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Cresida errötete vor Freude. »Danke, Sir. Ich hoffe, wir werden diesen Algorithmus nicht noch einmal anwenden müssen.«

»Das hoffe ich auch«, stimmte er ihr zu. »Als Befehlshaberin einer eigenständigen Formation haben Sie hervorragende Arbeit geleistet.« Er hielt kurz inne. »Ich befördere Sie außerdem hiermit zum Captain. Meinen Glückwunsch, das haben Sie sich redlich verdient. Wenn die Zeit es erlaubt, werden wir eine angemessene Zeremonie bei Ilion nachholen.«

»Captain?« Sie lächelte und sah ihn verblüfft an. »Vielen Dank, Sir. Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll.«

»Sie müssen gar nichts sagen. Schließlich haben Sie sich genau das verdient. Die Eingreiftruppe Furious hat sich für diese Flotte als äußerst wertvolle Einheit erwiesen.« Geary lehnte sich zurück und entspannte sich ein wenig, nachdem der formelle Teil der Besprechung erledigt war. »Commander Cres… oh, verzeihen Sie. Captain Cresida, es gibt da eine Sache, die mich rätseln lässt.« Sie beobachtete ihn aufmerksam, auch wenn die erste offizielle Anrede mit ihrem neuen Dienstgrad sie unwillkürlich grinsen ließ. »Als das Portal zerstört wurde, was geschah da mit den Schiffen, die möglicherweise auf dem Weg nach Sancere waren?«

»Da gibt es zwei Möglichkeiten, Sir«, antwortete sie. »Als der Pfad zwischen Sancere und dem Portal, von dem diese Schiffe kamen, unterbrochen wurde, ist es denkbar, dass alles auf diesem Pfad zerstört wurde.«

Geary nickte und malte sich aus, wie Schiffe ohne eine Vorwarnung vernichtet wurden. Feindliche Schiffe zwar, dennoch … »Und die andere Möglichkeit?«

»Die wird für die wahrscheinlichere gehalten, Sir«, erklärte Cresida. »Man glaubt, wenn der Pfad aufhört zu existieren, dann kehren die betroffenen Schiffe einfach in den Normalraum zurück.«

»Das ist alles?« Kaum hatte er ausgesprochen, wurde ihm die Bedeutung dieser Möglichkeit bewusst. »Sie kehren in den Normalraum zurück? Irgendwo zwischen Sancere und dem Stern, von dem sie abgeflogen sind?«

»Ja, Sir.«

»Was an einem Punkt sein könnte, der sehr weit vom nächsten Stern entfernt ist«, fügte Geary hinzu.

»Richtig, Sir. Mit etwas Glück, kluger Rationierung und einigen kreativen Lösungen, um Abfälle zu verwerten, verbrauchte Luft zu regenerieren und Gemüse und Ähnliches anzupflanzen, sollten sie in der Lage sein, es bis zum nächsten Stern zu schaffen, von wo aus sie durch einen Sprungpunkt in Sicherheit gelangen können.«

»Aber selbst wenn der nächste Stern nur ein Lichtjahr entfernt ist, würde es Jahre dauern, bis sie ihn erreichen.«

»Ja, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie sparsam mit ihren Antriebsreserven umgehen müssen. Wahrscheinlich sind es mindestens zehn Jahre, vermutlich aber noch viel mehr.«

Geary schüttelte den Kopf. »Ich schätze, das ist besser als zu sterben. Sie könnten einige ihrer Rettungskapseln benutzen und den größten Teil der Crew in Tiefschlaf versetzen, ohne die Kapseln zu starten. Damit würden die Vorräte deutlich länger reichen. Allerdings möchte ich keiner von denjenigen sein, die wach bleiben müssen. Die werden lange Zeit auf einen Stern starren, der nur sehr, sehr langsam größer wird.«

»Na ja, es ist ja nicht so, als würden wir morgen schon wieder zu Hause sein«, warf Cresida ironisch ein.

»Stimmt. Und wenn wir dafür gesorgt haben, dass einige Syndik-Kriegsschiffe für die nächsten zehn Jahre zwischen den Sternen festsitzen, dürfte das der Allianz zumindest ein wenig helfen.« Er lächelte flüchtig. »Vielleicht erfahren sie ja, wenn sie den nächsten Stern erreichen, dass der Krieg seit Jahren vorbei ist. Ich frage mich, was für ein Gefühl das wäre.«

Cresida schwieg einen Moment lang. »Manche von uns fragen sich, ob dieser Krieg jemals ein Ende nehmen wird oder ob wir und die Syndiks immer weiter aufeinander losgehen werden.«

Er musterte sie und hielt sich vor Augen, dass Cresida ihr Leben lang nichts anderes als diesen Krieg gekannt hatte, dessen Anfänge schon Jahrzehnte vor ihrer Geburt lagen. »Ich vermute, manchmal muss es einem vorkommen, als würde der Krieg schon ewig toben. Aber es muss irgendeine Möglichkeit geben, diesen Konflikt so zu beenden, dass die Allianz sicher ist und die Syndiks nicht wieder einen Angriff starten.« Dabei fiel ihm wieder ein, welche verheerende Zerstörungskraft die Hypernet-Portale besaßen. Mit Hilfe der Portale wäre es möglich, den Krieg zu beenden und die Bedrohung durch die Syndiks aus der Welt zu schaffen. Werde ich wohl jemals zu der Ansicht gelangen, dass die Vernichtung der Portale die einzige Lösung ist? Oder schlimmer noch: dass es die richtige Lösung ist? »Wir sehen uns bei Ilion, Captain.«

Zehn

Nach Sancere wirkte Ilion karg und verlassen. Auf einer einzelnen, nur gerade eben bewohnbaren Welt fanden sich ein paar umschlossene Städte, von denen eine wegen Mangels an Einwohnern bereits aufgegeben worden war. Der Flugverkehr innerhalb des Systems beschränkte sich auf ein paar alte Schiffe, die zwischen der bewohnten Welt und einigen veralteten Industrieanlagen in der Nähe eines Asteroidengürtels pendelten. Kriegsschiffe waren nirgends zu sehen, und die Syndik-Militärbasis auf einem Mond im Orbit um einen Gasriesen hatte man eingemottet.

Geary beschloss, mit den Bewohnern der Syndik-Welt erst gar nicht Kontakt aufzunehmen. Er hatte nicht die Absicht, mit der Flotte diesen Planeten anzufliegen, und er konnte sich auch nicht vorstellen, dass sie irgendetwas von Wert zu bieten hatte. Eine genauere Untersuchung der Militärbasis ergab, dass man nicht nur alle Vorräte, sondern auch einen Teil der fest installierten Ausrüstung mitgenommen hatte. »Sieht so aus, als hätten sie diese Basis über einen Zeitraum von einigen Jahrzehnten immer weiter ausgeschlachtet«, überlegte Desjani. »Da Sancere so nahe ist, muss längst jeder von hier weggegangen sein.«

»Und was glauben Sie, warum die Syndiks den Planeten nicht längst geräumt haben?«, fragte Geary.

»Ich möchte wetten, es wäre ein teures Vergnügen, all diese Leute von hier wegzubringen. Wahrscheinlich hat man sie sich selbst überlassen, weil die Kosten-Nutzen-Rechnung der Syndiks gegen eine Evakuierung spricht.«

»Einfach im Stich gelassen, meinen Sie«, sagte er nachdenklich und fragte sich, wie sich die Menschen dort wohl fühlten. Man ließ Ausrüstung zurück, weil ihr Abtransport zu kostspielig war, aber die Menschen mussten bleiben? Er hätte nicht erwartet, dass jemand so etwas tun würde. Wie lange konnten diese Leute von dem leben, was sie anbauten, herstellten und abbauten? Ganz sicher schrumpfte die Bevölkerungszahl kontinuierlich, sodass es wohl nur eine Frage der Zeit war, bis auch der letzte Mensch auf Ilion sterben würde. Er hatte mittlerweile einige Systeme zu Gesicht bekommen, die durch die Einrichtung der Hypernet-Portale in Vergessenheit geraten waren, doch Ilion hatte es bisher von allen am härtesten getroffen. »Bringen wir die Flotte in Position, damit der Sprungpunkt von Strena gesichert ist.« Wenn Schiffe unter Falcos Kommando überlebt haben sollten, dann würden sie über Strena hereinkommen müssen. »Ich möchte, dass wir zehn Lichtminuten vom Sprungpunkt entfernt sind. Wenn ein Schiff durchkommt, könnte es schnelle Hilfe benötigen.«

Er warf einen Blick auf sein Display und sah, dass die Flotte bei der gegenwärtigen Geschwindigkeit gut zwei Tage benötigen würde, um den Sprungpunkt zu erreichen. »Ich schätze, es wird mal wieder Zeit für eine Flottenkonferenz.«

Es war ein gutes Gefühl, dass die Befehlshaber der dreißig Schiffe der Eingreiftruppe Furious wieder mit am Tisch saßen. Und es war ein gutes Gefühl zu sehen, dass alle mit dem Verlauf der Geschehnisse bei Sancere sehr zufrieden waren. Zumindest für den Augenblick schien niemand bereit, offen Feindseligkeit oder auch nur Antipathie erkennen zu lassen. Einmal mehr hatte Co-Präsidentin Rione beschlossen, nicht an der Konferenz teilzunehmen, was Geary zu der Frage brachte, welche Ziele sie eigentlich verfolgte. Warum begnügte sie sich mit Berichten aus zweiter Hand, anstatt selbst anwesend zu sein, um Fragen zu stellen und Einwände zu erheben? Sie musste doch wissen, dass er es nicht falsch auffassen würde, solange sie begründete Vorbehalte zur Sprache brachte.