Выбрать главу

»Und was tun Sie dann?«

»Manchmal hilft es schon, die Person damit zu konfrontieren. Einige Leute geben auf, wenn sie erkennen, dass wir ihre Lügen durchschauen. Bei den Zähen ist die beste Lösung die, ihnen enthemmende Medikamente zu verabreichen. Wir fragen, sie reden.«

»Das hört sich menschlicher an, als sie zu schlagen«, kommentierte Geary amüsiert.

»Sie zu schlagen?« Der Lieutenant schien seinen Ohren nicht zu trauen. »Warum sollten wir so etwas machen? Das liefert nur unzuverlässige Informationen.«

»Tatsächlich?«

»Ja, Sir. Nicht ganz so schlimm wie bei Folter, aber immer noch unzuverlässig. Unsere Aufgabe ist es, Ihnen präzise Informationen zu liefern. Körperliche und geistige Misshandlungen bringen einen Menschen zwar zum Reden, aber man erhält keine zuverlässigen Aussagen.«

Geary nickte und war innerlich erleichtert, dass schlichter Pragmatismus die Grausamkeiten vermeiden half, die er anderswo miterlebt hatte. Hätten seine Geheimdienstleute sich auf Foltermethoden verlassen, dann wären sie genauso gestört gewesen wie die Kampftaktiken der Flotte, die er anfangs hatte beobachten müssen. »Okay, dann lassen Sie mich mal rein.«

Die Syndik-Matrosin riss den Kopf hoch, als die schwere Tür geöffnet wurde. Geary trat ein, die Matrosin starrte auf sein Uniformabzeichen, während er näher kam. »Wer sind Sie?«, fragte er. Die Geheimdienstleute hätten ihm das auch sagen können, aber er hielt es für eine gute Eröffnung für eine Unterhaltung.

Mit recht fester Stimme antwortete die Frau: »Gyal Barada, Matrosin siebten Grades des allgemeinen Dienstes, Selbstverteidigungsstreitmächte der Syndikatwelten, Direktorat der mobilen Weltraum-Streitmächte.«

Geary nahm ihr gegenüber Platz und war dankbar dafür, dass er bei einer Flotte diente, aber nicht bei einem »Direktorat der mobilen Weltraum-Streitmächte«. »Ich bin Captain John Geary.« Die Frau blinzelte verdutzt. »Man nannte mich mal Black Jack Geary. Vermutlich ist Ihnen mein Name da schon einmal begegnet. Ich bin der Befehlshaber dieser Flotte.«

Ihre Verwirrung verwandelte sich in Angst. »Darum also …«, platzte die Matrosin heraus, verkniff sich aber jedes weitere Wort.

Im ruhigen Plauderton hakte Geary nach: »Darum also was?«

Sie starrte ihn fast wie in Panik an. »Ich hörte die Offiziere reden, bevor unser Schiff zerstört wurde. Der Feind dürfte gar nicht hier sein, sagten sie. Er kann eigentlich gar nicht hergekommen sein. Aber er war da.«

Geary nickte. »Damit hatte ich tatsächlich etwas zu tun.«

»Man sagte uns, diese Flotte sei zerstört worden. Im Heimatsystem. Und man sagte, Sie seien bereits vor hundert Jahren gestorben.« Die Frau war so blass geworden, dass Geary fürchtete, sie könnte jeden Moment ohnmächtig werden.

»Wurden Sie während des Gefechts verletzt?«, fragte er.

Sie schüttelte hastig den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«

»Hat man Sie dem Kriegsrecht entsprechend behandelt, seit Sie in Gefangenschaft geraten sind?«

Nun wirkte sie wieder verwirrt. »Ich … ja.«

»Gut. Wie kommt der Krieg voran?«

Sie schluckte und begann dann in einem Tonfall zu reden, als leiere sie etwas auswendig Gelerntes herunter. »Die Syndikatwelten eilen von Triumph zu Triumph. Der endgültige Sieg ist zum Greifen nah.«

»Ach ja?« Geary fragte sich, wie lange die Syndik-Propaganda schon den zum Greifen nahen Sieg ankündigte. »Haben Sie diese Erklärung schon mal infrage gestellt?« Die Frau schüttelte stumm den Kopf. »Das dachte ich mir. Wahrscheinlich ist es gefährlich, das anzuzweifeln.« Noch immer keine Antwort. »Möchten Sie gern zurück nach Hause?« Lange Zeit starrte sie Geary nur an, schließlich nickte sie. »Das möchte ich auch. Aber in meiner Heimat bin ich frei. Sie sind es in Ihrer Heimat nicht. Stört Sie das nicht?«

»Ich bin eine Bürgerin der Syndikatwelten, ich lebe in Wohlstand und Sicherheit, und das verdanke ich den Opfern, die meine Führer erbringen«, rasselte sie herunter.

Erstaunlich. Seit einem Jahrhundert hat sich nichts an dem Unsinn geändert, den man den Syndiks eintrichtert. Aber was soll man auch verbessern, wenn man eine so einfache und irreführende Formel gefunden hat? »Glauben Sie das wirklich?«

»Ich bin eine Bürgerin …«

»Ich habe Sie schon beim ersten Mal verstanden. Was ist nötig, damit Sie auf meine Frage antworten?«

Sie starrte ihn an und war wieder völlig verängstigt. »Ich werde auf Ihre Fragen nicht antworten.«

Geary nickte. »Ich hatte gar keine Antwort erwartet. Ich bin nur neugierig, was passieren muss, damit jemand wie Sie sich gegen die Regierung auflehnt, von der Sie versklavt und benutzt werden.«

Die Matrosin sah ihn lange an, bis sie erwiderte: »Ich muss meine Heimatwelt verteidigen.« Wieder eine Pause. »Ich habe auf dieser Welt Familie.«

Er dachte über ihre Worte nach und nickte abermals. Alte, aber wirkungsvolle Motive. Verteidige deine Heimatwelt gegen Invasoren. Beschütze deine Familie vor der eigenen Regierung. In der Menschheitsgeschichte hatten unzählige totalitäre Regime erfolgreich darauf gebaut. Jedenfalls für eine Weile. »Ich werde Ihnen jetzt etwas erzählen. Ich erwarte nicht, dass Sie mir glauben, aber ich erzähle es trotzdem. Die Allianz will Ihre Heimatwelt nicht angreifen, und sie will auch Ihrer Familie nichts antun. Niemand in der Allianz kämpft, weil er Angst vor seiner eigenen Regierung hat. Jeder, der zu den Syndikatwelten gehört, hat die Wahl, seinen Führern in diesen hässlichen Krieg zu folgen oder darauf zu bestehen, dass er beendet wird und gegenseitige Sicherheit Einzug hält.«

Ihre Miene war so verschlossen wie die eines streng Gläubigen, dem man erzählte, dass seine Vorfahren in Wahrheit gar nicht über ihn wachten. Sie saß nur da und schwieg. Schweigen im Angesicht der Autorität, selbst wenn man anderer Meinung war, musste eine Überlebenstaktik für die Bewohner der Syndikatwelten sein.

Geary stand auf. »Ihre Schiffe haben tapfer gekämpft. Ich bedauere die Tatsache, dass wir sie zerstören mussten. Mögen unsere Kinder eines Tages in Frieden leben.« Diese Worte ließen die Frau wenigstens aufhorchen, doch sie schwieg weiter, als er den Raum verließ.

»Sie können sie nicht dazu bringen, gegen ihre Führer zu arbeiten«, sagte der Lieutenant zu ihm. »Wir haben es versucht. Man sollte meinen, dass ihr Eigennutz sie motivieren könnte.«

Geary schüttelte den Kopf. »Lieutenant, wenn Eigennutz Menschen motivieren könnte, dann säßen Sie, ich und jeder Allianz- und Syndik-Soldat jetzt auf unserer Heimatwelt am Strand und würden ein Bier trinken. Ob zum Guten oder zum Schlechten, die Menschen glauben an das, wofür sie zu kämpfen bereit sind. Für uns zum Guten, für sie zum Schlechten.«

»Ja, Sir. Aber Sie haben da drinnen eine interessante Saat ausgestreut, Sir. Uns war nicht klar, was dabei herauskommen würde.«

»Wovon reden Sie?«, fragte Geary.

»Sie hält Sie für tot und diese Flotte für zerstört. Haben Sie gesehen, wie verängstigt sie war? Die Werte für ihren Metabolismus sind in die Höhe gesprungen. Sie hält uns für eine Geisterflotte, die von einem Geist befehligt wird.« Der Lieutenant grinste. »Das könnte der Moral der Syndiks einen Dämpfer versetzen.«

»Könnte sein.« Durch das verspiegelte Fenster sah er die Matrosin an. »Welche Pläne haben Sie mit ihr und den übrigen Gefangenen?«

»Das überlegen wir derzeit noch. Für unsere Abteilung sind sie wertlos. Aber wir können sie benutzen, um Gerüchte zu verbreiten, die für uns von Nutzen sein könnten«, erklärte der Lieutenant bedächtig. »Vielleicht sollten wir überlegen, sie … freizulassen.«

»Befinden sich deren Rettungskapseln noch an Bord?«

»Ja, Sir.« Der Lieutenant schien überrascht, dass sich Geary über diesen Vorschlag nicht aufgeregt hatte. »Wir haben die Kapseln gründlich durchsucht, ob sich irgendetwas von Wert an Bord befindet, aber das war nicht der Fall.«