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Die Sensoren der Dauntless und die der anderen Schiffe in dieser Formation suchten die Planetenoberfläche gründlich ab, doch es schien, als hätten die von der Allianz-Flotte abgefeuerten Geschosse keines der anvisierten Ziele verfehlt. »An alle Einheiten der Formation Delta: Gehen Sie nicht in einen zu niedrigen Orbit um den dritten Planeten. Nehmen Sie außerdem zufällige Kurs- und Geschwindigkeitswechsel vor, solange wir uns in Waffenreichweite dieser Welt befinden.«

Der Befehl wurde noch von den anderen Schiffen bestätigt, da bahnten sich leistungsfähige Partikelstrahlen ihren Weg durch die Atmosphäre der dritten Welt, die auf die Daring zielten. Zum Glück waren die Syndiks übereifrig gewesen und feuerten aus extrem großer Entfernung, weshalb sie den Schlachtkreuzer knapp verfehlten. Geary schlug mit der Faust auf seine Kontrollen. »Daring, vernichten Sie diese Kanonen.«

»Mit Vergnügen, Sir«, erwiderte die Daring. Eine zweite Salve traf die Position, an der sich das Schiff gerade eben noch aufgehalten hatte, und gab der Daring die nötigen Zieldaten für den Gegenschlag. Der Schlachtkreuzer spuckte kinetische Projektile aus, die durch die Atmosphäre rasten. Diesmal konnte Geary die Lichtblitze auf dem Planeten sehen, als die Geschosse die Partikelstrahl-Batterie zerstörten und einen tiefen Krater in den Boden rissen.

Inzwischen variierten alle Schiffe der Formation immer wieder minimal Position und Geschwindigkeit, was bereits genügte, um den Beschuss von der Planetenoberfläche ins Leere laufen zu lassen. Geary versuchte sich zu entspannen, obwohl er wusste, dass sie alle nervös mit weiteren Angriffen rechneten, solange sie sich in der Nähe dieser Welt aufhielten. »Ich hoffe, dass uns nicht mehr als das erwartet«, sagte er zu Desjani.

Kaum hatte er das ausgesprochen, tauchte vor ihm in der Luft ein kleines Fenster auf, das Colonel Carabalis besorgte Miene zeigte. »Unsere Truppen werden in dieser orbitalen Stadt beschossen«, meldete sie.

Das kommt davon, wenn man dummes Zeug redet. Ich habe den Arger nur herausgefordert. »Die orbitale Stadt.« Geary rief die Informationen auf. Die Bevölkerung betrug rund fünfzigtausend Personen, was die Einrichtung nach den allgemein gültigen Maßstäben zu einer Stadt erhob, die über einen erfreulich großen Vorrat an Lebensmitteln verfügte, um nicht nur die Bewohner zu ernähren, sondern auch die Besatzungen von Syndik-Kriegsschiffen, die herkamen, um ihre Bestände aufzufüllen. Die Allianz-Flotte konnte diese Lebensmittel gut gebrauchen, allerdings hatte Geary darauf bestanden, dass genug zurückgelassen wurde, dass keine Hungersnot ausbrach. »Was genau ist da los?«

»Wir haben die meisten Lebensmittellager gesichert, ebenso die umliegenden Bereiche, aber Spezialeinheiten der Syndiks feuern von außerhalb auf uns und benutzen die Zivilbevölkerung als Schutzschild. Sie tauchen aus der Menschenmenge auf, feuern und verschwinden dann gleich wieder.«

Es war klar, dass sich etliche Angehörige des Syndik-Militärs hier aufhalten mussten, und das nicht nur, um das System zu verteidigen. Sie sorgten zweifellos auch für die innere Sicherheit, was nichts anderes bedeutete, als dass sie ihre eigenen Leute überwachten. Mindestens ein Teil dieser Militärs hatte kein Problem damit, den Tod jener Zivilisten in Kauf zu nehmen, die sie eigentlich beschützen sollten. Aber er dachte in diesem Moment wieder wie ein Vertreter der Allianz. Diese Truppen waren in Wahrheit nicht hier, um die Bürger von Sancere zu beschützen, sondern um die Interessen der Syndikatwelten und ihrer Führer zu wahren. Wenn dabei ein paar Bürger zu Tode kamen — oder auch ein paar Millionen —, dann war das eben Pech für die Betroffenen. »Was wollen Sie unternehmen?«, fragte Geary.

Carabali blickte mürrisch drein. »Uns bleiben drei Möglichkeiten. Erstens: Wir erwidern das Feuer, was zweifellos den Tod vieler Zivilisten zur Folge haben wird. Zweitens: Wir ziehen uns zurück und geben unsere Bemühungen auf. Drittens: Wir erleiden weitere Verluste ohne eine Chance, uns zur Wehr zu setzen. Ihnen wird nicht entgangen sein, dass die Syndiks in jedem Fall die Sieger sind.«

»Verdammt.« Sollte er mit Vergeltungsmaßnahmen gegen den Planeten drohen? Würde das die Militärs von ihrem Tun abbringen? Leute, die jetzt schon gezeigt hatten, dass ihnen die Zivilbevölkerung egal war. Und wenn sie nicht aufhörten, war er dann bereit, seine Drohung in die Tat umzusetzen? »Wir brauchen diese Lebensmittel. Hat es sich als sicher erwiesen?«

»Bislang ja. Denen war nicht klar, dass wir deswegen herkommen, daher hatten sie auch keine Chance, es zu vergiften.«

Es musste doch noch eine vierte Möglichkeit geben. Ein Kompromiss war bei einer militärischen Aktion für gewöhnlich eine gefährliche Vorgehensweise, aber in diesem Fall schien es die einzige Wahl zu sein. »Was ist, wenn Sie eine Pufferzone um unsere Truppen herum schaffen und die Zivilisten wegschicken? Sagen Sie ihnen, sie sollen sich schnell zurückziehen, weil nach Ablauf einer bestimmten Zeit alles als Ziel angesehen wird, das sich in dieser Zone noch bewegt. Würde das funktionieren?«

Carabali nickte nachdenklich. »Könnte sein. Aber wenn Sie glauben, dass sich alle Zivilisten entfernen werden, dann täuschen Sie sich. Einige werden immer bleiben. Manche, weil sie zu stur oder zu dumm sind, andere, weil sie sich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht von der Stelle bewegen können. Einige werden sich weiter in der Gefahrenzone aufhalten.«

»Aber nicht annähernd so viele.«

»Nein, Sir.«

Geary schüttelte den Kopf. »Ich sehe keine andere Lösung. Diese Spezialeinheiten drängen uns in die Ecke. Zu schade, dass wir keine intelligente Munition haben, die nur die Bösen trifft.«

»Ich glaube, die hat sich seit dem ersten Krieg jeder Befehlshaber gewünscht. Ausgenommen natürlich die bösen Befehlshaber«, sagte Carabali.

»Erledigen Sie das, Colonel. Geben Sie den Zivilisten so viel Zeit, wie Sie für eine Räumung für nötig halten, aber gehen Sie mit Ihren Truppen keine unnötigen Risiken ein.« Kaum hatte Geary zu Ende gesprochen, wurde ihm klar, dass dies ein Befehl von dieser nervtötend widersprüchlichen Art war, die ihn früher verrückt gemacht hatten, wenn er sie erhielt. Carabali verdiente klarere Anweisungen. »Halten Sie eine halbe Stunde für ausreichend?«

»Fünfzehn Minuten wären mir lieber, Sir. Das sollte für den Bereich genügen, der geräumt werden soll.«

Ich werde nicht an der Entscheidung der Person zweifeln, die da drüben die Hauptverantwortung für diese Truppen trägt. »Also gut, fünfzehn Minuten.«

»Und danach haben wir die Erlaubnis, in der Pufferzone vertretbare Gewalt anzuwenden?«

»Solange Sie keine Löcher in die Außenhülle dieser Stadt schießen. Ich möchte nicht, dass die gesamte Atmosphäre ins All entweicht.«

Carabali grinste. Ihre vorangegangene Aufregung war ihrem Sinn für Humor gewichen. »Jawohl, Sir. Ich werde die Befehle weitergeben.«

»Gern geschehen.« Nachdem das Gespräch beendet war, lehnte Geary sich zurück und bemerkte Rione, die auf die Brücke gekommen war und ihn beobachtete. »Sieht so aus, als hätte ich eine Marine glücklich gemacht.«

»Wieso? Darf sie jemanden erschießen?«

»Vermutlich ja.« Er zögerte und suchte das Systemdisplay nach Hinweisen auf andere Bedrohungen ab. Die Syndik-Streitmacht Alpha hatte sich jedoch noch immer nicht von der Stelle gerührt, und andere Aktivitäten waren auch nicht festzustellen. Beruhigt zog Geary das Display der Landetruppen heran, deren zahlreiche kleine Bilder zeigten, was die Geschwaderführer sahen, die sich durch die Orbitalstadt bewegten. Er wählte zufällig eines aus und berührte es, um es zu vergrößern.