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»Das müssen wir auch gar nicht«, gab Desjani tonlos zurück. »Es sei denn, ich irre mich.«

»Wie meinen Sie das?«

Sie deutete auf die Spitze der Syndik-Flotte. »Da draußen ist ein Commander unterwegs, der jetzt die Hälfte seiner Streitmacht verloren hat — oder verloren haben wird, sobald wir uns die beschädigten Schiffe vorgenommen haben. Die verbliebenen Einheiten stellen für uns keine Bedrohung dar, die uns davon abhalten könnten, das zu tun, was wir in diesem System tun wollen. Der Commander weiß, er kann bestenfalls auf ein Leben im Arbeitslager hoffen. Ein Erschießungskommando ist wahrscheinlicher, auch wenn wir von Bestrafungen gehört haben, die unter dem Deckmantel der ›freiwilligen Teilnahme an medizinischen Forschungen‹ geführt werden und nichts anderes bedeuten, als dass die Betroffenen zu Tode gefoltert werden.«

Geary betrachtete sein Display. »Sie glauben, dieser Commander wird es vorziehen, im Kampf zu sterben?«

»Das ist vielleicht grundsätzlich nicht die beste Lösung, es sei denn, einen erwartet ohnehin der Tod.« Wieder zeigte Desjani auf die Darstellung. »Sie sind schon drauf und dran.« Die intakten und die leicht beschädigten Schlachtschiffe bremsten tatsächlich ab und kehrten zu den schwer beschädigten Schwesterschiffen zurück. »Ob sie nun verzweifelt sind oder nicht«, merkte sie an, »es ist ein tapferer Zug von diesen Schiffen.«

Als Geary hörte, dass Desjani diese Syndiks als tapfer bezeichnete, horchte er auf. Sie war im Begriff, den Feind als menschliches Wesen wahrzunehmen. Er würde sie warnen müssen, dass solche Empfindungen ihr zwar helfen konnten, das Verhalten des Gegners besser zu verstehen, dass es aber damit auch schwieriger wurde, das Notwendige zu tun, wenn es getan werden musste — beispielsweise die tapferen Matrosen auf diesen tapferen Schiffen zu töten.

Abfangpunkte wurden in rascher Folge auf seinem Display aktualisiert, während die Syndiks weiter die Geschwindigkeit drosselten. »Ich werde diese Formation unter die Syndiks bringen, während Formation Bravo darüber in Position gehen soll. Bravo wird in der Lage sein, fünfzehn Minuten nach unseren Salven das Feuer zu eröffnen. Wir wenden dann und greifen sie danach erneut an.« Geary erteilte die erforderlichen Befehle und ließ die Formation Delta leicht nach Backbord und nach unten fliegen, während die Formation Bravo ihren Kurs nach Steuerbord und nach oben korrigieren sollte.

Tulev hatte seine Begleitschiffe dem davonfliegenden Feind hinterhergeschickt. In diesem Moment verging einer der beschädigten Schweren Kreuzer in einer Explosion, da die Allianz-Schiffe ihn erneut unter massiven Beschuss genommen hatten.

Geary stutzte und sah sich die Bewegungen der Syndik-Schlachtschiffe genauer an. »Eingreiftruppe Gamma, holen Sie Ihre Eskorten zurück, sonst sehen die sich gleich Schlachtschiffen gegenüber. Lassen Sie sie eine Position außerhalb der Feuerreichweite des Feindes einnehmen, damit sie auf alle Einheiten schießen können, die zurückfallen und nicht länger vom Rest der Streitmacht geschützt werden.« So wie Wölfe, die einer fliehenden Herde nachliefen und sich auf jedes Tier stürzten, das strauchelte und den Anschluss an die Gruppe verlor.

Es würde allerdings noch einige Minuten dauern, bevor der Befehl die Eskorten erreichte, und es war zu hoffen, dass die Syndiks noch etwas länger brauchten, um ihre Formation zu ordnen.

Die Syndiks brachten ihre Schiffe eben in eine grob würfelförmige Aufstellung, als sich Geary mit der Formation Delta unter sie begab und von dort mit allen Waffen auf die untersten Schiffe feuern ließ. Zwei beschädigte Schlachtkreuzer bekamen weitere Treffer ab, drei Schlachtschiffe erlitten schwere Schäden, und die Schweren Kreuzer sowie die wenigen überlebenden Jäger wurden durch das Feuer der Allianz-Schiffe schlicht ausgelöscht.

Fünfzehn Minuten später ließ Geary seine Formation in einer ausholenden Kurve wenden, da schob sich die Formation Bravo von oben über die Syndik-Flotte und zerschoss zwei Schlachtschiffe und einen der verbliebenen Schlachtkreuzer.

Geary betätigte die Komm-Kontrolle, als die Formation Delta sich wieder im Anflug auf den Gegner befand. »An den Befehlshaber der Syndik-Flotte, die von uns angegriffen wird. Ihre Situation ist aussichtslos. Ergeben Sie sich, dann werden Sie und die Besatzungen Ihrer Schiffe entsprechend dem Kriegsrecht behandelt.«

Es kam keine Antwort, aber damit hatte er auch nicht gerechnet. Wahrscheinlich traf Desjanis Vermutung zu, und der Syndik-Commander hatte längst beschlossen, dass ein Tod in der Schlacht jenem Schicksal vorzuziehen war, das seine Vorgesetzten andernfalls für ihn vorsahen.

Der Syndik-Würfel schrumpfte allmählich zu einem flachen Quadrat zusammen und kam nur noch langsam voran, da die halbwegs intakten Schiffe sich an die Geschwindigkeit der stark beschädigten Einheiten anpassten. Die Formation Delta nahm die Restflotte unter Beschuss, danach waren nur noch zwei Schlachtschiffe funktionstüchtig. Der zweite Vorüberflug der Formation Bravo zerschlug dann die noch verbliebenen Reste der Syndik-Streitmacht, und als Bravo sich entfernte, explodierte eines der Syndik-Schiffe wegen eines überhitzten Kerns.

Geary atmete gedehnt aus und musterte die Wolke aus Rettungskapseln, die sich auf den Weg in Sicherheit begaben. »Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass der Syndik-Befehlshaber mit diesem letzten Schlachtschiff untergegangen ist?«, fragte er in den Raum.

Desjani nickte nur.

Rione deutete auf das Display, auf dem zu sehen war, wie sich Allianz-Schiffe den Wracks näherten, um sicherzustellen, dass alle feindlichen Einheiten tatsächlich so vollständig zerstört worden waren, dass die Syndiks mit den Überresten nichts mehr anfangen konnten. »Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Sieg, Captain Geary.«

»Sie haben uns auf die Idee gebracht«, gab Geary zurück.

Wieder nickte Desjani. »Ein abschreckendes Beispiel dafür, wenn man das macht, was der Gegner von einem erwartet.«

»Ja. Und der Trick besteht darin, herauszufinden, was der Gegner von einem erwartet, damit man weiß, was man nicht machen sollte.« Er sah sich die Anzeigen an, die den Zustand seiner Flotte zeigten. »An alle Einheiten: Kehren Sie zur Dauntless zurück und nehmen Sie die allgemeine Flottenformation ein. Captain Tulev, ich brauche Ihre Schlachtkreuzer und die Eskorten mit den Hilfsschiffen, damit die Sie unterstützen können. Lassen Sie mich so bald wie möglich die geschätzten Reparaturzeiten für Ihre Schiffe wissen. An alle Schiffe der Formation Gamma: hervorragende Arbeit.«

Desjani sah ihn von der Seite an. »Werden wir Sancere bald verlassen?«

»Ganz genau.« Geary musterte das Systemdisplay und dachte daran, auf wie viele Werften, Orbitaleinrichtungen und militärische Anlagen die Allianz-Flotte bei der Ankunft in diesem System gestoßen war. Nur wenig davon existierte jetzt noch. Wollen wir doch mal sehen, ob die Syndiks das ihren Leuten auch noch als Sieg verkaufen können. »Wir haben hier so viel Schaden angerichtet wie nötig. Außerdem werden wir bei Ilion gebraucht. Wenn wir Glück haben, warten da einige Schiffe, die sich uns wieder anschließen wollen.«

»Und denen eine große Syndik-Streitmacht im Nacken sitzen wird«, fügte Rione an.

»Ja. Ich sollte wohl besser veranlassen, dass die Hilfsschiffe während des Transits mehr Waffen und mehr Brennstoffzellen herstellen. Ich vermute, wir können beides bei Ilion gut gebrauchen.«

Bevor sie in den Sprung überwechselten, nahm sich Geary noch die Zeit, um unter vier Augen mit Commander Cresida zu reden. »Wären Sie nicht auf die Idee gekommen, das Hypernet-Portal kontrolliert zusammenbrechen zu lassen, dann würden wir uns jetzt sehr wahrscheinlich nicht mehr unterhalten können. Als Befehlshaber der Flotte kann ich Sie mit dem Silbernen Nebel auszeichnen, und genau das werde ich hiermit auch machen. Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass die lobende Erwähnung etwas vage gehalten ist.«