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Danica hustete erneut, sie zwinkerte ein paar Mal in rascher Folge, dann rieb sie sich die Augen. Sie stachen, als wären ihr Sandkörner unter die Lider geraten. Sie wischte mit ihrem seidenen Ärmel darüber, ehe sie ein wenig unsicher zu den anderen sah. Asher schüttelte nur knapp den Kopf und rümpfte missbilligend die Nase, während seine Augen zu tränen begannen.

Gleichzeitig starrten sie zu Grimwood hinüber.

Eine Gesichtshälfte rauchte.

King redete im Plauderton weiter. „Ihr atmet in diesem Moment atomisiertes kolloidales Silber ein. Es wird in die Klimaanlage des Gebäudes gepumpt.“

Danica starrte ihn verständnislos an. Dann bemerkte sie das leise Zischen, das aus der Klimaanlage an der Wand drang. Fassungslos starrte sie darauf, während das Geräusch beständig lauter wurde.

Gleichzeitig begannen die Vampire zu niesen und nach Luft zu schnappen, als ihre Körper versuchten, die Silberstaubpartikel zu verarbeiten, die sich in ihren Lungen ablagerten. Asher kippte hyperventilierend gegen die Wand, während Grimwood mit seinen Klauen nach seinem Gesicht schlug.

Nur mit Mühe konnte sich King aufrichten, da seine Beine vor Anstrengung zitterten. Er sah mit unendlicher Befriedigung zu, wie Grimwood zu kreischen begann und im Kreis rannte, während er bläuliche Flammen hustete.

King lehnte den Kopf gegen die Säule und sah nach oben. „Das dürfte bedeuten, dass der große Auftritt stattfindet… und zwar…“

Das schwarz gestrichene Oberlicht wurde eingeschlagen.

„…jetzt.“

Blade platzte durch das Oberlicht in den Raum, sein Ledermantel schwang wie ein Umhang um ihn herum. Er machte einen Satz aus fast fünf Metern Höhe und landete lässig neben King, wobei er sein Gesicht abschirmte, um sich vor den Scherben zu schützen. Dann stemmte er sich mit den Händen auf dem Teppich ab und schlug ein Rad, um seinen Stiefel in Grimwoods schmorendes Gesicht zu rammen. Der große Vampir wurde von dem wuchtigen Aufprall zu Boden gerissen, da er sich in seiner Panik nicht wehren, sondern nur mit den Armen fuchteln konnte.

King stieß einen Freudenschrei aus. Er hatte den Daywalker noch nie in Aktion erlebt, und jetzt hatte er gleich einen Platz in der ersten Reihe. Fast wünschte er sich, er hätte eine Zigarre und einen Beutel mit Popcorn, um das Schauspiel stilvoll zu genießen.

Fast im gleichen Augenblick war Grimwood wieder auf den Beinen, auch wenn das mehr ein Reflex als eine bewusste Reaktion war. Er schüttelte den Kopf, dann holte er nach Blade aus und jaulte wie ein verwundeter Bär. Die anderen Vampire sprinteten aus dem Weg, als Blade einen Satz durch die Luft machte und Grimwood im Flug erwischte. Die beiden wurden nach hinten gerissen, die Wucht des Aufpralls schleuderte sie gemeinsam über das niedrige Geländer in die tiefer gelegene Hälfte von Danicas Penthouse.

Danica nutzte den Augenblick der Verwirrung, packte Asher und zerrte ihn hinter sich her aus dem tödlichen Silberrauch, während sie versuchte, den Atem anzuhalten. Sie mussten von hier verschwinden, ehe der Daywalker ihnen nachstellte. Sie hoffte, Blade würde lange dafür brauchen, Grimwood zu töten, damit sie genug Zeit für ihre Flucht hatten.

Die beiden Vampire stürmten hinaus in den abgedunkelten äußeren Flur und hasteten in Richtung Treppenhaus. Noch während sie davonliefen, öffneten sich mehrere Türen entlang des Korridors und Dutzende von Vampirwachen taumelten aus den Zimmern, röchelten und hielten sich den Hals. Alarmglocken schrillten in jedem Raum, als der gebäudeweite Eindringlingsalarm ausgelöst wurde, was das Chaos nur noch verschlimmerte.

In seinem Raum gleich nebenan wandte Drake den Kopf, als er den Alarm hörte. Er war gerade beim Anziehen. Eine Hand steckte in einem polierten Panzerhandschuh, der der Rüstung gehörte, in der er beerdigt worden war. Der Rest der Rüstung war neben ihm aufgestellt worden und warf einen unheimlichen, menschenähnlichen Schatten an die Wand gegenüber.

Drake streckte sich genüsslich und machte den zweiten metallenen Handschuh fest. Er kannte nur eine Person, die in der Lage war, Danicas Alarmanlage zu überwinden. Erwartungsvolle Vorfreude regte sich in ihm. Oh ja, vor dem Mittagessen konnte er ein wenig körperliche Betätigung gut gebrauchen. Er griff nach seinem Schwert und ging an der schweigsamen Zoe vorbei aus dem Raum, die ihm nachsah und auf ihren Knebel biss.

Auf der unteren Ebene im Penthouse bekämpften sich Blade und Grimwood wie zwei Titanen, demolierten Möbel, zerbrachen Fenster und droschen mit bloßen Fäusten in einem Wirbelwind aus Attacken und Gegenattacken aufeinander ein. Für seine Größe war Grimwood bemerkenswert leichtfüßig und schlug immer wieder nach Blade, während der Daywalker ihn zurücktrieb und nach einer Lücke in seiner Deckung suchte. Grimwoods Gesichtshaut war bereits zur Hälfte weggebrannt, weshalb Blade auch bemüht war, auf Abstand zu bleiben, da der Gestank nach verbranntem Fleisch überwältigend wurde.

Während sie kämpften, war auf einmal hinter ihnen lautes Gebrüll zu hören. Blade wirbelte zwischen zwei Hieben herum und sah Dutzende von Vampiren, die als Verstärkung durch mehrere Zugänge in das Apartment gestürmt kamen. Bewaffnet waren sie mit einer bizarren Ansammlung von Gegenständen, die sie spontan gepackt hatten: Knüppel, Baseballschläger und Feuerlöscher.

Blade fluchte leise. Er war so dumm gewesen, zu glauben, dass das Apartment unbewacht sein würde, doch jetzt begann er daran zu zweifeln, dass es ein kluger Plan war. In der Theorie war es alles ganz einfach. Sie mussten nur nahe genug an Drake herankommen, damit Abigail die Ampulle auf ihn abfeuern konnte, dann würde alles vorüber sein.

Die Chancen dafür standen aber äußerst schlecht, wenn er erst noch diese Truppe aus dem Weg schaffen musste.

Blade wandte sich wieder Grimwood zu, entschlossen, diesen Verrückten auszuschalten, ehe die anderen ihn erreicht hatten. Er konnte nur hoffen, dass Abigail zu King vordrang, ehe die Blutsauger sich entschieden, auch über ihn herzufallen. Ein weiterer toter Nightstalker war das Letzte, was Abigail jetzt brauchte, und wenn sie nicht kämpfen konnte, dann war sie für ihn nutzlos.

Der erste Vampir hatte ihn erreicht, und sofort schaltete Blades Verstand um in den Einzelkämpfer-Modus. Er suchte die Menge ab, um zu erkennen, welche unter ihnen die schwächsten Ziele darstellten. Einen Augenblick später war sein Körper in Bewegung und entfernte sich mit einem gewaltigen Sprung von Grimwood. Mit einem kräftigen Rundumtritt zerschmetterte er bei drei Vampiren, die ihm am nächsten waren, zahlreiche Knochen. Ein hagerer Laborvampir tauchte hinter ihm auf und versuchte, ihm auf den Rücken zu springen, wobei er mit einem verchromten Dolch fuchtelte. Blade hatte aber damit bereits gerechnet und griff hinter den Vampir, um dessen Hemd zu packen.

Der Dolch strich harmlos über Blades Brustpanzer, während er die glücklose Kreatur über dem Kopf umherwirbelte und dann vor sich auf den Boden warf, wobei er einen anderen Vampir mit sich riss. Die Kreatur hatte kaum genug Zeit, um die Augen vor Entsetzen aufzureißen, da bohrte sich bereits ein Silberpflock in ihr Herz und ließ sie in einer Explosion aus schwarzer Asche vergehen, die den Vampir darunter in Brand setzte.

Die Hitze der beiden Tode erfasste Blade, der sich rasch abwandte und sich eine junge Vampirin vornahm, die nach ihrer Pistole griff. Er schaltete sie so schnell aus wie die beiden anderen, indem er einen Silberpflock aus seinem Armgurt zog und ihn in ihre Brust rammte. Ihr Brustbein wurde durch den Aufprall zertrümmert, und noch während sie zu kreischen begann, umfasste er ihren Hals und trennte den Kopf so mühelos vom Rumpf, als würde er eine reife Frucht vom Baum pflücken. Blut spritzte umher. Für einen Sekundenbruchteil verzog die Vampirin entsetzt das Gesicht, als sie ihren eigenen, kopflosen Rumpf zu Boden fallen sah. Dann wurde vor ihren Augen alles weiß, da sich weißglühende Flammen durch ihre Sinne fraßen und ihren Kopf in einen kleinen Feuerball verwandelten.

Drei andere Vampire rückten vor, um ihren Platz einzunehmen. Blade ließ sich nach vorn fallen, stützte sich mit den Händen ab und trat nach oben aus. Mit unglaublicher Wucht traf er zwei der Kreaturen mit den Absätzen auf die Brust. Sie rutschten auf dem Blut der enthaupteten Vampirin aus, überschlugen sich in der Luft und landeten in einer höchst unnatürlichen Körperhaltung auf dem Boden. Sie bewegten sich nicht länger.