Befehle erteilen? Es ist schließlich nicht so, als würden die Syndik-Führer ihren untergeordneten Kommandanten irgendwelche Entscheidungsfreiheit zugestehen.«

Desjani nickte bestätigend.

Geary spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. »Ich glaube, Ihr zweiter und dritter Grund treffen zu. Man erwartet von uns, dass wir genau auf diese Formation zuhalten, so wie es Allianz-Schiffe üblicherweise machen. Und in der Mitte der Formation warten die schwächsten Gegner darauf, von uns erledigt zu werden. Ein Köder, wie Sie ganz richtig sagten.« Er dachte daran zurück, wie seine Flotte bei Corvus auseinandergebröckelt war, als jedes seiner Schiffe versucht hatte, ein paar hoffnungslos unterlegenen Syndik-Kriegsschiffen den vernichtenden Treffer zuzufügen. Ein Syndik-Commander, der von einem solchen Verhalten ausging, wusste deshalb, wie verlockend die beschädigten Schiffe für einen Allianz-Commander sein mussten. »Und wenn wir nahe genug herangekommen sind, werden diese Einheiten mit der leistungsfähigsten Feuerkraft«, er zeigte auf Schiffe am Rand der Formation, »sich das Portal selbst vornehmen. Die wollen uns zu sich locken und dann das Portal vernichten, weil sie hoffen, dass die entstehende Energieentladung stark genug ausfällt, um vielen unserer Schiffe schwere Schäden zuzufügen.«

Einen Moment lang herrschte Schweigen, während Desjani über seine Mutmaßung nachdachte. Dann schlug sie mit einer Faust auf die Armlehne ihres Kommandosessels. »Ich glaube, Sie haben recht, Sir. Wenn ein großer Teil der Schiffe unserer Hauptflotte durch das Hypernet-Portal außer Gefecht gesetzt wird, dann verschiebt sich das Kräfteverhältnis im System, und die Eingreiftruppe Furious könnte auf einmal als die einzige organisierte Streitmacht der Allianz bei Sancere dastehen.«

Geary überprüfte einige Statistiken. »Und trotz des Schadens, den die Eingreiftruppe der Syndik-Streitmacht Alpha zugefügt hat, ist diese Flotte immer noch überlegen. Darum versuchen sie, weitere Verluste zu vermeiden. Wenn ihr Plan am Portal funktioniert, sind sie die überlegene Macht im System.«

»Wenn die Energieentladung beim Versagen des Portals so groß ist, dass wir davon in Mitleidenschaft gezogen werden«, gab Desjani zu bedenken, »dann bleiben die Syndik-Schiffe aber nicht verschont.«

»Richtig.« Aber was waren schon ein paar Kriegsschiffe, davon die Hälfte schwer beschädigt, gegen eine vier- oder fünfmal so große Flotte aus Allianz-Schiffen? Für die Erbsenzählermentalität der Syndiks war das vermutlich ein sehr gutes Geschäft, vor allem weil die Überreste der Allianz-Flotte danach bestimmt die Flucht ergreifen würden, sodass etliche industrielle und militärische Einrichtungen verschont blieben. »Ich frage mich, ob die Besatzungen dieser Schiffe das wissen.«

»Das möchte ich bezweifeln.«

»Ich ebenfalls.« Geary spielte mit den Kontrollen, dann drückte er entschieden eine Taste. »An die Kriegsschiffe der Syndikatwelten am Hypernet-Portal des Sancere-Systems, hier spricht Captain Geary, Befehlshaber der Allianz-Flotte im Sancere-System. Seien Sie gewarnt, dass die Energieentladung als Folge einer Zerstörung des Hypernet-Portals sehr wahrscheinlich alle Schiffe zerstören wird, die sich zu dem Zeitpunkt in der Nähe aufhalten.« Er hielt inne und überlegte, ob er erwähnen sollte, welche verheerenden Folgen eine Zerstörung des Portals vermutlich noch nach sich ziehen würde. Doch er entschied sich dagegen. Wenn die Syndik-Führer nicht längst von selbst dahintergekommen waren, wollte Geary nicht derjenige sein, der sie auch noch auf diesen Gedanken brachte. »Sie haben keine Chance, das zu überstehen. Ihre Schiffe sind schon jetzt zu schwer beschädigt. Eine Kapitulation ist nichts Unehrenhaftes. Sie haben mein Wort, dass jeder von Ihnen, der sich ergibt, dem Kriegsrecht entsprechend behandelt wird.«

»Ich hoffe, Sie rechnen nicht ernsthaft damit, dass einer von denen kapitulieren wird«, meldete sich Co-Präsidentin Rione wieder zu Wort.

»Nein«, antwortete er ohne Umschweife. »Aber die Chance besteht trotzdem, und es würde uns das Leben um einiges leichter machen, sollten sie doch kapitulieren.«

»Glauben Sie bloß nicht, die Besatzungen dieser Schiffe könnten über ihr Schicksal selbst bestimmen«, redete Rione weiter.

Er sah Desjani fragend an, doch die schien auch nicht zu wissen, was die Co-Präsidentin damit meinte. »Was wollen Sie damit sagen?«

»Damit will ich sagen«, erklärte Rione finster, »dass unserer Ansicht nach die Syndik-Schiffe mit einem ferngesteuerten Widerruf ausgestattet sind, die es einem CEO ermöglichen, die Besatzung zu übergehen und gegen deren Willen die Gefechts- und Manöversysteme eines Schiffs zu bedienen.«

»Mir sind Gerüchte in dieser Richtung zu Ohren gekommen«, sagte Desjani, »aber nichts Offizielles.«

Rione nickte ihr zu. »Dann betrachten Sie das hier als offizielle Bestätigung. Wir wissen es nicht mit absoluter Gewissheit, aber es gibt streng vertrauliche Beweise, die diese Vermutung stützen. Es ist eine Art letzte Option für einen Syndik-CEO, die aber nur selten zum Einsatz kommt. Würde davon öfter Gebrauch gemacht, könnten wir das Signal feststellen und analysieren, um dann den gleichen Widerruf zu unserem Vorteil einzusetzen.«

Geary spürte, dass sich bei ihm ein Kopfschmerz regte, aber er versuchte ihn zu verdrängen, indem er die Finger gegen die Stirn drückte. »Unglaublich.« Also gut. Nehmen wir an, das stimmt, und man will diese Besatzungen bewusst opfern, nur um uns in eine Falle zu locken. Und selbst wenn sie etwas dagegen zu unternehmen versuchen, können sie es trotzdem nicht verhindern. Das heißt, sie können es nicht verhindern, wenn ihre Schiffe auf die Trossen des Portals feuern. Aber dieser Widerruf kann nicht flexibel sein, wenn er Schiffen exakt sagt, was sie zu tun haben. »Wenn wir wissen, was die Syndiks wahrscheinlich vorhaben, dann können wir auch vorhersagen, welche Befehle diese Schiffe ausführen werden.«

»Und das heißt, wir werden wissen, wo sie sich befinden«, ergänzte Desjani.

»Richtig.« Geary aktivierte das Waffeneinsatzsystem und gab die verschiedenen Annahmen ein. Wenn die Syndik-Schiffe, die sich im besten technischen Zustand befanden, den Auftrag hatten, die Portaltrossen zu zerstören, und wenn dieser Plan in Aktion treten sollte, sobald sich die Allianz-Flotte so dicht wie möglich am Portal befand, welche Position würden die Syndiks dann zu welchem Zeitpunkt einnehmen müssen? Das System führte die Berechnungen durch und lieferte nach einer Sekunde die wahrscheinlichsten Positionen der feindlichen Schiffe. »Wir können auf sie zielen. Schicken Sie kinetische Salven auf einen Abfangkurs, die schwer genug sind, um die Schilde zu durchdringen und die Schiffe außer Gefecht zu setzen.«